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Neues vom ASCO zur Behandlung des Mammakarzinoms

<p class="article-intro">Der diesjährige ASCO-Kongress brachte einige Neuigkeiten zur Behandlung des Mammakarzinoms mit Relevanz für die klinische Praxis. Im folgenden Bericht werden die Highlights vom Kongress zu HER2-positivem und -negativem Brustkrebs zusammengefasst und es wird Einblick in Immuntherapien beim Mammakarzinom gewährt.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>HER2-negativer Brustkrebs</h2> <p><strong>CDK4/6-Inhibitoren auf dem Weg zum neuen Standard beim metastasierten Mammakarzinom</strong><br /> Zur Intensivierung der endokrinen Therapie stellen neben Everolimus (verl&auml;ngertes progressionsfreies &Uuml;berleben [PFS] von 6,5 Monaten)<sup>1</sup> und Bevacizumab (PFS-Vorteil von 4,7 Monaten; um 21 % verbesserte Gesamtansprechrate [ORR]; gleiches Gesamt&uuml;berleben [OS]; gepoolte Analyse) die CDK4/6-Inhibitoren seit Kurzem eine weitere Option dar, mit vergleichsweise guter Vertr&auml;glichkeit.<br /> Die CDK4/6-Inhibitoren greifen die Cyclin-abh&auml;ngigen Kinasen (CDK) 4/6 an, welche nach &Ouml;strogen-Stimulation der Krebszelle an Cyclin D1 binden, dadurch zur Phosphorylierung des Retinoblastom- Proteins (RB) f&uuml;hren und auf diesem Weg die Zellteilung aktivieren.<br /> F&uuml;r die Erstlinientherapie postmenopausaler Patientinnen wurde der CDK4/6- Inhibitor Palbociclib in Kombination mit Letrozol bereits 2015 von der FDA zugelassen, basierend auf den Ergebnissen der randomisierten Phase-I/II-Studie PALOMA- 1. Diese hatte eine signifikante Verdopplung des PFS auf 20 Monate mit einer Hazard-Ratio (HR) von 0,49 gezeigt.<sup>2</sup> Die beiden aktuell vorgestellten Phase-IIIStudien best&auml;tigten die Verl&auml;ngerung des medianen PFS von 14,5 auf 25,0 Monate unter Palbociclib (PALOMA-2) bzw. die Verbesserung des 1,5-Jahres-PFS von 42 auf 63 % unter dem CDK4/6-Inhibitor Ribociclib (MONALEESA-2). Die OS-Daten zeigten allerdings weiterhin keinen statistisch signifikanten Unterschied.<br /> F&uuml;r die Monotherapie mit CDK4/6-Inhibitoren nach Progress unter endokriner Behandlung zeigten sowohl PALOMA-3 (Palbociclib) als auch der MONARCHTrial (Abemaciclib) jeweils ein signifikant verl&auml;ngertes PFS auf 10 bzw. 16 Monate gegen&uuml;ber Placebo, bei einer Gesamtansprechrate von 19 % bzw. 48 % bei der weniger vorbehandelten Patientengruppe. Der Phase-II-Studie TREnd zufolge scheint Palbociclib als Zweit- bzw. Drittlinientherapie eine erworbene endokrine Resistenz aufheben zu k&ouml;nnen: Zwar lag die Remissionsrate (RR) lediglich bei 7 % (Monotherapie) bzw. 11 % f&uuml;r die Kombination, es erreichten jedoch immerhin 54 bis 60 % der Patientinnen einen klinischen Nutzen, bei einem PFS von 10,8 Monaten f&uuml;r die Kombination mit Fulvestrant oder einem Aromataseinhibitor.<br /> In der Schweiz ist die Zulassung derzeit beschr&auml;nkt auf die Zweitlinientherapie mit Palbociclib in Kombination mit Fulvestrant. In den USA wurde dieses Jahr zudem Ribociclib zugelassen. Ein dritter CDK4/6-Inhibitor, Abemaciclib, befindet sich aktuell in der Phase klinischer Studien.</p> <p><strong>mTOR-Inhibitoren nicht geeignet &laquo;beyond progression&raquo;</strong><br /> Zur Effektivit&auml;t von Everolimus wurde die Phase-II-Studie BOLERO-4 vorgestellt, welche nach gutem PFS von 22 Monaten f&uuml;r die Erstlinientherapie in Kombination mit Letrozol leider entt&auml;uschende Daten f&uuml;r die Fortf&uuml;hrung in der Zweitlinie in Kombination mit Aromasin zeigte. F&uuml;r die Zweitlinie sollte also ein Substanzwechsel erfolgen.</p> <p><strong>PARP-Inhibitoren vielversprechend</strong><br /> An der ASCO-Vollversammlung vorgestellt wurde die Phase-III-Studie OlympiAD, welche f&uuml;r vorbehandelte Patientinnen mit BRCA-mutiertem Tumor (50 % tripelnegativ) die Monotherapie mit Olaparib gegen&uuml;ber entweder Capecitabin, Eribulin oder Vinorelbin untersuchte. Olaparib erreichte mit 60 % eine doppelt so hohe Ansprechrate wie die Chemotherapie sowie eine Verl&auml;ngerung des PFS um knapp 3 Monate (Abb. 1) &ndash; dies bei deutlich besserer Lebensqualit&auml;t f&uuml;r die Behandelten.<br /> Die Daten f&uuml;r das Gesamt&uuml;berleben sind bislang nicht signifikant. In der Schweiz ist Olaparib derzeit lediglich zur Therapie des Ovarialkarzinoms zugelassen.<br /> F&uuml;r die neoadjuvante Situation beim tripelnegativen Mammakarzinom zeigte eine Phase-III-Studie zwar keinen Vorteil f&uuml;r die Hinzunahme von Veliparib zur Standardchemotherapie mit 12 Wochen Paclitaxel. Dagegen konnte die zus&auml;tzliche Carboplatin- Gabe die Rate an pathologischen Komplettremissionen (pCR) gegen&uuml;ber dem Arm ohne Carboplatin um &gt;20 % steigern. Dieser Effekt war unabh&auml;ngig vom BRCA-Mutationsstatus zu verzeichnen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Leading Opinions_Onko_1705_Weblinks_lo_onko_1705_s38_abb1.jpg" alt="" width="1457" height="980" /></p> <p><strong>Adjuvante endokrine Therapie bleibt unver&auml;ndert</strong><br /> Den m&ouml;glichen Verzicht auf Anthrazykline (AC) pr&uuml;ften die Phase-III-Studien Plan B und ABC: F&uuml;r den Arm mit 6 Zyklen Docetaxel/Cyclophosphamid (DC) erreichte Plan B mit einer prognostisch g&uuml;nstigeren Studienpopulation von 59 % nodal-negativen und lediglich 18 % HRnegativen Patientinnen Non-Inferiority. Dagegen schnitt der DC-Arm in der ABCStudie mit ihrem gr&ouml;sseren Anteil nodalpositiver sowie HR-negativer Patientinnen schlechter ab gegen&uuml;ber 4x AC und Paclitaxel. Damit bleiben Anthrazykline ein wichtiger Bestandteil der adjuvanten Therapie. Ein Verzicht kommt allenfalls f&uuml;r die Gruppe der nodal-negativen, HR-positiven Patientinnen infrage.<br /> Zur Frage des Nutzens einer zweiten adjuvanten Chemotherapie nach lokoregion&auml;rem Rezidiv pr&auml;sentierte Prof. Stefan Aebi die 10-Jahres-Daten der CALOR-Studie: Bei wenngleich eher kleinen Patientenzahlen und nicht einheitlicher Chemotherapie fand sich dennoch ein klarer Vorteil f&uuml;r die Gruppe der HR-negativen Patientinnen (HR: 0,48).</p> <h2>HER2-positiver Brustkrebs</h2> <p><strong>Biosimilars sind im Kommen</strong><br /> Mit zunehmender klinischer Anwendung der Anti-HER2-Therapien war in den Jahren bis 2012 eine stete Verbesserung der Prognose dieser Patientengruppe zu verzeichnen, welche zuletzt vergleichbar war mit der Gruppe der HR-positiven, HER2-negativen Mammakarzinome.<br /> Seit Patentablauf f&uuml;r Trastuzumab in Europa 2014 dr&auml;ngen entsprechende Biosimilars auf den Markt. F&uuml;r die wichtige Frage der klinischen &Auml;quivalenz wurden aktuell Daten f&uuml;r die Behandlung in der metastasierten Situation wie auch in der neoadjuvanten Anwendung vorgestellt, welche die mindestens gleiche Wirksamkeit dreier Biosimilars gegen&uuml;ber Trastuzumab belegen, sodass wir auf die weitere Preisentwicklung gespannt sein d&uuml;rfen.</p> <p><strong>Adjuvante Anti-HER2-Therapie bleibt unver&auml;ndert</strong><br /> Bez&uuml;glich der weiteren Intensivierung der adjuvanten, Anti-HER2-gerichteten Therapie fiel die ALTTO-Studie mit Hinzunahme von Lapatinib negativ aus. Die Phase-III-Studie APHINITY mit zwar statistisch signifikantem, aber klinisch kaum relevantem Vorteil von absolut 1 % verbessertem krankheitsfreiem 3-Jahres&Uuml;berleben (3J-iDFS) bei Hinzunahme von Pertuzumab f&uuml;r immerhin 18 Monate warf eher neue Fragen auf: Gibt es allenfalls Subgruppen, welche etwas mehr profitieren? Dies scheint bei den HR-negativen und nodal-positiven Patientinnen der Fall zu sein. Mit Hinblick auf die klinische (10 % Diarrh&ouml; Grad 3&ndash;4) sowie finanzielle Toxizit&auml;t von Pertuzumab sind weitere Studien n&ouml;tig.<br /> Die m&ouml;gliche Deeskalation der adjuvanten Chemotherapie f&uuml;r die Gruppe mit N0 und &lt;3cm-Tumoren pr&uuml;fte die Phase- II-Studie APT, in welcher Paclitaxel (80mg/m<sup>2</sup>, 12x w&ouml;chentlich) neben Trastuzumab verabreicht wurde: Das 7-Jahres- DFS von 93 % bei lediglich 1 % Fernmetastasierung best&auml;tigt die guten Ergebnisse von Tolaney et al.<sup>3</sup> und ist somit als Therapie der Wahl anzusehen, wenn man dieser Patientengruppe eine Chemotherapie verabreichen m&ouml;chte.<br /> Die Dauer der Trastuzumab-Behandlung bleibt bei der negativ ausgefallenen Short-HER-Studie wie zuvor nach dem PHARE-Trial von 2013<sup>4</sup> unver&auml;ndert bei einem Jahr als Standard.</p> <p><strong>Keine &Auml;nderung beim fortgeschrittenen, HER2-positiven Mammakarzinom</strong><br /> <strong>1. Linie:</strong> Die Wirksamkeit von Trastuzumab- Emtansin (T-DM1) ist aus dem Vergleich zu Docetaxel/Trastuzumab (DT) bekannt<sup>5</sup> und erzielte h&ouml;here RR und ein verl&auml;ngertes PFS. Allerdings fand sich bei 50 % Crossoverrate zum T-DM1- Arm und diversen Folgetherapien kein signifikanter OS-Unterschied. Angesichts der Unterlegenheit von DT gegen&uuml;ber der Hinzunahme von Pertuzumab (HR: 0,62 f&uuml;r PFS)<sup>6</sup> hatte sich die Dreifachkombination als Standard etabliert. Mit MARIANNE<sup>7</sup> liegen nun die Ergebnisse einer Phase-III-Studie mit den Armen DT sowie T-DM1 &plusmn; Pertuzumab in der Erstlinientherapie vor, welche bez&uuml;glich PFS eine Non-Inferiority aller drei Arme fand mit dem tendenziell l&auml;ngsten OS von 53 Monaten f&uuml;r die T-DM1-Monotherapie. Daten zum direkten Vergleich von T-DM1 + Pertuzumab mit DT + Pertuzumab (+ Carboplatin!) liegen lediglich f&uuml;r die neoadjuvante Situation vor, wobei Letzteres mit 12 % h&ouml;herer pCR-Rate signifikant &uuml;berlegen war, bei allerdings deutlich h&ouml;herer Toxizit&auml;t.<br /> Angesichts der besseren Vertr&auml;glichkeit k&auml;me T-DM1 zwar f&uuml;r die Erstlinientherapie infrage, es ist in der Schweiz daf&uuml;r jedoch nicht zugelassen. Damit bleibt die Tripeltherapie mit DT und Pertuzumab unver&auml;ndert der Standard f&uuml;r HER2-positive Patientinnen.</p> <p><strong>2. Linie:</strong> Die ALTERNATIVE-Studie verglich nach Vorbehandlung mit Docetaxel, f&uuml;r Patientinnen ohne Bedarf an weiterer Chemotherapie, die Kombination eines Aromataseinhibitors mit entweder Trastuzumab, Lapatinib (1500mg) oder Trastuzumab + Lapatinib (1000mg). Am effektivsten zeigte sich die duale Blockade mit einer Verdopplung sowohl des PFS auf 11 Monate (HR: 0,62) als auch der ORR auf 32 % , wenngleich zum Preis vermehrter Nebenwirkungen (Diarrh&ouml;: 69 % , Nausea: 22 % und Paronychien: 30 % ). Dies ist gerade in der metastasierten Situation gut abzuw&auml;gen und in dieser Kombination in der Schweiz nicht zugelassen.</p> <h2>Immuntherapie: lediglich Daten von Phase-II-Studien</h2> <p>Aus dem Bereich der Immuntherapie wurden am ASCO mehrere Phase-II-Studien pr&auml;sentiert.</p> <p><strong>PD-1-Inhibitor (KEYNOTE-086)</strong><br /> W&auml;hrend aus der Kohorte A vorbehandelte Patientinnen mit tripelnegativem Mammakarzinom lediglich zu &lt;5 % auf die Monotherapie mit dem PD-1-Inhibitor Pembrolizumab ansprachen, erreichten aus Kohorte B (Erstlinientherapie) immerhin 23 % der Patientinnen ein Ansprechen mit bis zu mehrj&auml;hriger Krankheitsstabilisierung. Als wichtige Beobachtung war das Ansprechen bereits nach 9 Therapiewochen beurteilbar.</p> <p><strong>PD-1-Inhibitor und Anti-CTLA-4-Antik&ouml;rper</strong><br /> Die Kombination von Pembrolizumab und einem Anti-CTLA-4-Antik&ouml;rper erreichte ebenfalls nur bei wenigen Patientinnen ein Ansprechen, welches sich fr&uuml;hzeitig abzeichnete.</p> <p><strong>PD-L1-Inhibitor und Anti-CTLA-4-Antik&ouml;rper</strong><br /> Eine weitere Studie fand bei metastasierten Patientinnen f&uuml;r die Kombinationsbehandlung mit dem PD-L1-Inhibitor Durvalumab und dem Anti-CTLA-4-Antik&ouml;rper Tremelimumab ein Ansprechen vor allem der tripelnegativen Tumoren.</p> <p><strong>PD-1-Inhibitor im neoadjuvanten Setting</strong><br /> In I-SPY2 f&uuml;hrte die Hinzunahme von Pembrolizumab zur neoadjuvanten Chemotherapie zu einer etwa 3-fach h&ouml;heren pCR bei HER2-negativen Tumoren.</p> <p><strong>Danksagung:</strong><br /> Die Auswahl der relevantesten Pr&auml;sentationen f&uuml;r diesen Bericht st&uuml;tzt sich auf den Vortrag von Dr. med. Zaman Kahlil am PostASCO am 22. Juni 2017 in Bern.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Baselga J et al.: Everolimus in postmenopausal hormone- receptor-positive advanced breast cancer. N Engl J Med 2011; 366(6): 520-9 <strong>2</strong> Finn RS et al.: Overall survival results from the randomized phase II study of palbociclib (P) in combination with letrozole (L) vs letrozole alone for frontline treatment of ER+/HER2&ndash; advanced breast cancer (PALOMA-1; TRIO-18). J Clin Oncol 2017; 35(Suppl; Abstr 1001) <strong>3</strong> Tolaney SM et al.: Adjuvant paclitaxel and trastuzumab for node-negative, HER2-positive breast cancer. N Engl J Med 2015; 372(2): 134-41 <strong>4</strong> Pivot X et al.: 6 months versus 12 months of adjuvant trastuzumab for patients with HER2-positive early breast cancer (PHARE): a randomised phase 3 trial. Lancet Oncol 2013; 14(8): 741-8 <strong>5</strong> Hurvitz SA et al.: Phase II randomized study of trastuzumab emtansine versus trastuzumab plus docetaxel in patients with human epidermal growth factor receptor 2-positive metastatic breast cancer. J Clin Oncol 2013; 31(9): 1157-63 <strong>6</strong> Swain SM et al.: Pertuzumab, trastuzumab, and docetaxel in HER2-positive metastatic breast cancer. N Engl J Med 2015; 372(8): 724-34 <strong>7</strong> Perez EA et al.: Trastuzumab emtansine with or without pertuzumab versus trastuzumab plus taxane for human epidermal growth factor receptor 2-positive, advanced breast cancer: primary results from the phase III MARIANNE study. J Clin Oncol 2016; 35(2): 141-8</p> </div> </p>
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