<p class="article-intro">Im März 2014 wurde an der Universitätsklinik für Innere Medizin V, Hämatologie und Onkologie, der Medizinischen Universität Innsbruck das ONCO-T-Profil-Programm gestartet. Ziel ist es, Patienten mit refraktären metastasierten soliden Tumoren, für die keine Standardtherapie mehr zur Verfügung steht, eine personalisierte Therapie anzubieten, die auf dem individuellen molekularen Profil des Tumors beruht. Auf der Frühjahrstagung der ÖGHO in Salzburg sind die ersten Ergebnisse präsentiert worden. </p>
<p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Key Points</h2> <ul> <li>Eine molekulare Typisierung ist im klinischen Alltag durchführbar.</li> <li>Bisher wurde das Tumorprofil von 49 der geplanten 100 Patienten erstellt.</li> <li>Ein verlängertes progressionsfreies Überleben (um das 1,3-Fache) im Vergleich zur vorgehenden Therapie wurde in 36 % des Patientenkollektivs erreicht.</li> <li>Die Endresultate werden für Ende 2016 erwartet.</li> </ul> </div> <p>In der Behandlung von Patienten mit metastasierten Tumoren wird früher oder später ein Punkt erreicht, an dem keine Standardtherapie mehr zur Verfügung steht, die in multizentrischen randomisierten Studien getestet worden ist. Bei fehlenden Studiendaten erfolgt häufig auch aufgrund des Wunsches der Patienten ein empirischer Therapieversuch. Durch die stetige Weiterentwicklung und Optimierung laborchemischer Methoden, wie z.B. des „next-generation sequencing“ oder der Immunhistochemie, werden sogenannte Biomarker etabliert, die die Wahrscheinlichkeit für das Ansprechen auf eine Therapie mit einem bestimmten Zytostatikum oder eine zielgerichtete Therapie vorhersagen können. Es ist daher naheliegend und sinnvoll, Patienten mit refraktären Tumorerkrankungen basierend auf entsprechend exprimierten Biomarkern (= Tumorprofil) zu behandeln. In einem solchen Profil sollte Tumorgewebe auf potenziell prädiktive Biomarker getestet werden, um eine „maßgeschneiderte“ Therapie anbieten zu können. Im Jahr 2010 konnte die Studiengruppe um Dr. Daniel Van Hoff im „Journal of Clinical Oncology“ die Durchführbarkeit eines solchen Konzepts belegen.<sup>1</sup> Dabei wurden 66 Patientinnen und Patienten mit soliden Tumoren im Stadium IV gemäß dem Tumorprofil behandelt. Die Auswertung zeigte, dass etwa 25 % der Patienten in Form eines Überlebenszugewinns von fünf Monaten profitieren konnten.</p> <h2>ONCO-T-PROFIL</h2> <p>Aus diesem Grund haben wir im März 2014 an der Klinik für Innere Medizin (Hämatologie und Onkologie, Direktor: Univ.-Prof. Dr. Günther Gastl, Programmleitung: Univ.-Prof. Dr. Heinz Zwierzina) in Innsbruck ein Tumorprofiling-Programm, das sogenannte ONCO-T-PROFIL-Projekt, initiiert. Innerhalb von zwei Jahren sollte 100 Patienten mit refraktären metastatischen Tumoren eine personalisierte Therapie anhand des Tumorprofils angeboten werden. Dafür wurde eine Zusammenarbeit mit Caris Life Sciences<sup>®</sup>, einer Biotech-Firma, die sich auf eine molekulare Tumortypisierung spezialisiert hat, initiiert. Bislang konnte von 66 eingeschlossenen Patienten in 49 Fällen das Tumorgewebe molekular typisiert werden. Die Typisierung erfolgt zentralisiert bei Caris Life Sciences<sup>®</sup> in Phoenix, Arizona (USA). Mittels verschiedener Verfahren, wie z.B. Immunhistochemie, FISH und „next-generation sequencing“, werden Tumorblöcke auf prognostische und prädiktive Biomarker analysiert. Anhand der Ergebnisse der überexprimierten, negativen oder mutierten Biomarker entsteht ein Tumorprofil, welches in einem Abschlussbericht zusammengefasst wird (Tab. 1). Je nach Resultat kann dem Patienten eine Chemotherapie bzw. zielgerichtete Therapie, beispielsweise mit therapeutischen Antikörpern, angeboten werden. Das Ansprechen haben wir wie folgt definiert: Das progressionsfreie Überleben (PFS) unter der nach Tumorprofil erstellten Therapie muss mindestens um das 1,3-Fache länger sein als das PFS unter der unmittelbar vorangegangenen Therapie.</p> <h2>Ergebnisse</h2> <p>Von den bislang 49 untersuchten Patienten wurde in 98 % zumindest ein potenzielles Target identifiziert. Bis März 2015 wurden 19 Patientinnen und Patienten mit einer personalisierten Therapie behandelt. Ein männlicher Patient mit Brustkrebs wurde beispielsweise mit Exemestan und Everolimus behandelt, da eine Überexpression der Östrogen- und Progesteronrezeptoren nachgewiesen sowie eine Mutation des <em>PIK3CA-</em>Gens detektiert worden war. Eine weitere Patientin mit Pankreaskarzinom wurde bei <em>KRAS</em>-Mutation und starker <em>c-myc</em>-Überexpression mit Regorafenib therapiert. Insgesamt konnten bislang sieben (36 % ) Patienten aus dem behandelten Kollektiv mit einem gegenüber der unmittelbar vorangegangenen Therapie um das 1,3-Fache verlängerten PFS profitieren. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir bislang zeigen konnten, dass die beschriebene Profil-Erstellung im täglichen klinischen Setting durchführbar ist und dass eine Subgruppe von Patienten von einem verlängerten Überleben profitiert. Die endgültigen Ergebnisse werden für Ende 2016 erwartet.</p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: E-Mail: andreas.seeber@uki.at<br/>
Quelle: „ONCO-T-PROFIL: molecular
characterization of potential predictive
biomarkers for the treatment of patients with
refractory metastatic solid tumours“
am 24. April 2015 im Rahmen des Young
Investigators Meeting, OeGHO-Kongress 2015,
23.–25. April 2015, Salzburg
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<p class="article-footer">
<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
<div class="collapse" id="collapseLiteratur">
<p><strong>1</strong> Von Hoff DD et al: J Clin Oncol 2010; 28: 4877-4883</p>
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