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„Cancer Survivorship“: (Langzeit-)Überleben mit/nach Krebs

<p class="article-intro">Laut Statistik Austria leben in Österreich derzeit 367 400 Personen, die zumindest einmal in ihrem Leben mit einer Krebsdiagnose konfrontiert waren. Bis Ende 2030 wird die Zahl auf 457 700 ansteigen; das wären dann 5 % der österreichischen Bevölkerung, die als Krebsüberlebende einzustufen sind. Dies bedeutet – jetzt und in der Zukunft – eine gewaltige Herausforderung für unser Gesundheitssystem.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Das Krebs&uuml;berleben (&bdquo;Survivorship&ldquo;) beginnt entsprechend der Definition mit der Diagnose und h&auml;lt lebenslang an. Auch in &Ouml;sterreich wird die Pr&auml;valenzzahl von Krebskranken, d.h. von &Uuml;berlebenden, kontinuierlich gr&ouml;&szlig;er. Derzeit sind in &Ouml;sterreich 60,1 % der Krebspatienten 5 Jahre nach der Diagnosestellung am Leben, wobei eine fr&uuml;he Diagnose und neue Therapiemodalit&auml;ten wesentlich dazu beitragen.</p> <h2>&bdquo;Unmet Needs&ldquo;</h2> <p>&Uuml;berlebende nach Krebs sind mit vielen medizinischen Herausforderungen und Bed&uuml;rfnissen (&bdquo;unmet needs&ldquo;) konfrontiert. Das Erkennen und Management von Langzeit- und auch Sp&auml;tfolgen der Therapie, das Rezidiv-Monitoring und das Risiko f&uuml;r eine weitere Krebserkrankung sind einige Beispiele f&uuml;r die Notwendigkeit der kontinuierlichen Nachsorge. Etwa 30&ndash;50 % der &Uuml;berlebenden einer Krebserkrankung haben nicht erf&uuml;llte Bed&uuml;rfnisse. Sp&auml;tfolgen der Therapie an Organen und Psyche sind oft auch der Preis f&uuml;r das &Uuml;berleben. Lebensqualit&auml;t spielt daher beim (Langzeit-)&Uuml;berleben eine besondere Rolle.</p> <h2>Einbu&szlig;en bei kognitiven F&auml;higkeiten</h2> <p>Kognitive F&auml;higkeiten k&ouml;nnen durch sch&auml;digende Einfl&uuml;sse der Therapie (Chemotherapie, Chemobrain und Hirnbestrahlungen) beim Patienten und &Uuml;berlebenden in Mitleidenschaft gezogen worden sein und sich in Form von Konzentrationsund Ged&auml;chtnisproblemen manifestieren. Zus&auml;tzlich gibt es Hinweise, dass kognitive Defizite durch den Metabolismus des Tumors verursacht sein k&ouml;nnen.</p> <h2>Finanzielle Schwierigkeiten</h2> <p>Die Krebs&uuml;berlebenden sind oft mit &ouml;konomischen Problemen konfrontiert. Physischen Einschr&auml;nkungen bei der Arbeit und den t&auml;glichen Aktivit&auml;ten k&ouml;nnen oft psychische bzw. mentale Ursachen zugrunde liegen. Erhalt des Arbeitsplatzes und des Versicherungsschutzes sowie vermehrte Kosten f&uuml;r Gesundheit und Medikamente sind typische Problembereiche. Die &bdquo;Armutsfalle&ldquo; ist eine besonders tragische Begleiterscheinung der Krebserkrankung und -therapie. Risikogruppen bez&uuml;glich Armut sind besonders Selbstst&auml;ndige, die ja relativ rasch Einkommenseinbu&szlig;en aufweisen, ebenso wie Familien/ Alleinerziehende mit geringem Einkommen und &auml;ltere Personen mit geringen Pensionen.</p> <h2>Survivorship-Programme</h2> <p>Diese organischen, psychischen und auch &ouml;konomischen Belastungen und die daraus resultierenden Bed&uuml;rfnisse von Krebspatienten zu erkennen ist essenziell. Ein individuell angepasstes Handeln ist eine der wesentlichen Aufgaben, die Einrichtungen und Organisationen, welche sich der Betreuung von (Langzeit&uuml;berlebenden) widmen, &uuml;bernehmen m&uuml;ssen.<br /> Organisationen und Netzwerke, die sich in Form von Interessen- und Selbsthilfegruppen der Probleme der &bdquo;Cancer Survivors&ldquo; annehmen, sind bereits in vielen L&auml;ndern etabliert worden.<br /> &bdquo;Survivorship&ldquo;-Programme sind darauf ausgerichtet, Patienten nach einer Krebserkrankung, auch &uuml;ber die Zeit der &auml;rztlichen Nachsorge hinaus, umfassend medizinisch und besonders auch psychosozial zu betreuen. Zus&auml;tzlich sollten die Pflegenden &ndash; meist Personen in der unbezahlten Pflege und Betreuung von Familienangeh&ouml;rigen und Freunden &ndash; in diese Programme mit einbezogen werden. Eine Krebserkrankung betrifft die ganze Familie und auch deswegen ist die Last der Pflege beachtlich. Sie kann laut neuesten Untersuchungen bei dieser Pflegegruppe nicht nur zu finanziellen Belastungen, sondern auch zu ausgepr&auml;gten k&ouml;rperlichen und psychischen Symptomen f&uuml;hren.<br /> Somit besteht dringender Handlungsbedarf f&uuml;r die Entwicklung und Etablierung eines Plans und Programmes f&uuml;r die Langzeitkrebs&uuml;berlebenden &ndash; sowohl f&uuml;r die Patienten als auch die Pflegenden. Eine Intensivierung der Kommunikation zum Thema &bdquo;Cancer Survivorship&ldquo; kann dazu ein wichtiger Beitrag sein.</p></p>
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