© Getty Images/iStockphoto

„Ich finde es wichtig, die ambulante Kopfschmerzrehabilitation weiter zu etablieren“

<p class="article-intro">Am Klagenfurter Klinikum am Wörthersee wurde 2012 eine ambulante Kopfschmerzrehabilitation ins Leben gerufen. Dr. Sonja-Maria Obmann, Erste Oberärztin der Neurologischen Abteilung, berichtet über das Angebot, das diese Rehabilitation umfasst, und über ihre bisherigen Erfahrungen.</p> <hr /> <p class="article-content"><p><strong>Frau Dr. Obmann, wie verbreitet sind Kopfschmerzen und Migr&auml;ne in &Ouml;sterreich?</strong><br /> <strong>S. Obmann:</strong> Generell wird in Europa, und damit auch in &Ouml;sterreich, von einer Pr&auml;valenz von circa 15 Prozent gesprochen. Allerdings geh&ouml;ren Kopfschmerzen und Migr&auml;ne sicherlich zu den unterdiagnostizierten Erkrankungen.</p> <p><strong>Wie ist die ambulante Kopfschmerzrehabilitation in &Ouml;sterreich organisiert?</strong><br /> <strong>S. Obmann:</strong> Mit Ausnahme von Klagenfurt existiert in &Ouml;sterreich keine etablierte ambulante Kopfschmerzrehabilitation. Als Pilotprojekt wurde 2012 in Klagenfurt &ndash; mit Unterst&uuml;tzung der Krankenkassen &ndash; eine ambulante Kopfschmerzrehabilitation eingef&uuml;hrt. Die Form der Reha hat sich seither immer wieder ein bisschen ver&auml;ndert. Anfangs war sie f&uuml;r 2 Wochen konzipiert, mittlerweile sind es 4 Wochen.</p> <p><strong>Was bieten Sie den Patienten in dieser Reha an?</strong><br /> <strong>S. Obmann:</strong> Die Patienten k&ouml;nnen zwischen 8 und 15 Uhr zu uns in die Klinik kommen. Ein wichtiger Bestandteil des Angebots ist dabei die Physiotherapie, dies aber in Form von aktiver Therapie. Die Patienten sollen zum Beispiel beim Walken oder im Hallenbad lernen, ihren K&ouml;rper besser zu sp&uuml;ren. Nachmittags bieten wir vor allem psychologische Themen an, seien es Entspannungstechniken, Copingstrategien oder Biofeedback. Hintergrund des Konzeptes ist das Wissen darum, dass man Kopfschmerzen nicht nur medikament&ouml;s behandeln sollte. Es braucht die Kombination aus Pharmakotherapie und komplement&auml;rmedizinischen Angeboten wie Bewegung, Sport und Entspannung. Es ist aber schwierig f&uuml;r die Patienten, so etwas allein zu machen, sie brauchen Anleitung und Unterst&uuml;tzung. Und das bieten wir ihnen an.</p> <p><strong>Welche Erfahrungen konnten Sie bisher mit diesem Konzept machen?</strong><br /> <strong>S. Obmann:</strong> Wir haben die Erfahrung gemacht, dass wir sehr viel bewirken k&ouml;nnen. Es gibt ja inzwischen gute Daten dazu, dass Lebensstilmodifikationen &ndash; und nichts anderes machen wir ja eigentlich &ndash; sehr viel bringen. Bereits w&auml;hrend der Rehabilitation und kurz danach reduziert sich die Kopfschmerzfrequenz der Patienten h&auml;ufig schon deutlich. Und wenn man die Patienten danach noch weiter anbindet, zum Beispiel durch Auffrischungstage oder einmal pro Jahr durch eine Auffrischungswoche, dann h&auml;lt der Therapieeffekt l&auml;nger an. Deshalb finde ich es sehr wichtig, diese Art der Rehabilitation weiter zu etablieren.</p> <p><strong>Gibt es Pl&auml;ne in dieser Hinsicht?</strong><br /> <strong>S. Obmann:</strong> Es gib zwei weitere Zentren, bei denen ein solches Angebot in Planung ist, allerdings noch in einer sehr fr&uuml;hen Phase. Ich habe es aber auch schon erlebt, dass sich Patienten aus unseren Gruppen privat zusammengeschlossen haben, zum Beispiel in Whats App- Gruppen. Parallel zur Einf&uuml;hrung unseres Rehaprogramms konnte ich zudem &ndash; unter dem &ouml;sterreichischen Dachverband &ndash; eine Selbsthilfegruppe ins Leben rufen.</p> <p><strong>Welche Patienten sind die Zielgruppe Ihres Programms?</strong><br /> <strong>S. Obmann:</strong> Es sind Patienten, die einen diagnostizierten prim&auml;ren Kopfschmerz haben, haupts&auml;chlich Migr&auml;ne, aber auch Spannungskopfschmerzen. Es darf keine psychische &Uuml;berlagerung bestehen und die Patienten m&uuml;ssen physisch in der Lage sein, am Rehabilitationsprogramm teilzunehmen. Daher durchlaufen die Patienten vor Beginn des Programms ein Screening, das hei&szlig;t, sie werden von einem Psychologen und einem Physiotherapeuten beurteilt.</p> <p><strong>Wie kommen die Patienten zu Ihnen? Wie viele betreuen Sie pro Jahr ungef&auml;hr?</strong><br /> <strong>S. Obmann:</strong> Die Patienten kommen &uuml;ber Zuweisungen von niedergelassenen &Auml;rzten zu uns, ein Gro&szlig;teil aber auch &uuml;ber unsere Kopfschmerzambulanz. Pro Jahr nehmen etwa 20 Patienten an unserem Programm teil.</p> <p><strong>In welchen F&auml;llen ist eine station&auml;re Versorgung angezeigt?</strong><br /> <strong>S. Obmann:</strong> Falls notwendig, bieten wir Patienten mit einem Medikamenten&uuml;bergebrauch eine Entzugstherapie an, die auf jeden Fall vor dem Beginn der Rehabilitation stattfinden sollte. Aus Kapazit&auml;tsgr&uuml;nden versuchen wir in den meisten F&auml;llen, diese ambulant durchzuf&uuml;hren.</p> <p><strong>Vielen Dank f&uuml;r das Gespr&auml;ch!</strong></p> <p><br /><span class="link-color"> <a class="article-link" href="http://at.universimed.com/fachthemen/1000000270" data-locked="0">hier weiterlesen</a></span></p></p>
Back to top