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Fadenlift für die Intimregion

<p class="article-intro">Chirurgische Eingriffe zur Vaginalverjüngung werden immer beliebter. In den USA ist die Zahl der Operationen im Jahr 2012 im Vergleich zu 2011 um 64 % gestiegen. In der Öffentlichkeit wird dieses Thema häufig als völlig übertrieben abgetan, wodurch Frauen aus Schamgefühl einen Arztbesuch sehr lange hinauszögern. Gerade in letzter Zeit kommen jedoch immer mehr Frauen mit großem Leidensdruck in meine Praxis.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Alterung der Vagina</h2> <p>Wie das Gesicht ist auch der Intimbereich typischen Alterserscheinungen unterworfen. Mit zunehmendem Alter verliert die Haut auch im Intimbereich ihre Spannkraft und Elastizit&auml;t. Die Haut wird trockener und juckt h&auml;ufig. Die &auml;u&szlig;eren Schamlippen verlieren an Fettgewebe und wirken eingefallen und leer. Die inneren Schamlippen wirken l&auml;nger und der Eingang zur Vagina wird weiter.<br /> V.a. nach Geburten bzw. in den Wechseljahren ver&auml;ndert sich der Genitalbereich. Durch ein vaginales Relaxationssyndrom kommt es zur Belastungsinkontinenz, atrophische Vorg&auml;nge f&uuml;hren zu geringerer Feuchtigkeit und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dysapareunie). Durch eine Erweiterung des Vaginaleingangs, sei es durch den Geburtsvorgang selbst oder durch eine Episiotomie, kann das sexuelle Lustempfinden der Frau vermindert sein, au&szlig;erdem werden Infektionen im Intimbereich h&auml;ufiger.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Derma_1703_Weblinks_s78_1.jpg" alt="" width="1418" height="921" /></p> <h2>Anatomie der Perinealregion</h2> <p>Als Perineum wird die Region zwischen Anus und der hinteren Kommissur der Schamlippen bezeichnet. Seitlich wird die Region von den beiden Sitzbeinh&ouml;ckern begrenzt. Neben der sehr gut innervierten Haut besteht das Perineum haupts&auml;chlich aus Muskeln, die zur Beckenbodenmuskulatur geh&ouml;ren. <br /> Als Episiotomie (Dammschnitt) bezeichnet man das Einschneiden des Dammes w&auml;hrend der Geburt, um die Geburtsdauer zu verk&uuml;rzen und so m&ouml;gliche Komplikationen f&uuml;r das Ungeborene zu minimieren. Man unterscheidet drei Arten von Episiotomien:</p> <ul> <li>Die mediane Episiotomie entlang der Mittellinie (Raphe perinei) Richtung Anus</li> <li>Die mediolaterale Episiotomie wird ausgehend von der Mittellinie im 45&deg;-Winkel vorgenommen. Dabei werden der M. bulbospongiosus und der M. transversus perinei superficialis durchtrennt.</li> <li>Die laterale Episiotomie (veraltete Methode)</li> </ul> <p>Die Episiotomie sollte nur bei eindeutiger Indikation durchgef&uuml;hrt werden.</p> <h2>Probleme nach einer Episiotomie</h2> <p>Durch die Durchtrennung der Perinealmuskulatur k&ouml;nnen viele Probleme entstehen. Haupts&auml;chlich klagen die Patientinnen &uuml;ber reduzierte, sexuelle Befriedigung, Dysmikrobie, Scheidenausfluss oder Scheidentrockenheit und Schmerzen beim Sex. &Uuml;ber 18 % der Patientinnen klagen nach einer operativen Vaginalstraffung &uuml;ber eine Verschlechterung ihrer Beschwerden.</p> <h2>Vaginal Narrower</h2> <p>Der Vaginal Narrower kann einige dieser doch sehr unangenehmen Probleme auf einfache Art und Weise l&ouml;sen. Es handelt sich dabei um ein Fadenlift mit einem bidirektionalen konvergenten Faden zum N&auml;hen der perinealen Muskulatur. Ziel ist es, den Introitus vaginae wieder zu verengen und zu straffen. Eine klassische Vaginalstraffung, die h&auml;ufig mit Wundheilungsst&ouml;rungen einhergeht, kann so h&auml;ufig vermieden werden. Durch das absorbierbare Material und die einfache, minimal invasive Technik kann in einem tages&shy;chirurgischen Eingriff auf die Bed&uuml;rfnisse der Frau besonders gut eingegangen werden. Es soll nicht nur die &Auml;sthetik der Intimregion verbessert, sondern auch die Funktionalit&auml;t der Genitalregion rekonstruiert werden und so ein neues Lebensgef&uuml;hl, sowohl im sexuellen Bereich als auch im t&auml;glichen Leben, erzielt werden.<br /> Der Vaginal Narrower hat zwei Effekte: den sogenannten Soforteffekt, der durch den mechanischen Zug des Fadens und die Widerhaken zu einer Rekonstruktion der Perinealregion f&uuml;hrt, und den Revitalisierungseffekt, der durch die Fibrosierung bedingt ist, die beim Aufl&ouml;sen des Fadens entsteht. So kann ein lang anhaltendes, stabiles Ergebnis auch noch lange nach der vollst&auml;ndigen Aufl&ouml;sung des Fadens garantiert werden. Der Vaginal Narrower hat eine CE-Zertifizierung und wird in Italien bei Promoitalia hergestellt. Die F&auml;den bestehen zu 100 % aus einem biokompatiblen Caprolacton-Polymer. Es ist ein bidirektionaler Faden mit konvergierenden Widerhaken. Der hakentragende Teil ist 12cm lang, die Fadenst&auml;rke 0USP. An beiden Fadenenden gibt es eine 6cm lange, gerade Nadel mit 26G Dicke. Die durchschnittliche Haltbarkeit des Fadens liegt bei etwa 9&ndash;15 Monaten.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Derma_1703_Weblinks_s78_2.jpg" alt="" width="2150" height="652" /></p> <h2>Indikationen</h2> <p>Die gr&ouml;&szlig;te Gruppe an Patientinnen sind M&uuml;tter, die Probleme bei der Geburt hatten. H&auml;ufig erleiden sie w&auml;hrend der Geburt Platzwunden oder die Perinealmuskulatur rei&szlig;t ein. Oft wird dabei die Vulva oder der Vaginalkanal verletzt. Bei der nat&uuml;rlichen Geburt erhalten mehr als 57 % der Frauen eine Episiotomie.<br /> Eine zweite sehr dankbare Patientengruppe sind Frauen nach der Menopause, die an Scheidentrockenheit, Gewebeatrophie, Belastungsinkontinenz oder einer Erweichung des Beckenbodens bzw. der Vagina leiden.<br /> Eine kleinere Gruppe an Patientinnen m&ouml;chte einfach das Erscheinungsbild des Intimbereichs verbessern.</p> <h2>Behandlungsablauf und Nachbehandlung</h2> <p>Die Behandlung kann in einem Eingriffsraum in Steinschnittlage stattfinden. Nach sorgf&auml;ltiger Desinfektion und Tamponade des Anus und der Vagina mit in Octenisept getr&auml;nkter Gaze wird die pr&auml;operative Markierung der sp&auml;teren Faden&shy;ein- und -austrittspunkte durchgef&uuml;hrt. Danach werden die Ein- und Austrittspunkte mit 1 % igem Xylocain mit Epinephrin bet&auml;ubt. Nach kurzer Einwirkzeit werden die F&auml;den (je nach Ausma&szlig; der Perinealverletzung 1&ndash;4 F&auml;den) in Achterschleifen eingebracht. Sehr wichtig ist, dass der Faden in der richtigen Schicht (Muskulatur) eingebracht wird und weder die vaginale Schleimhaut noch der Anus verletzt werden. Die beiden Fadenenden werden zum Schluss verknotet und unter der Haut versenkt. Hautn&auml;hte sind in der Regel nicht notwendig. Am Ende der Prozedur bekommt die Patientin eine mit Betaisodona-Salbe bestrichene Einlage. <br /> Zur Nachbehandlung darf sich die Patientin t&auml;glich mit Betaisodona-Fl&uuml;ssigseife waschen. Wichtig ist die Intimhygiene besonders nach dem Toilettengang. Eine 5-t&auml;gige orale Antibiotikatherapie ist ratsam. Die Patientin darf sich nach dem Eingriff sofort frei bewegen, sollte jedoch auf Sport f&uuml;r 6 Wochen verzichten. Sobald die Perinealregion nicht mehr druckschmerzhaft ist, darf die Patientin wieder Geschlechtsverkehr haben.</p> <h2>Nebenwirkungen und Komplikationen</h2> <p>Das Hauptrisiko in diesem Bereich ist sicherlich die Infektion, die bei sorgf&auml;ltiger Behandlung jedoch sehr selten auftritt. Kommt es dennoch zur Infektion, sollte auf eine intraven&ouml;se Antibiotikatherapie umgestellt werden. Eine Entfernung des Fadens ist in der Regel nicht n&ouml;tig. Eine etwas l&auml;nger andauernde Druckempfindlichkeit verschwindet in der Regel nach einigen Wochen ohne weitere Intervention. Als orale Schmerzmedikation sind NSAR wie Ibuprofen, Voltaren oder Mexalen zu empfehlen. Selten berichten Patientinnen, dass sie die F&auml;den unter der Haut sp&uuml;ren. Um dieses Problem zu vermeiden, ist es sehr wichtig, beim Einbringen der F&auml;den immer wieder die Fadenlage digital zu kontrollieren. Verletzungen des Anus k&ouml;nnen in einer sehr unangenehmen rektovaginalen Fistel enden und sind daher tunlichst zu vermeiden. Eine Migration der F&auml;den kommt in der Regel nur bei exzessiver Belastung durch die Patientin in den ersten Tagen und Wochen vor. Eine sorgf&auml;ltige Aufkl&auml;rung &uuml;ber das postoperative Prozedere ist daher unerl&auml;sslich und am besten in schriftlicher Form auszuh&auml;ndigen. &Uuml;ber Fadenunvertr&auml;glichkeiten oder Allergien gibt es bisher keine Berichte.</p> <h2>Behandlungserg&auml;nzung</h2> <p>Die Behandlung mit dem Vaginal Narrower kann sehr sch&ouml;n mit weiteren Ma&szlig;nahmen zur Verj&uuml;ngung der Intimregion kombiniert werden. Sehr beliebt ist die Kombination mit Schamlippenverkleinerungen oder der Vergr&ouml;&szlig;erung der &auml;u&szlig;eren Schamlippen mit Eigenfett sowie einer zus&auml;tzlichen vaginalen Straffung mit Radiofrequenz oder Lasertherapie. Auch PRP-Behandlungen k&ouml;nnen in der gleichen Sitzung oder kurz danach zu einer weiteren Revitalisierung durchgef&uuml;hrt werden.</p> <h2>Conclusio</h2> <p>Im Vergleich zu einer klassischen Perineoplastik hat der Vaginal Narrower den Vorteil, dass die Technik sehr schnell und minimal invasiv in einem Eingriffsraum durchf&uuml;hrbar ist. Man braucht keine Vollnarkose und keine intraven&ouml;sen Antibiotika. Die Patientin kann sofort nach dem Eingriff nach Hause gehen und ist nach 1&ndash;2 Tagen wieder fit. Zudem ist die Nebenwirkungsrate deutlich geringer. Mithilfe dieser Technik kann vielen Frauen zu einer unkomplizierten Verbesserung der &Auml;sthetik und Funktionalit&auml;t im Intimbereich verholfen werden. <br /> Aufgrund der hohen Zahl an Patientinnen, die unter den teils drastischen Folgen von Geburten oder der Menopause leiden, sollte die Aufkl&auml;rung in der gyn&auml;kologischen, plastisch-chirurgischen und dermatologischen Praxis verbessert und der Vaginal Narrower zuk&uuml;nftig als Alternative zur Perineoplastik angeboten werden.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Kalra R: Use of barbed threads in facial rejuvenation. Indian J Plast Surg 2008; 41(Suppl): S93-100 <strong>2</strong> Sulamanidze M, Sulamanidze G: Avoiding complications with Aptos sutures. Aesthet Surg J 2011; 31(8): 863-73 <strong>3</strong> Signorello LB, Harlow BL: Postpartum sexual functioning and its rela&shy;tionship to perineal trauma: a retrospective cohort study of primiparous women. Am J Obstet Gynecol 2001; 184(5): 881-8; discussion 888-90 <strong>4</strong> Kim J, Zheng Z: Investigation on the cutaneous change induced by face-lifting monodirectional barbed polydioxanone thread. Dermatol Surg 2017; 43(1): 74-80 5 Skrzypulec-Frankel A, Gojdz K: Studies Poland. 2012</p> </div> </p>
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