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Neues vom ASH zur Erstlinientherapie der CML

<p class="article-intro">Daten zur Erstlinientherapie der chronischen myeloischen Leukämie waren beim ASH Annual Meeting 2017 zahlreich vertreten. Neben der finalen Evaluation der deutschen CML-IV-Studie wurden auch Analysen aus der SEER-Datenbank präsentiert, die zeigen, dass CML-Patienten unter anderem ein erhöhtes Risiko für Sekundärmalignome aufweisen. Außerdem wurden die 18-Monats-Follow-up-Daten einer Studie präsentiert, die zeigen, dass die verbesserte Rate an MMR unter Bosutinib im Vergleich zu Imatinib bestehen bleibt. Diese Daten führten noch im Dezember 2017 zu einer FDA-Zulassung von Bosutinib in der Erstlinienbehandlung der CML.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Finale Evaluation der CML-IV-Studie</h2> <p>Die wichtigsten Daten, die beim heurigen ASH berichtet wurden, kommen von der finalen Evaluation der deutschen CML-IV-Studie (Abstract #897). Dabei handelt es sich um eine Imatinib-Optimierungsstudie. Verglichen wurden im Wesentlichen Imatinib 400mg mit Imatinib 800mg bzw. Imatinib 400mg plus Interferon oder Imatinib plus Cytosinarabinosid. Diese Studie wurde an 210 Zentren an &uuml;ber 1500 Patienten in Deutschland, der Schweiz und Tschechien durchgef&uuml;hrt. Hervorzuheben ist, dass die Einschlusskriterien f&uuml;r diese Studie sehr gro&szlig;z&uuml;gig waren und die eingeschlossenen Patienten der Real-World-Population sehr &auml;hnlich waren. So lag das mediane Alter im Gegensatz zu zahlreichen Zulassungsstudien von Zweitgenerations-Tyrosinkinasehemmern (2<sup>nd</sup>-G-TKI; z.B. medianes Alter f&uuml;r Dasatinib-Patienten in DASISION-Studie 46 Jahre) bei 53 Jahren. Zum Zeitpunkt der Evaluation (mediane Beobachtungsdauer 9,5 Jahre) waren 62 % der Patienten nach wie vor unter Imatinib-Therapie, 26,2 % der Patienten hatten auf einen 2<sup>nd</sup>- G-TKI gewechselt. 9 % erhielten eine allogene Stammzelltransplantation, 5,8 % zeigten eine Progression in eine Blastenkrise, 18 % der Patienten sind w&auml;hrend dieser Zeit verstorben.<br /> Die 10-Jahres-OS-Rate dieser Patienten belief sich auf 82 % und war interessanterweise nicht unterschiedlich hinsichtlich der Art der Initialbehandlung. Patienten, die unter 400mg Imatinib eine gute Response gem&auml;&szlig; den ELN-Kriterien hatten, zeigen eine Lebenserwartung &auml;hnlich der der Normalbev&ouml;lkerung. Interessant war, dass das raschere und initial tiefere molekulare Ansprechen unter Imatinib 800mg im Vergleich zu 400mg nicht zu einem verl&auml;ngerten Gesamt&uuml;berleben f&uuml;hrte. Insgesamt erzielten 81 % der Patienten kumulativ &uuml;ber zehn Jahre eine MR<sup>4</sup> und 72 % eine MR<sup>4,5</sup>. Das bedeutet, dass 70&ndash; 80 % der Patienten im Verlauf von zehn Jahren potenziell Kandidaten f&uuml;r ein Absetzen von Imatinib sind.<br /> Bezogen auf das Gesamt&uuml;berleben war es interessant zu beobachten, dass w&auml;hrend der ersten 5 Jahre &bdquo;Tod durch CML&ldquo; und &bdquo;Tod nicht durch die CML-Erkrankung verursacht&ldquo; sich in etwa die Waage hielten, im weiteren Verlauf jedoch &bdquo;Tod nicht durch die CML-Erkrankung verursacht&ldquo; &uuml;berwog. In Summe sind nur 6 % der Patienten an den Folgen der CML und 12 % der Patienten an anderen Ursachen gestorben. Inwieweit jedoch vermeintliche F&auml;lle von &bdquo;Tod nicht durch die CMLErkrankung verursacht&ldquo; eventuell auf die langfristige Einnahme von Imatinib zur&uuml;ckzuf&uuml;hren sind, wurde nicht n&auml;her beschrieben.<br /> Im Abstract #350 wurden zum Beispiel Analysen aus der SEER-Datenbank pr&auml;sentiert, die zeigen, dass CML-Patienten unter anderem ein erh&ouml;htes Risiko f&uuml;r Sekund&auml;rmalignome aufweisen. Inwieweit dies auf die langj&auml;hrige Behandlung mit TKI zur&uuml;ckzuf&uuml;hren ist oder andere Ursachen hat, ist bislang nicht bekannt. Im Rahmen der deutschen CML-Studie konnte gezeigt werden, dass sowohl krankheitsbezogene als auch patientenbezogene Faktoren einen Einfluss auf das Gesamt&uuml;berleben haben. Ung&uuml;nstig sind unter anderem das Vorhandensein von sogenannten &bdquo;major root&ldquo; zytogenetischen Aberrationen (dazu geh&ouml;ren Trisomie 8, ein zus&auml;tzlich vorhandenes Ph-Chromosom, Isochromosom (17q), Trisomy 19), oder ein hoher Risikostatus (z.B. nach Sokal oder EUTOS Score) bei Diagnosestellung. Andererseits haben auch vorhandene Komorbidit&auml;ten, Rauchen und das gew&auml;hlte Zentrum einen signifikanten Einfluss auf das Gesamt&uuml;berleben (Tab. 1).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Onko_1801_Weblinks_jatros_onko_1801_s18_tab1.jpg" alt="" width="1419" height="654" /></p> <h2>Neue FDA-Zulassung f&uuml;r die Erstlinienbehandlung der CML (BFORE-Studie)</h2> <p>Nachdem der Erstlinienvergleich von Bosutinib 500mg mit Imatinib 400mg aufgrund der hohen Toxizit&auml;t von Bosutinib 500mg und der dadurch verbundenen hohen Drop-out-Rate nicht zu einer verbesserten kompletten zytogenetischen Remissionsrate (CCyR) nach 12 Monaten gef&uuml;hrt hatte, wurde eine &auml;hnliche Studie mit einer erniedrigten Bosutinib-Dosis von 400mg/Tag im Vergleich zu Imatinib 400mg/Tag neu aufgelegt. Dabei zeigte sich eine signifikant verbesserte Rate an &bdquo;major molecular responses&ldquo; (MMR) nach 12 Monaten zugunsten von Bosutinib im Vergleich zu Imatinib.<br /> Beim ASH wurden die 18-Monats-Follow- up-Daten pr&auml;sentiert, die zeigen, dass die verbesserte Rate an MMR im Vergleich zu Imatinib bestehen bleibt. Diese Daten f&uuml;hrten noch im Dezember 2017 zu einer FDA-Zulassung von Bosutinib in der Erstlinienbehandlung der CML. Erw&auml;hnenswert ist dabei, dass die Rate an Progressionen in den ersten 18 Monaten zwischen Bosutinib und Imatinib nicht unterschiedlich war (Bosutinib: 6 Patienten, Imatinib: 7 Patienten).</p> <div id="fazit"> <h2>Fazit</h2> <p>Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Imatinib 400mg/Tag weiterhin eine gute Erstlinientherapieoption f&uuml;r zahlreiche CMLPatienten darstellt. Wichtig sind insbesondere ein gutes Monitoring in den ersten 18 Monaten nach Therapiebeginn und ein entsprechendes Reagieren bei einem Therapieversagen nach den aktuell g&uuml;ltigen ELN-Kriterien. Bei speziellen krankheitsbedingten Hochrisikosituationen wie Vorliegen von &bdquo;major root&ldquo; zytogenetischen Aberrationen oder Hochrisiko nach Sokal oder EUTOS sollten alternative Therapien wie 2<sup>nd</sup>-GTKI eingesetzt werden. In der Erstlinie steht uns neben Imatinib, Dasatinib und Nilotinib wohl auch in Europa zuk&uuml;nftig (nach EMAZulassung) mit Bosutinib eine weitere Therapieoption zur Verf&uuml;gung.</p> </div></p>
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