
Verwirrung um neue US-Zölle für Medikamente
Unruhe im Arzneimittelsektor: Laut einer Mitteilung von US-Präsident Donald Trump gilt ab 1. Oktober 2025 ein US-Zoll von 100 Prozent auf importierte Marken-Arzneimittel. Es sind aber viele Fragen offen.
BERN/WASHINGTON. Die Pharmaindustrie und US-Präsident Donald Trump werden keine Freunde mehr. Trump geht einerseits auf die Forschung los und drängt andererseits auf niedrigere Preise. Beides könnte auch die Schweiz treffen. Seit Mittwoch soll ein US-Zoll von 100 Prozent auf importierte Marken-Arzneimittel gelten. Der Zoll entfalle jedoch, wenn ein Pharmaunternehmen mit dem Bau einer Fabrik in den USA begonnen habe, schreibt Trump auf seiner Online-Plattform.
Die Schweizer Pharmabranche zeigt sich enttäuscht und ratlos. Man habe alle Hebel in Bewegung gesetzt, um den «Paradigmenwechsel», auf Pharmaprodukte Zölle zu erheben, zu verhindern, sagte René Buholzer, der Geschäftsführer von Interpharma, dem Verband der 23 forschenden Pharmaunternehmen, im Schweizer Radio SRF. Historisch habe es bisher weltweit keine Zölle auf Medikamente gegeben, sagte er. «Weil es ja nicht Sinn macht, schwer kranke Menschen noch mit verteuerten Produkten zu versorgen, wobei der Staat davon profitiert.» Rund 28 Prozent der Schweizer Pharmaexporte gehen in die USA – ein Markt, der für Innovation, Versorgungssicherheit und Patientenwohl weltweit von zentraler Bedeutung ist. Zölle würden die globalen Lieferketten für Arzneimittel gefährden, «behindern Forschung und Entwicklung und schaden letztlich den Patient:innen auf der ganzen Welt».
Buholzer: «Zugleich ist die Ankündigung ein ultimativer Weckruf. Denn die Zölle betreffen die wichtigste Exportbranche der Schweiz, die für Steuereinnahmen, den Forschungsstandort und den Wohlstand in der Schweiz von grosser Bedeutung ist. Die Schweiz muss sich jetzt darauf konzentrieren, ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit als Forschungs-, Produktions- und Innovationsstandort zu sichern.» Es brauche nun dringend und rasch sichtbare Signale der Regierung, wie etwa eine Denkpause bei der Umsetzung von Regulierungsprojekten und eine Modernisierung des Preisfestsetzungsmechanismus bei neuen Therapien, um den negativen Trend bei der Versorgungssicherheit zu drehen. Die beiden grössten Schweizer Pharmafirmen, Novartis und Roche, kommentierten die Zollankündigung auf Nachfrage zunächst nicht. Sie könnten aber mit besseren Konditionen davonkommen. Trumps Ankündigung gilt nur für Produkte von Firmen, die nicht in den USA produzieren. Beide hatten aber bereits im Frühjahr grosse Investitionen in den USA über die nächsten fünf Jahre angekündigt.
Unklar sind allerdings die weiteren Schritte: Nach Trumps Ankündigung auf seiner Online-Plattform passierte nämlich nichts. Keine «Executive Order» des Präsidenten, keine detaillierte Ausarbeitung des 100-Prozent-Zolls – und schon gar kein Gesetz. (red)
Quelle: Agenturen
Das könnte Sie auch interessieren:
Paracetamol und Autismus: kein Zusammenhang
Anders als von US-Präsident Trump gesagt, gebe es keinen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Paracetamol in der Schwangerschaft und Autismus beim Ungeborenen. Das betonte nun Swissmedic.
Zeitumstellung: Notfallhospitalisierungen nehmen zu
Immer wenn die Uhren auf die Winterzeit umgestellt werden, so wie nun bald wieder, nehmen Hospitalisierungen aufgrund von Notfällen zu. Das zeigt eine aktuelle Studie.
Gesundheit in Europa – wo steht die Schweiz?
Europa lebt länger, aber nicht alle sind gesund. Ein neuer Bericht von EuroHealthNet und Centre for Health Equity Analytics (CHAIN) zeigt: Soziale Ungleichheiten beeinflussen Gesundheit ...