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Viren als Diabetesauslöser unter Verdacht
Jatros Digital
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23.09.2019
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<p class="article-intro">Die internationale Kohortenstudie TEDDY sucht nach ätiologischen Faktoren für Typ-1-Diabetes und wurde unter anderem bei viralen Infektionen fündig. Ob es sich um kausale Zusammenhänge handelt, ist freilich noch ungeklärt.</p>
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<p class="article-content"><p>Die TEDDY-Studie (The Environmental Determinants of Diabetes in the Young) ist eine große, internationale Langzeitstudie, die Faktoren identifizieren soll, die zur Entwicklung von Typ-1-Diabetes bei Kindern führen. Weltweit wurden in die Studie rund 9000 Kinder mit bestimmten Risikogenen im Zusammenhang mit der Entwicklung von Typ-1-Diabetes aufgenommen. Das Follow-up läuft bis zum 15. Lebensjahr jedes Kindes und inkludiert eine Datensammlung zu Ernährung, Krankengeschichte und Impfungen. Auch Blut- und Stuhlproben sowie Nasenabstriche werden genommen.</p> <h2><strong>Finnland ist nicht Schweden</strong></h2> <p>Eines der Ziele der Studie besteht darin, möglichen Hinweisen auf eine (zumindest teilweise) virale Genese des Typ-1-Diabetes nachzugehen. Im Rahmen des EASD 2019 präsentierte Prof. Dr. Heikki Hyöti von der Universität Tampere die aktuellen Auswertungen zur Rolle von Viren in der Entstehung von Typ-1-Diabetes. Um Hinweise auf mögliche virale Infektionen zu erhalten, wurden zunächst die regelmäßigen Befragungen im Hinblick auf Infektionen des Respirationstraktes sowie Gastroenteritis ausgewertet. Enteroviren werden durch die Serologie und den direkten Virusnachweis in Blut und Stuhl detektiert. Die Befragungen lieferten auch Hinweise auf Impfungen. Und hier gab es, so Hyöti, die erste Überraschung. Die vor einigen Jahren durchgeführte und mit Narkolepsie in Verbindung gebrachte Influenzaimpfung mit dem Impfstoff Pandemrix<sup>®</sup> erwies sich als protektiv gegen Typ-1-Diabetes – dies allerdings nur in Finnland, während in der schwedischen Kohorte kein vergleichbarer Effekt gesehen wurde.<sup>1</sup> Hyöti: „Wir haben dafür keine Erklärung. Aber wir können jedenfalls sagen, dass der Impfstoff das Risiko nicht erhöht hat. Es gab diesbezüglich gewisse Sorgen, da es sich bei der Narkolepsie ebenfalls um eine Autoimmunerkrankung handelt.“</p> <p>Es gibt Hinweise, dass Assoziationen von Infektionen mit dem Auftreten von Autoimmunität bestehen. So steigt das Risiko, Antikörper gegen das Enzym Glutamatdecarboxylase (GADA) zu entwickeln, nach einer Gastroenteritis um ungefähr den Faktor 2, während Insulin-Autoantikörper (IAA) negativ mit Gastroenteritis assoziiert sind. Stuhluntersuchungen zeigten, dass das Adenovirus F sowie die Enteroviren A–D Kandidaten für eine virale Beteiligung an der Diabetesgenese sind. Im Falle von Enterovirus B waren chronische Infektionen über mehrere Monate mit einer signifikanten Risikoerhöhung um den Faktor 3 assoziiert. Ebenso konnte für das Norwalk-Virus eine Assoziation mit dem Auftreten von GADA nachgewiesen werden. Ob es sich hier um Assoziationen oder kausale Zusammenhänge handelt, müssen in Zukunft mechanistische Studien klären, so Hyöti.</p></p>
<p class="article-footer">
<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
<div class="collapse" id="collapseLiteratur">
<ol> <li>Larsson EH et al.: Pandemrix<sup>®</sup> vaccination is not associated with increased risk of islet autoimmunity or type 1 diabetes in the TEDDY study children. Diabetologia 2018; 61(1): 193-202</li> </ol>
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