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Die AWARD-10-Studie

<p class="article-intro">Sowohl GLP-1-Rezeptoragonisten als auch SGLT2-Inhibitoren verbessern durch unterschiedliche Mechanismen die Blutzuckereinstellung und verringern Körpergewicht und Blutdruck. Das Ziel der AWARD-10-Studie1 war die Evaluation der Sicherheit und Effektivität einer zusätzlichen GLP-1-Rezeptoragonisten-Medikation mit Dulaglutid (Trulicity<sup>®</sup>) zu vorbestehender Therapie mit einem SGLT2-Inhibitor mit/ohne gleichzeitige Metformintherapie.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Methoden und Ergebnisse</h2> <p>In die Studie wurden 424 Patientinnen und Patienten mit einem HbA<sub>1c</sub> von &uuml;ber 7 % unter SGLT2-Therapie &plusmn; Metformin eingeschlossen und erhielten zus&auml;tzlich randomisiert 0,75 bzw. 1,5mg Dulaglutid einmal w&ouml;chentlich oder Placebo. Nach 24 Wochen war die Verminderung des HbA<sub>1c</sub> unter Dulaglutid (1,5mg: &ndash;1,34 % ; 0,75mg: &ndash;1,21 % ) gr&ouml;&szlig;er als unter Placebo (&ndash;0,54 % ). Abbildung 1 zeigt auch den im Vergleich zu Placebo st&auml;rkeren Effekt hinsichtlich der Zielwerterreichung (HbA<sub>1c</sub> unter 7 bzw. 6,5 % ) und der Senkung von K&ouml;rpergewicht (&ndash;3,1kg unter 1,5mg Dulaglutid) und N&uuml;chternblutzucker. Selbstmessungen belegen die Verminderung von postprandialen Blutzuckerspiegeln (Abb. 2). Signifikant mehr Patienten konnten unter Dulaglutid eine Verbesserung des Blutzuckers ohne Auftreten von Hypoglyk&auml;mien und ohne Anstieg des K&ouml;rpergewichts bzw. mit Gewichtsreduktion &uuml;ber 5 % erreichen. Abbildung 2 zeigt die signifikant st&auml;rkere Verminderung des N&uuml;chtern-Glukagonspiegels. Unter 1,5mg Dulaglutid kam es auch zu einer Blutdrucksenkung um 4,5mmHg. Die Herzfrequenz stieg unter Dulaglutid 0,75mg um 2,1 Schl&auml;ge pro Minute, unter 1,5mg um 0,6 Schl&auml;ge pro Minute an. An Nebenwirkungen traten unter Dulaglutid vermehrt &Uuml;belkeit, Erbrechen und Diarrh&ouml;en auf, es fanden sich jedoch im Vergleich zu Placebo keine vermehrten schweren Nebenwirkungen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Diabetes_1804_Weblinks_s24_abb1.jpg" alt="" width="2199" height="1406" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Diabetes_1804_Weblinks_s24_abb2.jpg" alt="" width="2199" height="1355" /></p> <h2>Interpretation</h2> <p>In dieser Studie wurde erstmals die Zugabe eines GLP-1-Rezeptoragonisten zu einer bestehenden SGLT2-Hemmertherapie im Sinne einer additiven, sequenziellen Therapieeskalation, wie sie in den Leitlinien der &Ouml;DG, ADA und EASD empfohlen wird, untersucht. SGLT2-Hemmer und GLP-1-Rezeptoragonisten senken Blutzucker, K&ouml;rpergewicht und Blutdruck durch unterschiedliche Mechanismen. Studien mit gleichzeitiger Anwendung von anderen GLP-1-Rezeptoragonisten mit SGLT2-Hemmern zeigten, dass die Effekte hinsichtlich des K&ouml;rpergewichts und Blutdrucks, nicht jedoch der Blutzuckersenkung additiv sind. Dies mag daran liegen, dass SGLT2-Hemmer die Glukagonsekretion steigern und somit den Effekt der GLP-1-Rezeptoragonisten, welche die Glukagonaussch&uuml;ttung vermindern, teilweise antagonisieren. Dies konnte f&uuml;r DPP-4-Hemmer und Liraglutid gezeigt werden. In der vorliegenden AWARD-10-Studie verminderte Dulaglutid jedoch in beiden Dosierungen die Glukagonsekretion, was die starke Wirkung auf die HbA<sub>1c</sub>-Senkung (&ndash;1,34 % bei einem Ausgangswert von 8,04 % ) erkl&auml;rt. Dadurch konnten in der 1,5mg-Dosierung 71 % der Patienten ein HbA<sub>1c</sub> von unter 7 % erreichen. Zudem kam es zu einer Verminderung von K&ouml;rpergewicht und Blutdruck. Die Nebenwirkungen waren vergleichbar mit anderen Studien, das Sicherheitsprofil war sehr gut. Interessanterweise scheint die Steigerung der Herzfrequenz unter Dulaglutid weniger ausgepr&auml;gt zu sein als unter anderen GLP-1-Rezeptoragonisten.<br /> Interessant waren die eindrucksvollen Verminderungen von HbA<sub>1c</sub> und K&ouml;rpergewicht in der Placebogruppe. Eine m&ouml;gliche Erkl&auml;rung ist die relativ kurz (3&ndash;6 Monate) vor Beginn der Studie begonnene SGLT2- Hemmertherapie bei einem Teil der Patienten, sodass der Effekt sich in die Zeit der Placebobehandlung fortsetzte. Allerdings konnte dieser Erkl&auml;rungsversuch statistisch nicht belegt werden.<br /> Angesichts der Ergebnisse der AWARD- 10-Studie bietet sich die Kombination einer SGLT2-Hemmertherapie mit einer GLP- 1-Rezeptoragonistentherapie, in diesem Fall mit Dulaglutid, hinsichtlich der additiven Wirkung auf Blutzucker, K&ouml;rpergewicht und Blutdruck als attraktives Therapiemodell an. Zus&auml;tzlich konnten f&uuml;r beide Klassen g&uuml;nstige Effekte auf kardiovaskul&auml;re Endpunkte gezeigt werden.</p> <h2>Res&uuml;mee</h2> <p>Die Leitlinien-gerechte Kombination von SGLT2-Hemmern mit dem GLP-1-Rezeptoragonisten Dulaglutid (Trulicity<sup>&reg;</sup>) senkt additiv Blutzucker, K&ouml;rpergewicht und Blutdruck ohne Gefahr des Auftretens von Hypoglyk&auml;mien.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Ludvik B, Juan P Fr&Iacute;as JP, Tinahones FJ, Wainstein J, Jiang H, Robertson KE, Garc&iacute;a-P&eacute;rez LE, Woodward DB, Zvonko Milicevic Z: Dulaglutide as add-on therapy to SGLT2 inhibitors in patients with inadequately controlled type 2 diabetes (AWARD-10): a 24-week, randomised, double-blind, placebo-controlled trial. Lancet Diabetes Endocrinol 2018; http://dx.doi.org/10.1016/S2213- 8587(18)30023-8</p> </div> </p>
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