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Kleinzelliges Lungenkarzinom (SCLC)

Update zu SCLC-Studien vom ASCO 2019

<p class="article-intro">Die Erstlinientherapie beim SCLC im Stadium „extensive disease“ (SCLC-ED) kann seit der World Conference on Lung Cancer (WCLC) 2018 in Toronto als Kombination von Immuntherapie und Chemotherapie angeboten werden. Am diesjährigen ASCO wurden vor allem Studiendaten von Zweitlinientherapien präsentiert. Dieser Bericht bietet einen Überblick über die wichtigsten Studien.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Das kleinzellige Lungenkarzinom stellt uns als Behandler weiterhin vor gro&szlig;e Herausforderungen.</li> <li>Auch die am diesj&auml;hrigen ASCO pr&auml;sentierten Daten brachten wenig neue Behandlungsoptionen.</li> <li>Ein vorsichtiger Lichtblick ist die Chemotherapie mit Lurbinectedin, die in der Zweitlinie vor allem bei platinsensitiven Patienten sehr positive Daten zeigte.</li> </ul> </div> <h2>Erstlinienbehandlung mit Immun- und Chemotherapie</h2> <p>Die Daten der an der WCLC pr&auml;sentierten IMpower-133-Studie zeigen einen Vorteil f&uuml;r den PD-L1-Inhibitor Atezolizumab plus Platin/Etoposid im Vergleich zu alleiniger Chemotherapie. Nach einem medianen Follow-up von 13,9 Monaten f&uuml;hrte die Kombination aus PD-L1-Hemmer und Chemotherapie zu einer Verl&auml;ngerung des Gesamt&uuml;berlebens von 10,3 auf 12,3 Monate (HR: 0,70; p=0,0069) und einer Einjahres&Uuml;berlebensrate von 51,7 % versus 38,2 % . Das progressionsfreie &Uuml;berleben (PFS) war 5,2 versus 4,3 Monate (HR: 0,77; 95 % CI: 0,62&ndash;0,96; p=0,02).<sup>1</sup></p> <h2>Zweitlinientherapie mit Lurbinectedin</h2> <p>Am diesj&auml;hrigen ASCO in Chicago gab es vor allem Daten f&uuml;r die Zweitlinientherapie nach Versagen der Erstlinien-Platinkombination. Die wichtigste Studie untersuchte die Chemotherapie mit Lurbinectedin. Der Transkriptionshemmer Lurbinectedin hemmt die RNA-Polymerase II und induziert damit Doppelstrangbr&uuml;che. In der von Luis Paz-Ares pr&auml;sentierten Phase-II-Studie erhielten Patienten mit SCLC, die zumindest eine Chemotherapie, jedoch keine Immuntherapie erhalten hatten, Lurbinectedin 3,2 mg/m<sup>2</sup> alle 3 Wochen. Insgesamt wurden 105 Patientinnen in 39 Studienzentren rekrutiert. Die Responserate (ORR) unter Lurbinectedin war 35,2 % . In den Subgruppen wurde zwischen chemosensitiven (chemotherapiefreies Intervall, CTFI &ge;90 Tage) und chemoresistenten (CTFI Die Nebenwirkungen unter Lurbinectedin waren v. a. H&auml;matotoxizit&auml;t mit 22,9 % Grad-3&ndash;4-Neutropenien, weiters Thrombopenien und An&auml;mie.<br /> Die Wirksamkeit von Lurbinectedin bewegt sich in dieser Studie in etwa in dem Bereich von Topotecan in der Zweitlinie, wenngleich die Rate an H&auml;matotoxizit&auml;t etwas g&uuml;nstiger ist.<sup>2</sup><br /> Eine Phase-III-Studie mit dieser Substanz wird derzeit gerade durchgef&uuml;hrt: Die ATLANTIS-Studie untersucht die Kombination von Lurbinectedin und Doxorubicin im Vergleich mit Topotecan in der Zweitlinie. Patienten mussten in dieser Studie in der Erstlinie eine platinh&auml;ltige Chemotherapie erhalten haben und darunter ein CTFI von &gt;30 Tagen erreichen.<sup>3</sup> Wie sich die neue Erstlinientherapie mit dem Immuncheckpoint-Hemmer Atezolizumab in dieses Konzept einf&uuml;gt, bleibt offen.</p> <h2>&Uuml;berwindung der H&auml;matotoxizit&auml;t von Topotecan</h2> <p>Die bereits oben erw&auml;hnte H&auml;matotoxizit&auml;t von Topotecan war auch Thema der ebenfalls am ASCO 2019 pr&auml;sentierten G1T28-03-Studie. Die Hypothese: Der CDK4/6-Hemmer Trilaciclib soll bei einer Chemotherapie mit Topotecan die h&auml;matotoxischen Nebenwirkungen dadurch reduzieren, dass Trilaciclib zu einem passageren Zellzyklusarrest der h&auml;matopoetischen Stammzelle f&uuml;hrt. In der von Lowel Hart pr&auml;sentierten Studie erhielten die Patienten Topotecan in der bekannten Dosierung 1,5 mg/m<sup>2</sup> an Tag 1&ndash;5 entweder in Kombination mit Trilaciclib, ebenfalls an Tag 1&ndash;5, oder mit Placebo. Die prim&auml;ren Endpunkte der Studie, Reduktion der Dauer der Neutropenie im ersten Zyklus bzw. Reduktion der Gesamtdauer der Neutropenie, konnten erreicht werden. Mit Trilaciclib hatten 40,6 % der Patienten eine schwere Neutropenie gegen&uuml;ber 75,9 % im Placeboarm. Insgesamt waren dadurch weniger Dosisreduktionen notwendig (18,8 % vs. 32,1 % ) und die Therapie konnte l&auml;nger verabreicht werden. Eine negative Auswirkung auf das Gesamt&uuml;berleben war nicht gegeben.<sup>4</sup></p> <h2>Immuntherapie beim SCLC: nur Posterpr&auml;sentationen</h2> <p>Bez&uuml;glich Immuntherapie mit Checkpoint- Hemmern gab es am ASCO 2019 wenig neue Daten. Eine in einer Posterpr&auml;sentation vorgestellte Studie untersuchte Durvalumab und Tremelimumab mit oder ohne stereotaktische Bestrahlung (SBRT) beim SCLC in der Zweitlinie. Bei sehr kleinen Fallzahlen (8 vs. 7 Patienten) konnte kein Unterschied gezeigt werden, die Einjahres&uuml;berlebensrate war im reinen Durvalumab/Tremelimumab-Arm 29,2 % und im Arm mit der zus&auml;tzlichen SBRT 28,6 % . Die Autoren schlossen damit, dass dieser Ansatz nicht weiter untersucht wird.<sup>5</sup><br /> Rova-T (Rovalpituzumab tesirine), ein Antik&ouml;rper-Wirkstoff-Konjugat, wird derzeit beim SCLC in mehreren Linien untersucht. Rova-T bindet an den NOTCH-Liganden DLL3 (Delta-like-Protein 3), der beim SCLC hohe Expressionen zeigt. Eine von Malhotra et al. am ASCO 2019 als Poster pr&auml;sentierte Arbeit untersuchte die Kombination der Checkpoint-Hemmer Nivolumab bzw. Nivolumab plus Ipilimumab mit Rova-T. Auch hier wurden nur wenige Patienten behandelt und die Kombination f&uuml;hrte in beiden Armen zu dosislimitierenden Toxizit&auml;ten (DLT). Vor allem die Rate an Pleura- und Perikarderg&uuml;ssen sowie &Ouml;demen war sehr hoch, sodass auch hier die Schlussfolgerung der Studienautoren war, dass diese Kombination nicht geeignet ist.<sup>6</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Onko_1905_Weblinks_jat_onko_1905_s68_abb1_absenger.jpg" alt="" width="800" height="342" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Onko_1905_Weblinks_jat_onko_1905_s69_abb2_absenger.jpg" alt="" width="800" height="342" /></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Horn L et al.: First-line atezolizumab plus chemotherapy in extensive stage small-cell lung cancer. N Engl J Med 2008; 379(23): 2220-9 <strong>2</strong> Paz-Ares L et al.: Efficacy and safety profile of lurbinectedin in second-line SCLC patients: results from a phase II single-agent trial. J Clin Oncol 2019; 37(Suppl; Abstr 8506) <strong>3</strong> Farago AF et al.: ATLANTIS: a phase III study of lurbinectedin/doxorubicin versus topotecan or cyclophosphamide/ doxorubicin/vincristine in patients with small-cell lung cancer who have failed one prior platinum-containing line. Future Oncol 2019; 15(3): 231-9 <strong>4</strong> Hart LL et al.: Effect of trilaciclib, a CDK 4/6 inhibitor, on myelosuppression in patients with previously treated extensive-stage small cell lung cancer receiving topotecan. J Clin Oncol 2019; 37(Suppl; Abstr 8505) <strong>5</strong> Owonikoko TK et al.: A randomized phase II study of tremelimumab and durvalumab with or without radiation for patients with relapsed small cell lung cancer (SCLC). J Clin Oncol 2019; 37(Suppl; Abstr 8515) <strong>6</strong> Malhotra J et al.: Ph1/2 study of Rova-T in combination with nivolumab (nivo) &plusmn; ipilimumab (ipi) for patients (pts) with 2L+ extensive-stage (ED) SCLC. J Clin Oncol 2019; 37(Suppl; Abstr 8516)</p> </div> </p>
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