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Sekundäre Malignome

Erhöhtes ALL-Risiko für Tumorpatienten nach Radio-/Chemotherapie

<p class="article-intro">Zytotoxische Therapien erhöhen das Risiko für sekundäre myeloide Malignome. Die akute lymphatische Leukämie (ALL) wird typischerweise nicht als Therapie- assoziiert eingeschätzt, was durch eine beim ASH präsentierte Analyse infrage gestellt wurde (Molenaar RJ et al., Abstr. #900).</p> <hr /> <p class="article-content"><p>In der SEER(Surveillance, Epidemiology and End Results)-Datenbank sind die Daten von etwa 30 % aller US-Amerikaner hinterlegt. Von 1973 bis 2015 umfasste die Datenbank nahezu 10 Millionen F&auml;lle von Tumorerkrankungen und erlaubte Wissenschaftlern den offenen Zugriff auf die Dateien im sogenannten SEERaBomb-Programm. Die beim ASH pr&auml;sentierte Analyse untersuchte die Entwicklung von ALL als sekund&auml;rem Malignom nach &ge;1 Jahr seit einer nicht lymphatischen prim&auml;ren Tumorerkrankung.</p> <p>Es wurden 34 573 F&auml;lle von ALL in der Datenbank identifiziert, von denen 1851 F&auml;lle sekund&auml;re Malignome waren. Mit 25 760 270 Patientenjahren nach einer prim&auml;ren Tumorerkrankung ohne Chemooder Radiotherapie und 13 336 724 Patientenjahren nach Chemo- und/oder Radiotherapie wurden unter Annahme eines vergleichbaren Risikos 422 ALL-F&auml;lle bei Patienten ohne und 192 ALL-F&auml;lle bei Patienten mit Chemo-/Radiotherapie erwartet. Tats&auml;chlich wurden 423 sowie 410 ALL-F&auml;lle identifiziert.</p> <p>Um das Risiko f&uuml;r einen Bias abzusch&auml;tzen, wurden die Patienten in vier Gruppen unterteilt und die Patientencharakteristika verglichen: Patienten, die weder eine Chemotherapie noch eine Radiotherapie erhalten hatten (Gruppe A), Patienten mit alleiniger Chemotherapie (Gruppe B), Patienten mit alleiniger Strahlentherapie (Gruppe C) und Patienten, die mit einer Chemo- und einer Strahlentherapie behandelt wurden (Gruppe D). Patienten von Gruppe B und D waren im Median etwa 5 Jahre j&uuml;nger und h&auml;ufiger Frauen als Patienten in Gruppe A und C. Basierend auf den unterschiedlichen Behandlungsschemata f&uuml;r diverse Krebserkrankungen waren die H&auml;ufigkeiten der Tumorentit&auml;ten in den vier Patientenkohorten unterschiedlich verteilt.</p> <p>Ausgehend von Gruppe A als Kohorte mit Standardrisiko (SIR=1,00) war das Risiko f&uuml;r die Entwicklung einer ALL bei alleiniger Chemotherapie um das Dreifache (SIR=3,10), bei alleiniger Radiatio um das Eineinhalbfache (SIR=1,49) und bei Behandlung mit Radiatio plus Chemotherapie um das Dreifache (SIR=3,10) erh&ouml;ht. Das Muster des Auftretens der ALL im Verlauf der Erkrankung nach Behandlung unterschied sich in den drei therapierten Patientenkohorten: Nach alleiniger Chemotherapie war das Risiko einer sekund&auml;ren ALL vor allem in den ersten Jahren erh&ouml;ht, w&auml;hrend es sich bei der sekund&auml;ren ALL nach alleiniger Strahlentherapie um eine langfristige Komplikation handelte (Abb. 1).</p> <p>Das Alter der Patienten war laut einer Subgruppenanalyse mit unterschiedlichem ALL-Risiko behaftet: Kinder im Alter von 0&ndash;14 Jahren hatten insbesondere nach alleiniger Strahlentherapie (SIR=7,92) und Chemo- plus Strahlentherapie (SIR=6,54) ein erh&ouml;htes ALL-Risiko. Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen (15&ndash;39 Jahre) war das Risiko einer sekund&auml;ren ALL vor allem nach Chemotherapie (SIR=7,37) und Chemo- plus Strahlentherapie (SIR=6,22) erh&ouml;ht. Bezogen auf diverse Tumorentit&auml;ten zeigte sich vor allem bei Behandlung der akuten myeloischen Leuk&auml;mie (AML) (SIR=11,48) und des multiplen Myeloms (MM) (SIR=7,44) mit alleiniger Chemotherapie sowie beim MM mit Chemo- und Radiotherapie (SIR=14,41) ein erh&ouml;htes ALL-Risiko.</p> <p>Diese Hypothesen-generierende Arbeit verdiene die weitere Aufarbeitung in zus&auml;tzlichen Populations-basierten Studien, so das Fazit der Wissenschaftler.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros Digital_Onko_1809_Weblinks_s20_1_k.jpg" alt="" width="1516" height="989" /></p></p>
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