© Getty Images

Highlights vom SABCS zu lokaler und operativer Therapie und Radiotherapie

<p class="article-intro">Zum bereits 41. Mal fand zwischen 4. und 8. Dezember 2018 das San Antonio Breast Cancer Symposium (SABCS) statt. Wie auch in den vergangenen Jahren bietet dieser Kongress die meisten wissenschaftlichen Neuerungen zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms. Die unserer Meinung nach für die momentane klinische Praxis interessanten Daten möchten wir in diesem Artikel präsentieren.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Die neoadjuvante Chemotherapie hat in einer amerikanischen Registerstudie bei jungen Brustkrebspatientinnen zu keiner Erh&ouml;hung der Brusterhaltungsrate gef&uuml;hrt.</li> <li>Studien zur Lebensqualit&auml;t werden wissenschaftlich hochwertiger und liefern inzwischen l&auml;ngere Nachbeobachtungszeitr&auml;ume.</li> <li>Die Rekonstruktion der Brust bringt Patientinnen eine sehr gute Lebensqualit&auml;t, eine Brusterhaltung ist aber immer anzustreben und zeigt noch signifikant bessere Lebensqualit&auml;tswerte als eine Brustentfernung mit Rekonstruktion.</li> <li>Die Bestrahlung der regionalen Lymphknoten zeigt erst bei Frauen mit 4 oder mehr positiven Lymphknoten einen Benefit.</li> <li>Die Teilbrustbestrahlung erweist sich als gleich gut wie eine Ganzbrustbestrahlung, aber die Tele-Teilbrustbestrahlung scheint kosmetisch schlechter zu sein als eine Ganzbrustbestrahlung. Eine Brachy-Teilbrustbestrahlung k&ouml;nnte den kosmetischen Nachteil vermindern, bei derzeit besten Lokalrezidivraten f&uuml;r kleine Niedrigrisikokarzinome.</li> </ul> </div> <h2>Brusterhaltende Therapie nach neoadjuvanter Chemotherapie und Lebensqualit&auml;t</h2> <p>Die Young Women Breast Cancer Study Group (YWS) f&uuml;hrte in 12 Spit&auml;lern prospektive Studien zur Lebensqualit&auml;t junger Brustkrebspatientinnen im Alter von unter 40 Jahren zum Zeitpunkt der Diagnosestellung durch. Insgesamt konnte sie rund 1300 Patientinnen zwischen 2006 und 2016 einschlie&szlig;en. Durch die neoadjuvante Chemotherapie w&auml;re in dieser Kohorte in 16 % aller F&auml;lle eine Brusterhaltung m&ouml;glich geworden, im endg&uuml;ltigen Setting wurden jedoch statt dieser insgesamt 42 % nur 23 % brusterhaltend operiert, der Rest ein- oder zweiseitig mastektomiert.<sup>1</sup><br /> Retrospektiv wurde in einem Teil der Kohorte zwischen 2016 und 2017 (560 Patientinnen) der BreastQ abgefragt, um die Lebensqualit&auml;t zu bewerten. Von den 400 mastektomierten Patientinnen gaben 11 % an, keinerlei Rekonstruktion gehabt zu haben, 29 % gaben ein Lymph&ouml;dem nach einem Jahr an. Statistisch signifikant zeigten sich hier die Unterschiede zugunsten der brusterhaltenden Therapie in den Domains des psychosozialen Wohlbefindens und des sexuellen Wohlbefindens (Tab. 1).<sup>2</sup><br /> Dies konnte in einer weiteren Studie, die statt des BreastQ den FACT-B (&bdquo;Functional Assessment of Cancer Therapy &ndash; Breast&ldquo;) heranzog, best&auml;tigt werden. Auch hier zeigten mastektomierte Patientinnen signifikant niedrigere Zufriedenheitswerte als brusterhaltend Operierte.<sup>3</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Onko_1902_Weblinks_jatros_onko_1902_s47_tab1_bollinger.jpg" alt="" width="550" height="289" /></p> <h2>Lokale Behandlung von prim&auml;ren Karzinomen</h2> <p>Zur Reduktion von positiven Resektionsr&auml;ndern wurden an der Yale University knapp 400 Patientinnen in eine Gruppe mit und eine ohne intraoperatives &bdquo;cavity shaving&ldquo; 1:1 randomisiert. Durch diese Prozedur konnten die R1-Raten und damit die Reoperations- sowie Mastektomieraten von 38,1 % auf 8,6 % reduziert werden. Da in den USA der intraoperative Gefrierschnitt bei Weitem nicht so verbreitet ist und standardm&auml;&szlig;ig eingesetzt wird wie in &Ouml;sterreich und Mitteleuropa, kann dies als f&uuml;r die heimische klinische Praxis nicht relevant eingestuft werden und somit kann keine Empfehlung hierf&uuml;r abgegeben werden.<sup>4</sup></p> <h2>Management der axill&auml;ren Lymphknoten</h2> <p>Die 10-Jahres-Follow-up-Daten der AMAROS-Studie, die zwischen 2001 und 2010 Patientinnen rekrutierte und zwischen Axilladissektion und axill&auml;rer Radiotherapie randomisierte, zeigten keine signifikanten Unterschiede in der Lokalrezidivrate in der Axilla. Die bestrahlten Patientinnen hatten insgesamt weniger Lymph&ouml;deme, jedoch mehr Probleme mit der Beweglichkeit des Arms der bestrahlten Seite. Wenig &uuml;berraschend neigten dissezierte Patientinnen zu einer st&auml;rkeren Schwellung der betroffenen Seite. Bestrahlte Patientinnen hatten jedoch in der Nachbeobachtung signifikant &ouml;fter Sekund&auml;rkarzinome (11 % vs. 7,7 % ).<sup>5</sup><br /> Eine Neuerung in der pathologischen Aufarbeitung der Axillalymphknoten versprach die mikroskopische extrakapsul&auml;re Extension des Karzinoms zu sein (mECE). In einer zwischen 2010 und 2017 am Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York durchgef&uuml;hrten Studie konnte dieser Faktor (der bei 31 % der 685 eingeschlossenen Patientinnen vorhanden war) jedoch keinen signifikanten Unterschied in der 5-Jahres-Lokalrezidivrate zeigen (2,3 % vs. 1,3 % ). Mikroskopisch extrakapsul&auml;re Extension allein ist somit kein Faktor, der daf&uuml;r spricht, bei 1&ndash;2 Makrometastasen eine Axilladissektion zu empfehlen.<sup>6</sup><br /> Gleich drei Einreichungen behandelten die Konversionsrate von prim&auml;r klinisch positiver Axilla (cN1) nach der Chemotherapie auf cN0. In der MINT-Studie fand sich eine Rate an Turnover zu ypN0 von 45 % , im B-Arm der SENTINA-Studie von 78 % und im C-Arm von 64 % (Tab. 2). Der Turnover korreliert in diesen Studien signifikant mit kompletter pathologischer Remission, tripelnegativen und HER2- positiven Karzinomen sowie G3-Karzinomen. Dies bedeutet im klinischen Alltag, dass nach einer neoadjuvanten Chemotherapie unbedingt eine Sentinellymphknotenbiopsie durchgef&uuml;hrt werden sollte, da anhand dieser Daten sonst im Schnitt um die 60 % der Patientinnen mit einer Axilladissektion &uuml;bertherapiert w&auml;ren.<sup>7&ndash;9</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Onko_1902_Weblinks_jatros_onko_1902_s47_tab2_bollinger.jpg" alt="" width="550" height="168" /></p> <h2>Pr&auml;diktion der pathologischen Komplettremission</h2> <p>Die iSpy-Studiengruppe &uuml;berpr&uuml;fte retrospektiv cT1&ndash;4/cN0-Karzinome auf ihren l&auml;ngsten Durchmesser im Pr&auml;parat (LD) und auf das funktionelle Tumorvolumen (FTV) im MRT. Diese beiden Faktoren korrelierten bei hormonrezeptornegativen/ HER2-positiven Karzinomen und tripelnegativen Karzinomen gut mit der pathologischen Komplettremission (0,80&ndash;0,85). Weiters gaben sie f&uuml;r Patientinnen mit niedrigem &bdquo;residual cancer burden&ldquo; (RCB) eine signifikant h&ouml;here Rate an 3-Jahres-Lokalrezidivfreiheit von 95,1 % im Vergleich zu hohem RCB an (89,9 % ). Ebenfalls wichtig ist die Aussage, dass das Ausma&szlig; der Operation, ob nun Brusterhaltung oder Mastektomie, nicht mit der Tumorkontrolle assoziiert ist und Patientinnen mit gutem Ansprechen somit die weniger invasive Therapie anzubieten ist.<sup>10</sup></p> <h2>Lokalrezidive nach Brusterhaltung oder Mastektomie und adjuvanter Radiotherapie</h2> <p>In einer retrospektiven Analyse aus Schweden (904 Patientinnen zwischen 2004 und 2008), die nach der Operation eine lokale Radiatio erhalten hatten, konnte in einer medianen Nachbeobachtungszeit von 9,8 Jahren eine niedrige Rate an lokoregion&auml;rem Therapieversagen durch die Radiotherapie gezeigt werden. Dieses trat in 6,5 % der F&auml;lle auf, im Mittel nach 2,8 Jahren, und teilte sich circa zur H&auml;lfte in lokales und regionales Therapieversagen auf (30 F&auml;lle mit lokalem, 31 mit regionalem Therapieversagen, jeweils ca. 3,3 % ). Die Lokalrezidive fanden sich zu 80 % im alten Radiationsfeld, wobei HER2- positive und tripelnegative Karzinome signifikant resistenter als hormonrezeptorpositive/ HER2-negative Mammakarzinome zu sein schienen.<sup>11</sup><br /> Eine weitere schwedische Forschungsgruppe konnte in einem Langzeit-Followup keine erh&ouml;hte Wahrscheinlichkeit f&uuml;r Herztod 20 Jahre nach einer Radiatio bei Brustkrebspatientinnen feststellen. Die Zahl an zerebrovaskul&auml;ren Events war ohne erkennbare Ursache in dieser Gruppe jedoch im Vergleich zu nicht bestrahlten Patientinnen signifikant erh&ouml;ht (6,7 % vs. 3,4 % ).<sup>12</sup></p> <h2>Akzelerierte, partielle Brustbestrahlung vs. Ganzbrustbestrahlung und Lebensqualit&auml;t</h2> <p>Eine kanadische Studiengruppe konnte im Vergleich der Tele-Teilbrustbestrahlung mit der konventionellen Ganzbrustbestrahlung eine Non-Inferiorit&auml;t in Bezug auf die Lokalrezidive berichten. In dieser prospektiven Analyse von &uuml;ber 2100 randomisierten Patientinnen aus drei L&auml;ndern, genannt RAPID, konnte weiters eine reduzierte lokale Toxizit&auml;t gezeigt werden, jedoch eine signifikant schlechtere subjektive Kosmesis bis zu sieben Jahre nach der initialen Bestrahlung.<sup>13</sup></p> <h2>Bestrahlung der regionalen Lymphknotenstationen</h2> <p>Zur Frage, ob und ab wann man neben den axill&auml;ren auch die regionalen sowie supraklavikul&auml;ren Lymphknoten und die Mammaria-interna-Lymphknoten bestrahlen soll, f&uuml;hrte eine englische Gruppe eine Metaanalyse &uuml;ber 14 Arbeiten durch, die insgesamt mehr als 13 000 Patientinnen einschloss. Hier konnte ein Benefit erst ab vier positiven Axillalymphknoten gezeigt werden, mit einer verringerten j&auml;hrlichen Mortalit&auml;tsrate mit einer RR von 0,82 (0,75&ndash;0,9). Die untersuchten rezenteren Studien zeigten f&uuml;r die generelle Bestrahlung eine Reduktion des Rezidivrisikos, der brustkrebsassoziierten und der generellen Mortalit&auml;t.<sup>14</sup></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Kim HJ, Dana-Farber Cancer Institute Boston, MA, USA <strong>2</strong> Dominici LS, Dana-Farber Cancer Institute Boston, Brigham and Women&rsquo;s Cancer Center, Boston MA, USA <strong>3</strong> Rosenberg SM, Dana-Farber Cancer Institute Boston, MA, USA <strong>4</strong> Chagpar AB, Yale University, Connecticut, USA <strong>5</strong> Rutgers EJ, Antoni van Leeuwenhoek Hospital, Netherlands Cancer Institute, Amsterdam, Netherlands <strong>6</strong> Barrio AV, Memorial Sloan Kettering Cancer Center, New York, USA <strong>7</strong> Kolberg H-C, Marienhospital Bottrop, Deutschland (Sentina B) <strong>8</strong> Liedtke C, Charit&eacute; Berlin, Deutschland (Sentina C) <strong>9</strong> Blumencranz P, MINT Investigators Group Morton Plant Hospital, Clearwater, Florida, USA <strong>10</strong> Silverstein J, iSpy Consortium, University of California, San Francisco, USA 11 Adra J, University of Gothenburg, Sweden <strong>12</strong> Malmstr&ouml;m P, Swedish Breast Cancer Group, Lund University, Sweden <strong>13</strong> Whelan T, McMaster University, Ontario, Canada <strong>14</strong> Dodwell D, Dept. of Population Health, Oxford, UK</p> </div> </p>
Back to top