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Rezente ASCO-Daten beim Mammakarzinom im adjuvanten und metastasierten Setting

<p class="article-intro">Das diesjährige ASCO Annual Meeting bot eine Fülle an neuen Daten zum Mammakarzinom sowohl im adjuvanten als auch im metastasierten Setting, die vielleicht nicht dermaßen bahnbrechend waren, wie man das aus den letzten Jahren gewohnt ist, aber dennoch neue Erkenntnisse für die Klinik bringen.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Durch den Einsatz von Oncotype k&ouml;nnen zus&auml;tzliche 70 % von Patientinnen mit fr&uuml;hem Mammakarzinom vor einer Chemotherapie bewahrt werden, ohne dass dadurch das onkologische Langzeitoutcome veschlechtert w&uuml;rde.</li> <li>Es liegt nun ausreichend Evidenz vor, um jeder Patientin, die die Einschlusskriterien von ABCSG-18 heute erf&uuml;llt, eine Denosumab-Behandlung zu empfehlen.</li> <li>Eine selektive Hemmung von AKT k&ouml;nnte bei TNBC im Rahmen eines multimodalen Therapiealgorithmus durchaus therapeutisch sinnvoll sein.</li> </ul> </div> <h2>Adjuvantes Setting</h2> <p><strong>TAILORx-Studie</strong><br /> Mit der Pr&auml;sentation der prospektiven, randomisierten TAILORx-Studie wurden die Ergebnisse jener Studie vorgestellt, die im adjuvanten Setting die Wertigkeit der Chemotherapie bei HR-positiven, HER2- negativen, nodal-negativen Mammakarzinomen relativiert. Lymphknoten-negative Mammakarzinome machen etwa die H&auml;lfte aller Brustkrebsf&auml;lle aus. Bislang erschien es so, dass lediglich Patientinnen mit einem niedrigen RS im Oncotype DX<sup>&reg;</sup> Test und damit einer besonders guten Langzeitprognose endokrin behandelt wurden. TAILORx konnte nun erstmals aufzeigen, dass auch Frauen mit einem intermedi&auml;ren Risiko keinen zus&auml;tzlichen Benefit durch die Zugabe von Chemotherapie haben w&uuml;rden. Durch den Einsatz von Oncotype k&ouml;nnen zus&auml;tzliche 70 % von Patientinnen mit fr&uuml;hem Mammakarzinom vor einer Chemotherapie bewahrt werden, ohne dass dadurch das onkologische Langzeitoutcome veschlechtert w&uuml;rde.<br /> Allerdings muss auch festgehalten werden, dass gerade in &Ouml;sterreich ohnehin eine eher &bdquo;endokrine Philosophie&ldquo; verfolgt wird und der Test hierzulande wohl nur f&uuml;r ein relativ kleines Patientenkollektiv indiziert ist. Zudem wird der Oncotype Test in &Ouml;sterreich nicht von der Krankenkasse refundiert, was wohl eine gr&ouml;&szlig;ere Verbreitung hierzulande erschweren d&uuml;rfte.</p> <p><strong>6-Jahres-Daten der ABCSG-18-Studie</strong><br /> Ein Highlight des diesj&auml;hrigen ASCOKongresses war zweifellos die Pr&auml;sentation der 6-Jahres-Daten der &ouml;sterreichischen ABCSG-18-Studie, die von Michael Gnant im Rahmen einer Oral Presentation vorgetragen wurden. Er konnte nach einer Nachbeobachtung von durchschnittlich 72,6 Monaten zeigen, dass die Gabe von 60mg Denosumab, im Abstand von 6 Monaten verabreicht, bei postmenopausalen Frauen mit HR-positivem, HER2-negativem fr&uuml;hem Mammakarzinom unter einer Therapie mit einem Aromatasehemmer zu einer Reduktion des R&uuml;ckfallrisikos um ca. 18 % f&uuml;hrt. Diese deutlichen Unterschiede sind schon alleine dadurch bemerkenswert, dass die Heilungs- und &Uuml;berlebenschancen von Patientinnen mit diesem Tumortyp an sich schon hoch sind. In Kombination mit den bereits bekannten und bereits 2015 publizierten Daten zur &ndash; unabh&auml;ngig von der Knochendichte &ndash; Halbierung des Frakturrisikos liegt nun ausreichend Evidenz vor, um jeder Patientin, die die Einschlusskriterien von ABCSG-18 heute erf&uuml;llt, eine Denosumab- Behandlung zu empfehlen.</p> <p><strong>D-CARE-Studie</strong><br />Die Studie stand in bemerkenswertem &ndash; und auf den ersten Blick nicht ganz verst&auml;ndlichem &ndash; Widerspruch zu den Daten der ebenfalls beim ASCO pr&auml;sentierten D-CARE-Studie, die von Robert Coleman vorgestellt wurde. In der ebenfalls adjuvanten Studie wurde Denosumab deutlich dosisdichter, n&auml;mlich in einer Dosierung von 120mg, zun&auml;chst monatlich, dann alle 3 Monate verabreicht. Fast alle Patientinnen hatten zuvor eine Anthrazyklinbzw. Taxan-basierte Chemotherapie erhalten, und nur 77 % waren ER-positiv. Das Knochenmetastasen-freie &Uuml;berleben (&bdquo;bone metastasis free survival&ldquo;; BMFS) war als prim&auml;rer Endpunkt gew&auml;hlt worden, ein Endpunkt, der sich aus heutiger Sicht nicht als sinnvoll erwiesen hat. In der Tat f&uuml;hrte die Zugabe von Denosumab zu keiner signifikanten Verbesserung des BMFS, und auch die sekund&auml;ren Endpunkte DFS und OS waren nicht signifikant. Aufgrund der doch relativ dichten Dosis kam es allerdings mit einer Inzidenz von 5,4 % zu einer signifikanten H&auml;ufung von Kieferosteonekrosen (ONJ) und 0,4 % entwickelten eine atypische Femurfraktur.</p> <h2>Fortgeschrittenes Mammakarzinom</h2> <p><strong>MONALEESA-3-Studie</strong><br /> Beim fortgeschrittenen Mammakarzinom gab es einige Neuigkeiten: Dennis Slamon pr&auml;sentierte die lang erwarteten Ergebnisse der MONALEESA-3-Studie, in die Patientinnen mit fortgeschrittenem, HR-positivem, HER2-negativem Mammakarzinom eingeschlossen worden waren. Im Gegensatz zu den bisher mit CDK4/6-Inhibitoren durchgef&uuml;hrten Studien konnten hier sowohl de novo metastasierte Patientinnen eingeschlossen werden als auch Frauen, die sich im First-Line- bzw. Second-Line-Setting befanden. Die Studie war zweiarmig aufgesetzt und Patientinnen wurden 1:1 randomisiert, um entweder Fulvestrant oder Fulvestrant plus Ribociclib zu erhalten.<br /> Auch in diesem Setting best&auml;tigte sich der &uuml;berragende Benefit dieser Substanzklasse mit einem PFS von 20,5 Monaten in der Kombinationsgruppe vs. 12,8 Monate in der alleinigen Fulvestrant-Gruppe, was eine 41 % ige Reduktion des Risikos f&uuml;r Krankheitsfortschreiten zum Zeitpunkt der Analyse darstellt. Die Toxizit&auml;tsdaten waren mit den bislang berichteten fast deckungsgleich.</p> <p><strong>MONARCH-2-Studie</strong><br />Zu Abemaciclib gab es beim ASCO ebenfalls neue Daten: Die MONARCH- 2-Studie untersuchte in einem &auml;hnlichen Setting wie MONALEESA-3 den Einsatz des CDK4/6-Inhibitors beim HR-positiven, HER2-negativen fortgeschrittenen Mammakarzinom. Im Gegensatz zur zuvor vorgestellten Studie wurden bei MONARCH-2 allerdings auch pr&auml;- und perimenopausale Frauen eingeschlossen und die Analyse dieser Subgruppe wurde nun in Chicago pr&auml;sentiert. Randomisierte Patientinnen erhielten zus&auml;tzlich zum endokrinen Backbone Fulvestrant in jedem der Arme ein GnRH-Analogon und, je nach Arm, Abemaciclib oder Placebo.<br /> W&auml;hrend im CDK4/6-Inhibitor-Arm das mediane progressionsfreie &Uuml;berleben zum Zeitpunkt der Analyse noch nicht erreicht worden ist, so lag dieses im Placeboarm bei 10,5 Monaten. Auch die Ansprechraten von 60,8 % vs. 28,6 % waren im Abemaciclib- Arm deutlich besser. Wie jedoch zu erwarten war, war die Gabe durch eine relativ hohe Toxizit&auml;t belastet, insbesondere kam es unter dem CDK4/6-Inhibitor in 87,3 % der F&auml;lle zum Auftreten von Diarrh&ouml;en.</p> <p><strong>SANDPIPER-Studie</strong><br />Ein wenig entt&auml;uschend wurden die Daten der Prim&auml;ranalyse der Phase-IIIStudie SANDPIPER von den Kongressteilnehmern aufgenommen. Zwar kam es unter der Kombination von Fulvestrant und dem mutationsspezifischen Pi3K-alpha- Tyrosinkinaseinhibitor Taselisib zu einer signifikanten Verbesserung des progressionsfreien &Uuml;berlebens, allerdings war der Unterschied mit 7,4 Monaten vs. 5,4 Monaten im alleinigen Fulvestrant-Arm klinisch nicht so beeindruckend, wie man dies erwarten h&auml;tte k&ouml;nnen. Au&szlig;erdem war die Gabe von Taselisib mit einer relativ hohen Rate von gastrointestinalen Nebenwirkungen wie Durchfall, Kolitis und Hyperglyk&auml;mie assoziiert, und es kam bei etwa 17 % der Patientinnen im Taselisib- Arm zu einem Therapieabbruch, w&auml;hrend es im alleinigen Fulvestrant-Arm gerade einmal 2 % waren.</p> <h2>TNBC</h2> <p><strong>Phase-II-Studie mit oralem Capivasertib (AZD5356)</strong><br /> Auch beim TNBC gab es eine Reihe von interessanten &ndash; wenngleich fr&uuml;hen &ndash; klinischen Daten. Gerade Tumoren mit dieser au&szlig;erordentlich ung&uuml;nstigen Prognose sind gegenw&auml;rtig Ziel intensiver Forschungsbem&uuml;hungen und AKT als pivotaler Teil der Signaltransduktionskaskade erscheint zunehmend als interessantes therapeutisches Target.<br /> So konnte beispielsweise durch den Einsatz des oralen Capivasertib (AZD5356) sowohl das progressionsfreie &Uuml;berleben in einer Phase-II-Studie von 4,2 auf 5,9 Monate gesteigert werden als auch das Gesamt&uuml;berleben von 4,0 auf 10,2 Monate signifikant verl&auml;ngert werden. Interessanterweise war die Wirkung von Capivasertib auf Tumoren beschr&auml;nkt, die Genver&auml;nderungen in PIK3CA/AKT1/ PTEN aufwiesen, w&auml;hrend die Substanz in nicht mutierten Tumoren keinen therapeutischen Effekt zu haben schien.</p> <p><strong>Reanalyse der LOTUS-Studie</strong><br />&Auml;hnlich hoffnungsvolle Ergebnisse wurden in einer Reanalyse der LOTUSStudie beobachtet, bei der es durch den Einsatz des AKT-Hemmers Ipatasertib nun zu einem grenzwertig signifikanten &Uuml;berlebensvorteil gekommen ist. In dieser Phase-II-Studie beim fortgeschrittenen Mammakarzinom wurde der klinische Benefit der Zugabe von Ipatasertib zu Paclitaxel mit einer alleinigen Paclitaxel-Gabe verglichen.<br /> Nat&uuml;rlich sind beide Studien klein und prelimin&auml;r, sie zeigen aber klar auf, dass eine selektive Hemmung von AKT im Rahmen eines multimodalen Therapiealgorithmus durchaus therapeutisch sinnvoll sein k&ouml;nnte.</p></p>
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