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Die aktivierende STAT5BN642H-Mutation als Treiber von T-Zell-Neoplasien

<p class="article-intro">T-Zell-Lymphome und Leukämien sind innerhalb der hämatologischen Neoplasien vergleichsweise selten und aufgrund hoher Relaps- bzw. Resistenzraten immer noch mit einer geringen Überlebensrate assoziiert. Allein die Klassifizierung gilt als Herausforderung, so fällt etwa ein Drittel der periphären T-Zell-Lymphome (PTCL) in die Gruppe PTCL-NOS – „not otherwise specified“, also nicht weiter einteilbar. Klassische Chemotherapie, meist CHOP, hilft wenig, personalisierte bzw. zielgerichtete Therapien existieren marginal. Für PTCL fanden bisher die HDAC-Inhibitoren Belinostat und Romidepsin und das CD30-spezifische Chemoimmunkonjugat Brentuximab Vedotin den Weg zur Zulassung. Hier besteht die Notwendigkeit der Entwicklung weiterer Therapieansätze.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Molekulare Ursachen f&uuml;r T-Zell- Lymphome und Leuk&auml;mien</h2> <p>Genetische Aberrationen in T-Zell-Neoplasien sind neben chromosomalen Translokationen (<em>NPM-ALK, NUP214-ABL1</em>) und daraus resultierenden Fusionsproteinen oft &bdquo;Loss-of-function&ldquo;-Mutationen in Tumorsuppressorgenen oder epigenetischen Regulatoren, aber auch &bdquo;Gain-offunction&ldquo;- Mutationen, wie solche in Genen, die zur Hyperaktivierung des JAK/STAT-Signalwegs f&uuml;hren. Mutationen in den Januskinasen (JAK) k&ouml;nnen erh&ouml;hte Aktivit&auml;t und Phosphorylierung von STAT-Transkriptionsfaktoren ausl&ouml;sen, welche unter anderem die Genexpression proliferationsf&ouml;rdernder, antiapoptotischer Proteine steuern. &Uuml;berraschend war, dass in den letzten Jahren auch Mutationen in STAT3- und <em>STAT5B</em>-Genen gefunden wurden. Die h&auml;ufigste wiederkehrende Mutation in <em>STAT5B</em> f&uuml;hrt zu einem Austausch eines Asparagin durch einen Histidinrest an der Position 642 (N642H). Patienten mit dieser Mutation wurden pathologisch mit T-Zell-Neoplasien etlicher Subtypen diagnostiziert. Zwei individuelle Studien beschrieben STAT5B<sup>N642H</sup> bei je etwa 7 % von Patienten mit T-Zell-akuter lymphatischer Leuk&auml;mie (T-ALL), unabh&auml;ngig vom <em>NOTCH1</em>-Mutationsstatus. Exom-Sequenzierungen bei T-Zell-Prolymphozytenleuk&auml;mie- Patienten detektierten die Mutation in 22 % der F&auml;lle, in &gamma;&delta;-T-Zell-bedingten Enteropathie-assoziierten (EATL) bzw. hepatosplenischen T-Zell-Lymphomen (HSTCL) waren es 37 % bzw. 33 %. Oft geht die Detektion von STAT5BN642H mit einer ung&uuml;nstigeren Prognose und h&ouml;heren R&uuml;ckfallraten einher. <br />Vergleichende pathologische Studien konnten hier molekulare Mechanismen aufkl&auml;ren, um neue Therapien mittels Testsystemen zu etablieren. Offen blieb die Frage, ob die Mutation in STAT5B allein ausreicht, Zellen zu transformieren, und daher als Treiber dieser Krankheiten fungieren kann.</p> <h2>Eine Mutation mit verheerenden Folgen</h2> <p>Mittels In-vitro-Methoden konnten wir zeigen, dass STAT5B<sup>N642H</sup> starke Tyrosin-Phosphorylierung und damit Aktivierung des Proteins selbst zur Folge hat. In unserem Labor generierte transgene M&auml;use exprimieren STAT5B<sup>N642H</sup> in allen h&auml;matopoetischen Zellen und diese entwickeln nach etwa 5&ndash;8 Wochen reife CD8<sup>+</sup>-T-Zell-Lymphome, einhergehend mit aggressiver Organinfiltration. Analysen mittels RNA-Sequenzierung dieser Zellen best&auml;tigten die hohe &Uuml;bereinstimmung mit humanen Daten aus reifen PTCL und damit die Relevanz des Mausmodells f&uuml;r zuk&uuml;nftige pr&auml;klinische Studien. <br />Um das Spektrum anderer Subklassen mit STAT5B<sup>N642H</sup>-Mutation jedoch noch spezifischer in der Maus zu imitieren, versuchten wir nun mittels Transfer bestimmter T-Zelltypen, die in der transgenen Maus nicht transformiert sind, jedoch die Mutation tragen, diese Modelle zu etablieren. So expandieren bei EATL- bzw. HSTCLPatienten vorwiegend &gamma;&delta;-T-Zellen, deren Zahl in unserem Mausmodell nur leicht erh&ouml;ht ist. Transplantation dieser Zellen in immunkompetente M&auml;use f&uuml;hrte bemerkenswerterweise zu aggressiven &gamma;&delta;-T-Zell- Lymphomen, was einerseits die Mutation als potenziellen Treiber dieser Lymphome best&auml;tigt und andererseits die Nutzung dieses neu generierten Mausmodells in pr&auml;klinischen Studien impliziert. Es ist das erste Modell &uuml;berhaupt f&uuml;r &gamma;&delta;-T-Zell-Lymphome. Derzeit testen wir an unreifen T-Zellen, um ein T-ALL-&auml;hnliches Krankheitsbild zu generieren. Auch die Frage, ob T-Zellen k&ouml;rpereigene Antigene erkennen und dadurch zus&auml;tzlich aktiviert werden, ist Gegenstand unserer Forschung. <br />Zudem arbeiten wir an der gezielten Inhibierung von STAT5, ein von uns in Kooperation mit Prof. Patrick Gunning aus Toronto entwickelter &bdquo;Small-molecule&ldquo;- Inhibitor gegen STAT5 zeigte bereits Wirksamkeit bei M&auml;usen und auch klinisch zugelassene JAK-Inhibitoren zeigen Effizienz, kranke T-Zellen zu t&ouml;ten.</p> <p>&nbsp;</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Onko_1904_Weblinks_jatros_onko_1904_s50_abb1.jpg" alt="" width="650" height="435" /></p> <div id="fazit"> <h2>Fazit</h2> <p>Die STAT5B<sup>N642H</sup>-Mutation ist Ausl&ouml;ser f&uuml;r aggressive T-Zell-Neoplasien, bemerkenswert ist deren Auftreten in einer Vielzahl verschiedener Entit&auml;ten. Wir arbeiten intensiv an der Entwicklung neuer zielgerichteter Therapien und dem molekularen Verst&auml;ndnis dieser Krankheiten, z. B. mittels Drug-Screens, Next-Generation-Sequencing- Methoden und Kristallstrukturaufkl&auml;rung.</p> </div></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>&bull; De Araujo E et al.: Structural and functional consequences of the STAT5BN642H driver mutation. Nat Commun 2019; in press &bull; Pham HTT et al.: A haunted beast: targeting STAT5BN642H in T-cell neoplasia. Mol Cell Oncol 2018; 5(3): e1435181 &bull; Pham HTT et al.: STAT5BN642H is a driver mutation for T cell neoplasia. J Clin Invest 2018; 128(1): 387-401 &bull; Wingelhofer B et al.: Pharmacologic inhibition of STAT5 in acute myeloid leukemia. Leukemia 2018; 32(5): 1135-46</p> </div> </p>
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