
Hinweise auf schlechteren Verlauf bei Männern bestätigt
Bericht:
Dr. med. Felicitas Witte
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Obwohl Frauen häufiger an einer Lupusnephritis erkranken, scheint diese bei Männern schwerer zu verlaufen. Diese Hypothese wird von einer Metaanalyse der Universität Minnesota unterstützt.1 Männer bekamen häufiger eine Nephritis vom Grad IV ± V, hatten schlechtere Nierenparameter und eine geringere Wahrscheinlichkeit für eine komplette Remission.
Bis zu 60% der Patienten mit systemischem Lupus erythematodes (SLE) bekommen eine Lupusnephritis. Ist die Niere involviert, geht das mit einer erhöhten Mortalität einher, vor allem wenn sich eine fortgeschrittene Niereninsuffizienz entwickelt.2 Frauen sind häufiger betroffen, aber wenn Männer erkranken, scheinen sie einen schwereren Verlauf zu haben. In einer Auswertung der Nieren-Datenbank in den USA von 1995 bis 2010 mit 1,5 Millionen Patienten waren 18% der Lupusnephritispatienten mit fortgeschrittener Niereninsuffizienz Männer.3
Bisher ist unklar, ob Männer an einem «aggressiveren» Subtyp von SLE erkranken, der sie dann prädisponieren könnte, eine Lupusnephritis zu bekommen. In Studien gibt es Hinweise darauf, dass bei Männern mit SLE öfter Organsysteme involviert sind, vor allem die Niere.4–9 Die Daten stammen allerdings aus retrospektiven Studien mit wenigen Teilnehmern. Abgesehen davon wurde die Nierenbeteiligung häufig alleine aufgrund von klinischen Parametern festgestellt, ohne dies mit Biopsien zu korrelieren. Das ist problematisch, denn klassische Marker der Krankheitsaktivität wie Proteinurie und Bestimmung der Nierenfunktion zum Zeitpunkt der Diagnose sind nicht verlässlich für die Langzeitprognose und korrespondieren möglicherweise nicht mit der histologisch nachweisbaren Krankheitsaktivität in der Niere.
Eine retrospektive Analyse von 2614 Patientendaten aus der US-Veteranendatenbank – darunter 2144 Männer – zeigte, dass Männer mit SLE zum Zeitpunkt der Diagnose älter waren, dass sie verschiedene Komorbiditäten aufwiesen und eine höhere Mortalität nach einem Jahr im Vergleich zu Frauen.10
Bisher wird kontrovers diskutiert, ob das Geschlecht ein unbhängiger Risikofaktor für eine Nierenbeteiligung bei SLE und einen schlechteren Verlauf ist. Zwar konnten die Forscher aus Minnesota diese Frage auch nicht klären, aber sie bestätigen mit ihrer Metaanalyse die Hypothese, dass Männer eher an einer höhergradigen Lupusnephritis erkranken und diese bei ihnen schwerer verläuft.1 Ausgewertet wurden 25 Studien mit insgesamt 1210 Männern und 6635 Frauen; verglichen wurden die histopathologischen Befunde mit dem Verlauf. Von 20 Studien konnte eine Nierenhistopathologie entnommen werden, aus 11 Studien ein Verlauf der Nierenbeteiligung und aus 8 Studien Mortalitätsraten. Die Daten wurden gepoolt ausgewertet. Männer hatten demnach eine höhere Wahrscheinlichkeit, eine Lupusnephritis der Klasse IV ± V zu bekommen (OR 1,26; 95% CI: 1,01–1,56). Auch das Risiko für den zusammengesetzten Endpunkt aus fortgeschrittener Niereninsuffizienz, persistierend verringerter glomerulärer Filtrationsrate <15ml/min und einer Verdopplung des Serumkreatinins war erhöht (OR 2,20; 95% CI: 1,59–3,06). Die Männer erreichten auch seltener eine komplette Remission (OR 0,52; 95% CI: 0,39–0,68).
Die Autoren schliessen daraus, dass es wichtig sei, bei Männern mit Lupusnephritis auf das Risiko für einen schlechten Verlauf zu achten. Es müsse erforscht werden, wie effektiv die Therapien in dieser Hochrisikogruppe seien.
Literatur:
1 Mahmood SB et al.: Evaluating sex differences in the characteristics and outcomes of lupus nephritis: a systematic review and meta-analysis. Glomerular Dis 2024; 4(1): 19-32 2 Kidney Disease: Improving Global Outcomes (KDIGO) Lupus Nephritis Work Group: KDIGO 2024 Clinical Practice Guideline for the Management of Lupus Nephritis. Kidney Int 2024; 105(1S): S1-69 3 Sexton DJ et al.: ESRD from lupus nephritis in the United States, 1995–2010. Clin J Am Soc Nephrol 2015; 10(2): 251-9 4 Molina JF et al.: Systemic lupus erythematosus in males. A study of 107 Latin American patients. Medicine 1996; 75(3): 124-30 5 Andrade RM et al.: Accelerated damage accrual among men with systemic lupus erythematosus: XLIV. Results from a multiethnic US cohort. Arthritis Rheum 2007; 56(2): 622-30 6 Schwartzman-Morris J, Putterman C: Gender differences in the pathogenesis and outcome of lupus and of lupus nephritis. Clin Dev Immunol 2012; 2012: 604892 7 Tan TC et al.: Differences between male and female systemic lupus erythematosus in a multiethnic population. J Rheumatol 2012; 39(4): 759-69 8 Garcia MA et al.: Male systemic lupus erythematosus in a Latin-American inception cohort of 1214 patients. Lupus 2005; 14(12): 938-46 9 Mongkoltanatus J et al.: Clinical features of Thai male lupus: an age-matched controlled study. Rheumatol Int 2008; 28(4): 339-44 10 Prete PE et al.: Systemic lupus erythematosus in men: a retrospective analysis in a Veterans Administration Healthcare System population. J Clin Rheumatol 2001; 7(3): 142-50
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