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Gynäkologische Malignome

Relevantes für die Praxis vom ASCO-Kongress 2015

<p class="article-intro">Im Bereich der gynäkologischen Malignome wurden am diesjährigen ASCO-Kongress einige interessante Studien präsentiert, die zum Teil klinisch relevante Ergebnisse mit sich bringen. So konnte in PALOMA-3 gezeigt werden, dass der Zusatz von Palbociclib zu Fulvestrant zu einer Verlängerung des PFS in der endokrinen Zweitlinientherapie führt. T-DM1 hat im neoadjuvanten Setting gemäß der Studie ADAPT zu beeindruckenden pCR-Raten geführt.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>PALOMA-3 &ndash; Fulvestrant + Palbociclib vs. Fulvestrant</h2> <p>PALOMA-3 (Turner et al) war eine Phase-III-Studie zum Vergleich von Fulvestrant + Palbociclib vs. eine Fulvestrant-Monotherapie bei pr&auml;- und postmenopausalen Hormonrezeptor(HR)-positiven, HER2-negativen metastasierten Mammakarzinompatientinnen, die eine Progression unter einer endokrinen Therapie oder nach einer solchen entwickelt hatten.<br /> Das Wachstum des HR-positiven Mammakarzinoms h&auml;ngt von den Cyclin-abh&auml;ngigen Kinasen (CDK) 4/6 ab, die die Promotion in der G1/S-Phase des Zellzyklus blockieren. Die endokrine Resistenz stellt ein wesentliches Problem in der Behandlung des HR-positiven Mammakarzinoms dar. In der doppelblinden Phase-III-Studie PALOMA-3 wurden 521 Patientinnen mit HR-positivem und HER2-negativem Mammakarzinom im Verh&auml;ltnis 2:1 randomisiert: Palbociclib 125mg/d p.o. an den Tagen 1&ndash;21, gefolgt von 1 Woche Pause und Fulvestrant 500mg i.m. alle 4 Wochen vs. Fulvestrant und Placebo. Pr&auml;menopausale Patientinnen erhielten zus&auml;tzlich Goserelin. Eine vorausgegangene Chemotherapielinie war kein Ausschlusskriterium. Den prim&auml;ren Endpunkt bildete das progressionsfreie &Uuml;berleben (PFS). Die Basischarakteristika waren gut balanciert. Das mediane Alter betrug 56,5 Jahre, 79 % waren postmenopausal, 60 % hatten viszerale Metastasen und 79 % waren sensitiv gegen&uuml;ber der vorangegangenen endokrinen Therapie. 33 % der Frauen hatten zuvor eine Chemotherapie im metastasierten Stadium erhalten.<br /> <br /> <strong>Konsequenzen f&uuml;r den klinischen Alltag:</strong> Die Kombination von Palbociclib und Fulvestrant f&uuml;hrte nach vorausgegangener endokriner Therapie beim hormonrezeptorpositiven fortgeschrittenen Mammakarzinom gegen&uuml;ber Fulvestrant allein zu einem verl&auml;ngerten PFS. Diese Therapiekombination stellt eine hoffnungsvolle Therapieoption dar, die jedoch mit einem relevanten Neutropenierisiko einhergeht (Tab.&nbsp;1).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2015_Jatros_Onko_1504_Weblinks_Seite28.jpg" alt="" width="624" height="331" /></p> <h2>Langzeitprognose bei &ge;10 metastatisch befallenen axill&auml;ren Lymphknoten</h2> <p>Patientinnen mit extensivem Lymphknotenbefall weisen ein hohes lokoregion&auml;res Risiko sowie ein erh&ouml;htes Risiko f&uuml;r Fernmetastasen auf. 98 Patientinnen, bei denen zwischen 1973 und 2011 ein prim&auml;res Mammakarzinom und &ge;10 metastatisch befallene axill&auml;re Lymphknoten (N3) diagnostiziert worden waren, wurden hinsichtlich ihrer lokalen Prim&auml;rtherapie (brusterhaltende Therapie vs. Mastektomie) einer retrospektiven Analyse unterzogen (Braunstein et al). 80 % der Patientinnen erhielten eine Chemotherapie und 57 % eine antihormonelle Therapie. Bei 92 % der Frauen wurde eine umfassende Radiotherapie der Axilla und der Supraklavikularregion durchgef&uuml;hrt. Das mediane Alter betrug 52 Jahre. 54 % der Frauen wiesen 10&ndash;14, 26 % 15&ndash;19 und 20 % &gt;19 metastatisch befallene Lymphknoten auf. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 76 Monate. Die Rate des tumorfreien &Uuml;berlebens nach 5 Jahren betrug 64 % und des Gesamt&uuml;berlebens (OS) 72 % . Ein Alter &lt;50 Jahren stellte einen ung&uuml;nstigen Prognoseparameter bez&uuml;glich der lokoregion&auml;ren Kontrolle dar (p=0,02). G3-Differenzierung (p=0,007) und HR-Negativit&auml;t des Prim&auml;rtumors (p=0,015) wirkten sich negativ auf das tumorfreie &Uuml;berleben aus. Es wurden nur 12 lokoregion&auml;re Rezidive beobachtet. Eine Chemotherapie mit Cyclophosphamid, Anthrazyklinen und Paclitaxel war gegen&uuml;ber anderen Therapieschemata mit einem 5-Jahres-OS von 82 % versus 61 % assoziiert (p=0,04). Tabelle 2 gibt einen &Uuml;berblick &uuml;ber die Langzeitergebnisse.<br /> <br /> <strong>Konsequenzen f&uuml;r den klinischen Alltag:</strong> Mammakarzinompatientinnen mit metastatischem Befall von &ge;10 Lymphknoten wiesen eine 10-Jahres-&Uuml;berlebensrate von 63 % auf. Eine brusterhaltende Therapie f&uuml;hrt im Vergleich zur Mastektomie bei ad&auml;quater Radiotherapie zu keiner Verschlechterung der Prognose.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2015_Jatros_Onko_1504_Weblinks_Seite30.jpg" alt="" width="625" height="776" /></p> <h2>Drei verschiedene Bisphosphonate als adjuvante Therapie</h2> <p>Randomisierte Studien und eine rezente Metaanalyse weisen auf einen positiven Effekt von Bisphosphonaten auf die Rezidivrate und die Mortalit&auml;t besonders bei postmenopausalen Patientinnen mit Mammakarzinom hin. In einer aktuellen randomisierten Phase-III-Studie (Gralow et al) wurde der Effekt einer 3-j&auml;hrigen Therapie mit einem von drei Bisphosphonaten (Clodronat 1.600mg p.o./Tag oder Ibandronat 50mg p.o./Tag oder Zoledronat 4mg i.v. monatlich in den ersten 6 Monaten, danach alle 3 Monate) bei Mammakarzinompatientinnen, die eine systemische adjuvante Therapie erhielten, untersucht. 6.097 Patientinnen mit invasivem Mammakarzinom in den Stadien I&ndash;III wurden in die Studie einbezogen. Studienziele waren das tumorfreie &Uuml;berleben (prim&auml;rer Studienendpunkt) und das OS. Das mediane Alter betrug 53 Jahre und 58 % der Patientinnen waren postmenopausal, 77 % der Tumoren waren ER-positiv, 17 % HER2-positiv, 16 % tripelnegativ und bei 49 % lagen positive Lymphknoten vor. Die Knochenfrakturraten waren in allen drei Therapiearmen vergleichbar. 73 % der Patientinnen gaben zu zwei unterschiedlichen Befragungszeitpunkten eine Pr&auml;ferenz f&uuml;r eine perorale Bisphosphonattherapie an. Das tumorfreie &Uuml;berleben war in allen drei Therapiearmen vergleichbar (p=0,71). Auch zeigten sich keine Unterschiede zwischen den pr&auml;- und postmenopausalen Patientinnen. In Tabelle 3 sind die klinisch relevanten Ergebnisse unter Bisphosphonattherapie aufgelistet.<br /> <br /><strong> Konsequenzen f&uuml;r den klinischen Alltag:</strong> Eine perorale Bisphosphonattherapie mit Clodronat oder Ibandronat f&uuml;r 3 Jahre wird von Patientinnen, die eine adjuvante Systemtherapie erhalten, gegen&uuml;ber intraven&ouml;sem Zoledronat bevorzugt.</p> <h2>ADAPT-Studie: neoadjuvante Therapie mit T-DM1</h2> <p>In der Phase-II-Studie ADAPT (Har&shy;beck et al) erhielten 380 Patientinnen mit HER2-positivem, HR-positivem Mammakarzinom w&auml;hrend 12 Wochen 4 Zyklen eine von drei unterschiedlichen HER2-gerichteten neoadjuvanten Therapien. Arm A + B: Trastuzumab-Emtansin (T-DM1; 3,6mg/kg alle 3 Wochen) &plusmn; eine endokrine Therapie (Tamoxifen in der Pr&auml;menopause, Aromataseinhibitor in der Postmenopause). Arm C: Trastuzumab alle 3 Wochen + eine endokrine Therapie. Das mediane Alter der Patientinnen betrug 49 Jahre, 40 Patientinnen wiesen cT1- und 68 % cN0-Tumoren auf. Der mediane Ki67-Wert betrug 30 % . 95&ndash;100 % der Frauen erhielten alle 4 geplanten Therapiezyklen. Der Therapieeffekt war v.a. bei pr&auml;menopausalen Patientinnen evident. Die Toxizit&auml;t von T-DM1 gegen&uuml;ber Trastuzumab war nicht relevant erh&ouml;ht. Tabelle 4 zeigt die pCR-Raten in den einzelnen Studienarmen.<br /> <br /> <strong>Konsequenzen f&uuml;r den klinischen Alltag:</strong> T-DM1 hat sich in dieser randomisierten Phase-II-Studie gegen&uuml;ber Trastuzumab plus endokrine Therapie als klinisch relevant sowie statistisch signifikant effektiver erwiesen, was die prim&auml;re Ansprechrate im Sinne der pCR nach 3 Monaten angeht.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: Univ.-Klinik für Frauenheilkunde, Klinische Abteilung für Gynäkologie<br/> Medizinische Universität Graz<br/> Auenbruggerplatz 14<br/> 8036 Graz<br/> E-Mail: edgar.petru@medunigraz.at<br/> Quelle: 51. Meeting der ASCO, 29. Mai bis 2. Juni 2015, Chicago </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <ul> <li>Braunstein L et al: ASCO 2015; Abstract #1053</li> <li>Gralow J et al: ASCO 2015; Abstract #503</li> <li>Harbeck N et al: ASCO 2015; Abstract #506</li> <li>Turner N et al: ASCO 2015; Abstract LBA #502</li> </ul> </div> </p>
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