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Highlights zu (neo-)adjuvanter Chemotherapie und antihormoneller Therapie

<p class="article-intro">Am San Antonio Breast Cancer Symposium (SABCS) 2016 wurden die Ergebnisse verschiedener Studien zur (neo-)adjuvanten Chemotherapie und Antihormontherapie präsentiert, die im Folgenden zusammengefasst werden.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Unter Verwendung der Daten des TransATAC- Projektes (818 postmenopausale Patientinnen, ER-positiv, keine Chemotherapie, 10 Jahre Follow-up) wurden verschiedene prognostische Tests (Oncotype DX<sup>&reg;</sup>, NanoString<sup>&reg;</sup>, MammaPrint<sup>&reg;</sup>, Prosigna<sup>&reg;</sup> und EndoPredict<sup>&reg;</sup>) bez&uuml;glich Verzichts auf adjuvante Chemotherapie verglichen.<sup>1</sup> Einige Tests kombinieren genomische Signaturen und Tumorbiologie (Tumorgr&ouml;sse, Nodalstatus und Grade). F&uuml;r nodal-negative Tumoren ergaben alle Tests &auml;hnliche Voraussagen, d.h., alle Tests k&ouml;nnen erkennbar gut Low-Risk-Patientinnen auch hinsichtlich sp&auml;ter R&uuml;ckf&auml;lle (5&ndash;10 Jahre) identifizieren. Bei nodal-positiven Tumoren hingegen hatten die Tests von Prosigna<sup>&reg;</sup> (ROR-Score) und EndoPredict<sup>&reg;</sup> (EPclin) die Nase vorne. Susan Hilsenback vom Baylor College of Medicine hat diese Resultate dahingehend interpretiert, dass eine Risikovorhersage f&uuml;r die erste Dekade der adjuvanten Therapie durch die Kombination von genomischer Signatur und klinischem Status sowie Tumorgrading Vorteile bringt. Die alleinige genomische Signatur wird dabei gewissermassen &laquo;verwaschen&raquo;, was dem EPclin- und ROR-Score entgegenkommt.<br /> Soll eine &laquo;extended endocrine therapy&raquo; &uuml;ber die Dauer von f&uuml;nf Jahren hinaus allen Patientinnen empfohlen werden? Die MA.17R-Studie (ASCO 2016) ergab einen kleinen Vorteil bez&uuml;glich l&auml;ngerer Letrozol- Gabe. Auch der NSABP-B-42-Trial hatte mit fortgesetzter Gabe des Aromatasehemmers einen positiven Trend bez&uuml;glich des krankheitsfreien &Uuml;berlebens zeigen k&ouml;nnen (Abb. 1), bei allerdings leicht erh&ouml;hter Rate arteriell-thrombotischer Ereignisse. 1912 postmenopausale Frauen (67 % waren nodal- positiv [N<sup>+</sup>], 2 % HER2<sup>+</sup>) wurden in der DATA-Studie2 nach zwei bis drei Jahren Tamoxifen in eine adjuvante endokrine Therapie mit Anastrozol f&uuml;r weitere 3 vs. 6 Jahre randomisiert. Von der verl&auml;ngerten Therapie profitierten die nodal-positiven Patientinnen sowie jene mit ER<sup>+</sup>/PR<sup>+</sup> Tumoren. Das adaptierte krankheitsfreie &Uuml;berleben nach 5 Jahren betrug 75,9 % vs. 86 % (HR: 0,58; 95 % CI: 0,39&ndash;0,89; p=0,01). Auf die gesamte Studienpopulation bezogen, gab es jedoch im Hinblick auf das DFS und auf das OS keine signifikanten Unterschiede, womit das prim&auml;re und sekund&auml;re Studienziel nicht erreicht wurden. Gleiches ergab die IDEAL-Studie bei 3 vs. 5 Jahren erweiterter adjuvanter Therapie mit einem Aromatasehemmer. Sp&auml;te R&uuml;ckf&auml;lle bleiben also Realit&auml;t, initiales Stadium und Tumorgrade sind gewichtige prognostische Faktoren, wobei genomische Signaturen wichtige Zusatzinformationen offerieren. Angesichts h&auml;ufiger muskuloskelettaler und Langzeitnebenwirkungen sollte man pr&auml;ferenziell in h&ouml;heren Stadien zur erweiterten Antihormontherapie raten. Eine Adjuvanz f&uuml;r einen Zeitraum l&auml;nger als 10 Jahre scheint derzeit bei keiner Patientengruppe indiziert.<sup>3</sup><br /> CDK4/6-Inhibitoren sind eine sichere Therapieoption bei fortgeschrittenem Brustkrebs; in der Neoadjuvanz wird nebst raschem Ansprechen von Immunzellinfiltraten im Tumorgewebe berichtet.<sup>4</sup> Die Phase-III-Studie IBCSG 49-14 PENELOPE (Hochrisiko-, hormonrezeptorpositiver Brustkrebs im Fr&uuml;hstadium nach neoadjuvanter Chemotherapie) untersucht derzeit, ob ein CDK4/6-Inhibitor in Kombination mit endokriner Therapie zus&auml;tzliche R&uuml;ckf&auml;lle verringert. Aufmerksamkeit verlangt die h&auml;ufig beobachtete Neutropenie unter Einnahme von CDK4/6-Inhibitoren. M&ouml;glicherweise wird diese Substanzklasse auch in der Therapie von HER2-positiven Tumoren ein &laquo;neues Kapitel&raquo; er&ouml;ffnen k&ouml;nnen. Aufgrund eines provokativen Reviews der PALOMA-2-Studiendaten (ESMO 2016) scheint es sogar, als ob Palbociclib auch bei tripelnegativen Tumoren ein Potenzial entfalten k&ouml;nnte.<sup>5</sup> Auch PI3K-Inhibitoren erwiesen sich beim hormonrezeptorpositiven, HER2-negativen Mammakarzinom als wirksam, haben aber aufgrund der hohen Rate an kognitiver Beeintr&auml;chtigung nicht g&auml;nzlich &uuml;berzeugt.<br /> Neue Ergebnisse der ADAPT-Studie zur neoadjuvanten Therapie wurden anhand von Subanalysen pr&auml;sentiert. Bei HER2<sup>+</sup>/ HR<sup>+</sup> Brustkrebspatientinnen wurde die neoadjuvante TDM1-Therapie (Trastuzumab- Zytotoxin-Konjugat) &plusmn; endokrine Therapie vs. Trastuzumab + endokrine Therapie verglichen. Unter Verwendung von TDM1 kann den Patientinnen unter Umst&auml;nden eine begleitende Antihormontherapie erspart werden.<sup>6</sup> Hormonrezeptorpositive Patientinnen ben&ouml;tigen eine l&auml;ngere neoadjuvante Therapie als diejenigen mit HER2<sup>+</sup>, aber ER-negativen Tumoren.<br /> Patientinnen mit pathologischer Resterkrankung nach neoadjuvanter Chemotherapie tragen ein erh&ouml;htes Risiko f&uuml;r R&uuml;ckf&auml;lle. Sogenannte postneoadjuvante Therapien k&ouml;nnten hier weitere Behandlungsoptionen bieten. Bew&auml;hrt hat sich hierbei Capecitabin bei Patientinnen mit HER2-negativem Brustkrebs (CREATE-XStudie). Die Capecitabin-Dosierung war relativ hoch und die Resultate werden angesichts der vorwiegend asiatischen Population mit Vorbehalt wahrgenommen. Auch die &auml;ltere SAKK-22-00-Studie konnte in dieser Situation einen Vorteil durch metronomische Endoxan/Methotrexat-Gabe (w&auml;hrend eines Jahres) aufzeigen. Allerdings wurde die Studie zu einem Zeitpunkt initiiert, als noch die wenigsten Frauen Taxane adjuvant erhielten.<br /> Provokativ wurde eine &laquo;neoadjuvante Version&raquo; der TAILOR-X-Studie pr&auml;sentiert. Bei Scores &lt;11 gab es lediglich eine endokrine Therapie, w&auml;hrend Patientinnen mit Scores &gt;25 zus&auml;tzlich eine Chemotherapie erhielten. Bei Scores zwischen 11 und 25 wurde zwischen Chemotherapie und lediglich endokriner Therapie randomisiert. Outcome-Parameter waren die Rate klinischer und pathologischer Remissionen sowie eine erfolgreiche brusterhaltende Operation.<sup>7</sup><br /> Weiterhin konnte der Stellenwert von (albumingebundenem) nab-Paclitaxel in der neoadjuvanten Therapie untermauert werden.<sup>8</sup> Nebst kurzen Infusionszeiten, geringer Pr&auml;medikation und hoher Bioverf&uuml;gbarkeit im Tumor &uuml;berzeugt gem&auml;ss Metaanalyse die hohe klinische Wirksamkeit. Die pathologische Komplettremissionsrate (ypT0/is ypN0) betrug 54 % bei HER2<sup>+</sup> Patientinnen und 41 % bei TNBC. Ob auch im neoadjuvanten Setting nur TNBC mit BRCA1/2-Keimbahn-Mutation besser auf Carboplatin als auf Docetaxel reagieren, ist noch nicht vollst&auml;ndig gekl&auml;rt.<sup>9</sup> Sicherlich spielen k&uuml;nftig neue und vorwiegend mit TNBC assoziierte Mutationsspektren wie beispielsweise BRD1, PALB2 und RAD51D eine gr&ouml;ssere Rolle.<sup>10</sup> PARP-Inhibitoren, die z.B. in der BROCADE-Studie (Carboplatin/ Paclitaxel &plusmn; Veliparib) bei BRCA1/2-mutierten Patientinnen zur Behandlung von TNBC untersucht wurden, haben bisher eher entt&auml;uscht.<sup>11</sup> Gleichwohl wird f&uuml;r BRCA-mutierte Patientinnen die zielgerichtete platinhaltige Chemotherapie zunehmend best&auml;tigt.<br /> Auch wurde eine neuere Methode &ndash; &laquo;scalp cooling&raquo; &ndash; zur Kopfhautk&uuml;hlung w&auml;hrend der Chemotherapie vorgestellt. Durch verringerte Blutzirkulation gelangen weniger Wirkstoffe an die Haarfollikel, womit der Haarausfall vermieden und die Lebensqualit&auml;t der Patientinnen verbessert werden soll. Der erw&uuml;nschte Effekt zeigte sich besonders bei Taxan-haltigen Regimen (bis zu 60 % Haarerhalt), weniger unter Anthrazyklin-haltiger Therapie (20 % Haarerhalt). Allgemeine Sicherheitsbedenken hinsichtlich eines vermehrten Auftretens von Kopfhautmetastasen oder anderen schwerwiegenden Nebenwirkungen ergaben sich gem&auml;ss den Autoren der Studie sowie der publizierten Literatur erfreulicherweise nicht.<sup>12, 13</sup><br /> Bez&uuml;glich adjuvanter Chemotherapie verglich eine d&auml;nische Studie sechs Zyklen Docetaxel/Cyclophosphamid (D75, C600) vs. drei Zyklen Epirubicin/Cyclophosphamid (E90, C600) gefolgt von 3 Zyklen Docetaxel (D100) bei Patientinnen mit normaler TOP2A Ratio (0,8&ndash;1,9). Die Patientinnen waren nodal-positiv oder nodal-negativ mit Risikofaktoren (junges Alter, ER-negativ, gr&ouml;ssere Tumoren, &laquo;high grade&raquo;). Bez&uuml;glich DFS nach sechs Jahren (Abb. 2) waren beide Therapien gleichwertig (HR: 1,00), was eine Alternative f&uuml;r Patientinnen bedeuten k&ouml;nnte, falls eine zuverl&auml;ssige TOP2A-Bestimmung vorliegt.<sup>14</sup><br /> Eine negative Studie, um die Nebenwirkungen von Aromatasehemmern zu reduzieren, war leider die SWOG-1202-Studie. Verwendet wurde das Antidepressivum Duloxetin oder Placebo, um typische Nebenwirkungen wie trockene (Mund-) Schleimh&auml;ute, Kopfschmerzen und &Uuml;belkeit zu reduzieren, wobei das Verum nur initial Vorteile brachte.<br /> Schliesslich wurden Studien vorgestellt, welche die Vorteile einer zeitnahen Erfassung von Symptomen mittels elektronischer, patientenbezogener Systeme (Apps) w&auml;hrend einer adjuvanten systemischen oder operativen Therapie aufzeigten.<sup>15</sup> Wichtig f&uuml;r den Mehrwert im medizinischen Alltag ist dabei die kollaborative Zusammenarbeit von Arzt und Patient.<sup>16</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Leading Opinions_Onko_1701_Weblinks_s37_abb1.jpg" alt="" width="1457" height="968" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Leading Opinions_Onko_1701_Weblinks_s37_abb2.jpg" alt="" width="1454" height="793" /></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Sestak I et al: SABCS 2016; abstract S6-05 <strong>2</strong> Tjan-Heijnen VC et al: SABCS 2016; abstract S1-03 <strong>3</strong> Gnant M: SABCS 2016; abstract S1-06 <strong>4</strong> Hurvitz S et al: SABCS 2016; abstract S4-06 <strong>5</strong> Finn R: ESMO 2016; LBA15 <strong>6</strong> Gluz O et al: SABCS 2016; abstract P1-09-05 <strong>7</strong> Bear HD et al: SABCS 2016; abstract P2-10-04 <strong>8</strong> Zong Y et al: SABCS 2016; abstract P5-16-29 <strong>9</strong> Tutt A et al: SABCS 2016; abstract S6-01 <strong>10</strong> Couch FJ et al: SABCS 2016; abstract S2-01 <strong>11</strong> Han HS et al: SABCS 2016; abstract S2-05 <strong>12</strong> N angia J R e t a l: SABCS 2016; abstract S5-02 <strong>13</strong> Trojan A et al: Info Onkologie &amp; H&auml;matologie 2016; 4: 7-8 <strong>14</strong> Ejlertsen B et al: SABCS 2016; abstract S6-03 <strong>15</strong> Wallwiener M et al: SABCS 2016; abstract P3-11-05 <strong>16</strong> Egbring M et al: J Med Internet Res 2016; 18(9): e238</p> </div> </p>
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