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Interessante Daten zu CRC, Magen-, Leber- und Pankreaskarzinomen in San Francisco präsentiert
Jatros
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12.04.2018
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<p class="article-intro">Im Folgenden werden ausgewählte Highlights zu gastrointestinalen Tumoren vom ASCO GI ausgeführt, der vom 18. bis 20. Jänner in San Francisco stattfand. Neben „practice-changing“ Studiendaten beim Magen- und hepatozellulären Karzinom war ein neues und wichtiges Thema der Mikrosatelliten(MS)-Status beim Kolonkarzinom. Auch beim Pankreaskarzinom hat sich seit dem letzten Jahr einiges getan und es gibt zumindest für Subgruppen interessante therapeutische Neuentwicklungen.</p>
<p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>mCRC: Regorafenib ist als Dosiseskalationskonzept sinnvoll.</li> <li>Mikrosatellitenstabiles mCRC zeigt vielversprechendes Ansprechen auf kombinierte PD-L1/MEK-Inhibition.</li> <li>Magenkarzinom: Anti-VEGFTherapie ist wirksam in 2<sup>nd</sup> Line, nicht aber in 1<sup>st</sup> Line.</li> <li>Pembrolizumab kann als potenzielle Letztlinienoption beim fortgeschrittenen Magenkarzinom angesehen werden.</li> <li>Cabozantinib ist als neue Option in der Zweitlinientherapie des fortgeschrittenen HCC interessant.</li> <li>Ein lokal fortgeschrittenes Pankreaskarzinom kann mit nab-Paclitaxel + Gemcitabin oder FOLFIRINOX behandelt werden.</li> </ul> </div> <h2>Kolorektalkarzinom</h2> <p><strong>Dosiseskalationsstudie mit Regorafenib</strong><br /> Beim fortgeschrittenen Kolonkarzinom ist Regorafenib als Standard in der Drittlinientherapie etabliert. Allerdings ist das breite Nebenwirkungspotenzial des Multikinase- Inhibitors nicht ganz unproblematisch. Deshalb wurde in der prospektiven Phase-II-Studie ReDOS<sup>1</sup> ein wöchentliches Dosiseskalationskonzept für den ersten Zyklus mit täglich 80mg in Woche 1, 120mg in Woche 2 und 160mg in Woche 3 mit Regorafenib in der üblichen Startdosis von 160mg täglich (Tag 1 bis 21) verglichen. Insgesamt wurden 123 Patienten in die Studie eingebracht. Im Eskalationsarm war nicht nur die Verträglichkeit deutlich besser, es zeigte sich auch eine mindestens vergleichbare und tendenziell sogar bessere Wirksamkeit mit einer insgesamt erreichten höheren Dosisintensität. Das Gesamtüberleben war mit 9 Monaten versus 5,9 Monate ebenfalls tendenziell verlängert, wenn auch statistisch nicht signifikant (HR: 0,65; p=0,09). Das mediane PFS betrug 2,5 Monate im Eskalationsarm und 2 Monate im Vergleichsarm.<br /> Basierend auf den Resultaten dieser Studie kann in der täglichen Praxis ein Dosiseskalationskonzept für Regorafenib zum Einsatz kommen und könnte sogar zu einem Überlebensvorteil führen. <br /><br /><strong>Kombination von PD-L1-Inhibitor plus MEK-Inhibitor</strong><br /> Die Immuntherapie mit PD-L1/PD-1-Inhibitoren war bisher nur bei den etwa 5 % der Patienten mit metastasiertem CRC und hoher Mikrosatelliteninstabilität (MSIhigh) wirksam. 95 % der Patienten weisen eine Mikrosatellitenstabilität (MSS) auf oder sind MSI-low und zeigen nur ein geringes Ansprechen auf die Immuntherapie. Diese Patienten benötigen daher eine Kombinationstherapie. In einer Phase-Ib-Studie2 wurde nun Atezolizumab (PD-L1-Inhibitor) plus Cobimetinib (MEK-Inhibitor) bei 84 stark vorbehandelten metastasierten CRC-Patienten untersucht; 79 % hatten mehr als 5 vorangegangene Therapielinien. Von 52 Patienten mit bekanntem MSI-Status wiesen 42 eine MSS auf, 9 Patienten waren MSI-low und 1 Patient MSI-high. 8 % der Patienten sprachen auf die Kombinationstherapie mit partieller Remission als bestes Ansprechen an und bei weiteren 23 % wurde eine Stabilisierung erreicht. Die Krankheitskontrollrate betrug 31 % . Ein dauerhaftes Ansprechen wurde unabhängig vom KRAS-Mutationsstatus und bei Patienten mit MSS beobachtet. Die mediane Ansprechdauer lag in der Gesamtkohorte bei 14,3 Monaten. Nach einem Jahr lebten noch 43 % der Patienten (51 % mit MSS, 44 % mit KRAS-Mutation und 43 % mit KRAS-Wildtyp) und das mediane Gesamtüberleben betrug 9,8 Monate (13 Monate bei MSS, 9,5 Monate bei KRAS-Mutation und 10 Monate bei KRAS-Wildtyp). Die Kombination war insgesamt gut verträglich. Die Rate unerwünschter Ereignisse Grad 3/4 betrug 38 % , mit Rash, Diarrhö, Fatigue und Anstieg der Kreatinphosphokinase (CPK) als häufigste Nebenwirkungen (alle jeweils 5 % ). Aufgrund der Nebenwirkungen mussten 13 % der Patienten die Therapie mit Atezolizumab und 24 % die Therapie mit Cobimetinib abbrechen.<br /> Nach Expertenmeinung stellt die Kombination Atezolizumab plus Cobimetinib einen spannenden Therapieansatz und die erste potenzielle immunmodulierende Kombinationstherapie beim Immuntherapie- refraktären metastasierten Kolorektalkarzinom mit MSS dar.</p> <h2>Magen- und Ösophaguskarzinom</h2> <p>Nachdem Ramucirumab bei Patienten mit fortgeschrittenem Magenkarzinom in der Zweitlinie sowohl als Monotherapie als auch in Kombination mit Chemotherapie zu einer signifikanten Verlängerung des Gesamtüberlebens (OS) führte, erfolgte nun der Einsatz des monoklonalen VEGFR2- Antikörpers in der RAINFALL-Studie<sup>3</sup> in der Erstlinientherapie. In dieser Phase-IIIStudie erhielten 645 Patienten Ramucirumab in Kombination mit Chemotherapie oder Chemotherapie alleine. Der primäre Endpunkt PFS (Analyse geplant nach den ersten 508 Patienten) war im Ramucirumab- Arm signifikant länger als im Vergleichsarm, wobei der Unterschied von 0,3 Monaten im medianen PFS insgesamt gering ausfiel (5,7 vs. 5,4 Monate; p=0,011) (Abb. 1). Beim OS und beim Ansprechen ergab sich nur ein numerischer Vorteil für Ramucirumab. Behandlungsdauer und Post-Progressions-Therapie unterschieden sich nicht zwischen beiden Armen. Damit ist ein Nutzen der Anti-VEGF-Therapie (Antiangiogenese) in der Erstlinie des fortgeschrittenen Adenokarzinoms des Magens oder des gastroösophagealen Übergangs nicht belegt.<br /><br /> <strong>Kohortenanalyse der KEYNOTE-059-Studie</strong><br /> Interessant war auch die Analyse von Kohorte 1 der KEYNOTE-059-Studie<sup>4</sup> mit dem PD-1-Inhibitor Pembrolizumab als Monotherapie bei Patienten mit mindestens zwei Vortherapien eines metastasierten Magenkarzinoms. Mehr als 50 % der Patienten hatten mehr als drei Therapielinien durchgemacht. Die objektive Ansprechrate lag in der Gesamtkohorte (n=259) bei 12 % und in der PD-L1-positiven Kohorte (n=148) mit 16 % etwas höher. Die Ansprechdauer betrug in der Gesamt- und PD-L1-positiven Kohorte 14 Monate. Bei den 7 Patienten mit ausgeprägter Mikrosatelliteninstabilität lag die Ansprechrate bei 57 % und die mediane Ansprechdauer war noch nicht erreicht.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Onko_1802_Weblinks_jatros_onko_1802_s46_abb1.jpg" alt="" width="1459" height="815" /></p> <h2>Hepatozelluläres Karzinom (HCC)</h2> <p>Aufgrund der positiven Phase-II-Daten zu Cabozantinib (Kelley RK et al., Ann Oncol 2017) wurde der duale MET/VEGFR2- Inhibitor in der Phase-III-Studie CELESTIAL<sup>5</sup> bei 773 Patienten mit fortgeschrittenem Sorafenib-refraktärem HCC eingesetzt. Cabozantinib zeigte im Vergleich zu Best Supportive Care (BSC) ein medianes OS von 10,2 vs. 8 Monaten und senkte damit das Sterberisiko signifikant um 24 % (p=0,0049) (Abb. 2). Das mediane PFS lag bei 5,2 vs. 1,9 Monaten (HR: 0,44; p<0,0001). Carbozantinib war insgesamt gut verträglich. Nur 16 % der Patienten mussten wegen Nebenwirkungen die Cabozantinib- Therapie abbrechen. Die häufigsten Grad-3/4-Toxizitäten unter Cabozantinib waren Hand-Fuß-Syndrom (17 % ), Hypertonie (16 % ), Anstieg der Leberenzyme (12 % ), Fatigue (10 % ) und Diarrhö (10 % ). Auf Grundlage dieser Ergebnisse erweitert Cabozantinib das Armamentarium in der Zweitlinientherapie des fortgeschrittenen HCC.<br /> Mit der Studie KEYNOTE-224<sup>6</sup> konnte für Pembrolizumab als Monotherapie beim fortgeschrittenen Sorafenib-refraktären HCC in der Zweit- und Drittlinientherapie eine beachtliche Antitumoraktivität gezeigt werden. 105 Patienten wurden in die einarmige, offene Phase-II-Studie eingebracht. Die Gesamtansprechrate lag bei 16,3 % , darunter eine komplette Remission. 15,4 % der Patienten erreichten eine partielle Remission, 45,2 % eine Stabilisierung und die Krankheitskontrollrate lag bei 61,5 % . Das mediane PFS betrug 4,8 Monate und das mediane OS war noch nicht erreicht. Nach 6 Monaten ergaben sich PFS- und OS-Raten von 43,1 % bzw. 77,9 % . Es gab keine neuen Sicherheitssignale, insbesondere auch keine viralen Flares. 23 Patienten standen zum Zeitpunkt der Analyse noch unter der Behandlung.<br /> Aktuell wird der PD-1-Antikörper Pembrolizumab in der Phase-III-Studie KEYNOTE-240 (NCT02702401) gegenüber Placebo bei vorbehandelten HCCPatienten untersucht, primärer Endpunkt ist das OS.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Onko_1802_Weblinks_jatros_onko_1802_s46_abb2.jpg" alt="" width="1457" height="778" /></p> <h2>Pankreaskarzinom</h2> <p>Zur Frage der optimalen Behandlung eines lokal fortgeschrittenen, nicht resektablen Adenokarzinoms des Pankreas (LAPC) wurden auf dem ASCO GI zwei Phase-II-Studien vorgestellt: eine geplante Zwischenanalyse der deutschen AIO-Studie NEOLAP<sup>7</sup> und die internationale multizentrische LAPACT-Studie<sup>8</sup>.<br /> Die laufende NEOLAP-Studie vergleicht nach einer Induktionschemotherapie mit 2 Zyklen nab-Paclitaxel plus Gemcitabin (Arm A) prospektiv und randomisiert die Fortführung dieser Therapie für weitere zwei Zyklen im Arm A mit einer Umstellung auf FOLFIRINOX im Arm B. Danach soll eine explorative Laparotomie erfolgen mit R0/R1-Resektabilität als dem primären Endpunkt. Die aktuelle geplante Zwischenanalyse mit 42 Patienten im Arm A und 44 Patienten im Arm B zeigte, dass bei etwa der Hälfte der Patienten eine Laparotomie durchgeführt werden konnte und im Arm A die R0/R1-Resektion bei 43 % und im Arm B bei 62 % möglich war. Ein anderes Studienkonzept verfolgte die dreiarmige LAPACT-Studie<sup>8</sup>, in der 107 therapienaive LAPC-Patienten nach 6 Zyklen nab-Paclitaxel plus Gemcitabin entweder einer Resektion oder einer Chemoradiotherapie oder einer Fortführung der Chemotherapie nach Wahl des Behandlers zugeführt werden konnten. Der primäre Endpunkt Zeit bis zum Therapieversagen (TTF) lag im Median mit 8,8 Monaten deutlich über dem vorgegebenen Ziel von mindestens 6,6 Monaten. Das mediane PFS betrug 10,2 Monate und die geschätzte 1-Jahres-Rate für OS 72 % . Die Studie zeigte unter der Chemotherapie eine vielversprechende objektive Ansprechrate von 33 % und eine Krankheitskontrollrate von 78 % . Die Nebenwirkungen von nab-Paclitaxel plus Gemcitabin waren insgesamt akzeptabel und die Lebensqualität blieb bei den meisten Patienten stabil. Insgesamt zeigen die Studien, dass sowohl nab-Paclitaxel plus Gemcitabin als auch FOLFIRINOX einen Stellenwert in der Therapie des LAPC haben.</p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: 2018 Gastrointestinal Cancers Symposium, 18.–20. Jänner
2018, San Francisco
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<p class="article-footer">
<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
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<p><strong>1</strong> Bekaii-Saab TS et al.: Regorafenib dose optimization study (ReDOS): randomized phase II trial to evaluate dosing strategies for regorafenib in refractory metastatic colorectal cancer (mCRC) - an ACCRU Network study. ASCO GI 2018; Abstr. 611 <strong>2</strong> Bendell JC et al.: A phase Ib study of safety and clinical activity of atezolizumab (A) and cobimetinib (C) in patients (pts) with metastatic colorectal cancer (mCRC). ASCO GI 2018; Abstr. 560 <strong>3</strong> Fuchs CS et al.: RAINFALL: a randomized, double-blind, placebo-controlled phase III study of cisplatin (Cis) plus capecitabine (Cape) or 5FU with or without ramucirumab (RAM) as firstline therapy in patients with metastatic gastric or gastroesophageal junction (G-GEJ) adenocarcinoma. ASCO GI 2018; Abstr. 5 <strong>4</strong> Muro K et al.: KEYNOTE-059 cohort 1: pembrolizumab (Pembro) monotherapy in previously treated advanced gastric or gastroesophageal junction (G/ GEJ) cancer in patients (Pts) with PD-L1+ tumors - Asian subgroup analysis. ASCO GI 2018; Abstr. 723 <strong>5</strong> Abou-Alfa GK et al.: Cabozantinib (C) versus placebo (P) in patients (pts) with advanced hepatocellular carcinoma (HCC) who have received prior sorafenib: results from the randomized phase III CELESTIAL trial. ASCO GI 2018; Abstr. 207 <strong>6</strong> Zhu AX et al.: KEYNOTE-224: pembrolizumab in patients with advanced hepatocellular carcinoma previously treated with sorafenib. ASCO GI 2018; Abstr. 209 <strong>7</strong> Kunzmann V et al.: Secondary resectability in locally advanced pancreatic cancer (LAPC) after nab-paclitaxel/gemcitabine- versus FOLFIRINOX-based induction chemotherapy: interim results of a randomized phase II AIO trial (NEOLAP). ASCO GI 2018; Abstr. 348 <strong>8</strong> Hammel P et al.: Phase II LAPACT trial of nab-paclitaxel (nab-P) plus gemcitabine (G) for patients with locally advanced pancreatic cancer (LAPC). ASCO GI 2018; Abstr. 204</p>
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