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Jährlicher Bericht der ASCO zum Fortschritt gegen Krebs

Immuntherapie 2017 wieder top

<p class="article-intro">Die Immuntherapie ist 2017 zum zweiten Mal als „Clinical Cancer Advance of the Year“ genannt worden. Diese Entscheidung wurde in Anerkennung der Erfolge der „neuen“ Immuntherapie mit Checkpoint- Inhibitoren getroffen. Begründung war unter anderem, dass mit dieser Therapie häufig eine deutliche Lebensverbesserung bzw. -verlängerung für Krebspatienten erreicht wurde, für die es bislang keine Therapiealternativen gegeben hatte. Die Charakterisierung von Biomarkern soll die Identifizierung von Patienten ermöglichen, die am meisten von Immuntherapien profitieren.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Im Rahmen dieser Kolumne konnte ich mich bereits mehrere Male zum Thema Immuntherapie &auml;u&szlig;ern; ich darf f&uuml;r unsere Arbeitsgruppe am Institut f&uuml;r Krebsforschung (MedUni Wien) in Anspruch nehmen, dass wir bereits 1970 am Konzept des klinischen Einsatzes der Immuntherapie gegen Krebs gearbeitet haben. Retrospektiv gesehen bedeutet dies, dass wir bereits mehrere Phasen von Optimismus, aber auch von Entt&auml;uschung miterlebt haben.<br /><br /> Derzeit befindet sich die &bdquo;neue&ldquo; Immuntherapie auf einer Erfolgswelle, denn die Therapie mit Checkpoint-Inhibitoren hat innerhalb relativ kurzer Zeit die &bdquo;Szene&ldquo; ganz wesentlich ver&auml;ndert: Patienten mit bisher schwer therapierbaren bzw. therapieresistenten malignen Erkrankungen wie dem Melanom, dem nicht kleinzelligen Lungenkarzinom, dem Blasenkarzinom, dem Nierenzellkarzinom oder dem Hodgkin-Lymphom (HL) k&ouml;nnen auch im fortgeschrittenen Stadium von dieser Immuntherapie profitieren.<br /> Gerade beim fortgeschrittenen Melanom sind die Ergebnisse von zwei Studien besonders beeindruckend. Die 24-Monate&Uuml;berlebensraten liegen bei 43 bzw. 49 % der behandelten Patienten. Bei 44 % der Patienten konnte ein Therapieansprechen mit einer Dauer von bis zu einem Jahr dokumentiert werden. Auch in der adjuvanten Therapie des Melanoms ist mit dem Checkpoint-Inhibitor Ipilimumab zum ersten Mal eine Verl&auml;ngerung des &Uuml;berlebens erreicht worden. Neben der Hochdosis-Interferon-Therapie (&bdquo;Kirkwood-Schema&ldquo;) &ndash; nach zahlreichen negativen Therapiestudien &ndash; ist dies trotz gravierender Nebenwirkungen als wesentlicher Erfolg zu werten.<br /> Beim nicht kleinzelligen Lungenkarzinom hat durch den Einsatz der Checkpoint-Inhibitoren ein Paradigmenwechsel stattgefunden. In der Zweitlinientherapie sind derzeit drei Medikamente (Nivolumab, Pembrolizumab und Atezolizumab) zugelassen, die in klinischen Studien erfolgreich eingesetzt worden sind. Die Registrierung von Pembrolizumab als Erstlinientherapie beim NSCLC erfolgte auf Basis des Nachweises, dass Patienten mit &bdquo;Programmed cell death ligand&ldquo;(PD-L1)- positiven Tumoren auf die Therapie mit diesem Antik&ouml;rperpr&auml;parat ein signifikant l&auml;ngeres &Uuml;berleben im Vergleich zu der Gruppe mit Chemotherapie gezeigt hatten.<br /> Beim Blasenkarzinom stand jahrzehntelang keine neue Therapieoption zur Verf&uuml;gung, wiewohl die intravesikale Gabe von BCG, dem Tuberkuloseimpfstoff &ndash; einem &bdquo;Relikt&ldquo; aus den fr&uuml;hen Tagen der Immuntherapie &ndash;, noch immer seine Wertigkeit hat. Die Zulassung von Atezolizumab beim vorbehandelten bzw. metastasierten Urothelkarzinom der Blase erfolgte in den USA auf Basis der Ergebnisse einer klinischen Studie, in der eine deutlich h&ouml;here Ansprechrate &ndash; im Vergleich zur historischen Chemotherapie &ndash; dokumentiert worden war. Pembrolizumab k&ouml;nnte als wirksame initiale Erstlinientherapie bei Patienten, die f&uuml;r eine Chemotherapie nicht geeignet sind, bzw. in fr&uuml;heren, d.h. superfiziellen Tumorstadien nach BCGVersagen seinen Einsatz finden.<br /> Die rezent im &bdquo;New England Journal of Medicine&ldquo; publizierten Ergebnisse einer Studie &uuml;ber das rezidivierte oder metastasierte Plattenepithelkarzinom der Kopf- und Halsregion dokumentieren einen deutlichen Einfluss von Nivolumab auf die &Uuml;berlebensrate und -zeit im Vergleich zur Chemotherapie. Beim klassischen Hodgkin-Lymphom wird Chemotherapie sehr erfolgreich eingesetzt, wobei die 5-Jahres-&Uuml;berlebensrate bei 86 % liegt. Bei 20&ndash;30 % der Patienten ist aber ein Rezidiv bzw. &uuml;berhaupt das Nichtansprechen als konstantes therapeutisches Problem anzusehen. Die Basis f&uuml;r den Einsatz von Checkpoint-Inhibitoren beruhte auf der Beobachtung, dass ein hoher Prozentsatz &ndash; bis zu 97 % &ndash; der 108 getesteten Patientenproben positiv f&uuml;r die Expression von PD-L1/L2-Molek&uuml;len gewesen war. Mit Nivolumab-Therapie wurde bei 53 (66 % ) der 80 in die Studie einbezogenen Patienten mit HL eine Remission erzielt, wobei bei diesen eine 50 % ige R&uuml;ckbildung der Tumorlast im K&ouml;rper erreicht wurde. Auch f&uuml;r Pembrolizumab konnte eine Aktivit&auml;t bei dieser Erkrankung nachgewiesen werden.<br /> Weitere translationale Forschung zur Therapie mit Checkpoint- Inhibitoren befasst sich nun mit der Definition bzw. Charakterisierung von Biomarkern, die eine Identifikation von Patienten erm&ouml;glicht, die auf diese Immuntherapie ansprechen. Zahlreiche klinische Studien zum Thema Kombinationstherapien (medikament&ouml;s und auch strahlentherapeutisch) werden derzeit durchgef&uuml;hrt. Immuntherapie hat &ndash; als neueste Errungenschaft der Krebsforschung &ndash; zu einer Erweiterung des Armamentariums der Krebstherapie wesentlich beigetragen und wird dies auch in Zukunft tun.</p></p>
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