Prävention kardiovaskulärer Krankheiten: Vorteile für Patienten mit Polypille

<p class="article-intro">Eine Polypille enthält unterschiedliche Fixkombinationen von Wirkstoffen, die Patienten häufig verschrieben werden. Der Vorteil für den Patienten liegt auf der Hand: Statt mehreren Tabletten muss er nur eine einnehmen. Dies verbessert die Adhärenz und das Therapieergebnis. Zwei aktuelle Studien haben sich nun damit beschäftigt, welche Patienten besonders von der Fixkombination profitieren.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>US-Studie: SCCS Polypill Pilot Trial</h2> <p>Eine randomisierte Untersuchung in den USA mit mehr als 303 Patienten ergab eine 25 %ige Reduktion des Risikos f&uuml;r kardiovaskul&auml;re Krankheiten unter der Polypille im Vergleich zur Standardversorgung.<sup>1</sup> Zudem lag die Therapieadh&auml;renz nach zw&ouml;lf Monaten noch immer bei 86 %, was laut Studienleiter Dr. Daniel Mu&ntilde;oz vom Vanderbilt University Medical Center in Nashville, Tennessee, au&szlig;ergew&ouml;hnlich ist, da in den USA nach einem Jahr durchschnittlich nur noch die H&auml;lfte der Patienten die verordneten Medikamente einnimmt. An der Studie nahmen Patienten mit niedrigem sozio&ouml;konomischem Status und einem gesch&auml;tzten kardiovaskul&auml;ren Risiko von 12,7 % innerhalb der n&auml;chsten zehn Jahre teil. Ihr Blutdruck lag zu Studienbeginn im Mittel bei 140/83 mmHg, das LDL-Cholesterin bei 113 mg/dl. Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen randomisiert und erhielten die Standardtherapie oder eine Polypille mit Atorvastatin, Amlodipin, Losartan und Hydrochlorothiazid (HCZ). Von den Patienten in der Polypillengruppe hatten zu Studienbeginn 53 % einen Blutdrucksenker, 18 % ein Statin, 21 % Amlodipin, 4 % Losartan und 18 % HCZ eingenommen. Die Verteilung in der Kontrollgruppe war vergleichbar. Nach zw&ouml;lf Monaten (Abb. 1) war der Blutdruck in der Polypillengruppe st&auml;rker gesunken als in der Kontrollgruppe (9 vs. 2 mmHg, p = 0,003). Das Gleiche wurde beim LDL-Cholesterin beobachtet (15 vs. 4 mg/dl, p &lt; 0,001). Als Limitationen geben die Autoren an, dass es sich um eine Single-Center-Open-Label-Studie gehandelt hat, deren Ergebnisse nicht unbedingt generalisiert werden k&ouml;nnen.<sup>1</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Diabetes_1905_Weblinks_s34_abb1.jpg" alt="" width="1734" height="578" /></p> <h2>PolyIran-Studie</h2> <p>Eine gro&szlig;e iranische Studie untersuchte den Nutzen einer Polypille (ASS, Statin, Diuretikum und Valsartan oder Enalapril) in der Prim&auml;r- und Sekund&auml;rpr&auml;vention. Insgesamt wurden 6838 Teilnehmer aus einer Kohorte von mehr als 50 000 Personen im Alter von 40 bis 75 Jahren rekrutiert. Bei 737 Teilnehmern lag eine manifeste kardiovaskul&auml;re Erkrankung vor, 588 nahmen zu Studienbeginn ein Herz-Kreislauf- Medikament ein. Die Patienten wurden in zwei Gruppen randomisiert, wobei sie Informationen zu einem ges&uuml;nderen Lebensstil erhielten und angehalten wurden, diese zu befolgen. Die H&auml;lfte der Teilnehmer nahm dar&uuml;ber hinaus die Polypille ein.<sup>2</sup> Bei einer Nachbeobachtungszeit von 60 Monaten lag die durchschnittliche Therapieadh&auml;renz in der Polypillengruppe bei 80 %. In der Polypillengruppe kam es zu 202 kardiovaskul&auml;ren Ereignissen (5,9 %), in der Kontrollgruppe zu 301 (8,8 %). Wurden nur Patienten mit hoher Adh&auml;renz betrachtet, ergab sich durch die Polypille eine Risikoreduktion um 57 % (HR: 43, 95 % CI: 0,33&ndash; 0,55) im Vergleich zur Lebensstilberatung. Ein statistisch signifikanter Einfluss einer bereits bestehenden kardiovaskul&auml;ren Erkrankung konnte nicht gezeigt werden. Bei der Frequenz der Nebenwirkungen gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Studiengruppen.<sup>2</sup></p> <h2>Fazit</h2> <p>Die Erkenntnis aus beiden Studien lautet, dass die Polypille die Therapieadh&auml;renz entscheidend verbessern kann. Die Autoren der US-Studie weisen zudem darauf hin, dass gerade bei Patienten mit einem niedrigen Einkommen die Polypille zu einem besseren Therapieoutcome f&uuml;hrt als die Standardtherapie.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Mu&ntilde;oz D et al.: N Engl J Med 2019; 381: 1114-23 <strong>2</strong> Roshandel G et al.: Lancet 2019; 394: 672-83</p> </div> </p>
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