© Getty Images/iStockphoto

ADA-Kongress 2019 und „The Lancet“ 2019: randomisierte, placebokontrollierte Studie

REWIND: Dulaglutid und kardiovaskuläre Outcomes bei Typ-2-Diabetes

<p class="article-intro">REWIND ist die von der FDA geforderte Studie zur kardiovaskulären Sicherheit von Dulaglutid, einem einmal wöchentlich zu applizierenden GLP-1-Analogon (GLP-1-RA). Im Rahmen der Jahrestagung der amerikanischen Diabetesgesellschaft in San Francisco wurden die Daten dieser Studie vorgestellt und zeitgleich erfolgte die Veröffentlichung in der Fachzeitschrift „The Lancet“.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Der prim&auml;re Endpunkt (3-Punkte- MACE) wurde in REWIND um 12 % reduziert.</li> <li>Der numerisch st&auml;rkste Effekt im 3-Punkte-MACE zeigte sich beim nicht t&ouml;dlichen Schlaganfall</li> <li>Der Effekt von Dulaglutid auf den 3-Punkte-MACE ist nicht auf kardiovaskul&auml;r kranke Patienten beschr&auml;nkt.</li> <li>REWIND unterst&uuml;tzt die Klasse der GLP-1-RA im Therapiekonzept der antihyperglyk&auml;mischen Therapie.</li> </ul> </div> <h2>Studienpopulation</h2> <p>9901 Personen mit Typ-2-Diabetes (vorbekannt oder neu diagnostiziert) wurden f&uuml;r die Studie rekrutiert. Davon waren 46,3 % Frauen. Das mittlere Alter der Teilnehmer betrug 66,2 Jahre, die mittlere Diabetesdauer 10,5 Jahre. Das HbA<sub>1c</sub> bei Einschluss lag im Mittel bei 7,3 % (bis max. 9,5 %), 25 % der Patienten hatten ein HbA<sub>1c</sub> &lt; 6,6 %. Die Patienten durften mit maximal 2 oralen Antidiabetika &plusmn; Insulin und/oder einem GLP-1-RA vortherapiert sein. Um in die Studie aufgenommen zu werden, mussten die Teilnehmer in eine der folgenden 3 Kategorien fallen:</p> <ol> <li>Alter &ge; 50 Jahre und manifeste Gef&auml;&szlig;erkrankung (Herzinfarkt, Schlaganfall, Revaskularisierung oder Hospitalisierung f&uuml;r instabile Angina oder Bildnachweis einer myokardialen Isch&auml;mie)</li> <li>Alter &ge; 55 Jahre und Gef&auml;&szlig;stenosen &gt; 50 % nachgewiesen (Karotiden, periphere Gef&auml;&szlig;e, Koronarien) oder myokardiale Isch&auml;mie ohne Bildnachweis oder eGFR &lt; 60 ml/min oder Albuminurie oder Linksventrikelhypertrophie</li> <li>Alter &ge; 60 und zumindest 2 der folgenden Risikofaktoren: Rauchen, Hyperlipid&auml;mie, Hypertonie, abdominelle Adipositas</li> </ol> <p>In die Gruppe 1 fielen 31,5 % der Teilnehmer, 68,5 % fielen in die Gruppen 2 und 3 und wiesen damit entweder eine subklinische Atherosklerose ohne vorangegangenes Ereignis oder aber eine Kumulation kardiovaskul&auml;rer Risikofaktoren auf.</p> <h2>Studienablauf</h2> <p>Die Patienten erhielten randomisiert entweder Dulaglutid 1,5 mg oder Placebo &uuml;ber einen Zeitraum von im Median 5,4 Jahren. Der prim&auml;re Endpunkt der als &bdquo;&Uuml;berlegenheitsstudie&ldquo; angelegten Untersuchung war ein klassischer 3-Punkte-MACE (kardiovaskul&auml;rer Tod, nicht t&ouml;dlicher Myokardinfarkt, nicht t&ouml;dlicher Schlaganfall). Danach wurden die Einzelkomponenten dieses Endpunktes unter Zuhilfenahme eines komplexen Zuganges zur Kontrolle multiplen Testens als sekund&auml;re Endpunkte analysiert. Weitere Endpunkte wie auch pr&auml;spezifizierte Subgruppen wurden ohne Kontrollen f&uuml;r multiples Testen analysiert.</p> <h2>Resultate</h2> <p>&Uuml;ber die Studiendauer wurde das HbA<sub>1c</sub> der Teilnehmer durch Dulaglutid verglichen mit Placebo um 0,61 % gesenkt, das K&ouml;rpergewicht sank um 1,46 kg.<br /> Insgesamt traten im Verlauf der Studie 1257 prim&auml;re Endpunkte auf. Abbildung 1 zeigt die Kaplan Meier Plots f&uuml;r den prim&auml;ren Endpunkt sowie f&uuml;r seine 3 Einzelkomponenten. Diese und weitere sind auch in Tabelle 1 dargestellt. Der prim&auml;re Endpunkt wurde statistisch signifikant (p=0,026) relativ um 12 % &ndash; absolut von 13,4 auf 12,0 % &ndash; gesenkt. Daraus resultiert eine &bdquo;number needed to treat&ldquo; (NNT) von 71. Eine Analyse der Einzelkomponenten zeigt zwar eine Reduktion des nicht t&ouml;dlichen Schlaganfalles um 24 % mit einem p-Wert von 0,017 &ndash; allerdings h&auml;tte zum Erreichen einer statistischen Signifikanz unter der oben angef&uuml;hrten Kontrolle f&uuml;r multiples Testen ein p&lt;0,0072 erreicht werden m&uuml;ssen. Signifikant reduziert wurde das Auftreten mikrovaskul&auml;rer Endpunkte, getrieben in erster Linie durch eine Verminderung eines Neuauftretens von Makroalbuminurie.<sup>1</sup> Eine signifikante Reduktion der Mortalit&auml;t (weder gesamt noch kardiovaskul&auml;r) wurde in der Studie nicht beobachtet. Hinsichtlich der Analyse pr&auml;spezifizierter Subgruppen gab es insbesondere keinerlei Hinweis darauf, dass der Effekt von Dulaglutid sich bei Patienten mit und ohne manifeste Gef&auml;&szlig;erkrankung unterscheidet.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Diabetes_1904_Weblinks_s16_abb1.jpg" alt="" width="885" height="886" /></p> <h2><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Diabetes_1904_Weblinks_s16_tab1.jpg" alt="" width="1025" height="883" /></h2> <h2>Die Besonderheiten von REWIND</h2> <p>REWIND hat von allen Studien, welche die kardiovaskul&auml;ren Effekte von GLP-1-RA untersucht haben, bei Weitem das l&auml;ngste Follow-up (5,4 Jahre). Der Anteil von Patienten ohne manifeste kardiale Isch&auml;mie oder vorangegangenes Gef&auml;&szlig;ereignis war ebenso deutlich h&ouml;her (68,5 %) wie auch der Anteil weiblicher Studienteilnehmer (46,3 %). Des Weiteren war das kardiovaskul&auml;re Risiko der Population (3-Punkte-MACE &ndash; Placebo 2,66 %) niedriger und die glyk&auml;mische Ausgangssituation besser (HbA<sub>1c</sub> 7,3 %) als in anderen Endpunktstudien mit GLP-1-RA.</p> <h2>REWIND im Kontext der vorhandenen Evidenz</h2> <p>Der prim&auml;re Endpunkt (3-Punkte- MACE) wurde in REWIND um 12 % reduziert. Diese Gr&ouml;&szlig;enordnung ist sehr kongruent zu Einzelstudien wie etwa LEADER<sup>2</sup>, aber auch zum Resultat einer rezenten Metaanalyse zu dieser Substanzklasse.<sup>3</sup> Der numerisch st&auml;rkste Effekt ergab sich hinsichtlich des nicht t&ouml;dlichen Schlaganfalls im Rahmen des 3-Punkte-MACE. Dies unterst&uuml;tzt den Hinweis aus anderen Studien &ndash; zusammengefasst in rezenten Metaanalysen<sup>3, 4</sup> &ndash;, dass der Effekt von GLP-1-RA auf Schlaganf&auml;lle st&auml;rker sein k&ouml;nnte als auf Myokardinfarkte.<br /> Wie auch in anderen Studien mit GLP-1-RA unterst&uuml;tzt auch REWIND die Evidenz f&uuml;r renale, mikrovaskul&auml;re Effekte einer Behandlung mit dieser Substanzklasse.<br /> Ebenso unterst&uuml;tzen die Daten von REWIND &ndash; aufgrund der gro&szlig;en Zahl an Patienten ohne manifeste kardiale Isch&auml;mie oder vorangegangenes Gef&auml;&szlig;ereignis &ndash; wesentlich deutlicher als fr&uuml;here Studien, dass der Effekt auf den 3-Punkte-MACE nicht auf kardiovaskul&auml;r kranke Patienten beschr&auml;nkt ist.</p> <h2>Die Bedeutung von REWIND f&uuml;r die Therapie des Typ-2-Diabetes</h2> <p>Durch REWIND wird die Klasse der GLP-1-RA noch deutlicher im Therapiekonzept der antihyperglyk&auml;mischen Therapie etabliert. GLP-1-RA m&uuml;ssen f&uuml;r die Behandlung von Patienten mit manifester Gef&auml;&szlig;erkrankung leitliniengem&auml;&szlig; als Standard gesehen werden und sollen bei Patienten ohne manifeste Gef&auml;&szlig;erkrankung jedenfalls auch zur kardiovaskul&auml;ren Pr&auml;vention erwogen werden.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: Jahrestagung der amerikanischen Diabetesgesellschaft in San Francisco </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Gerstein HC et al.: Dulaglutide and renal outcomes in type 2 diabetes: an exploratory analysis of the REWIND randomised, placebo-controlled trial. Lancet 2019; S0140-6736(19)31150-X [Epub ahead of print] <strong>2</strong> Marso SP et al.: Liraglutide and cardiovascular outcomes in type 2 diabetes. N Engl J Med 2016; 375(4): 311-22 <strong>3</strong> Bethel MA et al.: Cardiovascular outcomes with glucagon-like peptide- 1 receptor agonists in patients with type 2 diabetes: a meta analysis. Lancet Diabetes Endocrinol 2018; 6(2): 105-13 <strong>4</strong> Barkas F et al.: Protection against stroke with glucagon-like peptide 1 receptor agonists: a systematic review and meta-analysis. Eur J Neurol 2019; 26(4): 559-65</p> </div> </p>
Back to top