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Erhöhtes ALL-Risiko für Tumorpatienten nach Radio-/Chemotherapie
Jatros Digital
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22.01.2019
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<p class="article-intro">Zytotoxische Therapien erhöhen das Risiko für sekundäre myeloide Malignome. Die akute lymphatische Leukämie (ALL) wird typischerweise nicht als Therapie- assoziiert eingeschätzt, was durch eine beim ASH präsentierte Analyse infrage gestellt wurde (Molenaar RJ et al., Abstr. #900).</p>
<hr />
<p class="article-content"><p>In der SEER(Surveillance, Epidemiology and End Results)-Datenbank sind die Daten von etwa 30 % aller US-Amerikaner hinterlegt. Von 1973 bis 2015 umfasste die Datenbank nahezu 10 Millionen Fälle von Tumorerkrankungen und erlaubte Wissenschaftlern den offenen Zugriff auf die Dateien im sogenannten SEERaBomb-Programm. Die beim ASH präsentierte Analyse untersuchte die Entwicklung von ALL als sekundärem Malignom nach ≥1 Jahr seit einer nicht lymphatischen primären Tumorerkrankung.</p> <p>Es wurden 34 573 Fälle von ALL in der Datenbank identifiziert, von denen 1851 Fälle sekundäre Malignome waren. Mit 25 760 270 Patientenjahren nach einer primären Tumorerkrankung ohne Chemooder Radiotherapie und 13 336 724 Patientenjahren nach Chemo- und/oder Radiotherapie wurden unter Annahme eines vergleichbaren Risikos 422 ALL-Fälle bei Patienten ohne und 192 ALL-Fälle bei Patienten mit Chemo-/Radiotherapie erwartet. Tatsächlich wurden 423 sowie 410 ALL-Fälle identifiziert.</p> <p>Um das Risiko für einen Bias abzuschätzen, wurden die Patienten in vier Gruppen unterteilt und die Patientencharakteristika verglichen: Patienten, die weder eine Chemotherapie noch eine Radiotherapie erhalten hatten (Gruppe A), Patienten mit alleiniger Chemotherapie (Gruppe B), Patienten mit alleiniger Strahlentherapie (Gruppe C) und Patienten, die mit einer Chemo- und einer Strahlentherapie behandelt wurden (Gruppe D). Patienten von Gruppe B und D waren im Median etwa 5 Jahre jünger und häufiger Frauen als Patienten in Gruppe A und C. Basierend auf den unterschiedlichen Behandlungsschemata für diverse Krebserkrankungen waren die Häufigkeiten der Tumorentitäten in den vier Patientenkohorten unterschiedlich verteilt.</p> <p>Ausgehend von Gruppe A als Kohorte mit Standardrisiko (SIR=1,00) war das Risiko für die Entwicklung einer ALL bei alleiniger Chemotherapie um das Dreifache (SIR=3,10), bei alleiniger Radiatio um das Eineinhalbfache (SIR=1,49) und bei Behandlung mit Radiatio plus Chemotherapie um das Dreifache (SIR=3,10) erhöht. Das Muster des Auftretens der ALL im Verlauf der Erkrankung nach Behandlung unterschied sich in den drei therapierten Patientenkohorten: Nach alleiniger Chemotherapie war das Risiko einer sekundären ALL vor allem in den ersten Jahren erhöht, während es sich bei der sekundären ALL nach alleiniger Strahlentherapie um eine langfristige Komplikation handelte (Abb. 1).</p> <p>Das Alter der Patienten war laut einer Subgruppenanalyse mit unterschiedlichem ALL-Risiko behaftet: Kinder im Alter von 0–14 Jahren hatten insbesondere nach alleiniger Strahlentherapie (SIR=7,92) und Chemo- plus Strahlentherapie (SIR=6,54) ein erhöhtes ALL-Risiko. Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen (15–39 Jahre) war das Risiko einer sekundären ALL vor allem nach Chemotherapie (SIR=7,37) und Chemo- plus Strahlentherapie (SIR=6,22) erhöht. Bezogen auf diverse Tumorentitäten zeigte sich vor allem bei Behandlung der akuten myeloischen Leukämie (AML) (SIR=11,48) und des multiplen Myeloms (MM) (SIR=7,44) mit alleiniger Chemotherapie sowie beim MM mit Chemo- und Radiotherapie (SIR=14,41) ein erhöhtes ALL-Risiko.</p> <p>Diese Hypothesen-generierende Arbeit verdiene die weitere Aufarbeitung in zusätzlichen Populations-basierten Studien, so das Fazit der Wissenschaftler.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros Digital_Onko_1809_Weblinks_s20_1_k.jpg" alt="" width="1516" height="989" /></p></p>
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