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Was kann gegen die Überregulierung unternommen werden?
Jatros
30
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06.04.2017
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<p class="article-intro">Die Durchführung von klinischen Studien wird zunehmend einer Komplexität auf administrativer und regulatorischer Ebene unterworfen. Klinische Studien sind aber essenziell, um den Fortschritt in der Onkologie voranzutreiben und den Patienten den Zugang zu innovativen Therapien zu ermöglichen. Wir berichten über eine in den USA durchgeführte Analyse und haben einen Prüfarzt sowie eine Study Nurse zu dieser Thematik und möglichen Lösungsansätzen befragt.</p>
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<p class="article-content"><p>Die Durchführung klinischer Studien bildet die Basis für die Entwicklung neuer Medikamente und ist die Voraussetzung für das Erzielen von Fortschritten, die zu einer Verbesserung der Outcomes führen können. Allerdings sind die klinischen Studien, insbesondere im Bereich der Onkologie, zu einer zunehmenden Herausforderung geworden: Die Auflagen und Regeln werden immer komplexer und behindern so den Forschungsprozess, was sich nicht zuletzt auch auf den Zugang der Patienten zu innovativen Therapien nachteilig auswirken kann. Aus diesem Grund hat die ASCO (American Society of Clinical Oncology) in Kooperation mit der AACI (Association of American Cancer Institutes) ein Projekt initiiert, im Zuge dessen einerseits die brennenden Probleme identifiziert und andererseits Lösungen dafür gefunden werden sollen, wie auf Zeit- und Ressourcenebene Verbesserungen für die Durchführung von klinischen Studien erarbeitet werden könnten.<br /> In einem ersten Teil wurden Fragebögen an 1.200 Interessenvertreter (Prüfärzte, Studienmitarbeiter etc.) verteilt: 58 % antworteten, dass sie eine unzureichende Zahl an Mitarbeitern hätten, um die regulatorische Belastung zu managen, 41 % gaben an, dass sie kein adäquates Personal hätten, um die Einhaltung der gesetzlichen Auflagen zu kontrollieren. Das Ergebnis der Stakeholder-Umfrage wurde dazu benutzt, um im Rahmen eines Workshops die dominierenden, als problematisch angegebenen Aspekte in der Durchführung von klinischen Studien in Kleingruppen zu diskutieren.</p> <h2>Verträge und Vorselektion als prioritäre Hürden</h2> <p>Eine weitere Hürde stellen die Präselektionsprozesse dar, die Besuche an den Studienzentren zwecks Evaluierung der Eignung der Fragebögen zur Durchführbarkeit etc. umfassen. Die Vorbereitungen können sich derartig mühsam gestalten, dass das potenzielle Prüfzentrum auf die Studienteilnahme verzichtet. Dazu kommt noch, dass diese Präselektionen – auch wenn es sich um ein Studienzentrum handelt, das regelmäßig an klinischen Studien teilnimmt – vor jeder Studie neu erfolgen müssen.<br /> Aus Forschungsprogrammen geht hervor, dass die Vertrags- und Budgetverhandlungen aufgrund des enormen damit verbundenen Zeitaufwands eine Barriere für die Teilnahme an Studien darstellen. Subverträge und Fragen wie Haftbarkeit müssen abgeklärt werden und verzögern oft den Zeitpunkt einer Studieninitiierung. Die sog. Deckungsanalyse, die vor der Initiierung einer Studie durchgeführt werden muss, ist nicht nur zeit-, sondern per se auch kostenintensiv. Fragen dazu müssen von einer Reihe von Mitgliedern des Studienteams beantwortet werden, wobei sich einige Fragen wiederholen.<br /> In Nordamerika gibt es erste Bestrebungen seitens des Forschungsforums der ASCO in Kooperation mit dem NCI (National Cancer Institute) mit dem Ziel, zentralisierte Deckungsanalysen zu etablieren. Ein Pilotprojekt wurde bereits gestartet und man geht davon aus, dass dieses Programm à la longue zu enormen Kosteneinsparungen zugunsten der Studienzentren führen wird.<br /> Weiterführende Informationen und die vollständige Untersuchung der ASCO und der AACI zum Download unter http://oebvs. at/site/index.php?c=ansicht2&id=45.</p> <h2>Klinische Studien – Situation in Österreich</h2> <p>Vom Regulierungswahn im Rahmen von klinischen Studien und dem erheblichen administrativen Aufwand, der damit verbunden ist, sind natürlich auch die Studienzentren in Österreich betroffen. Wir befragten Univ.-Prof. Dr. Michael Gnant, Vorstand der Universitätsklinik für Chirurgie, Medizinische Universität Wien, und Natalija Frank, MPH, Obfrau des Österreichischen Berufsverbandes für StudienassistentInnen, Study Nurses & Coordinators (öbvs), Koordinatorin des Forums Study Nurses & Coordinators und Managerin für klinische Forschung am Comprehensive Cancer Center Vienna, zur Thematik und danach, welche Lösungen in ihren Augen mittel- und langfristig effektiv und realisierbar wären.</p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: Vose JM et al: J Clin Oncol 2016; 31: 3796-3802
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