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„Endocrine brain“

Kognitive Beeinträchtigungen durch antihormonelle Therapien

<p class="article-intro">Neben den Auswirkungen von Chemotherapien wurden in den letzten Jahren vermehrt auch die Effekte antihormoneller Therapien auf die kognitiven Funktionen untersucht. Aus einer Übersicht über die verfügbaren Studien lassen sich keine globalen negativen Auswirkungen antihormoneller Therapien auf die kognitiven Funktionen bei den betroffenen Patientenpopulationen ableiten. Allerdings sind Beeinträchtigungen in einzelnen kognitiven Bereichen festgestellt worden, die für die individuelle Person Einschränkungen im Alltagsleben und in der Lebensqualität bedeuten können.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Kognitive Ver&auml;nderungen bei Patienten mit einer Krebserkrankung wurden erstmals vor mehr als drei Dekaden beobachtet.<sup>1</sup> Der Hauptfokus der Forschungsbestrebungen lag jedoch auf den Auswirkungen von Chemotherapien auf die kognitiven Funktionen. Kontrollierte longitudinale Studien stellen die Grundlage f&uuml;r die heutige Evidenz dar, die einen Zusammenhang zwischen Chemotherapien und subtilen kognitiven Einschr&auml;nkungen belegt.<sup>2, 3</sup> In diesem Kontext wird auch der Begriff &bdquo;chemobrain&ldquo; oder &bdquo;chemofog&ldquo; verwendet, der urspr&uuml;nglich in Selbsthilfegruppen von Patientinnen mit Brustkrebs gepr&auml;gt wurde und kognitive Probleme umschreibt. Die kognitiven Beeintr&auml;chtigungen umfassen u.a. Erinnerungsl&uuml;cken, Konzentrationsprobleme, Verlangsamung im Denken, Schwierigkeiten in der Entscheidungsfindung oder die gleichzeitige Erledigung von mehreren Aufgaben. Der Begriff &bdquo;chemobrain&ldquo; oder &bdquo;chemofog&ldquo; wurde infrage gestellt, da Patienten h&auml;ufig eine multimodale Behandlung erhalten und es daher relativ schwierig ist, den alleinigen Effekt einer Chemotherapie auf die kognitiven Funktionen zu bestimmen.<sup>4, 5</sup> Zudem wurde festgestellt, dass vorbestehende kognitive Probleme bei Krebspatienten nicht selten sind.<sup>6</sup> Diese &Uuml;berlegungen haben dazu gef&uuml;hrt, dieses Ph&auml;nomen nicht als &bdquo;chemobrain&ldquo;, sondern als Krebs- bzw. behandlungsassoziierte kognitive Ver&auml;nderungen zu bezeichnen.<sup>4</sup></p> <h2>Studien vorwiegend beim Mammakarzinom durchgef&uuml;hrt</h2> <p>Obwohl kognitive Ver&auml;nderungen nach Chemotherapien bei verschiedenen Krebsarten beobachtbar sind, basieren die heutigen Erkenntnisse haupts&auml;chlich auf Studien mit Frauen, die an einem Mammakarzinom erkrankt sind.<sup>2</sup> Bei dieser Patientinnenpopulation r&uuml;ckten neben der Chemotherapie auch die antihormonellen Therapien und ihre m&ouml;glichen kognitiven Auswirkungen vermehrt in den Fokus der Forschung, da ein Gro&szlig;teil der Frauen ein hormonrezeptorpositives Mammakarzinom aufweist, das standardm&auml;&szlig;ig mit mindestens f&uuml;nf Jahren antihormoneller Therapie behandelt wird.<sup>7</sup> Seltener wurden Patienten mit einem Prostatakarzinom, die eine Antiandrogentherapie erhielten, untersucht.<sup>8</sup> Die in der Literatur beschriebenen Pr&auml;valenzraten kognitiver Einschr&auml;nkungen liegen zwischen 20 % und 90 % beim Mammakarzinom<sup>9, 10</sup> und zwischen 50 % und 70 % beim Prostatakarzinom.<sup>11</sup> Diese gro&szlig;e Spannbreite ist auf die Vielfalt an neuropsychologischen Tests f&uuml;r die Erfassung kognitiver Funktionen, auf unterschiedliche Studiendesigns sowie auf die uneinheitlichen Definitionen von klinisch relevanten kognitiven Beeintr&auml;chtigungen bzw. daf&uuml;r verwendeten Schwellenwerten (&bdquo;cut-offs&ldquo;) zur&uuml;ckzuf&uuml;hren.<sup>12</sup> Die sogenannte <em>objektive</em> Erfassung von kognitiven Beeintr&auml;chtigungen mittels standardisierter neuropsychologischer Testbatterien gilt als &bdquo;goldener Standard&ldquo; und wurde daher in den meisten Studien eingesetzt, um kognitive Funktionen zu messen (eine &Uuml;bersicht bieten Cheung et al<sup>13</sup>). Diese Batterien bestehen aus verschiedenen Tests, die unterschiedliche kognitive Bereiche abdecken (z.B. Konzentration, r&auml;umliches Vorstellungsverm&ouml;gen, verbales Erinnern und Lernen, Reaktionsf&auml;higkeit). Gleichzeitig werden auch validierte Frageb&ouml;gen eingesetzt f&uuml;r die sogenannte subjektive Einsch&auml;tzung kognitiver Probleme durch die Patientin/den Patienten selbst.<sup>10</sup><br /> Die Frage, ob antihormonelle Therapien die kognitiven Funktionen negativ beeinflussen und sich in Anlehnung an &bdquo;chemobrain&ldquo; die Bezeichnung &bdquo;endocrine brain&ldquo; eignet, um dieses Ph&auml;nomen kurz und pr&auml;gnant zu umschreiben, ist naheliegend. Eine Reihe von Studien hat gezeigt, dass der Abfall des &Ouml;strogenspiegels bei gesunden Frauen um die Menopause einen klinisch relevanten Zusammenhang mit kognitiven Beeintr&auml;chtigungen aufweist.<sup>14</sup> Zudem wei&szlig; man aufgrund von Studien zu Hormonersatztherapien, dass &Ouml;stradiol die Hirnfunktionen positiv beeinflussen kann, wenn es w&auml;hrend oder kurz nach der Menopause verabreicht wird.<sup>15</sup> F&uuml;r die Behandlung eines &Ouml;strogenrezeptor-positiven Mammakarzinoms werden selektive &Ouml;strogenrezeptormodulatoren (SERM) oder Aromataseinhibitoren (AI) verwendet. Beide Substanzen zielen auch auf Regionen im Gehirn, die f&uuml;r die Regulierung des kognitiven Verhaltens zust&auml;ndig sind.<sup>16</sup> Die Annahme, dass sich die Reduktion der Androgene mit der Orchiektomie, dem Einsatz von LHRH-Analoga oder Antiandrogenen bei Prostatakarzinompatienten negativ auf die kognitiven Funktionen auswirkt, basiert unter anderem auf Studien, die den nat&uuml;rlichen R&uuml;ckgang von Testosteron mit einer Verschlechterung der kognitiven F&auml;higkeiten im Alter nachwiesen.<sup>17</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2015_Jatros_Onko_1504_Weblinks_Seite154.jpg" alt="" width="871" height="405" /></p> <h2>Selektive &Ouml;strogenrezeptormodulatoren</h2> <p>Der Effekt von SERM auf die kognitiven Funktionen wurde in drei gro&szlig;en randomisierten kontrollierten Studien und einer populationsbasierten Fallkontrollstudie untersucht (Tab. 1). Die MORE-Studie<sup>18</sup> testete zwei verschiedene Dosen Raloxifen im Vergleich zu Placebo in einer gro&szlig;en Stichprobe postmenopausaler Frauen mit Osteoporose und fand keine Unterschiede in den kognitiven Funktionen nach drei Jahren Therapie. Tendenziell zeigten Frauen, die Raloxifen erhielten, im Vergleich zur Placebogruppe aber ein leicht geringeres Risiko f&uuml;r eine Verschlechterung in den Bereichen des verbalen Erinnerns und der Aufmerksamkeit. Die Co-STAR-<sup>19</sup> und die NSABP-P-1-Studie<sup>20</sup> untersuchten Frauen mit einem erh&ouml;hten Brustkrebsrisiko und verglichen den Einfluss von Tamoxifen auf die kognitiven Funktionen mit demjenigen von Raloxifen bzw. Placebo. Raloxifen wies im Vergleich zu Tamoxifen &auml;hnliche kognitive Ver&auml;nderungsmuster auf,<sup>19</sup> w&auml;hrend zwischen Tamoxifen und Placebo keine Unterschiede hinsichtlich der H&auml;ufigkeit der von den Patientinnen selbst eingesch&auml;tzten kognitiven Probleme gefunden werden konnten.<sup>20</sup> Die Fallkontrollstudie verglich Brustkrebspatientinnen, die f&uuml;nf Jahre mit Tamoxifen behandelt wurden, mit Patientinnen, die keine antihormonelle Therapie erhielten.<sup>21</sup> Frauen, die Tamoxifen erhielten, berichteten h&auml;ufiger im Vergleich zur Kontrollgruppe ohne Tamoxifen, ihren Arzt aufgrund kognitiver Probleme aufgesucht zu haben. Insgesamt sind die Effekte der selektiven &Ouml;strogenrezeptormodulatoren auf die kognitiven Funktionen jedoch als relativ geringf&uuml;gig einzustufen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2015_Jatros_Onko_1504_Weblinks_Seite155.jpg" alt="" width="870" height="822" /></p> <h2>Aromataseinhibitoren</h2> <p>In Studien, in denen die Effekte von AI auf die kognitiven Funktionen untersucht worden sind, wurde entweder ein AI mit Tamoxifen oder mit Placebo verglichen.<sup>16, 22</sup> Details zu Design, Stichprobengr&ouml;&szlig;e, Vergleichsgruppen und Erfassungszeitpunkten zu den wichtigsten Studien sind in Tab. 2 aufgef&uuml;hrt. Diese Studien weisen insgesamt auf eine Verschlechterung der kognitiven Funktionen unter Tamoxifen hin. So zeigte die TEAM-Studie<sup>23</sup>, dass postmenopausale Brustkrebspatientinnen, die Exemestan erhielten, sich in keinem kognitiven Bereich von der gesunden Kontrollgruppe unterschieden, w&auml;hrend Patientinnen, die Tamoxifen erhielten, in einzelnen kognitiven Bereichen schlechter abschnitten im Vergleich zur Kontrollgruppe sowie im Vergleich zur Exemestan-Gruppe. In der BIG-1-98-Studie wurde bei Patientinnen, die zur Verabreichung von Letrozol randomisiert worden waren, nach 5-j&auml;hriger Therapie ein signifikant besserer Gesamtwert (Durchschnitt aller erfassten kognitiven Bereiche) verzeichnet als bei jenen, die Tamoxifen erhielten.<sup>24</sup> Ein Jahr nach Therapieende zeigte sich bei beiden Gruppen eine klinisch relevante Verbesserung.<sup>25</sup> In beiden Studien fanden sich f&uuml;r die beobachteten Unterschiede Effekte von mittlerem Ausma&szlig; (Cohens der Effektgr&ouml;&szlig;en um 0,40). In Bezug auf Anastrozol ist die Datenlage nicht einheitlich: In Querschnittsstudien zeichnete sich ein nachteiliger Effekt von Anastrozol auf einzelne kognitive Bereiche im Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe<sup>26</sup> und im Vergleich zu Tamoxifen<sup>27</sup> ab, w&auml;hrend in einer prospektiven Studie keine Unterschiede nach 5&ndash;6 Monaten Therapie im Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe beobachtet wurden.<sup>28</sup> Auch bei Frauen mit einem erh&ouml;hten Brustkrebsrisiko wurden unter Anastrozol gegen&uuml;ber Placebo keine kognitiven Beeintr&auml;chtigungen nachgewiesen.<sup>29</sup> In zwei prospektiven Studien, in denen der Einfluss antihormoneller Therapien ohne Differenzierung zwischen Tamoxifen und AI untersucht worden ist, wurden keine Effekte auf die objektiv gemessenen kognitiven Funktionen im Vergleich zu bev&ouml;lkerungsbasierten Normwerten<sup>30</sup> bzw. im Vergleich zu Patientinnen, die keine antihormonelle Therapie erhielten, festgestellt.<sup>31</sup> Allerdings war in einer Studie die subjektive Beeintr&auml;chtigung der Sprachkompetenzen bei Patientinnen unter endokriner Therapie ausgepr&auml;gter als bei Frauen ohne Therapie.<sup>31</sup> Bei &auml;lteren Patientinnen (&gt;60 Jahre) zeigten sich ebenfalls keine negativen Ver&auml;nderungen in den kognitiven Funktionen sechs Monate nach dem Start einer Therapie mit einem AI im Vergleich zu einer altersabgestimmten gesunden Kontrollgruppe.<sup>32</sup><br /> <br /> Diese Ergebnisse sollten vorsichtig interpretiert werden, da bei den meisten Studien keine randomisierten longitudinalen Vergleiche durchgef&uuml;hrt wurden und daher kausale Schl&uuml;sse aufgrund unzureichender Kontrolle von potenziellen St&ouml;rfaktoren schwierig sind. Zudem hatten alle Studien mit Ausnahme der IBIS-II- und der TEAM-Studie relativ kleine Stichproben und somit eine zu eingeschr&auml;nkte statistische Power, um subtile Effekte aufzudecken. Unter Ber&uuml;cksichtigung dieser Limitationen l&auml;sst sich aufgrund der vorliegenden Evidenz keine globale Verschlechterung der kognitiven Funktionen unter der Therapie mit einem AI nachweisen und die beobachteten Einschr&auml;nkungen in einzelnen Bereichen sind tendenziell kleiner als bei Tamoxifen.</p> <h2>Unterdr&uuml;ckung der Funktion der Ovarien</h2> <p>Bei pr&auml;menopausalen Brustkrebspatientinnen stellt die Unterdr&uuml;ckung der Ovarialfunktion eine weitere Therapieoption dar. W&auml;hrend mehrere Studien bei pr&auml;menopausalen Frauen zeigten, dass eine Oophorektomie mit Einschr&auml;nkungen der kognitiven Funktionen, insbesondere des Erinnerungsverm&ouml;gens, einhergeht,<sup>33&ndash;35</sup> liegen sehr wenige Daten zur Unterdr&uuml;ckung der Ovarialfunktion bei Patientinnen mit einem Mammakarzinom vor. Im Rahmen der SOFT(Suppression of Ovarian Function Trial)-Studie, die f&uuml;nf Jahre adjuvante Therapie mit Tamoxifen alleine bzw. mit Unterdr&uuml;ckung der Funktion der Ovarien in Kombination mit Tamoxifen oder mit Exemestan untersuchte,<sup>36</sup> wurde eine Substudie (Co-SOFT) zu den Auswirkungen dieser drei Therapievarianten auf die kognitiven Funktionen durchgef&uuml;hrt. Aufgrund der kleineren als der geplanten Stichprobengr&ouml;&szlig;e (86 von 321 Patientinnen) wurden die beiden Arme mit kombinierter Therapie zusammengefasst und mit Tamoxifen alleine verglichen. Nach einem Jahr unter Therapie konnten keine signifikanten Unterschiede in den Ver&auml;nderungen hinsichtlich des kognitiven Gesamtwerts und der einzelnen Dimensionen zwischen den beiden Gruppen beobachtet werden. Unter Ber&uuml;cksichtigung der Limitationen durch die kleine Patientenzahl deuten die Ergebnisse auf keinen negativen kognitiven Effekt hin, wenn zus&auml;tzlich zur oralen endokrinen Therapie die ovarielle Aktivit&auml;t unterbunden wird.<sup>37</sup></p> <h2>Androgendeprivationstherapie</h2> <p>Drei &Uuml;bersichtsarbeiten berichten &uuml;ber die Auswirkungen der Androgendeprivationstherapie auf die kognitiven Funktionen bei Patienten mit einem Prostatakarzinom.<sup>8, 11, 38</sup> Das erste Review<sup>11</sup> zeigt, dass die meisten Patienten eine Beeintr&auml;chtigung in mindestens einer kognitiven Dom&auml;ne aufweisen, am h&auml;ufigsten bei der visuell-r&auml;umlichen Wahrnehmung und den exekutiven Funktionen. In der zweiten &Uuml;bersichtsarbeit wurden nur Studien beurteilt, die auch eine Erfassung vor Therapiebeginn mitber&uuml;cksichtigten.<sup>38</sup> Patienten mit einer antihormonellen Therapie zeigten in einem Bereich, dem r&auml;umlichen Ged&auml;chtnis, eine gr&ouml;&szlig;ere Beeintr&auml;chtigung im Vergleich zu Patienten ohne diese Therapie und im Vergleich zu den beigezogenen gesunden Referenzgruppen. Im dritten Review wurde zus&auml;tzlich eine Metaanalyse durchgef&uuml;hrt, aus der ebenfalls nur in einem von sieben &uuml;berpr&uuml;ften kognitiven Bereichen, am h&auml;ufigsten bei den visomotorischen F&auml;higkeiten, eine signifikant gr&ouml;&szlig;ere Beeintr&auml;chtigung bei Patienten mit antihormoneller Therapie resultierte gegen&uuml;ber Patienten ohne Therapie sowie verglichen mit den gesunden studienspezifischen Referenzgruppen.<sup>8</sup></p> <h2>Zusammenfassung und Schlussfolgerungen</h2> <p>Aufgrund der berichteten Pr&auml;valenzraten stellen kognitive Beeintr&auml;chtigungen bei Patienten mit einem Mamma- oder Prostatakarzinom ein ernst zu nehmendes Problem dar. Die derzeitige Evidenz zu den Auswirkungen antihormoneller Therapien weist global betrachtet jedoch auf keine substanziellen negativen kognitiven Effekte hin, zeigt jedoch Einschr&auml;nkungen in spezifischen kognitiven Bereichen bei einem Teil der Patientinnen und Patienten auf. Das Ausma&szlig; der Beeintr&auml;chtigungen in diesen Dom&auml;nen wird als geringf&uuml;gig bis moderat bewertet. Im individuellen Fall k&ouml;nnen solche Beeintr&auml;chtigungen aber bedeutende negative Auswirkungen auf das Alltagsleben und die Lebensqualit&auml;t der Betroffenen haben. Diese Ergebnisse sind unter Beachtung einiger methodischer Limitationen zu verstehen. Unzureichende Studiendesigns, um kausale Effekte nachzuweisen, die Variabilit&auml;t in den beigezogenen Vergleichsgruppen (publizierte Normwerte, studienspezifische gesunde Referenzpopulation) sowie die Verwendung unterschiedlicher Schwellenwerte zur Beurteilung einer kognitiven St&ouml;rung erschweren die Vergleichbarkeit der Studien miteinander. Zudem weisen neuropsychologische Tests aufgrund ihrer Durchf&uuml;hrung in einer gesch&uuml;tzten Testsituation Grenzen bez&uuml;glich ihrer Validit&auml;t im Alltag auf, wo Betroffene mehreren Stimuli gleichzeitig ausgesetzt sind, die unterschiedliche kognitive Bereiche beanspruchen. Au&szlig;erdem stellt sich die Frage, ob Testnormen, die h&auml;ufig auf der Allgemeinbev&ouml;lkerung basieren, angemessen sind, um subtile Einschr&auml;nkungen zu beurteilen, die aufgrund von Krebstherapien auftreten k&ouml;nnen.<sup>12</sup> Wie auch Chemotherapien stellen antihormonelle Therapien meist einen Bestandteil einer multimodalen Behandlung dar, dennoch wurde bisher in ungen&uuml;gender Weise untersucht, welche Effekte diese unabh&auml;ngig von der Chemotherapie oder anderen Behandlungsoptionen auf die kognitiven Funktionen aufweisen. Die Bezeichnung &bdquo;endocrine brain&ldquo; scheint unter der gegebenen Evidenz genauso wenig treffend zu sein wie &bdquo;chemo&shy;brain&ldquo;. Das hei&szlig;t aber nicht, dass antihormonelle Therapien und ihre Auswirkungen auf die kognitiven Funktionen vernachl&auml;ssigbar sind, sondern vielmehr, dass sie ein weiterer Faktor sind, der ber&uuml;cksichtigt werden muss, wenn das Ph&auml;nomen der Krebs- bzw. behandlungsassoziierten kognitiven Ver&auml;nderungen umfassend untersucht werden soll. Von Patienten berichtete kognitive Beschwerden unter antihormonellen Therapien sollen ernst genommen und, falls indiziert, genauer abgekl&auml;rt werden.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: International Breast Cancer Study Group<br/> Coordinating Center<br/> Bern<br/> E-Mail: karin.ribi@ibcsg.org Quelle: „Endocrine brain“ am 25. April 2015 im Rahmen der Session „Probleme antihormoneller Therapien“, ÖGHO-Kongress 2015, 23.–25. April 2015, Salzburg </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Silberfarb PM: Chemotherapy and cognitive defects in cancer patients. Ann Rev Med 1983; 34: 35-46<br /><strong>2</strong> Ahles TA et al: Cancer- and cancer treatment-associa&shy;ted cognitive change: an update on the state of the science. J Clin Oncol 2012; 30: 3675-3686<br /><strong>3</strong> Jim HS et al: Meta-analysis of cognitive functioning in breast cancer survivors previously treated with standard-dose chemotherapy. J Clin Oncol 2012; 30: 3578-3587<br /><strong>4</strong> Hurria A et al: Renaming "chemobrain". Cancer Invest 2007; 25: 373-377 <br /><strong>5</strong> Boykoff N et al: Confronting chemobrain: an in-depth look at survivors reports of impact on work, social networks, and health care response. 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