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Was ist von der ÖGK für Menschen mit Diabetes zu erwarten?

„Therapie Aktiv“ wird von der Kassenzusammenlegung profitieren

<p class="article-intro">Auch nach der Zusammenlegung der Gebietskrankenkassen funktioniert die Selbstverwaltung aus Sicht von Martin Schaffenrath, Verwaltungsrat der ÖGK, und sie wirkt gerade in Krisenzeiten stabilisierend. Nach dem Beginn mit der Harmonisierung von Leistungen soll diese bis Ende 2024 finalisiert werden. Dies betrifft alle bisher bundesländerspezifischen Verträge und Leistungen, sowohl von Ärzten als auch Vertretern anderer Gesundheitsberufe. Insbesondere sollen die Honorierungen auch beim DMP „Therapie Aktiv“ österreichweit einheitlich werden und „Therapie Aktiv“ soll in der Primärversorgung in verpflichtend angeboten werden.</p> <hr /> <p class="article-content"><p><strong>Inwieweit stellt Ihrer Meinung nach die neue Zusammensetzung des Vorstandes der &Ouml;GK noch eine funktionierende Selbstverwaltung der Sozialversicherung sicher?</strong><br /> <strong>M. Schaffenrath:</strong> Anfang April 2019 war der Startschuss f&uuml;r die Zusammenf&uuml;hrung der neun Gebietskrankenkassen zur &Ouml;sterreichischen Gesundheitskasse (&Ouml;GK). Die Parit&auml;t zwischen Dienstgeberund Dienstnehmervertretern im Verwaltungsrat und auch in den Landesstellenaussch&uuml;ssen ist eine g&auml;nzlich neue Zusammensetzung innerhalb der Selbstverwaltung, welche auch vom Verfassungsgerichtshof (VfGH) im letzten Jahr best&auml;tigt worden ist. Wir als Arbeitnehmervertreter k&ouml;nnen diese parit&auml;tische Zusammensetzung nicht nachvollziehen, dennoch ist sie so zur Kenntnis zu nehmen. Die Selbstverwaltung funktioniert und gerade in Krisenzeiten stellt sich die Selbstverwaltung als stabiles Element in der Republik dar. Es gilt das Vertrauen der Versicherten in die Gesundheitsversorgung und die soziale Krankenversicherung sicherzustellen und weiterhin zu st&auml;rken. Mit der &Ouml;GK k&ouml;nnen wir den Versicherten als gro&szlig;er und starker Partner diese Sicherheit geben. Jeder und jede kann sich darauf verlassen, im Fall einer Krankheit oder eines Unfalls rundum gut gesch&uuml;tzt zu sein.</p> <p><strong>Wird die &Ouml;GK die unterschiedlichen Finanzierungsbedingungen der vormaligen GKK f&uuml;r Medikamente und Heilmittel nun wie erwartet bundesweit vereinheitlichen? Und wenn ja, wird es dann eine Vereinheitlichung nach oben oder nach unten werden?</strong><br /> <strong>M. Schaffenrath:</strong> Es ist geplant, bis zum Ende der Funktionsperiode mit Ende 2024 alle Leistungen zu harmonisieren. Die Harmonisierung der satzungsm&auml;&szlig;igen Leistungen ist schon weit fortgeschritten. Aber es m&uuml;ssen auch noch die Leistungen mit Vertragspartnern wie z. B. Physiotherapeuten, Bandagisten usw., die in den L&auml;ndern sehr unterschiedlich waren, harmonisiert werden. In weiterer Folge ist auch die Honorierung selbst zu kl&auml;ren. In der aktuellen Zeit der Krise ist es unsere Aufgabe, die finanziellen Ressourcen so einzusetzen, dass wir diese Krise gut &uuml;berstehen.</p> <p><strong>Wird &bdquo;Therapie Aktiv&ldquo; &ndash; die strukturierte Versorgung von Menschen mit Typ-2-Diabetes &ndash; von der Zusammenlegung profitieren oder wird sie ihr zum Opfer fallen?</strong><br /> <strong>M. Schaffenrath:</strong> &bdquo;Therapie Aktiv&ldquo; wird profitieren! Seit der Implementierung des DMP-Programms &bdquo;Therapie Aktiv&ldquo; im Jahr 2007 und der im Jahr 2017 &ouml;sterreichweiten Ausrollung wurden zahlreiche Ma&szlig;nahmen ergriffen, um einerseits ein fl&auml;chendeckendes Angebot und andererseits eine m&ouml;glichst hohe Teilnehmerzahl zu erreichen. Dies erfolgte sowohl regional &uuml;ber die jeweilige Koordinierungsstelle als auch zentral im Rahmen der &Ouml;sterreichkoordination des Competence Center Integrierte Versorgung (CCIV). Die medizinische Universit&auml;t Graz hat letztes Jahr bereits zum zweiten Mal die Evaluierung des Programms &bdquo;Therapie Aktiv&ldquo; pr&auml;sentiert &ndash; mit sehr erfreulichen Ergebnissen. Seit der Einf&uuml;hrung des Programms nehmen jedes Jahr mehr &Auml;rztinnen und &Auml;rzte und auch mehr Patientinnen und Patienten teil. Die Einbindung von &auml;rztlicher Seite in &bdquo;Therapie Aktiv&ldquo; stellt &ndash; trotz stetiger Zuwachsraten vor allem im Bereich der Allgemeinmedizin &ndash; immer noch eine gro&szlig;e Herausforderung dar. Die &Ouml;GK versucht &ndash; gemeinsam mit allen anderen Tr&auml;gern &ndash; intensiv mit den &Auml;rzten in Kontakt zu kommen. Das reicht von direkten Gespr&auml;chen mit Interessenten &uuml;ber die Einbindung von Ordinationsassistentinnen bis hin zu Aktionen im Rahmen von Kongressen. Regelm&auml;&szlig;ig bieten wir auch Gutscheinaktionen an, mit denen &Auml;rzten, die bei &bdquo;Therapie Aktiv&ldquo; mitmachen wollen, gratis die dazu notwendige Weiterbildung absolvieren k&ouml;nnen. Die Honorierung der am DMP teilnehmenden &Auml;rzten ist noch nicht bundeseinheitlich geregelt. Hier muss es zu einer einheitlichen Regelung kommen. Heuer erfolgte ein Projektauftrag des St&auml;ndigen Koordinierungsausschusses (St&auml;Ko) an die Fachgruppe Versorgungsprozesse mit den Inhalten wie der Entwicklung eines Rahmenkonzepts einer integrierten Versorgung von erwachsenen Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 und der anschlie&szlig;enden Entwicklung eines Qualit&auml;tsstandards zur integrierten Versorgung. Das gemeinsame Projekt wurde und wird von der G&Ouml;G koordiniert und fachlich unterst&uuml;tzt. Die Sozialversicherung war und ist in allen Workshops und Projektgruppen mit Experten vertreten. Im Rahmenkonzept wurde z. B. auch grundlegend festgehalten, dass &bdquo;Therapie Aktiv&ldquo; jedenfalls bestehen bleiben soll bzw. in der Prim&auml;rversorgung in Zukunft verpflichtend angeboten wird.</p> <p><strong>Wie flexibel, denken Sie, kann eine Riesenorganisation im Umgang mit den Herausforderungen der kommenden Jahre sein &ndash; Stichwort Erstattungssystem, &Auml;rztemangel, chronische Erkrankungen, Pr&auml;vention und Therapie?</strong><br /> <strong>M. Schaffenrath:</strong> In den n&auml;chsten Jahren erfolgt eine Harmonisierung aller bundesl&auml;nderspezifischen Vertr&auml;ge und Leistungen, sowohl von &Auml;rzten als auch von anderen Gesundheitsberufen. Verhandlungen mit der &Auml;rztekammer bzw. den Berufsverb&auml;nden stehen noch aus. F&uuml;r alle Versicherten muss die &Ouml;GK von Vorarlberg bis ins Burgenland k&uuml;nftig einheitliche Leistungen auf Top-Niveau sicherstellen. Zudem soll es zu sp&uuml;rbaren Erleichterungen bei Verwaltungsprozessen kommen.</p> <p><strong>Wie kann sich die Zusammenarbeit zwischen den verbliebenen Tr&auml;gern entwickeln und wie wird die Aufgabenverteilung die Versorgung der Patientinnen und Patienten beeinflussen?</strong><br /> <strong>M. Schaffenrath:</strong> Schon in meiner Zeit im Hauptverband konnte ich zwischen den Sozialversicherungstr&auml;gern eine sehr gute Zusammenarbeit im Sinne aller Versicherten feststellen und ich sp&uuml;re auch jetzt unter den verbleibenden f&uuml;nf Tr&auml;gern einen starken Willen zur Zusammenarbeit, um die Herausforderungen gut meistern zu k&ouml;nnen. Die &Ouml;GK wird als gr&ouml;&szlig;ter Krankenversicherungstr&auml;ger hierbei eine starke Rolle einnehmen. Aktuell haben wir aufgrund von Covid-19 alle H&auml;nde voll zu tun.</p> <p><strong><em>Vielen Dank f&uuml;r das Gesp&auml;rch!</em></strong></p></p>
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