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Fadenlift für die Intimregion
Jatros
Autor:
Dr. Sabine Apfolterer, MBA
Landstraßer Hauptstraße 146, Stiege 12<br> 1030 Wien <br> E-Mail: sabine@apfolterer.at <br> Web: www.dieschoenheitschirurgin.at
30
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07.09.2017
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<p class="article-intro">Chirurgische Eingriffe zur Vaginalverjüngung werden immer beliebter. In den USA ist die Zahl der Operationen im Jahr 2012 im Vergleich zu 2011 um 64 % gestiegen. In der Öffentlichkeit wird dieses Thema häufig als völlig übertrieben abgetan, wodurch Frauen aus Schamgefühl einen Arztbesuch sehr lange hinauszögern. Gerade in letzter Zeit kommen jedoch immer mehr Frauen mit großem Leidensdruck in meine Praxis.</p>
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<p class="article-content"><h2>Alterung der Vagina</h2> <p>Wie das Gesicht ist auch der Intimbereich typischen Alterserscheinungen unterworfen. Mit zunehmendem Alter verliert die Haut auch im Intimbereich ihre Spannkraft und Elastizität. Die Haut wird trockener und juckt häufig. Die äußeren Schamlippen verlieren an Fettgewebe und wirken eingefallen und leer. Die inneren Schamlippen wirken länger und der Eingang zur Vagina wird weiter.<br /> V.a. nach Geburten bzw. in den Wechseljahren verändert sich der Genitalbereich. Durch ein vaginales Relaxationssyndrom kommt es zur Belastungsinkontinenz, atrophische Vorgänge führen zu geringerer Feuchtigkeit und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dysapareunie). Durch eine Erweiterung des Vaginaleingangs, sei es durch den Geburtsvorgang selbst oder durch eine Episiotomie, kann das sexuelle Lustempfinden der Frau vermindert sein, außerdem werden Infektionen im Intimbereich häufiger.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Derma_1703_Weblinks_s78_1.jpg" alt="" width="1418" height="921" /></p> <h2>Anatomie der Perinealregion</h2> <p>Als Perineum wird die Region zwischen Anus und der hinteren Kommissur der Schamlippen bezeichnet. Seitlich wird die Region von den beiden Sitzbeinhöckern begrenzt. Neben der sehr gut innervierten Haut besteht das Perineum hauptsächlich aus Muskeln, die zur Beckenbodenmuskulatur gehören. <br /> Als Episiotomie (Dammschnitt) bezeichnet man das Einschneiden des Dammes während der Geburt, um die Geburtsdauer zu verkürzen und so mögliche Komplikationen für das Ungeborene zu minimieren. Man unterscheidet drei Arten von Episiotomien:</p> <ul> <li>Die mediane Episiotomie entlang der Mittellinie (Raphe perinei) Richtung Anus</li> <li>Die mediolaterale Episiotomie wird ausgehend von der Mittellinie im 45°-Winkel vorgenommen. Dabei werden der M. bulbospongiosus und der M. transversus perinei superficialis durchtrennt.</li> <li>Die laterale Episiotomie (veraltete Methode)</li> </ul> <p>Die Episiotomie sollte nur bei eindeutiger Indikation durchgeführt werden.</p> <h2>Probleme nach einer Episiotomie</h2> <p>Durch die Durchtrennung der Perinealmuskulatur können viele Probleme entstehen. Hauptsächlich klagen die Patientinnen über reduzierte, sexuelle Befriedigung, Dysmikrobie, Scheidenausfluss oder Scheidentrockenheit und Schmerzen beim Sex. Über 18 % der Patientinnen klagen nach einer operativen Vaginalstraffung über eine Verschlechterung ihrer Beschwerden.</p> <h2>Vaginal Narrower</h2> <p>Der Vaginal Narrower kann einige dieser doch sehr unangenehmen Probleme auf einfache Art und Weise lösen. Es handelt sich dabei um ein Fadenlift mit einem bidirektionalen konvergenten Faden zum Nähen der perinealen Muskulatur. Ziel ist es, den Introitus vaginae wieder zu verengen und zu straffen. Eine klassische Vaginalstraffung, die häufig mit Wundheilungsstörungen einhergeht, kann so häufig vermieden werden. Durch das absorbierbare Material und die einfache, minimal invasive Technik kann in einem tages­chirurgischen Eingriff auf die Bedürfnisse der Frau besonders gut eingegangen werden. Es soll nicht nur die Ästhetik der Intimregion verbessert, sondern auch die Funktionalität der Genitalregion rekonstruiert werden und so ein neues Lebensgefühl, sowohl im sexuellen Bereich als auch im täglichen Leben, erzielt werden.<br /> Der Vaginal Narrower hat zwei Effekte: den sogenannten Soforteffekt, der durch den mechanischen Zug des Fadens und die Widerhaken zu einer Rekonstruktion der Perinealregion führt, und den Revitalisierungseffekt, der durch die Fibrosierung bedingt ist, die beim Auflösen des Fadens entsteht. So kann ein lang anhaltendes, stabiles Ergebnis auch noch lange nach der vollständigen Auflösung des Fadens garantiert werden. Der Vaginal Narrower hat eine CE-Zertifizierung und wird in Italien bei Promoitalia hergestellt. Die Fäden bestehen zu 100 % aus einem biokompatiblen Caprolacton-Polymer. Es ist ein bidirektionaler Faden mit konvergierenden Widerhaken. Der hakentragende Teil ist 12cm lang, die Fadenstärke 0USP. An beiden Fadenenden gibt es eine 6cm lange, gerade Nadel mit 26G Dicke. Die durchschnittliche Haltbarkeit des Fadens liegt bei etwa 9–15 Monaten.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Derma_1703_Weblinks_s78_2.jpg" alt="" width="2150" height="652" /></p> <h2>Indikationen</h2> <p>Die größte Gruppe an Patientinnen sind Mütter, die Probleme bei der Geburt hatten. Häufig erleiden sie während der Geburt Platzwunden oder die Perinealmuskulatur reißt ein. Oft wird dabei die Vulva oder der Vaginalkanal verletzt. Bei der natürlichen Geburt erhalten mehr als 57 % der Frauen eine Episiotomie.<br /> Eine zweite sehr dankbare Patientengruppe sind Frauen nach der Menopause, die an Scheidentrockenheit, Gewebeatrophie, Belastungsinkontinenz oder einer Erweichung des Beckenbodens bzw. der Vagina leiden.<br /> Eine kleinere Gruppe an Patientinnen möchte einfach das Erscheinungsbild des Intimbereichs verbessern.</p> <h2>Behandlungsablauf und Nachbehandlung</h2> <p>Die Behandlung kann in einem Eingriffsraum in Steinschnittlage stattfinden. Nach sorgfältiger Desinfektion und Tamponade des Anus und der Vagina mit in Octenisept getränkter Gaze wird die präoperative Markierung der späteren Faden­ein- und -austrittspunkte durchgeführt. Danach werden die Ein- und Austrittspunkte mit 1 % igem Xylocain mit Epinephrin betäubt. Nach kurzer Einwirkzeit werden die Fäden (je nach Ausmaß der Perinealverletzung 1–4 Fäden) in Achterschleifen eingebracht. Sehr wichtig ist, dass der Faden in der richtigen Schicht (Muskulatur) eingebracht wird und weder die vaginale Schleimhaut noch der Anus verletzt werden. Die beiden Fadenenden werden zum Schluss verknotet und unter der Haut versenkt. Hautnähte sind in der Regel nicht notwendig. Am Ende der Prozedur bekommt die Patientin eine mit Betaisodona-Salbe bestrichene Einlage. <br /> Zur Nachbehandlung darf sich die Patientin täglich mit Betaisodona-Flüssigseife waschen. Wichtig ist die Intimhygiene besonders nach dem Toilettengang. Eine 5-tägige orale Antibiotikatherapie ist ratsam. Die Patientin darf sich nach dem Eingriff sofort frei bewegen, sollte jedoch auf Sport für 6 Wochen verzichten. Sobald die Perinealregion nicht mehr druckschmerzhaft ist, darf die Patientin wieder Geschlechtsverkehr haben.</p> <h2>Nebenwirkungen und Komplikationen</h2> <p>Das Hauptrisiko in diesem Bereich ist sicherlich die Infektion, die bei sorgfältiger Behandlung jedoch sehr selten auftritt. Kommt es dennoch zur Infektion, sollte auf eine intravenöse Antibiotikatherapie umgestellt werden. Eine Entfernung des Fadens ist in der Regel nicht nötig. Eine etwas länger andauernde Druckempfindlichkeit verschwindet in der Regel nach einigen Wochen ohne weitere Intervention. Als orale Schmerzmedikation sind NSAR wie Ibuprofen, Voltaren oder Mexalen zu empfehlen. Selten berichten Patientinnen, dass sie die Fäden unter der Haut spüren. Um dieses Problem zu vermeiden, ist es sehr wichtig, beim Einbringen der Fäden immer wieder die Fadenlage digital zu kontrollieren. Verletzungen des Anus können in einer sehr unangenehmen rektovaginalen Fistel enden und sind daher tunlichst zu vermeiden. Eine Migration der Fäden kommt in der Regel nur bei exzessiver Belastung durch die Patientin in den ersten Tagen und Wochen vor. Eine sorgfältige Aufklärung über das postoperative Prozedere ist daher unerlässlich und am besten in schriftlicher Form auszuhändigen. Über Fadenunverträglichkeiten oder Allergien gibt es bisher keine Berichte.</p> <h2>Behandlungsergänzung</h2> <p>Die Behandlung mit dem Vaginal Narrower kann sehr schön mit weiteren Maßnahmen zur Verjüngung der Intimregion kombiniert werden. Sehr beliebt ist die Kombination mit Schamlippenverkleinerungen oder der Vergrößerung der äußeren Schamlippen mit Eigenfett sowie einer zusätzlichen vaginalen Straffung mit Radiofrequenz oder Lasertherapie. Auch PRP-Behandlungen können in der gleichen Sitzung oder kurz danach zu einer weiteren Revitalisierung durchgeführt werden.</p> <h2>Conclusio</h2> <p>Im Vergleich zu einer klassischen Perineoplastik hat der Vaginal Narrower den Vorteil, dass die Technik sehr schnell und minimal invasiv in einem Eingriffsraum durchführbar ist. Man braucht keine Vollnarkose und keine intravenösen Antibiotika. Die Patientin kann sofort nach dem Eingriff nach Hause gehen und ist nach 1–2 Tagen wieder fit. Zudem ist die Nebenwirkungsrate deutlich geringer. Mithilfe dieser Technik kann vielen Frauen zu einer unkomplizierten Verbesserung der Ästhetik und Funktionalität im Intimbereich verholfen werden. <br /> Aufgrund der hohen Zahl an Patientinnen, die unter den teils drastischen Folgen von Geburten oder der Menopause leiden, sollte die Aufklärung in der gynäkologischen, plastisch-chirurgischen und dermatologischen Praxis verbessert und der Vaginal Narrower zukünftig als Alternative zur Perineoplastik angeboten werden.</p></p>
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<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
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<p><strong>1</strong> Kalra R: Use of barbed threads in facial rejuvenation. Indian J Plast Surg 2008; 41(Suppl): S93-100 <strong>2</strong> Sulamanidze M, Sulamanidze G: Avoiding complications with Aptos sutures. Aesthet Surg J 2011; 31(8): 863-73 <strong>3</strong> Signorello LB, Harlow BL: Postpartum sexual functioning and its rela­tionship to perineal trauma: a retrospective cohort study of primiparous women. Am J Obstet Gynecol 2001; 184(5): 881-8; discussion 888-90 <strong>4</strong> Kim J, Zheng Z: Investigation on the cutaneous change induced by face-lifting monodirectional barbed polydioxanone thread. Dermatol Surg 2017; 43(1): 74-80 5 Skrzypulec-Frankel A, Gojdz K: Studies Poland. 2012</p>
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