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Lymphome

<p class="article-intro">Am EHA 2016 in Kopenhagen wurden wieder zahlreiche neue Erkenntnisse zum Thema Lymphome präsentiert. MCL hatten für lange Zeit die schlechteste Prognose aller B-Zell-Lymphome. Durch Entwicklung neuer Therapiestrategien konnte die Prognose jedoch beträchtlich gebessert werden. Neuigkeiten hierzu und zu weiteren Entitäten finden Sie im folgenden Beitrag.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Key Points</h2> <ul> <li>aSCTx ist eine kurative Therapie f&uuml;r MCL, Ibrutinib erste Therapie der Wahl beim rezidivierten MCL.</li> <li>Die Therapie der refrakt&auml;ren DLBCL muss verbessert werden.</li> <li>Es gibt widerspr&uuml;chliche Daten zur optimalen Sequenz von Rituximab.</li> <li>&bdquo;Double-hit&ldquo;- und &bdquo;Double expressor&ldquo;-MYC und Bcl-2-positive Lymphome haben eine von anderen Risikofaktoren unabh&auml;ngige ernste Prognose.</li> <li>Obinutuzumab erzielt in Kombination mit Bendamustin einen OS-Benefit bei Rituximab-refrakt&auml;ren FL.</li> </ul> </div> <h2>Mantelzelllymphom (MCL)</h2> <p>Vergleichsweise lange dauerte es, bis Rituximab als Teil der Induktionstherapie etabliert war. Zum Wert einer Erhaltungstherapie mit Rituximab gibt es widerspr&uuml;chliche Daten. Nach einer Induktion mit R-CHOP (Rituximab, Cyclophosphamid, Doxorubicin, Vincristin, Prednisolon) wurde das &Uuml;berleben (OS) durch eine Rituximab-Erhaltung im Vergleich zu einer Interferon-Erhaltung verbessert. Auch in der RESORT-Studie kam es durch eine Rituximab-Erhaltung im Vergleich zur Reinduktion mit Rituximab zur Verbesserung der Zeit bis zur Refrakt&auml;rit&auml;t gegen Rituximab. Auf der anderen Seite zeigten Rummel et al am diesj&auml;hrigen ASCO, dass es, nach einer Induktion mit Rituximab und Bendamustin, mit einer Rituximab-Erhaltungstherapie zu keiner Verbesserung des progressionsfreien &Uuml;berlebens (PFS) gekommen war.<sup>1</sup> Die zweite Errungenschaft beim MCL war die Therapie mit hochdosiertem Cytosin-Arabinosid und die Konsolidierung durch eine autologe Stammzelltransplantation (aSCTx). F&uuml;r Patienten, welche eine intensivere Therapie nicht tolerieren, hat sich die Kombination von Rituximab und Bendamustin bew&auml;hrt.<br /> Eskelund et al berichteten von Langzeitdaten der nordischen MCL-2-Studie.<sup>2</sup> In dieser Studie wurden unbehandelte junge Patienten mit Mantelzelllymphomen mit 6 Kursen maxi-CHOP, hochdosiertem Cytosin-Arabinosid und Rituximab behandelt und anschlie&szlig;end einer Hochdosistherapie mit aSCTx unterzogen. In der ersten Publikation dieser Studie schien es, als ob es zu einem Plateau im PFS k&auml;me. Das n&auml;hrte die Hoffnung, dass MCL kurativ behandelt werden k&ouml;nne. Beim diesj&auml;hrigen EHA wurden nun die 15-Jahres-Daten pr&auml;sentiert. Das mediane OS und PFS war mit 12,7 und 8,5 Jahren noch immer ausgezeichnet. Leider kam es selbst nach 10 Jahren zu keinem R&uuml;ckgang der Rezidive (Abb. 1).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Onko_1604_Weblinks_Seite55.jpg" alt="" width="745" height="409" /></p> <p>Ibrutinib ist ein oraler Inhibitor der Bruton-Tyrosinkinase, durch die der B-Zell-Rezeptor moduliert wird. Ibrutinib ist f&uuml;r die Therapie der p53-mutierten chronischen lymphatischen Leuk&auml;mie und das refrakt&auml;re oder rezidivierte MCL zugelassen. Ibrutinib ist eine vielversprechende Therapie f&uuml;r rezidivierte oder refrakt&auml;re MCL. Rule et al berichteten &uuml;ber die OS-Daten aus 3 Studien.<sup>3</sup> Die Einschlusskriterien und die Therapie in diesen 3 Studien waren sehr &auml;hnlich, allerdings wurde in einer Studie Ibrutinib mit Rituximab kombiniert. Der Bericht umfasst 370 Patienten, medianes Alter 67,5 Jahre. Medianes PFS und OS waren 12,8 und 25,0 Monate. Ungleich zur chronischen lymphatischen Leuk&auml;mie k&ouml;nnen nach Versagen von Ibrutinib offenbar noch stabile Remissionen erreicht werden. In der multivariaten Analyse beeinflussten ECOG, sMIPI, &bdquo;bulky disease&ldquo; und blastoide Histologie das OS sowie sMIPI, &bdquo;bulky di&shy;sease&ldquo;, blastoide Histologie und eine Vortherapie das PFS negativ (Abb. 2). Die Autoren schlossen daraus, dass Ibrutinib bereits im ersten Rezidiv eingesetzt werden sollte.<br /> Die Gruppe um Lenz untersuchte die Mechanismen f&uuml;r eine Ibrutinib-Resistenz in der randomisierten Studie Temsirolimus vs. Ibrutinib bei relapsierten oder rezidivierten MCL.<sup>4</sup> Es konnten Mutationen im NF-&kappa;B-Pathway f&uuml;r die prim&auml;re Resistenz festgemacht werden. Erworbene Resistenzen wurden nur wenige gefunden, da die Beobachtungszeit in dieser Studie noch kurz ist.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Onko_1604_Weblinks_Seite56.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <h2>Diffus gro&szlig;zelliges B-Zell-Lymphom (DLBCL)</h2> <p>Seit der Kombination von Rituximab mit dem CHOP-Schema hat sich die Prognose von Patienten mit DLBCL betr&auml;chtlich verbessert. Unklar ist noch immer die optimale Sequenz von Rituximab. Ein weiteres ungel&ouml;stes Problem sind die auf R-CHOP refrakt&auml;ren Patienten.<br /> Aus den HOVON-NORDIC-Studiengruppen wurde von einer interessanten randomisierten Studie berichtet.<sup>5</sup> Nachdem Rituximab in der Standarddosierung erst am Ende der R-CHOP-Therapie ein Plateau im Serumspiegel erreichte, haben die Forscher eine intensivierte Rituximab-Aufs&auml;ttigung w&auml;hrend der ersten 4 Kurse mit R-CHOP untersucht. Leider ist es durch die intensivierte Aufs&auml;ttigung nicht gelungen, die Prognose zu verbessern, auch nicht bei M&auml;nnern, welche niedrigere Rituximab-Spiegel erreichen als Frauen. <br /> Eine retrospektive Analyse aus dem d&auml;nischen Register verglich Patienten mit DLBCL nach 2- oder 5-j&auml;hriger Remission nach R-CHOP mit einer gematchten Normalbev&ouml;lkerung.<sup>6</sup> Patienten &uuml;ber 50 Jahre erreichten erst nach 5 Jahren Remission die Prognose der Normalbev&ouml;lkerung, w&auml;hrend bei den J&uuml;ngeren dies schon nach 2-j&auml;hriger Remission der Fall war. SCHOLAR-1 ist eine retrospektive Studie, welche 861 Patienten mit refrakt&auml;ren DLBCL untersucht.6 Die Patienten stammen aus einer franz&ouml;sischen und einer kanadischen Phase-III-Studie sowie aus Beobachtungsstudien des MD Anderson Cancer Center und der Mayo-Klinik. Refrakt&auml;re Patienten wurden in prim&auml;r refrakt&auml;r, refrakt&auml;r gegen die Zweitlinientherapie und in Patienten, welche innerhalb eines Jahres nach aSCTx rezidivierten, unterteilt. Die Rate der kompletten Remissionen schwankte zwischen 2 und 18 % , wobei 18 % nur bei Patienten erzielt wurden, welche in der Vortherapie kein Rituximab erhielten. Das mediane &Uuml;berleben war mit zwischen 4,6 und 6,9 Monaten extrem schlecht. Die Therapie dieser Patienten muss dringend verbessert werden. In einer kanadischen Studie wurden Biomarker bei refrakt&auml;ren DLBCL untersucht.<sup>8</sup> In der Erstlinientherapie ist der COO-(&bdquo;cell of origin&ldquo;-)Subtyp von starkem prognostischem Wert. Die &bdquo;Activated-B-cell&ldquo;-Lymphome haben eine wesentlich schlechtere Prognose als &bdquo;Germinal-center-B-cell&ldquo;-Lymphome. Interessanterweise verlor der COO in dieser Studie bei den refrakt&auml;ren Lymphomen seinen prognostischen Wert. Die schlechteste Prognose hatten die MYC<sub>+</sub>- und Bcl-2<sub>+</sub>-Lymphome, und zwar unabh&auml;ngig davon, ob dies immunhistochemisch oder mit dem Lymph2Cx-Test bestimmt wurde.</p> <h2>Follikul&auml;res Lymphom (FL)</h2> <p>Auch bei den FL hat Rituximab als Monotherapie oder in Kombination mit einer Chemotherapie die Prognose betr&auml;chtlich verbessert. Nach der Publikation der StiL-Studie wurde in Europa, aber auch zunehmend in den USA, das toxischere CHOP-Schema von Bendamustin abgel&ouml;st. Eine Erhaltungstherapie mit Rituximab nach der Induktion kann das progressionsfreie &Uuml;berleben betr&auml;chtlich verl&auml;ngern, ist aber einer Reinduktion im OS nicht &uuml;berlegen.<br /> In der GADOLIN-Studie wurden indolente Lymphome, welche auf Rituximab refrakt&auml;r waren, in eine Therapie mit Bendamustin mit oder ohne den innovativen CD20-Antik&ouml;rper Obinutuzumab randomisiert. Trneˇn&yacute; et al berichteten &uuml;ber die Ergebnisse f&uuml;r die Subgruppe der FL.<sup>9</sup> Im Bendamustin-Arm wird Bendamustin 2x120mg/m&sup2; dosiert, im Obinutuzumab-Arm mit 2x90mg/m&sup2;. Im Obinutuzumab-Arm wurde im ersten Kurs Obinutuzumab mit 1.000mg IV an den Tagen 1, 8 und 15 des ersten Kurses und am Tag 1 des 2. bis 6. Kurses gegeben. Nach Ende der Induktionsphase wurden die Patienten im Obinutuzumab-Arm noch einer 2-j&auml;hrigen Obinutuzumab-Erhaltungstherapie alle 2 Monate unterzogen. Wenig &uuml;berraschend war das PFS im Obinutuzumab-Arm durch die Erhaltungstherapie betr&auml;chtlich besser. Entscheidend aber ist der im OS erzielte Benefit. Obinutuzumab hat sich damit als Partner f&uuml;r Bendamustin f&uuml;r Rituximab-refrakt&auml;re FL etabliert. Da inzwischen ein Gro&szlig;teil der Patienten mit FL Bendamustin bereits in der Ersttherapie erhalten hat und daher Bendamustin f&uuml;r refrakt&auml;re Patienten nicht als Salvage-Therapie infrage kommt, wird sich die Auswirkung dieser Studie leider in Grenzen halten.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Rummel MJ et al: ASCO 2016, Abstract #7503<br /><strong>2</strong> Eskelund CW et al: EHA 2016, Abstract #S437<br /><strong>3</strong> Rule S et al: EHA 2016, Abstract #S438<br /><strong>4</strong> Lenz G et al: EHA 2016, Abstract #S439<br /><strong>5</strong> Lugtenburg P et al: EHA 2016, Abstract #S477<br /><strong>5</strong> Jakobsen LH et al: EHA 2016, Abstract #S478<br /><strong>7</strong> Teramachi J et al: EHA 2016, Abstract #S451<br /><strong>8</strong> Stewart D et al: EHA 2016, Abstract #S479<br /><strong>9</strong>&nbsp;Trneˇn&yacute; M et al: EHA 2016, Abstract #S440</p> </div> </p>
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