© Getty Images/iStockphoto

OEADF 2019

Brauchen wir ästhetische Medizin?

<p class="article-intro">Schönheit liegt im Auge des Betrachters: Was ist schön? Was ist hässlich? Nur im Märchen gibt der Spiegel die Antwort. Heute bietet uns die ästhetische Medizin viele Möglichkeiten, unserem Schönheitsideal ein Stück mehr zu entsprechen. Doch inwieweit soll oder darf man diese ausschöpfen?</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Verschiedene Zeitepochen pr&auml;gten ihren eigenen Sch&ouml;nheitsbegriff &ndash; oft abstrakt und bizarr. In der antiken G&ouml;tterwelt entschied Paris den Streit um die Sch&ouml;nheit zugunsten von Aphrodite. Kriege wurden der Sch&ouml;nheit willen gef&uuml;hrt und ganze V&ouml;lker ins Ungl&uuml;ck gest&uuml;rzt. Geschmacklos? Und was hat der Mensch versucht, um die Sch&ouml;nheit und Jugendlichkeit zu bewahren? Er hat Elixiere gebraut und nach Wundermitteln Ausschau gehalten, selbst ein Pakt mit dem Teufel schien eine L&ouml;sung zu sein. Doch alles ist verg&auml;nglich, das wusste schon der Prophet Kohelet im Alten Testament. So bleibt die Frage nach der ewigen Sch&ouml;nheit durch das Leben unbeantwortet. Sch&ouml;nheitsideale gab es zu allen Zeiten, ob es nun Kleopatra war, die in Eselsmilch badete, oder Sisi, die ungl&uuml;ckliche Kaiserin von &Ouml;sterreich, die dem Sch&ouml;nheitswahn mit Sport und Di&auml;t verfallen war. Sie alle sind Geschichte! Auch wir sind Teil dieser Geschichte &ndash; einer Geschichte von Macht und Geld, von Reich und Arm und nicht zuletzt vom Ende und von der Unendlichkeit.<br /> Selbst wenn diese Erkenntnis zwar realistisch und unabwendbar erscheint, gaukeln uns Hochglanzmagazine vor, was &bdquo;normal&ldquo; sein soll, und verleiten uns dazu, mitzumachen und das Unm&ouml;gliche zu versuchen. Alle wollen alt werden, ohne alt auszusehen. Daraus hat sich ein neuer Zweig der Medizin entwickelt, der teilweise wirklich Methoden anbietet, die (fast) die Jugend f&uuml;r die Ewigkeit erhalten k&ouml;nnen.<br /> W&auml;hrend die t&auml;gliche Hautpflege mit Sonnenschutz die wichtigste Grundvoraussetzung darstellt, um dem Altern vorzubeugen, bietet die &auml;sthetische Medizin auch Methoden an, um bereits entstandene Altersver&auml;nderungen zu entfernen und Defizite auszubessern.<br /> Heutzutage ist es m&ouml;glich, in vielerlei Hinsicht anders alt zu werden, als es vor 100 Jahren der Fall war. Wir bleiben l&auml;nger k&ouml;rperlich aktiv und pflegen soziale Kontakte. Die 60-J&auml;hrigen geben sich und sehen aus wie die 40-J&auml;hrigen der 1980er-Jahre. Dieses &bdquo;neue&ldquo; Selbstwertgef&uuml;hl ist uns viel wert und deshalb sind wir bem&uuml;ht, m&ouml;glichst lange attraktiv zu bleiben. Dennoch, die Zeit vergeht und Altersver&auml;nderungen treten auf. Andere Organe altern im Verborgenen, die Haut jedoch ist als einziges Organ des K&ouml;rpers sichtbar davon betroffen.<br /> Die &auml;sthetische Medizin und die moderne Kosmetik k&ouml;nnen einiges an bereits eingetretenen Alterserscheinungen mildern und mit seri&ouml;sen, sinnvollen Methoden der Hautalterung entgegenwirken.<br /> Egal ob Altersflecken, F&auml;ltchen, Couperose und andere gutartige, aber st&ouml;rende &bdquo;Makel&ldquo; oder unerw&uuml;nschte Haare: Der Trend in der &auml;sthetischen Dermatologie geht in die Richtung, mit minimal invasiven Verfahren ohne nennenswerte Nebenwirkungen zufriedenstellende Behandlungsergebnisse zu erzielen.</p> <h2>Fundierte Ausbildung ist Grundvoraussetzung</h2> <p>Die Behandlung von Ver&auml;nderungen des K&ouml;rpers, die das &auml;sthetische Empfinden einer Person negativ beeintr&auml;chtigen, wurde in allen Epochen und Weltgegenden seit Menschengedenken praktiziert. Attraktiv zu wirken ist ein Grundbed&uuml;rfnis des Menschen. Makellosigkeit gilt als das Sch&ouml;nheitsideal unserer Zeit. Daraus hat sich ein boomender Markt entwickelt, f&uuml;r den medizinisches Know-how erforderlich ist, um zum Schutz der Konsumenten die Qualit&auml;t der verschiedenen Methoden zu sichern und die Rate unerw&uuml;nschter Nebenwirkungen m&ouml;glichst niedrig zu halten. Deshalb ist eine fundierte Ausbildung in diesem Spezialfach von gro&szlig;er Bedeutung, f&uuml;r die es kaum universit&auml;re Anlaufstellen gibt.<br /> Ein gutes Beispiel daf&uuml;r, dass auch in diesem Spezialgebiet Forschung und Lehre betrieben werden, ist das bereits seit einigen Jahren durch Kooperation der Fachrichtungen Dermatologie und plastische, &auml;sthetische und rekonstruktive Chirurgie entwickelte und etablierte Zentrum f&uuml;r &Auml;sthetische Medizin an der Hautklinik der Medizinischen Universit&auml;t Graz im LKH-Univ.- Klinikum. Das breite Leistungsspektrum umfasst oberfl&auml;chliche chemische Peelings, Augmentation mit Hyalurons&auml;ure oder Botulinumtoxin gegen Falten, Ver&ouml;dung von Besenreisern, diverse Hochenergie-Laserbehandlungen bis zur Entfernung von Permanent- Make-up oder T&auml;towierungen.<br /> Gem&auml;&szlig; seiner universit&auml;ren Verpflichtung wird sich das Zentrum f&uuml;r &Auml;sthetische Medizin an der Hautklinik auch den Anforderungen von Lehre und Forschung stellen. Die Ausbildung der nachfolgenden Generationen, die Betreuung von Diplomarbeiten zu einschl&auml;gigen Projekten in der medizinischen &Auml;sthetik und die Durchf&uuml;hrung von klinischen Studien zur Etablierung neuer Methoden werden auch in Zukunft ein besonderes Anliegen dieser Einrichtung sein.</p> <h2>Gut in den Alltag integrierbar</h2> <p>Die meisten dieser Behandlungen sind gut mit dem beruflichen Alltag vereinbar und erfordern kaum Rekonvaleszenzzeit, denn Krankenstand aufgrund &auml;sthetischmedizinischer Therapien ist volkswirtschaftlich undenkbar. Deshalb muss auch festgehalten werden, dass die Behandlung von Ver&auml;nderungen des K&ouml;rpers bzw. der Haut, die zwar optisch st&ouml;rend, aber aus rein medizinischer Sicht harmlos sind, nicht zur Gesunderhaltung des K&ouml;rpers beitragen. Sie sind deshalb nicht als medizinische Indikation, also nicht als &bdquo;Heilbehandlung&ldquo;, anzusehen und nicht durch die ASVG-Versicherungen gedeckt. Es handelt sich dabei um medizinische Leistungen, die privat verrechnet werden.<br /> Selbstverst&auml;ndlich wird mit fachlicher Expertise auch die ambulante Behandlung medizinischer Indikationen wie Gesichtsdermatosen (Akne, Rosacea, seborrhoische Dermatitis u. v. m.) oder Haar- und Kopfhauterkrankungen durchgef&uuml;hrt.</p> <h2>Beispiele aus dem praktischen &auml;sthetisch-medizinischen Alltag</h2> <p>Hochenergielaserbehandlung: Rubinlaser, KTP-Nd-YAG-Laser, Nd-YAG-Laser, Farbstofflaser, fraktionierter CO<sub>2</sub>-Laser zur Entfernung/Verbesserung von Aknenarben, Angiomen, Couperose, diversen Epitheliomen, Falten/F&auml;ltchen, Fibromen, Keratosen, Narben, Naevi flammei, Permanent- Make-up, T&auml;towierungen, Teleangiektasien, Spidern&auml;vi, seborrhoischen Warzen, Viruswarzen u. v. m. Die Laserbehandlung ist meist unblutig und kontaktlos. Der Effekt im Gewebe entsteht durch Umwandlung von Licht in Hitze. Die Abheilungszeit dauert etwa sieben bis zehn Tage.<br /><br /> <strong>Chemisches Peeling</strong><br /> Dabei handelt es sich um die Anwendung verschiedener S&auml;uren (Milchs&auml;ure, Salicyls&auml;ure, div. Fruchts&auml;uren, Trichloressigs&auml;ure) zur Exfoliation oberfl&auml;chlicher Hautschichten, mit dem Ziel, Hautunreinheiten zu bessern, N&auml;rbchen zu gl&auml;tten, F&auml;ltchen &bdquo;auszub&uuml;geln&ldquo;, Poren zu verkleinern, Feuchtigkeitsbindungskapazit&auml;t zu erh&ouml;hen, durch Fibroblastenstimulation Kollagenbildung anzuregen. Je nach Konzentration der S&auml;ure ist der Peeling-Effekt oberfl&auml;chlich, epidermal oder bis in die obere Dermis reichend.<br /><br /> <strong>Hyalurons&auml;ure-Augmentation</strong><br /> Das ist die Einbringung von Hyalurons&auml;ure direkt in die Haut, um Falten zu minimieren, Lippen-/Wangenvolumen zu vergr&ouml;&szlig;ern, eingesunkene Narben zu bessern. Der gew&uuml;nschte Effekt ist unmittelbar nach der Behandlung sichtbar. Diese Substanzen werden innerhalb von etwa neun Monaten r&uuml;ckstandsfrei abgebaut.<br /><br /> <strong>Botulinumtoxin-Injektion</strong><br /> Die Applikation von Botulinumtoxin direkt in bestimmte Gesichts-/Halsmuskeln bezweckt, durch Mimik bedingte Faltenbildung zu verhindern bzw. zu verz&ouml;gern. Das Neurotoxin kann auch gegen Hyperhidrose intrakutan in die betroffenen Hautareale eingebracht werden. Der die Schwei&szlig;dr&uuml;sen hemmende Effekt tritt nach etwa sieben Tagen ein und h&auml;lt etwa ein Jahr an.</p> <div id="fazit"> <h2>Fazit</h2> <p>Die am Beginn dieses Berichts gestellte Frage, ob wir &auml;sthetische Medizin brauchen oder nicht, ist eine philosophische. Rein hippokratisch muss man sie mit einem klaren Nein beantworten, psychologisch jedoch mit einem Ja, denn &bdquo;M&auml;ngel&ldquo;, Makel und Alt-Aussehen mindern das Selbstwertgef&uuml;hl und k&ouml;nnen so zum psychosomatischen Unwohlsein beitragen.</p> </div></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>bei der Verfasserin</p> </div> </p>
Back to top