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TP53 – der Schlüssel im Kampf gegen Krebs?

<p class="article-intro">Der TP53-Genstatus steht nachweislich in Zusammenhang mit der Wirksamkeit von Krebsbehandlungen. Wir haben mit der Initiatorin der Forschungsgruppe p53-Research, Univ.-Prof. Dr. Daniela Kandioler, MBA, von der Medizinischen Universität Wien über neueste Erkenntnisse zum p53-Gen und die damit verbundenen Vorteile für die Auswahl der geeignetsten Therapiemaßnahme bei Krebs gesprochen.</p> <hr /> <p class="article-content"><p><strong>M&ouml;chten Sie uns kurz etwas &uuml;ber die Forschungsgruppe p53-Research und die MARK53<sup>&reg;</sup>-Analyse erz&auml;hlen?<br /><br /> D. Kandioler:</strong> Die Forschungsgruppe, die innerhalb der chirurgischen Forschungslabors der Universit&auml;tsklinik f&uuml;r Chirurgie der Meduni Wien entstanden ist, gibt es seit 1996. Sie verfolgt das Ziel, das p53-Gen als pr&auml;diktiven Biomarker in die klinische Anwendung zu bringen. Deshalb betreiben wir translationelle Forschung, ein Mittelding zwischen Grundlagenforschung und klinischer Forschung. Nach vielen Jahren sind wir nun mit unseren Studien so weit gekommen, dass wir jetzt mit Sicherheit sagen k&ouml;nnen, dass dieser Marker eine bedeutende Rolle in der klinischen Krebsbehandlung spielen wird.<br /><br /> <strong>Inwieweit flie&szlig;en diese bisherigen Erkenntnisse &uuml;ber das p53-Gen bereits in die Praxis ein?<br /><br /> D. Kandioler:</strong> Wir sind nicht die Einzigen, die sich auf das p53-Gen fokussiert haben. Dieses Gen ist eines der am besten erforschten Gene weltweit. Seine besonderen Eigenschaften legten immer schon nahe, dass dieses Gen etwas mit dem Ansprechen auf Therapien zu tun haben muss. In den vergangenen 15 Jahren konnten wir das auch immer wieder in unseren Studien zeigen. Und schlie&szlig;lich ist es uns nun gelungen, zu zeigen, warum andere Studiengruppen weltweit das nicht immer nachvollziehen konnten. Entscheidend dabei ist die korrekte Durchf&uuml;hrung des p53-Gentests, also der Nachweis, ob eine Mutation im p53-Gen vorliegt oder nicht und ob diese Mutation relevant ist. Uns ist aufgefallen, dass die p53-Analysen weltweit Fehlerraten von bis zu 20 % aufweisen. Der Grund daf&uuml;r ist, dass herk&ouml;mmliche genetische Analysemethoden die besonderen Eigenschaften des p53-Gens nicht ber&uuml;cksichtigen. Es war eine Analysemethode erforderlich, die speziell auf das p53-Gen abgestimmt ist, und diese haben wir entwickelt.<br /><br /> <strong>W&auml;re es sinnvoll, diese Analyse bei allen Patienten durchzuf&uuml;hren, die eine Chemotherapie bekommen sollen?<br /><br /> D. Kandioler:</strong> Ja. Der Vorteil von p53 als Biomarker ist, dass er universell ist, also bei allen Krebserkrankungen, ob solide Tumoren oder h&auml;matologische Erkrankungen, relevant ist. Mutationen im p53-Gen treten bei allen Krebserkrankungen auf, unterschiedlich ist lediglich die H&auml;ufigkeit bei den einzelnen Tumorarten. Ebenso werden bei verschiedensten Karzinomen die gleichen Chemotherapien eingesetzt, beispielsweise werden sehr h&auml;ufig 5-FU, Cisplatin oder Gemcitabin verwendet. F&uuml;r die Wirksamkeit dieser Substanzen ist es entscheidend, ob das p53-Gen normal oder mutiert ist. Damit ist klar, dass der p53-Status f&uuml;r alle Menschen, die Chemotherapie bekommen sollen, relevant ist. Wir haben inzwischen &uuml;ber 1000 Patienten mit unterschiedlichen Karzinomen analysiert und konnten diesen Zusammenhang immer reproduzieren. Wenn die verabreichte Chemotherapie nicht zum individuellen p53-Status des Patienten passt, weil z.B. der p53-Status nicht erhoben oder ber&uuml;cksichtigt wurde, dann schadet diese Therapie dem Patienten eher, statt dass sie hilft. In unserer rezenten Dickdarmkrebsstudie konnten wir nachweisen, dass die Standardchemotherapie tats&auml;chlich das &Uuml;berleben der p53-mutierten Patienten verk&uuml;rzte, und zwar signifikant um mehrere Jahre, w&auml;hrend die gleiche Chemotherapie bei p53-normalen Patienten extrem wirksam war (Abb. 1). Diese Erkenntnis hat auch Auswirkung auf viele moderne Therapien, z.B. Antik&ouml;rpertherapien, die ja meist nicht als Monotherapien gegeben, sondern mit einer Chemotherapie kombiniert werden. Wenn man nicht wei&szlig;, ob die kombinierte Chemotherapie zum individuellen p53-Status des Patienten passt, k&ouml;nnte der m&ouml;glicherweise gute Effekt des Antik&ouml;rpers verloren gehen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Onko_1703_Weblinks_s85_abb1.jpg" alt="" width="1458" height="983" /><br /><br /> <strong>Und mit welchen Kosten w&auml;re das verbunden?<br /><br /> D. Kandioler:</strong> Die hochsensitive p53-Genanalyse, die MARK53<sup>&reg;</sup>-Analyse, kostet derzeit 1800 Euro. Aufgrund dieser Analyse k&ouml;nnte man von vornherein auf bestimmte Therapeutika verzichten, da sie gegen den getesteten Tumor ohnehin nicht wirken. Dadurch erspart man sich nicht nur Nebenwirkungen, sondern auch Kosten. Diejenigen, die neben den Patienten am meisten davon profitieren, sind also die Krankenversicherungen, die auf diese Weise unendlich hohe, sinnlose Therapiekosten einsparen k&ouml;nnen. Chemotherapie k&ouml;nnte also durch diesen Test wesentlich wirksamer, besser vertr&auml;glich und gleichzeitig kosteng&uuml;nstiger werden.<br /><br /> <strong>Ist der entwickelte Gentest (MARK53<sup>&reg;</sup>- Analyse) in gro&szlig;en Gendatenbanken integriert?<br /><br /> D. Kandioler:</strong> Es gibt riesige Datenbanken, in denen s&auml;mtliche p53-Mutationen registriert werden, die weltweit in Journalen publiziert werden, sofern die Mutationen einem bestimmten Standard entsprechend beschrieben wurden. Dort bringen wir auch unsere Daten ein. Wenn man in diesen Datenbanken die Mutationsh&auml;ufigkeiten vergleicht, sieht man, wie sehr sich die Ergebnisse der MARK53<sup>&reg;</sup>-Analyse von denen anderer p53-Tests unterscheiden. Diese uneinheitlichen und teilweise sehr schlechten p53- Tests sind unter anderem der Grund, warum in Metaanalysen das p53-Gen derzeit noch als nicht so signifikanter Marker ausgewiesen wird.<br /> <strong>Vielen Dank f&uuml;r das Gespr&auml;ch!</strong></p></p>
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