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ADA-Kongress 2017

Kardiovaskuläre Sicherheit bestätigt: CANVAS und DEVOTE

<p class="article-intro">Am diesjährigen Kongress der American Diabetes Association (ADA) in San Diego, Kalifornien, wurden die grossen kardiovaskulären (CV) Sicherheitsstudien DEVOTE und CANVAS vorgestellt. In DEVOTE zeigte Insulin Degludec eine Nichtunterlegenheit gegenüber Insulin Glargin U100 bei den CV Endpunkten und reduzierte signifikant die Häufigkeit von Hypoglykämien. Weiterhin wurden die Daten zu Canagliflozin vorgestellt: Die CANVAS-Studie zeigte eine Reduktion des MACE-Endpunkts um 14 % und eine protektive Wirkung auf die Nieren.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>DEVOTE-Studie</h2> <p>DEVOTE ist die erste randomisierte, doppelblinde, auf klinische Ereignisse ausgerichtete &laquo;Treat to target&raquo;-Studie, in der zwei Basalinsuline bei Typ-2-Diabetikern mit einem hohen Risiko f&uuml;r CV Erkrankungen verglichen worden sind.<sup>1</sup> In der &uuml;ber im Mittel zwei Jahre laufenden Studie wurden Insulin Glargin U100 (Lantus<sup>&reg;</sup>) und Insulin Degludec (Tresiba<sup>&reg;</sup>) miteinander verglichen. Die 7637 Teilnehmer waren im Mittel 65 Jahre alt, beide Gruppen hatten einen HbA<sub>1c</sub>-Wert von 8,4 % und eine Diabetesdauer von etwa 16 Jahren.</p> <p><strong>Best&auml;tigung der kardiovaskul&auml;ren Sicherheit von Insulin Degludec</strong><br /> Der 3-Punkte-MACE-Endpunkt war definiert als CV Tod, nicht t&ouml;dlicher Myokardinfarkt und nicht t&ouml;dlicher Schlaganfall. Insulin Degludec erreichte diesen prim&auml;ren Endpunkt der Nichtunterlegenheit gegen&uuml;ber Insulin Glargin U100 mit einer Hazard-Ratio von 0,91 (95 % CI: 0,78&ndash;1,06; Nichtunterlegenheitsbeleg: p&amp;tl;0,001); die Ereignisrate betrug unter Insulin Degludec 4,29 pro 100 Patientenjahre im Vergleich zu Insulin Glargin U100 mit 4,71 Ereignissen pro 100 Patientenjahre (Abb. 1). Schwere CV Ereignisse waren in der Degludec-Gruppe mit 8,5 % etwas (aber nicht signifikant) seltener als in der Glargin-Gruppe mit 9,3 % .</p> <p><strong>Vergleichbare glyk&auml;mische Kontrolle und weniger Hypoglyk&auml;mien</strong><br /> Post-hoc-Analysen zeigten nach den zwei Studienjahren eine vergleichbare glyk&auml;mische Kontrolle mit einer HbA1c-Differenz von 0,01 % zwischen den beiden Gruppen und signifikant geringeren N&uuml;chternblutzuckerwerten unter Insulin Degludec gegen&uuml;ber Insulin Glargin U100 (Behandlungsunterschied &ndash;7,2mg/dl bzw. &ndash;0,4mmol/l). In DEVOTE traten bei 187 mit Insulin Degludec behandelten Patienten schwere Hypoglyk&auml;mien auf, bei Insulin Glargin U100 waren es 252 Personen; dies entspricht einer Inzidenzreduktion von 27 % (Abb. 2). In der Degludec-Gruppe lag die Rate schwerer Hypoglyk&auml;mien bei 3,70 pro 100 Patientenjahre und in der Glargin-Gruppe bei 6,25; dies entspricht einer Risikoreduktion von 40 % .<br /> Auch bei den n&auml;chtlichen Unterzuckerungen zeigte sich eine signifikante Reduktion der Ereignisse um 53 % (p&lt;0,001). &laquo;Insulin Degludec zeigte in der DEVOTE- Studie kein erh&ouml;htes Risiko f&uuml;r schwerwiegende kardiovaskul&auml;re Ereignisse und verglichen mit Insulin Glargin U100 eine signifikante Verringerung der Rate schwerer und schwerer n&auml;chtlicher Hypoglyk&auml;mien &raquo;, sagte Bernard Zinman vom Lunenfeld- Tanenbaum-Forschungsinstitut, Mount- Sinai-Krankenhaus, in Toronto/Kanada. Die Art und Anzahl an unerw&uuml;nschten Wirkungen unterschieden sich kaum zwischen den beiden Behandlungsgruppen und auch die Studienabbruchrate war vergleichbar.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Leading Opinions_Innere_1704_Weblinks_lo_innere_1704_s24_abb1+2.jpg" alt="" width="2150" height="991" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Leading Opinions_Innere_1704_Weblinks_lo_innere_1704_s24_foto.jpg" alt="" width="1469" height="913" /></p> <h2>CANVAS-Studie</h2> <p>Die CANVAS-Studie mit dem SGLT2- Hemmer Canagliflozin (Invokana<sup>&reg;</sup>) ist eine weitere grosse Studie zur CV Sicherheit, die am ADA-Kongress vorgestellt wurde.<sup>2</sup> In CANVAS wurden 10 142 Patienten eingeschlossen, im Schnitt hatten die Teilnehmer seit 14 Jahren einen Typ-2-Diabetes und einen HbA<sub>1c</sub>-Wert von 8,2 % ; 6,6 % der Teilnehmer wiesen bereits eine CV Erkrankung auf.</p> <p><strong>SGLT2-Inhibitoren mit kardiovaskul&auml;rer Sicherheit</strong><br /> Das relative Risiko f&uuml;r den kombinierten Endpunkt aus CV Tod, Herzinfarkt und Schlaganfall sank in der Canagliflozin- Gruppe signifikant um 14 % im Vergleich zu Placebo (Abb. 3). Bei der Verk&uuml;ndigung dieses Ergebnisses wurde in der mit 7500 Besuchern besetzten Halle applaudiert, &auml;hnlich wie bei der Pr&auml;sentation der EMPA-REG-OUTCOME-Studiendaten vor zwei Jahren am EASD-Kongress in Stockholm. Studienautor David Matthews, Oxford, Grossbritannien, wies darauf hin, dass auch die Ergebnisse &auml;hnlich waren; die Reduktion ist fast identisch mit der Reduktion des prim&auml;ren Endpunkts in der EMPA-REG-OUTCOME-Studie.<br /> Auch die einzelnen Komponenten des 3-Punkte-MACE-Endpunkts traten in der Canagliflozin-Gruppe numerisch seltener auf als in der Placebogruppe. Diese Ergebnisse bedeuten, dass 23 Patienten weniger ein schweres CV Ereignis erlebten, 16 weniger wegen Herzinsuffizienz hospitalisiert werden mussten und 17 Patienten weniger ein renales Ereignis erlitten.</p> <p><strong>HbA1c, Gewicht, Blutdruck und renale Outcomes</strong><br /> Der SGLT2-Inhibitor Canagliflozin reduzierte in der Studie sowohl den HbA1c- Wert als auch das K&ouml;rpergewicht und den Blutdruck signifikant st&auml;rker als Placebo. Die Unterschiede betrugen f&uuml;r den HbA1c- Wert &ndash;0,58 % , f&uuml;r das K&ouml;rpergewicht &ndash;1,6kg, f&uuml;r den systolischen Blutdruck &ndash;3,93mmHg und f&uuml;r den diastolischen Blutdruck &ndash;1,39mmHg (p&lt;0,001 f&uuml;r alle Vergleiche).<br /> Auch auf renaler Ebene scheint Canagliflozin g&uuml;nstige Effekte zu haben. So trat in der Canagliflozin-Gruppe nicht nur deutlich seltener eine Progression der Albuminurie auf als unter Placebo (HR: 0,73; 95 % CI: 0,67&ndash;0,79), die Albuminurie nahm unter Canagliflozin auch h&auml;ufiger ab (HR: 1,70; 95 % CI: 1,51&ndash;1,91) und der zusammengesetzte renale Endpunkt (anhaltende Reduktion der eGFR um 40 % , Notwendigkeit einer Nierenersatztherapie oder renal bedingter Tod) trat deutlich seltener ein (HR: 0,60; 95 % CI: 0,47&ndash;0,77).</p> <p><strong>Wermutstropfen erh&ouml;hte Amputationsrate</strong><br /> Auffallend war die Anzahl der Amputationen in der Canagliflozin-Gruppe: Das Risiko f&uuml;r eine Amputation der unteren Extremit&auml;ten war mit 6,3 F&auml;llen pro 1000 Patientenjahre fast doppelt so hoch wie unter Placebo (3,4 F&auml;lle pro 1000 Patientenjahre).<br /> 71 % der Amputationen waren Minoramputationen, ein Anstieg fand sich unter Canagliflozin aber auch bei den Majoramputationen. Eine vorangegangene Amputation war der st&auml;rkste Risikofaktor f&uuml;r eine weitere Amputation. &laquo;Wir wissen nicht, weshalb die Amputationsrate unter Canagliflozin erh&ouml;ht war, dies muss weiter untersucht werden. F&uuml;r den Moment ist jedoch bei Patienten mit einem erh&ouml;hten Amputationsrisiko bestimmt Vorsicht geboten bei der Verschreibung von Canagliflozin &raquo;, erkl&auml;rte der Erstautor Bruce Neal vom George Institute for Global Health in Sydney, Australien.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Leading Opinions_Innere_1704_Weblinks_lo_innere_1704_s25_abb3+foto.jpg" alt="" width="2201" height="988" /></p> <div id="fazit"> <h2>Fazit</h2> <p>Die DEVOTE-Studie best&auml;tigte die CV Sicherheit von Insulin Degludec. Zudem traten unter Insulin Degludec signifikant seltener schwere sowie schwere n&auml;chtliche Hypoglyk&auml;mien auf als unter Insulin Glargin U100. Nach EMPA-REG OUTCOME zeigte nun auch die CANVAS-Studie f&uuml;r SGLT2-Hemmer positive Ergebnisse in Bezug auf die kardiovaskul&auml;re Sicherheit, aber auch das Gewicht, den Blutdruck, den HbA<sub>1c</sub>-Wert und die Nephroprotektion. Jedoch zeigte sich in CANVAS unter dem SGLT2- Hemmer ein erh&ouml;htes Amputationsrisiko.</p> </div></p> <p class="article-quelle">Quelle: 77th Scientific Sessions der American Diabetes Association (ADA), 9.–13. Juni 2017, San Diego </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Marso SP et al.; for the DEVOTE Study Group: Efficacy and safety of degludec versus glargine in type 2 diabetes. N Engl J Med 2017 [epub ahead of print] <strong>2</strong> Neal B et al.; CANVAS Program Collaborative Group: Canagliflozin and cardiovascular and renal events in type 2 diabetes. N Engl J Med 2017 [epub ahead of print]</p> </div> </p>
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