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Östrogenrezeptorpositives Mammakarzinom

Endokrine Therapie und Resistenzen

<p class="article-intro">Das 37. SABCS-Meeting vom 9. bis 13. 12. 2014 in San Antonio hat sich vor allem durch interessante Ergebnisse, insbesondere im Bereich des hormonabhängigen Mammakarzinoms, ausgezeichnet. Zu den wesentlichen Highlights zählte die Präsentation der Daten aus der SOFT-Studie, in der sich u.a. ein klarer Benefit unter der Kombination Exemestan und ovarielle Suppression bei prämenopausalen Frauen abgezeichnet hatte.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>FERGI-Studie: neue Fragen bez&uuml;glich PI3K-Inhibition</h2> <p>Im Rahmen dieser Phase-II-Studie wurden erstmals die Wirksamkeit und die Vertr&auml;glichkeit eines Phosphatidylinositide-3-Kinase(PI3K)-Inhibitors beim &Ouml;strogenrezeptor(ER)-positiven Mammakarzinom pr&auml;sentiert: Der PI3K-Pathway spielt eine wichtige Rolle in der Entwicklung einer endokrinen Resistenz beim hormonabh&auml;ngigen Mammakarzinom. Durch die Inhibition dieses Signalwegs k&ouml;nnte die endokrine Resistenz &ndash; zumindest teilweise &ndash; aufgehoben werden. Die &bdquo;FERGI&ldquo;-Studie ist die erste Studie, die diese Hypothese bei Patientinnen mit metastasiertem ER-positivem, HER2-negativem Brustkrebs &uuml;berpr&uuml;fen sollte. In pr&auml;klinischen Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass der PI3K-Inhibitor Pictilisib in Kombination mit Fulvestrant (Faslodex) bei endokrin resistenten Mammakarzinomzellen die endokrine Sensitivit&auml;t wiederherstellen kann. Konsequenterweise wurde im Rahmen der FERGI-Studie Fulvestrant 500mg + Placebo mit Fulvestrant 500mg + Pictilisib 340mg verglichen. Insgesamt wurden 168 Frauen in die beiden Studienarme randomisiert. Entt&auml;uschend war jedoch das Ergebnis dieser Untersuchung: Die endokrine Resistenz konnte lediglich in geringem Ausma&szlig; beeinflusst werden. Das progressionsfreie &Uuml;berleben (PFS) wurde im experimentellen Arm nur minimal und damit nicht statistisch signifikant verbessert (medianes PFS: 6,6 vs. 5,1 Monate). Eine weitere &Uuml;berraschung stellt die Tatsache dar, dass der PI3K-Mutationsstatus keine Relevanz f&uuml;r das Ansprechen auf die Therapie hat. Allerdings konnte in einer ungeplanten Analyse sowohl in der Subgruppe der ER-positiven als auch der progesteronrezeptorpositiven Mammakarzinome eine st&auml;rkere Wirkung von Pictilisib gezeigt werden. Innerhalb dieser Subgruppe, die rund 70 % der Studienpatientinnen umfasste, konnte eine signifikante Verl&auml;ngerung des PFS beobachtet werden (medianes PFS: 7,4 vs. 3,7 Monate; p=0,002). Eine gro&szlig;e Entt&auml;uschung war sicherlich die Tatsache, dass die klinische und funktionelle Relevanz einer Mutation im PI3K-Gen unklar ist und dass PI3K keinen neuen Biomarker darstellt. Trotz der Tatsache, dass der PI3K-Pathway weiterhin eine wesentliche Rolle in der Entwicklung von endokrinen Resistenzen spielt, ist es fraglich, welchen Stellenwert Pan-PI3K-Inhibitoren wie Pictilisib in Zukunft einnehmen werden. Gro&szlig;e Hoffnungen werden derzeit in die parallel in klinischer Erprobung befindlichen selektiv an die &alpha;-Untereinheit bindenden PI3K-Inhibitoren gesetzt. Im Rahmen der Studie ABCSG 40 wird dieser Therapieansatz im Detail &uuml;berpr&uuml;ft.</p> <h2>ER-positives pr&auml;menopausales Mammakarzinom: neuer Therapiealgorithmus</h2> <p>Eines der gr&ouml;&szlig;ten Highlights in San Antonio 2014 stellte die Pr&auml;sentation der SOFT(Suppression of Ovarian Function Trial)-Studie dar. Die Ergebnisse dieser gro&szlig;en, internationalen Studie zur endokrinen Therapie von pr&auml;menopausalen Frauen mit hormonrezeptorpositivem Mammakarzinom sind als &bdquo;practice changing&ldquo; zu bezeichnen. Die Ergebnisse sind im Kontext mit den bereits vor einem Jahr publizierten Ergebnissen der TEXT(Tamoxifen and Exemestane Trial)-Studie zu sehen (N Engl J Med 2014; 371: 107-118).<br /> Im Rahmen der SOFT-Studie wurden insgesamt 3.066 pr&auml;menopausale Frauen rekrutiert und in drei Studienarme randomisiert. Im ersten Studienarm erhielten die Patientinnen Tamoxifen &uuml;ber 5 Jahre, im zweiten Arm wurden sie zus&auml;tzlich zu Tamoxifen mit ovarieller Suppression (Ovarektomie oder GnRH-Analoga) behandelt, im dritten Arm wurde eine ovarielle Suppression + Exemestan verabreicht. Etwa 50 % der Patientinnen in dieser Studie hatten nach der Brustoperation eine adjuvante Chemotherapie erhalten. Das mediane Follow-up betrug 5,6 Jahre und der prim&auml;re Endpunkt war das krankheitsfreie &Uuml;berleben (DFS). In der Gesamtpopulation zeigte sich kein signifikanter Unterschied in Bezug auf Brustkrebsrezidive in den drei Behandlungsgruppen. Allerdings gab es dramatische Unterschiede in spezifischen Untergruppen. Der gr&ouml;&szlig;te Effekt einer ovariellen Suppression in Kombination mit dem Aromatasehemmer (AI) Exemestan konnte in der Gruppe der sehr jungen Frauen(&lt;35a) beobachtet werden. Diese Subgruppe umfasste 350 Patientinnen (11,5 % aller Studienteilnehmerinnen), von denen aber 94 % eine adjuvante Chemotherapie erhalten hatten. Bei Frauen &le;35 Jahren betrug das brustkrebsfreie 5-Jahres-&Uuml;berleben im Tamoxifen-Arm 67,7 % , im Arm mit ovarieller Suppression + Tamoxifen 78,9 % und bei Patientinnen unter ovarieller Suppression und Exemestan 83,4 % . Mit anderen Worten erleidet eine von drei jungen Frauen unter Tamoxifen &ndash; jedoch nur eine von sechs jungen Frauen unter ovarieller Suppression und Exemestan &ndash; einen R&uuml;ckfall innerhalb von 5 Jahren. Ein ebenfalls beeindruckender Effekt von ovarieller Suppression und Exemestan konnte in der 1.084 Patientinnen umfassenden Subgruppe von Patientinnen (medianes Alter: 40 Jahre), die nach Chemotherapie pr&auml;menopausal blieben, gezeigt werden: Die Rate des 5-Jahres-DFS war 78 % unter Tamoxifen als Monotherapie, 82,5 % unter Tamoxifen + ovarieller Suppression und 85,7 % unter Exemestan + ovarieller Suppression. Damit war die ovarielle Suppression in Kombination mit Tamoxifen mit einer 22 % igen Risikoreduktion und die ovarielle Suppression in Kombination mit Exemestan mit einer 35 % igen Risikoreduktion im Vergleich zu Tamoxifen alleine verbunden.<br /> Im Gegensatz dazu zeigte die ovarielle Suppression keinen Vorteil in der Subgruppe von 949 Frauen, welche keine Chemotherapie erhielten. Diese Patientinnen waren im Median 46 Jahre alt und hatten Brustkrebserkrankungen mit g&uuml;nstigem biologischem Verhalten. In dieser Patientengruppe ist eine Monotherapie mit Tamoxifen ausreichend.</p> <h2>Fazit</h2> <p>Diese Ergebnisse ver&auml;ndern laut Meinung der meisten Experten die derzeitige Praxis der Behandlung des pr&auml;menopausalen ER-positiven Mammakarzinoms: F&uuml;r die ganz jungen Patientinnen ist die ovarielle Suppression unbedingt zu empfehlen. F&uuml;r pr&auml;menopausale Patientinnen, welche aufgrund der Tumorbiologie eine Chemotherapie erhalten, wird zuk&uuml;nftig eine ovarielle Suppression in Kombination mit Exemestan zu empfehlen sein. F&uuml;r Patientinnen mit niedrigem Rezidivrisiko (kleiner Tumor, negative Lymphknoten, G1-Karzinom, h&ouml;heres Alter etc.) wird eine Tamoxifen-Monotherapie empfohlen. F&uuml;r Patientinnen mit intermedi&auml;rem Risiko (kleiner Tumor, positiver Lymphknoten oder gr&ouml;&szlig;erer Tumor mit negativen Lymphknoten) ist &uuml;ber eine ovarielle Suppression mit Exemestan zu diskutieren.</p> <h2>Mehr therapieassoziierte Nebenwirkungen</h2> <p>Im Rahmen einer ebenfalls in San Antonio vorgestellten Lebensqualit&auml;tsanalyse in Zusammenhang mit der SOFT-Studie konnte gezeigt werden, dass eine zus&auml;tzliche ovarielle Suppression mit verst&auml;rkten menopausalen Symptomen, vermehrten sexuellen Dysfunktionen und einer erh&ouml;hten Rate an Depressionen (~50 % ) verbunden ist. Zus&auml;tzlich treten unter einer Behandlung mit Exemestan und ovarieller Suppression h&auml;ufiger Nebenwirkungen wie muskuloskelettale Schmerzen und Abnahme der Knochendichte auf.</p> <h2>Fulvestrant zeigt Gesamt&uuml;berlebensvorteil im metastasierten Stadium</h2> <p>In der abschlie&szlig;enden Analyse des Gesamt&uuml;berlebens (OS) von Patientinnen unter Fulvestrant im Vergleich zu Anastrozol in der Erstlinientherapie im Rahmen der Phase-II-Studie &bdquo;FIRST&ldquo; konnte ein beeindruckender Vorteil bez&uuml;glich Fulvestrant gefunden werden. Im Rahmen der FIRST-Studie wurden 205 Patientinnen mit metastasiertem ER-positivem Mammakarzinom rekrutiert und zum Erhalt von Fulvestrant 500mg (an den Tagen 0, 14 und 28 und danach alle 28 Tage) bzw. Anastrozol (1mg t&auml;glich) randomisiert.<br /> Das PFS wurde bereits in einer fr&uuml;heren Analyse ausgewertet und zeigte einen signifikanten Vorteil unter Fulvestrant vs. Anastrozol. Dr. Robertson pr&auml;sentierte in San Antonio 2014 die Auswertung der OS-Daten: Das OS betrug in der Faslodex-Gruppe 54,1 und in der Anastrozol-Gruppe 48,4 Monate (p=0,041). Aktuell rekrutiert die FALCON-Studie Patientinnen in der Erstlinientherapie in eine Fulvestrant- und eine Anastrozol-Gruppe, um dieselbe Fragestellung in der Phase III endg&uuml;ltig zu kl&auml;ren.</p> <h2>Bortezomib als neue Substanz in der Behandlung der endokrinen Resistenz?</h2> <p>Das Proteasom zur Behandlung der endokrinen Resistenz wurde im Rahmen einer Phase-II-Studie untersucht, die Ergebnisse wurden in San Antonio 2014 pr&auml;sentiert:<br /> Die Therapie des metastasierten Mammakarzinoms mit Fulvestrant in Kombination mit Bortezomib f&uuml;hrte zu einer signifikanten Verz&ouml;gerung der Krankheitsprogression (HR: 0,73, p=0,06) vs. Fulvestrant alleine. Interessanterweise konnte eine statistisch signifikante Erh&ouml;hung der Rate des 12-Monats-PFS von 14 auf 28 % , jedoch keine Verbesserung der Rate des 6-Monats-PFS oder des medianen PFS beobachtet werden. Die Studien&auml;rzte rekrutierten jeweils 59 Patientinnen, die eine Resistenz gegen&uuml;ber einem AI entwickelt hatten, in die beiden Studienarme. Die Tatsache, dass die Rate des 12-Monats-PFS signifikant erh&ouml;ht wurde, spricht daf&uuml;r, dass es eine bestimmte Subgruppe gibt, die besonders von einer Behandlung mit Bortezomib profitiert. Leider gibt es bisher keine Hinweise darauf, wodurch diese Gruppe definiert wird.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: Univ.-Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Universität Innsbruck<br/> E-Mail: michael.hubalek@i-med.ac.at<br/> Quelle: SABCS-Kongress, 9.–13. Dezember 2014, San Antonio </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>Literatur beim Verfasser</p> </div> </p>
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