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Duchenne-Muskeldystrophie

Früherkennung verbessert Prognose

<p class="article-intro">Die Duchenne-Muskeldystrophie (DMD), eine seltene und tödlich verlaufende Erkrankung, führt bereits ab der frühen Kindheit zu einem fortschreitenden Muskelabbau. Die meist männlichen Patienten versterben vorzeitig, oft schon im dritten Lebensjahrzehnt.<sup>1, 2</sup> Neben der Behandlung kommt der Diagnostik der DMD besondere Bedeutung zu, denn gerade die frühzeitige Diagnose der DMD kann die Prognose der Betroffenen erheblich verbessern.<sup>3</sup></p> <hr /> <p class="article-content"><p>Dabei ist es wichtig, die ersten muskelspezifischen sowie auch die unspezifischen fr&uuml;hen Zeichen (motorische, kognitive und sprachliche Entwicklungsverz&ouml;gerungen) einer DMD rechtzeitig zu erkennen, um fr&uuml;h gezielte Ma&szlig;nahmen einleiten zu k&ouml;nnen, so das Res&uuml;mee eines Expertentreffens.</p> <p>Prof. Dr. Andreas Hahn, Gie&szlig;en, wies in seinem Vortrag auf die Schwierigkeit hin, seltene Krankheiten &uuml;berhaupt zu erkennen: &bdquo;Viele &Auml;rzte haben noch nie einen Patienten mit DMD gesehen.&ldquo; Die H&auml;ufigkeit der X-chromosomal rezessiv vererbten DMD betr&auml;gt bei neugeborenen Jungen etwa 1:3600. Die Erkrankung betrifft fast ausschlie&szlig;lich Jungen. Durch Mutation im Dystrophin-Gen verlieren die Muskelfasern ihre Stabilit&auml;t und Struktur. Mit dem Fortschreiten der Erkrankung werden die Muskelfasern zunehmend durch fibrotisches Gewebe und Fett ersetzt, was zur unaufhaltsamen Muskeldegeneration und schlie&szlig;lich zu Lungen- und Herzversagen sowie fr&uuml;hem Tod f&uuml;hrt.<sup>4&ndash;10</sup></p> <p>Der Erhalt der Gehf&auml;higkeit ist ein wichtiger prognostischer Faktor und kann die Krankheitsprogression hinausz&ouml;gern.<sup>11</sup> Hierf&uuml;r m&uuml;ssen die ersten Zeichen einer DMD jedoch fr&uuml;hestm&ouml;glich erkannt werden. Bereits ab der Geburt erh&ouml;hte CK- und Transaminase-Werte z&auml;hlen zu den unspezifischen fr&uuml;hen Zeichen einer DMD. Auch m&ouml;gliche im zweiten Lebensjahr erkennbare Lern- und Verhaltensauff&auml;lligkeiten sowie sprachliche und motorische Entwicklungsverz&ouml;gerungen k&ouml;nnen erste Hinweise auf die Erkrankung liefern.<sup>12</sup> Ab dem dritten bis vierten Lebensjahr sind dann die sp&auml;ten muskul&auml;ren Zeichen der DMD h&auml;ufig nicht mehr zu &uuml;bersehen: watschelnder Gang, Wadenhypertrophie, Gowers- Zeichen, h&auml;ufiges Hinfallen, Schwierigkeiten beim Rennen, Springen und Treppensteigen und eine reduzierte Ausdauer im Vergleich zu Gleichaltrigen.<sup>9</sup></p> <p>Laut Prof. Dr. Maggie Walter, M&uuml;nchen, bedeutet eine fr&uuml;he Diagnose der DMD weniger Stigmatisierung, weniger Belastung und weniger Komplikationen. Die Patienten k&ouml;nnen fr&uuml;hzeitig behandelt werden und profitieren durch die Aufnahme ins Patientenregister z. B. auch von neuen, innovativen Therapien. Zudem k&ouml;nnen Eltern bei weiterem Kinderwunsch bewusster planen. Ziel ist es, die Gehf&auml;higkeit so lange wie m&ouml;glich zu erhalten &minus; ein fr&uuml;her Verlust der Gehf&auml;higkeit ist mit einer schnelleren Verschlechterung wichtiger Funktionen assoziiert, z. B. der Abnahme der motorischen Funktionen, orthop&auml;dischen Komplikationen und Ateminsuffizienz.<sup>13</sup> Die Diagnosestellung in Deutschland erfolgt nach den ersten Symptomen h&auml;ufig erst sehr sp&auml;t, mit einer Verz&ouml;gerung von bis zu 1,4 Jahren.<sup>14</sup> Dabei kann der P&auml;diater oder der Hausarzt z. B. im Rahmen der U7 (Deutschland) oder der 6. MKP-Untersuchung (&Ouml;sterreich) bei Beachtung von drei einfachen Schritten die DMD rechtzeitig erkennen, so Prof. Walter:</p> <ul> <li>Erkennen unspezifischer fr&uuml;her Zeichen<sup>5</sup></li> <li>Einen CK-Test veranlassen, um den Verdacht auf DMD zu erh&auml;rten<sup>7, 15</sup></li> <li>&Uuml;berweisung an ein Muskelzentrum zur gendiagnostischen Abkl&auml;rung<sup>5</sup></li> </ul> <p>Prof. Dr. G&uuml;nther Bernert, Wien, zeigte, dass sich die Lebenserwartung von DMDPatienten allgemein verbessert hat,<sup>16</sup> was u. a. auch am Einsatz von Kortikosteroiden liege. Obwohl diese oft mit Nebenwirkungen verbunden sind,<sup>17</sup> bilden sie eine der S&auml;ulen der DMD-Therapie. Mit Ataluren steht gehf&auml;higen DMD-Patienten mit zugrunde liegender Nonsense-Mutation (nmDMD) ab einem Alter von zwei Jahren erstmals auch eine kausale, mutationsspezifische Therapie zur Verf&uuml;gung.<sup>18</sup></p> <p>Noch mehr Infos &uuml;ber Duchenne-Muskeldystrophie finden Sie online: <a href="http://www.hinterherstattvolldabei.de" target="_blank">www.hinterherstattvolldabei.de</a> und <a href="http://www.duchenne.at" target="_blank">www.duchenne.at</a>.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: Roundtable „Früherkennung und Wichtigkeit der Früherkennung der Duchenne-Muskeldystrophie“ am 17. Dezember 2018, München </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> NHS Choices. Muscular Dystrophy &ndash; Duchenne. www. nhs.uk/conditions/muscular-dystrophy/types/#duchennemuscular- dystrophy (abgerufen Februar 2018) <strong>2</strong> Parent Project Muscular Dystrophy: Signs of Duchenne. www.parentprojectmd. org/site/PageServer?pagename= Understand_about_signs (abgerufen Februar 2018) <strong>3</strong> Birnkrant DJ et al.: Lancet Neurology. doi.org/10.1016/ S1474-4422(18)30024-3 <strong>4</strong> Goemans N et al.: Eur Neurol Rev 2014; 9: 78-82 <strong>5</strong> Bushby K et al.: Lancet Neurol 2010; 9: 77-93 <strong>6</strong> McDonald CM et al.: Muscle Nerve 2013; 48: 343-56 <strong>7</strong> Van Ruiten HJ et al.: Arch Dis Child 2014; 99: 1074-7 <strong>8</strong> Pichavant C et al.: Mol Ther 2011; 19: 830-40 <strong>9</strong> Amato AA, Brown RH Jr: Muscular dystrophies and other muscle diseases. In: Longo DL et al., eds.: Harrison&rsquo;s Principles of Internal Medicine. 19<sup>th</sup> Ed.; McGraw-Hill Education 2015, New York <strong>10</strong> Ervasti JM: Biochim Biophys Acta 2007; 1772: 108-17 <strong>11</strong> McDonald CM et al.: Muscle Nerve 2013; 48: 357-68 <strong>12</strong> Birnkrant DJ et al.: Lancet Neurol 2018; 17: 251-67 <strong>13</strong> Humbertclaude V et al.: Eur J Paediatr Neurol 2012; 16: 149-60 <strong>14</strong> Vry J et al.: J Neuromuscul Dis 2016; 3: 517-27 <strong>15</strong> National Task Force for Early Identification of Childhood Neuromuscular Disorders. Developmental delay, do a CK. www.childmuscleweakness.org/index. php/developmentaldelay-do-a-ck (abgerufen 18. 10. 2016) <strong>16</strong> Ishikawa Y et al.: Neuromuscul Disord 2011; 21: 47-51 <strong>17</strong> Moxley RT et al.: J Child Neurol 2010; 25: 1116-29 <strong>18</strong> Fachinformation Translarna<sup>TM</sup>; Stand: Juli 2018</p> </div> </p>
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