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Bewegung und Sport zur Krebsprävention

<p class="article-intro">Reduziertes Krebsrisiko durch körperliche Aktivität und Sport: Neben den bereits bekannten Empfehlungen zum gesunden Lebensstil wie Nichtrauchen, geringem Alkoholkonsum, „Sonne ohne Reue“, dem Beibehalten eines „gesunden“ Körpergewichts (BMI 18,5–27,5) kristallisiert sich zusehends regelmäßige körperliche Aktivität in der Freizeit als eine wirksame Maßnahme zur Krebsprävention heraus. Die Empfehlung zur körperlichen Aktivität („Fitness“) könnte bzw. sollte eine Hauptkomponente von bevölkerungsnahen Krebspräventions- und Kontrollprogrammen sein.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Im Mai 2016 wurde in der Fachzeitschrift JAMA eine wichtige Studie zu dieser sehr aktuellen Thematik publiziert (Steven C Moore et al, online publication). Auf Basis der gepoolten Daten von 12 prospektiven US-amerikanischen und europ&auml;ischen Kohortenstudien, die insgesamt 1,44 Millionen Personen (mittleres Alter 59 Jahre) einbezogen, wurde dokumentiert, dass eine vermehrte k&ouml;rperliche Aktivit&auml;t in der Freizeit von einem signifikant reduzierten Risiko f&uuml;r 13 von 26 untersuchten Krebserkrankungen begleitet war. Die Senkung des Risikos lag bei einzelnen Krebsformen zwischen 10 und 42 % . Karzinome von Lunge, Niere, Endometrium, &Ouml;sophagus, Kolon, Rektum, Blase, Kopf und Hals, Brust, Leber, aber auch das multiple Myelom und die myeloische Leuk&auml;mie waren in dieser Gruppe mit reduzierter Hazard-Ratio (HR: 0,58&ndash;0,90) zu finden. Wichtig dabei ist zudem die Beobachtung, dass diese Aussage auch bei Ber&uuml;cksichtigung von Rauchen und einem hohen BMI bestehen blieb.<br /> Mehrere Mechanismen sind f&uuml;r die Risikosenkung durch k&ouml;rperliche Aktivit&auml;t in Betracht zu ziehen und werden immer wieder diskutiert, wie z.B. im Artikel &bdquo;Physical Activity and Cancer&ldquo; (Rev Nature 2008); aber dennoch sind viele Fragen noch offen. So soll die festgestellte Wirkung auf &Uuml;bergewicht und Fettleibigkeit neben dem Abbau der Fettdepots auch zu einer Reduktion der Sexualhormonspiegel f&uuml;hren. Dies beeinflusst weitere Regelkreise wie den Insulin- und Glukosespiegel bzw. deren Metabolismus; wobei bekannt ist, dass Insulin bzw. &bdquo;Insulinresistenz&ldquo; ein Krebsrisikofaktor ist. Unter dieser Resistenz versteht man ein vermindertes Ansprechen der Zellen des menschlichen K&ouml;rpers auf Insulin. Insulinresistenz ist mit einem gesteigerten Risiko f&uuml;r Brust-, Dickdarm-, Pankreas- und Endometriumkarzinom in Zusammenhang gebracht worden. Dementsprechend ist auch bei Typ-2-Diabetes ein erh&ouml;htes Krebsrisiko gegeben.<br /> Insulin kann durch Stimulation von Zellproliferation und Hemmung der Apoptose zur Krebsentstehung beitragen. Spezielle Wachstumsfaktoren (&bdquo;insulin-like growth factors&ldquo;) bzw. die Expression von entsprechenden Rezeptoren spielen dabei eine Rolle; das Hormon reguliert aber auch Synthese und biologische Verf&uuml;gbarkeit der Sexualhormone durch Produktion von Bindungsproteinen in der Leber.<br /> K&ouml;rperliche Aktivit&auml;t/Sport f&uuml;hrt zu einer Verminderung von Entz&uuml;ndungsreaktionen, die einen (co-)kanzerogenen Faktor darstellen. Eine Reduktion der (pro-)inflammatorischen Zytokine und Abfall der Entz&uuml;ndungsmarker sind Kennzeichen daf&uuml;r. Es wird nun postuliert, dass die infolge kontinuierlicher k&ouml;rperlicher Aktivit&auml;t verminderte Exposition gegen&uuml;ber diesen potenziell kanzerogenen Sexual- und Gewebshormonen sowie Entz&uuml;ndungspeptiden zu einer Senkung des Krebsrisikos f&uuml;hrt.<br /> Die gesteigerte Funktion des Immunsystems durch Bewegung und Sport gilt als gesichert und kann zu einer wirksamen immunologischen &Uuml;berwachung (&bdquo;immunosurveillance&ldquo;) hinsichtlich entarteter Zellen und Krebszellen beitragen. Akutes Training f&uuml;hrt zu einer Zunahme der Zahl der Zellen des Immunsystems und insbesondere der zytotoxischen Lymphozyten wie auch der Fresszellen. Kontinuierliche moderate Aktivit&auml;t f&uuml;hrt zu einer Steigerung der Immunfunktion, w&auml;hrend extreme K&ouml;rperbelastung eventuell auch eine (kurzfristige) Immunsuppression bewirken kann.<br /> Ein begleitendes Editorial zu diesem Artikel im JAMA best&auml;tigt, dass sich diese Studie &ndash; auch in der Statistik &ndash; einer besonderen Pr&auml;zision bedient, um die Assoziation von Krebsrisiko und Bewegung zu bestimmen. Es gibt bereits zahlreiche Studien, die einen Zusammenhang von k&ouml;rperlicher Aktivit&auml;t und einer Risikosenkung f&uuml;r die h&auml;ufigsten Krebsformen nachgewiesen haben. Dennoch erscheint diese rezente Studie besonders bemerkenswert und wichtig, denn sie beweist diesen Einfluss von klar definierter Freizeitaktivit&auml;t auch f&uuml;r seltenere Krebsformen. Eine Reduktion des Risikos um 20 % wird bei einem Viertel der Krebserkrankungen festgestellt. Die Ber&uuml;cksichtigung von hohem BMI und Raucherstatus als m&ouml;gliche mitverantwortliche Faktoren beeintr&auml;chtigt diese Aussagen keineswegs.<br /> Der &bdquo;World Cancer Research Fund&ldquo; gibt an, dass 20&ndash;25 % der Krebserkrankungen auf eine positive Energiebilanz &ndash; gekennzeichnet durch Fettleibigkeit, falsche Ern&auml;hrung und besonders auch durch Bewegungsmangel &ndash; zur&uuml;ckzuf&uuml;hren sind. Der Bev&ouml;lkerungsanteil von Personen, die eine positive Energiebilanz mit all ihren Folgen haben, ist gro&szlig;. Die Botschaft ist, dass die Empfehlung und Promotion der k&ouml;rperlichen Aktivit&auml;t in der Freizeit (30 bis 60 Minuten t&auml;glich) eine Hauptkomponente der bev&ouml;lkerungsnahen Krebspr&auml;ventions- und Kontrollprogramme sein k&ouml;nnten/sollten.</p></p>
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