<p class="article-intro">Im Bereich der gynäkologischen Malignome wurden am diesjährigen ASCO-Kongress einige interessante Studien präsentiert, die zum Teil klinisch relevante Ergebnisse mit sich bringen. So konnte in PALOMA-3 gezeigt werden, dass der Zusatz von Palbociclib zu Fulvestrant zu einer Verlängerung des PFS in der endokrinen Zweitlinientherapie führt. T-DM1 hat im neoadjuvanten Setting gemäß der Studie ADAPT zu beeindruckenden pCR-Raten geführt.</p>
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<p class="article-content"><h2>PALOMA-3 – Fulvestrant + Palbociclib vs. Fulvestrant</h2> <p>PALOMA-3 (Turner et al) war eine Phase-III-Studie zum Vergleich von Fulvestrant + Palbociclib vs. eine Fulvestrant-Monotherapie bei prä- und postmenopausalen Hormonrezeptor(HR)-positiven, HER2-negativen metastasierten Mammakarzinompatientinnen, die eine Progression unter einer endokrinen Therapie oder nach einer solchen entwickelt hatten.<br /> Das Wachstum des HR-positiven Mammakarzinoms hängt von den Cyclin-abhängigen Kinasen (CDK) 4/6 ab, die die Promotion in der G1/S-Phase des Zellzyklus blockieren. Die endokrine Resistenz stellt ein wesentliches Problem in der Behandlung des HR-positiven Mammakarzinoms dar. In der doppelblinden Phase-III-Studie PALOMA-3 wurden 521 Patientinnen mit HR-positivem und HER2-negativem Mammakarzinom im Verhältnis 2:1 randomisiert: Palbociclib 125mg/d p.o. an den Tagen 1–21, gefolgt von 1 Woche Pause und Fulvestrant 500mg i.m. alle 4 Wochen vs. Fulvestrant und Placebo. Prämenopausale Patientinnen erhielten zusätzlich Goserelin. Eine vorausgegangene Chemotherapielinie war kein Ausschlusskriterium. Den primären Endpunkt bildete das progressionsfreie Überleben (PFS). Die Basischarakteristika waren gut balanciert. Das mediane Alter betrug 56,5 Jahre, 79 % waren postmenopausal, 60 % hatten viszerale Metastasen und 79 % waren sensitiv gegenüber der vorangegangenen endokrinen Therapie. 33 % der Frauen hatten zuvor eine Chemotherapie im metastasierten Stadium erhalten.<br /> <br /> <strong>Konsequenzen für den klinischen Alltag:</strong> Die Kombination von Palbociclib und Fulvestrant führte nach vorausgegangener endokriner Therapie beim hormonrezeptorpositiven fortgeschrittenen Mammakarzinom gegenüber Fulvestrant allein zu einem verlängerten PFS. Diese Therapiekombination stellt eine hoffnungsvolle Therapieoption dar, die jedoch mit einem relevanten Neutropenierisiko einhergeht (Tab. 1).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2015_Jatros_Onko_1504_Weblinks_Seite28.jpg" alt="" width="624" height="331" /></p> <h2>Langzeitprognose bei ≥10 metastatisch befallenen axillären Lymphknoten</h2> <p>Patientinnen mit extensivem Lymphknotenbefall weisen ein hohes lokoregionäres Risiko sowie ein erhöhtes Risiko für Fernmetastasen auf. 98 Patientinnen, bei denen zwischen 1973 und 2011 ein primäres Mammakarzinom und ≥10 metastatisch befallene axilläre Lymphknoten (N3) diagnostiziert worden waren, wurden hinsichtlich ihrer lokalen Primärtherapie (brusterhaltende Therapie vs. Mastektomie) einer retrospektiven Analyse unterzogen (Braunstein et al). 80 % der Patientinnen erhielten eine Chemotherapie und 57 % eine antihormonelle Therapie. Bei 92 % der Frauen wurde eine umfassende Radiotherapie der Axilla und der Supraklavikularregion durchgeführt. Das mediane Alter betrug 52 Jahre. 54 % der Frauen wiesen 10–14, 26 % 15–19 und 20 % >19 metastatisch befallene Lymphknoten auf. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 76 Monate. Die Rate des tumorfreien Überlebens nach 5 Jahren betrug 64 % und des Gesamtüberlebens (OS) 72 % . Ein Alter <50 Jahren stellte einen ungünstigen Prognoseparameter bezüglich der lokoregionären Kontrolle dar (p=0,02). G3-Differenzierung (p=0,007) und HR-Negativität des Primärtumors (p=0,015) wirkten sich negativ auf das tumorfreie Überleben aus. Es wurden nur 12 lokoregionäre Rezidive beobachtet. Eine Chemotherapie mit Cyclophosphamid, Anthrazyklinen und Paclitaxel war gegenüber anderen Therapieschemata mit einem 5-Jahres-OS von 82 % versus 61 % assoziiert (p=0,04). Tabelle 2 gibt einen Überblick über die Langzeitergebnisse.<br /> <br /> <strong>Konsequenzen für den klinischen Alltag:</strong> Mammakarzinompatientinnen mit metastatischem Befall von ≥10 Lymphknoten wiesen eine 10-Jahres-Überlebensrate von 63 % auf. Eine brusterhaltende Therapie führt im Vergleich zur Mastektomie bei adäquater Radiotherapie zu keiner Verschlechterung der Prognose.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2015_Jatros_Onko_1504_Weblinks_Seite30.jpg" alt="" width="625" height="776" /></p> <h2>Drei verschiedene Bisphosphonate als adjuvante Therapie</h2> <p>Randomisierte Studien und eine rezente Metaanalyse weisen auf einen positiven Effekt von Bisphosphonaten auf die Rezidivrate und die Mortalität besonders bei postmenopausalen Patientinnen mit Mammakarzinom hin. In einer aktuellen randomisierten Phase-III-Studie (Gralow et al) wurde der Effekt einer 3-jährigen Therapie mit einem von drei Bisphosphonaten (Clodronat 1.600mg p.o./Tag oder Ibandronat 50mg p.o./Tag oder Zoledronat 4mg i.v. monatlich in den ersten 6 Monaten, danach alle 3 Monate) bei Mammakarzinompatientinnen, die eine systemische adjuvante Therapie erhielten, untersucht. 6.097 Patientinnen mit invasivem Mammakarzinom in den Stadien I–III wurden in die Studie einbezogen. Studienziele waren das tumorfreie Überleben (primärer Studienendpunkt) und das OS. Das mediane Alter betrug 53 Jahre und 58 % der Patientinnen waren postmenopausal, 77 % der Tumoren waren ER-positiv, 17 % HER2-positiv, 16 % tripelnegativ und bei 49 % lagen positive Lymphknoten vor. Die Knochenfrakturraten waren in allen drei Therapiearmen vergleichbar. 73 % der Patientinnen gaben zu zwei unterschiedlichen Befragungszeitpunkten eine Präferenz für eine perorale Bisphosphonattherapie an. Das tumorfreie Überleben war in allen drei Therapiearmen vergleichbar (p=0,71). Auch zeigten sich keine Unterschiede zwischen den prä- und postmenopausalen Patientinnen. In Tabelle 3 sind die klinisch relevanten Ergebnisse unter Bisphosphonattherapie aufgelistet.<br /> <br /><strong> Konsequenzen für den klinischen Alltag:</strong> Eine perorale Bisphosphonattherapie mit Clodronat oder Ibandronat für 3 Jahre wird von Patientinnen, die eine adjuvante Systemtherapie erhalten, gegenüber intravenösem Zoledronat bevorzugt.</p> <h2>ADAPT-Studie: neoadjuvante Therapie mit T-DM1</h2> <p>In der Phase-II-Studie ADAPT (Har­beck et al) erhielten 380 Patientinnen mit HER2-positivem, HR-positivem Mammakarzinom während 12 Wochen 4 Zyklen eine von drei unterschiedlichen HER2-gerichteten neoadjuvanten Therapien. Arm A + B: Trastuzumab-Emtansin (T-DM1; 3,6mg/kg alle 3 Wochen) ± eine endokrine Therapie (Tamoxifen in der Prämenopause, Aromataseinhibitor in der Postmenopause). Arm C: Trastuzumab alle 3 Wochen + eine endokrine Therapie. Das mediane Alter der Patientinnen betrug 49 Jahre, 40 Patientinnen wiesen cT1- und 68 % cN0-Tumoren auf. Der mediane Ki67-Wert betrug 30 % . 95–100 % der Frauen erhielten alle 4 geplanten Therapiezyklen. Der Therapieeffekt war v.a. bei prämenopausalen Patientinnen evident. Die Toxizität von T-DM1 gegenüber Trastuzumab war nicht relevant erhöht. Tabelle 4 zeigt die pCR-Raten in den einzelnen Studienarmen.<br /> <br /> <strong>Konsequenzen für den klinischen Alltag:</strong> T-DM1 hat sich in dieser randomisierten Phase-II-Studie gegenüber Trastuzumab plus endokrine Therapie als klinisch relevant sowie statistisch signifikant effektiver erwiesen, was die primäre Ansprechrate im Sinne der pCR nach 3 Monaten angeht.</p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: Univ.-Klinik für Frauenheilkunde,
Klinische Abteilung für Gynäkologie<br/>
Medizinische Universität Graz<br/>
Auenbruggerplatz 14<br/>
8036 Graz<br/>
E-Mail: edgar.petru@medunigraz.at<br/>
Quelle: 51. Meeting der ASCO,
29. Mai bis 2. Juni 2015, Chicago
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<p class="article-footer">
<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
<div class="collapse" id="collapseLiteratur">
<ul> <li>Braunstein L et al: ASCO 2015; Abstract #1053</li> <li>Gralow J et al: ASCO 2015; Abstract #503</li> <li>Harbeck N et al: ASCO 2015; Abstract #506</li> <li>Turner N et al: ASCO 2015; Abstract LBA #502</li> </ul>
</div>
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