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Prädiktor für das Lokalrezidiv oder auch mehr
Leading Opinions
Autor:
Prof. Dr. med. Zsuzsanna Varga
Institut für Klinische Pathologie<br/> UniversitätsSpital Zürich<br/> E-Mail: zsuzsanna.varga@usz.ch<br/> Quelle: 6. Gynäkologie Update, 22.–24. Januar 2015, Zürich
30
Min. Lesezeit
23.07.2015
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<p class="article-intro">Die histologische Beurteilung der Resektionsränder beim Mammakarzinom ist ein Teil der Diagnosen, welche routinemässig bei jedem Mammakarzinom erfolgt. Die Bestimmung der Randsituation findet in der Regel in sechs Dimensionen (ventral-pektoral, kranial-kaudal, medial-lateral) sowohl beim invasiven Karzinom als auch bei dessen Vorstufen – beim duktalen Carzinoma in situ oder bei lobulärer Neoplasie, vor allem bei der pleomorphen Variante – statt.</p>
<hr />
<p class="article-content"><h2>Schnittrandbestimmung</h2> <p>Eine in den meisten pathologischen Instituten verbreitete Methode der Randbestimmung ist die sogenannte radiäre Messung. Die chirurgischen Präparate können dadurch entlang der medio-lateralen respektive der mamillennahen/mamillenfernen Achse lamelliert und auf aufeinanderfolgende Scheiben zerlegt werden. Die Bestimmung der Abstände zu den Resektionsrändern wird punktuell gemäss der Schnittlinie festgehalten. Obwohl durch die „radiäre“ Messung die Resektionsränder nur punktuell untersucht werden können, ermöglicht diese Methode eine sehr präzise Aussage über den untersuchten Abstand. Die Abstände können mit dieser Methode bis zu <1mm (unter mikroskopischer Kontrolle) gemessen werden. Kritische Abstände zu den Resektionsrändern werden zunehmend anhand von digitalen Videoprints während der interdisziplinären Fallbesprechungen gemeinsam mit Vertretern der Pathologie und dem Operateur besprochen, die dadurch gewonnene Information kann in Hinblick auf gezielte Nachexzision miteinbezogen werden. Um die gesamte Schnittfläche des entfernten chirurgischen Präparates zu untersuchen, kann eine sog. „Shaving“-Methode zur Schnittrandmessung eingesetzt werden, welche in wenigen Pathologieinstituten die Technik der Wahl ist. Diese Methode bietet zwar die Untersuchung der gesamten Schnittfläche an, die Aussage über den Abstand zu den Rändern ist jedoch weniger präzise (ein Abstand von max. 5mm zum Resektionsrand kann angegeben werden). Die beiden Methoden sind dennoch miteinander gut vergleichbar und ergeben gemäss Literaturdaten ähnliche Raten an positiven Resektionsrändern. Es ist jedoch zu erwähnen, dass die Definition der R0- und R1-Resektion in der Literatur nicht einheitlich verwendet wurde/wird.</p> <h2>Was heisst es biologisch, wenn ein Resektionsrand histologisch positiv oder knapp positiv ist?</h2> <p>Vor 30 Jahren ging man davon aus, dass beim negativen Resektionsrand kein Resttumor mehr vorliegt respektive die Nachresektionen auch negativ sind. Umgekehrt war man zu dieser Zeit auch der Meinung, dass bei positiven Resektionsrändern zwingend noch ein Resttumor in der Mamma oder in den Nachresektionen vorliegt. Nach der heutigen Datenlage kann von einem anderen biologischen Konzept ausgegangen werden. Gemäss den Ergebnissen von aktuellen Studien heisst ein negativer Resektionsrand nicht zwangsläufig, dass kein Residualtumor in der Mamma mehr vorliegt, und umgekehrt muss bei positiven Rändern nicht zwingend mit einem Resttumor in der umgebenden Brustdrüse gerechnet werden. Faktoren, welche mit positiven Rändern im Nachresektat oder in der restlichen Brustdrüse assoziiert sind, beinhalten eine Reihe von histopathologischen Veränderungen: Wenig differenzierte Karzinome, eine lobuläre histologische Morphologie, Gefässeinbrüche, grössere invasive Karzinome und begleitende extensive DCIS(duktales Carcinoma in situ)-Komponenten sind bekanntlich häufiger mit Resttumorgewebe ausserhalb des primären chirurgischen Präparates assoziiert. Zusätzliche neuere Faktoren, die mit einem Resttumor in der Umgebung assoziiert sind, sind jüngeres Alter und ebenfalls definierte molekulare Subtypen (wie HER2-positiver oder tripelnegativer Phänotyp; Abb. 1 + 2). Ein positiver Resektionsrand ist mit einem erhöhten Lokalrezidivrisiko verbunden, dennoch scheinen knappere oder kleinere Abstände (<1mm, 1mm, 2mm etc.) keinen Einfluss auf das Lokalrezidivrisiko zu haben. <br /> Die Definition eines positiven Randes nach der aktuellen Datenlage wurde in den letzten Jahren adaptiert. Heute wird ein positiver Rand so definiert, dass auf dem mit Tusche markierten Rand histologisch Tumorgewebe nachweisbar ist. Ein knapper Resektionsabstand (z.B. <1mm, dennoch nicht am mit Tusche markierten Rand) wird nach der heutigen Empfehlung als negativer Rand betrachtet.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2015_Leading Opinions_Onko_1503_Weblinks_Seite71.jpg" alt="" width="579" height="772" /></p> <h2>Zusammenfassung</h2> <p>In Bezug auf Schnittränder und Resttumorgewebe kann Folgendes über die biologischen Faktoren beim Mammakarzinom gesagt werden: Die Definition eines positiven Schnittrandes wurde modifiziert; dieser beschränkt sich auf histologischen Tumorgewebenachweis auf dem mit Tusche markierten Resektionsrand. Es liegt ein erhöhtes Lokalrezidivrisiko bei positiven Resektionsrändern, jedoch nicht bei knappen Rändern vor. Das Risiko für einen Tumornachweis in der umgebenden Mamma hängt von der Gesamtbiologie des Mammakarzinoms ab und kann nicht nur auf die Sicherheitsabstände zurückgeführt werden. Multifokale oder grössere (pT3) Tumoren, lobuläre Morphologie, extensive In-situ-Komponenten, Gefässinfiltrationen sowie jüngeres Alter und aggressivere molekulare Subtypen (HER2-positiver oder tripelnegativer Phänotyp) sind als Risikofaktoren für positive Schnittränder und/oder Nachresektate zu betrachten.</p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: Institut für Klinische Pathologie<br/>
UniversitätsSpital Zürich<br/>
E-Mail: zsuzsanna.varga@usz.ch<br/>
Quelle: 6. Gynäkologie Update,
22.–24. Januar 2015, Zürich
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<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
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<ul> <li>Schnitt S, Collins L: Breast Pathology Series, 2009</li> <li>Hodi Z et al: Comparison of margin assessment by radial and shave sections in wide local excision specimens for invasive carcinoma of the breast. Histopathology, 2010 Apr; 56(5): 573-80</li> <li>Wright MJ et al: Perpendicular inked versus tangential shaved margins in breast-conserving surgery: does the method matter? Am J Coll Surg 2007 Apr; 204(4): 541-9</li> <li>Pittinger TP et al: Importance of margin status in outcome of breast-conserving surgery for carcinoma.Surgery, 1994 Oct; 116(4): 605-8</li> <li>Caughran JL et al: Optimal use of re-excision in patients diagnosed with early-stage breast cancer by excisional biopsy treated with breast-conserving therapy. Ann Surg Onc, 2009 Nov; 16(11): 3020-7</li> <li>Waljee JF et al: Predictors of re-excision among women undergoing breast-conserving surgery for cancer. Ann Surg Onc, 2008 May; 15(5): 1297-303</li> <li>Bolger JC et al: Analysis of margin index as a method for predicting residual disease after breast-conserving surgery in a European cancer center.Ann Surg Oncol, 2012 Jan; 19(1): 207-11</li> <li>Coopey S et al: The safety of multiple re-excisions after lumpectomy for breast cancer. Ann Surg Oncol, 2011 Dec; 18(13): 3797-801</li> <li>Smitt MC et al: Association of clinical and pathologic variables with lumpectomy surgical margin status after preoperative diagnosis or excisional biopsy of invasive breast cancer. Ann Surg Oncol, 2007 Mar; 14(3): 1040-4</li> <li>Guidroz JA et al: Sampling of secondary margins decreases the need for re-excision after partial mastectomy. Surgery, 2011 Oct; 150(4): 802-9</li> <li>Schiller DE et al: Factors associated with negative margins of lumpectomy specimen: potential use in selecting patients for intraoperative radiotherapy. Ann Surg Oncol, 2008 Mar; 15(3): 833-42</li> <li>Houssamie N et al: Margins in breast conservation: a clinician's perspective and what the literature tells us. J Surg Oncol, 2014 Jul; 110(1): 2-7</li> <li>Biglia N et al: Role of re-excision for positive and close resection margins in patients treated with breast-conserving surgery. The Breast, 2014 Dec; 23(6): 870-5</li> <li>Barentsz MW: Prediction of positive resection margins in patients with non-palpable breast cancer. Eur J Surg Oncol, 2015 Jan; 41(1): 106-12</li> </ul>
</div>
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