© Getty Images/iStockphoto

Pressekonferenz

Wer hat Angst vorm diabetischen Kind?

<p class="article-intro">In Österreich gibt es derzeit rund 1600 schulpflichtige Kinder mit Typ-1-Diabetes. Pro Jahr kommen zusätzlich 250 bis 300 Neudiagnostizierte dazu. Dadurch sind immer mehr Schulen mit dem Thema Diabetes konfrontiert. Die Österreichische Diabetes Gesellschaft und der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger präsentieren deshalb zielgerichtete Maßnahmen für den Kindergarten- und Schulbereich: von der Aufklärungsinitiative bis zur fachlichen Fortbildung.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Um die Lebensqualit&auml;t der betroffenen Kinder und ihrer Familien zu erh&ouml;hen und um gesundheitliche Komplikationen zu vermeiden, ist es wichtig, auf allen Ebenen Ma&szlig;nahmen zu setzen. Denn sehr unterschiedliche Bezugsgruppen und Professionen k&ouml;nnen, wenn sie gut informiert sind, gemeinsam einen Unterschied im Leben dieser Kinder machen&ldquo;, erkl&auml;rt die Pr&auml;sidentin der &Ouml;sterreichischen Diabetes Gesellschaft, Univ.-Prof. Dr. Alexandra Kautzky-Willer von der Univ.-Klinik f&uuml;r Innere Medizin III, Abteilung f&uuml;r Endokrinologie und Stoffwechsel, an der Med Uni Wien. &bdquo;Alle Familien sollten f&uuml;r die ersten Warnsignale sensibilisiert und betroffene Familien gut geschult werden. P&auml;dagogen werden immer &ouml;fter in ihren Kindergruppen und Klassen mit dem Thema konfrontiert und brauchen Information und Unterst&uuml;tzung. Schul&auml;rztlicher Dienst und Schulverwaltung sind dabei wichtige Schnittstellen.&ldquo;<br /> Dr. Alexander Biach, Vorsitzender des Verbandsvorstandes im Hauptverband der &ouml;sterreichischen Sozialversicherungstr&auml;ger, erg&auml;nzt: &bdquo;Kinder mit Diabetes Typ 1 brauchen Unterst&uuml;tzung im h&auml;uslichen Umfeld sowie in den Kinderg&auml;rten und Schulen. Je j&uuml;nger die Kinder sind, desto mehr sind die Eltern und Betreuungspersonen gefordert. Je besser Eltern, Kinder und P&auml;dagogen geschult und informiert sind, umso geringer ist das Risiko f&uuml;r das Auftreten von schweren Komplikationen und von Langzeitsch&auml;den. Ma&szlig;nahmen zur Steigerung der Gesundheitskompetenz der Eltern und Kinder im h&auml;uslichen Umfeld sowie der P&auml;dagogen in den Kinderg&auml;rten und Schulen k&ouml;nnten unterst&uuml;tzend sein und damit zu einer Verbesserung der Situation beitragen.&ldquo;</p> <h2>Aufkl&auml;rungsinitiative zu den ersten Warnsignalen</h2> <p>Um die Fr&uuml;herkennung und rechtzeitige Therapie bei Kindern und Jugendlichen zu unterst&uuml;tzen, hat der Hauptverband der &Ouml;sterreichischen Sozialversicherungstr&auml;ger gemeinsam mit der &Ouml;sterreichischen Diabetes Gesellschaft eine Aufkl&auml;rungsinitiative ins Leben gerufen, die die &ouml;sterreichische Bev&ouml;lkerung mittels altersgerechter Sensibilisierungswerkzeuge f&uuml;r die Kinderkrippe, den Kindergarten, die Volksschule sowie die Sekundarstufe 1 und 2 informiert.<br /> &bdquo;In &Ouml;sterreich wird die Diagnose Diabetes bei Kindern und Jugendlichen f&uuml;r gew&ouml;hnlich zu sp&auml;t gestellt. Rund 37 Prozent der Kinder und Jugendlichen mit Diabetes mellitus Typ 1 werden mit einer lebensgef&auml;hrlichen Stoffwechselentgleisung, der sogenannten diabetischen Ketoazidose, ins Krankenhaus gebracht. Dies ist unter anderem auf das mangelnde Bewusstsein f&uuml;r die Krankheit und die Warnsignale zur&uuml;ckzuf&uuml;hren&ldquo;, berichtet Prim. Dr. Reinhold Pongratz, MBA, der arztliche Leiter der Steierm&auml;rkischen Gebietskrankenkasse. &bdquo;In unserer Aufkl&auml;rungsinitiative thematisieren wir die vier Leitsymptome von Diabetes mellitus Typ 1: M&uuml;digkeit, erh&ouml;htes Durstempfinden, vermehrtes Wasserlassen und unbeabsichtigter Gewichtsverlust. Wenn Eltern diese Beschwerden bei ihrem Kind bemerken, sollten sie umgehend ihren Haus- oder Facharzt aufsuchen.&ldquo;</p> <h2>Positionspapier Diabetes und Schule</h2> <p>&bdquo;Die steigende Anzahl an diabetischen Schulkindern und die l&auml;ngere Aufenthaltsdauer in Schulen und schulnahen Einrichtungen machten eine offizielle Stellungnahme der medizinisch- wissenschaftlichen Fachgesellschaften notwendig, um eine standardisierte Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes bundesweit an allen Schulen in &Ouml;sterreich zu gew&auml;hrleisten&ldquo; betont Assoz. Prof. PD O&Auml; Dr. Sabine Hofer, Kinder&auml;rztin an der Medizinischen Universit&auml;t Innsbruck und Vorstandsmitglied der &Ouml;DG. &bdquo;Aus diesem Grund erarbeiteten die &Ouml;sterreichische Diabetes Gesellschaft, die &Ouml;sterreichische Gesellschaft f&uuml;r Kinder- und Jugendheilkunde und die Arbeitsgruppe f&uuml;r p&auml;diatrische Endokrinologie und Diabetes &Ouml;sterreich ein gemeinsames Positionspapier, das sich an alle Stakeholder des Schulwesens richtet und eine umfassende Orientierung im Umgang und in der Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes in Schulen bieten soll.&ldquo;<br /> Um Kinder mit Diabetes in der Schule optimal versorgt zu wissen, ist es wichtig, dass auch die Lehrenden die Herausforderungen verstehen, die mit der Erkrankung einhergehen. Hier h&ouml;rt man von Eltern betroffener Schulkinder leider noch viel zu oft, dass aufgrund von Wissensl&uuml;cken falsche Entscheidungen mit gravierenden gesundheitlichen oder psychischen Auswirkungen getroffen werden.<br /> Gabriele Mitrovic, die Mutter eines Schulkindes mit Typ-1-Diabetes, berichtet: &bdquo;Wir mussten unser Arbeitsleben v&ouml;llig umkrempeln, um f&uuml;r die t&auml;gliche Betreuung flexibel genug zu sein. Denn in den Schulpausen waren wir immer vor Ort, um den Blutzucker zu messen und die Insulinabgabe mit der Pumpe zu aktivieren. Deshalb ist mein Wunsch an die Politik, dass eine finanzielle Unterst&uuml;tzung f&uuml;r Eltern chronisch kranker Kinder eingef&uuml;hrt wird, die eine pflegerische Betreuung im Schulwesen m&ouml;glich macht. Denn wenn die Eltern f&uuml;r die Betreuung selbst ihre Arbeit aufgeben m&uuml;ssen, ist das sicher keine sozial vertr&auml;gliche L&ouml;sung.&ldquo;</p> <h2>Schul&auml;rzte als erste Ansprechpartner</h2> <p>Gerade Schul&auml;rzte leisten einen wichtigen Beitrag, um den Lehrpersonen die essenziellen Informationen zum Thema Diabetes zu vermitteln und um eine Kultur der Achtsamkeit im Umgang mit chronisch kranken Kindern in der Schule zu etablieren. Deshalb war eine der ersten Ma&szlig;nahmen im Bereich Diabetes und Schule die Entwicklung eines speziellen Fortbildungsprogramms f&uuml;r Schul&auml;rzte, das auch konkrete Antworten zu schulspezifischen Fragestellungen wie Diabetes und Turnunterricht oder Diabetes und Wandertage bietet. Aktuell werden schulinterne und schul&uuml;bergreifende Fortbildungen f&uuml;r Lehr- und Betreuungspersonen erarbeitet, die Fortbildungsinhalte werden auch in einem praktischen E-Learning- Tool zur Verf&uuml;gung stehen.<br /> Alle Experten betonten einhellig: &bdquo;Ein durchdachtes Diabetesmanagement an Schulen ist wichtig, um ein gesundheitsf&ouml;rderndes Umfeld f&uuml;r die betroffenen Kinder sicherzustellen. Genauso relevant ist aber auch der Aspekt der Inklusion, denn auch Kinder mit Diabetes m&uuml;ssen die M&ouml;glichkeit haben, an allen schulischen und auch au&szlig;erschulischen Aktivit&auml;ten teilzunehmen.&ldquo;</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Diabetes_1901_Weblinks_jatros_dia_1901_s8_bild_oedg.jpg" alt="" width="1456" height="1324" /></p></p> <p class="article-quelle">Quelle: Pressekonferenz, 30. Jänner 2019, Wien </p>
Back to top