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Immunmodulation durch Strahlentherapie

<p class="article-intro">Strahlentherapie ist eine wichtige Säule der Krebstherapie. Etwa 50 % aller Krebspatienten erhalten im Laufe ihrer Erkrankung eine Bestrahlung. Eine DNA-Schädigung von Krebszellen wird als der primäre antitumorale Effekt der Strahlentherapie angesehen. Oft ist Strahlentherapie auch mit Immunsuppression, d. h. mit einem negativen Einfluss auf das Immunsystem von Krebspatienten, gleichgesetzt worden. Neueste Forschungen beweisen jedoch, dass Strahlentherapie einen positiven, d. h. aktivierenden Effekt auf immunologische Tumorabwehrreaktionen hat.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>In den letzten Jahren wurde mehrfach dokumentiert, dass Strahlentherapie zur Immunmodulation, und da besonders auch zur Regulation der Immunantworten sowohl von T-Lymphozyten (&bdquo;adaptive immunity&ldquo;) als auch von Zellen der nat&uuml;rlichen Immunit&auml;t (&bdquo;innate immunity&ldquo;) beitr&auml;gt. Die Aktivierung von lokalen und systemischen Immunantworten wird durch das bestrahlte Gewebe getriggert und kann auch als eine der weiteren m&ouml;glichen antitumoralen Effekte der Strahlentherapie angesehen werden.</p> <h2>Strahlentherapie bewirkt immunologische Ver&auml;nderungen im Tumor-Microenvironment</h2> <p>Neuere Untersuchungen zeigen, dass eine Bestrahlung eine bessere Tumorerkennung durch das Immunsystem bewirken kann. &bdquo;Immunogenic cell death&ldquo; (ICD) ist die Folge einer Attacke des Immunsystems auf Krebszellen und ist sowohl von den intrinsischen Charakteristika der Tumorzelle als auch vom Immunstatus des Patienten abh&auml;ngig. Strahlentherapie wirkt aktivierend auf diesen Prozess. Es kommt zu einer Translokation eines Chaperon-Proteins (CRT) vom Zytosol in die Zelloberfl&auml;che, wodurch das Signal &bdquo;Eat me&ldquo; gegeben wird. Gleichzeitig setzt das bestrahlte Gewebe sogenannte Gefahrensignale wie &bdquo;danger-associated molecular pattern&ldquo; (DAMP) frei. Dadurch signalisieren bestrahlte (Tumor-)Zellen &bdquo;Gewebezerst&ouml;rung&ldquo; und initiieren proinflammatorische Ereignisse, die von immunologischen Tumorabwehrreaktion gefolgt sind. Der prophagozytische Effekt der Strahlentherapie f&ouml;rdert die Phagozytose der Debris von zerst&ouml;rten Tumorzellen und kann dadurch eine bessere Antigenpr&auml;sentation und damit das Priming von T-Lymphozyten einleiten. Ein besonderes klinisches Ph&auml;nomen ist der &bdquo;abscopal effekt&ldquo;, der dadurch gekennzeichnet ist, dass eine lokale Tumorverkleinerung durch Strahlentherapie eine systemische Immunantwort ausl&ouml;st , die dann zur R&uuml;ckbildung von nicht bestrahlten Metastasen f&uuml;hrt. Die F&ouml;rderung der Freisetzung von Tumorantigenen bzw. von mutierten Nukleins&auml;uren und Proteinen, die Aufregulierung der MHC-1-Molek&uuml;le an Krebszellen und damit eine bessere Antigenerkennung und Steigerung der T-Zell-Infiltration sind wichtige Schritte bei Initiierung von spezifischen immunologischen Tumorabwehrreaktionen durch Strahlentherapie.</p> <h2>Strahlentherapie-sensibilisierende Wirkung der Immuntherapie</h2> <p>Des Weiteren besteht schon lange die Hypothese, dass Strahlentherapie sich zur Therapie mit Checkpoint-Inhibitoren komplement&auml;r verh&auml;lt. Mehrfach gibt es Hinweise darauf, dass diese Immuntherapie einen Strahlentherapie-sensibilisierenden Effekt hat, wodurch die Wirkung dieser lokoregionalen Therapie gesteigert wird. <br />Strahlentherapie kann aber auch durch die Aktivierung der Expression von Immuncheckpoint-Molek&uuml;len wie den T-Zell- Oberfl&auml;chenproteinen CTLA-4 und PD-1 wirken und somit zu einer Dysfunktion von zytotoxischen T-Zellen bzw. einer Immunsuppression f&uuml;hren. Andererseits erm&ouml;glicht diese vermehrte Expression von Checkpoint-Molek&uuml;len an Tumorzellen und Lymphozyten einen therapeutischen Effekt, der durch Einsatz von Immuncheckpunkt-Inhibitoren mit den entsprechenden Antik&ouml;rperpr&auml;paraten zu erzielen ist. <br />Die Mechanismen, durch die Strahlentherapie eine Immuntherapie verst&auml;rkt, sind zusammengefasst wie folgt zu beschreiben: Spezifische Peptide, die von zerst&ouml;rten Krebszellen freigesetzt werden, erleichtern die Antigenaufnahme, das Processing und in der Folge die Pr&auml;sentation durch dendritische Zellen (DC). Strahlentherapie reduziert das Antiphagozytosesignal (CD 47) und verst&auml;rkt das Prophagozytosesignal (Calreticulin). Dadurch wird die Phagozytose durch DC/Makrophagen gef&ouml;rdert und sowohl die Antigenpr&auml;sentation als auch das T-Zell-Priming werden gesteigert. Zus&auml;tzlich ist gezeigt worden, dass die Zellen der nat&uuml;rlichen/angeborenen Immunit&auml;t (&bdquo;innate immunity&ldquo;), wie eben Makrophagen, DC und auch nat&uuml;rliche Killerzellen, aktiviert werden und ebenfalls wesentliche Mediatoren in der Strahlentherapie-induzierten Immunantwort sind. <br />Verbesserungen im therapeutischen Potenzial von Strahlentherapie sind durch Kombination mit immuntherapeutischen Ma&szlig;nahmen wie Vakzinen, Zytokintherapie, Checkpoint-Hemmung und mit adoptiver Immunzelltherapie zu erwarten. Derzeit wird in zahlreichen klinischen Studien diese Kombination von Immuntherapie mit Strahlentherapie untersucht.</p></p>
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