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Brustkrebs und Themen zu supportiven Therapien: weitere praxisrelevante Aspekte vom ASCO 2018

<p class="article-intro">Der folgende Beitrag befasst sich mit der Wertigkeit platinhaltiger Chemotherapien beim tripelnegativen Mammakarzinom, der prophylaktischen Radiotherapie der kontralateralen Brust bei einseitigem BRCA-assoziiertem Mammakarzinom, der parenteralen Ernährungstherapie bei Patienten mit fortgeschrittenem Karzinom, der Wertigkeit der Ganzkörper-MRT-Untersuchung bei p53-Mutation sowie der intravenösen Eisentherapie zur Behandlung der Tumoranämie.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Platinbasierte neoadjuvante Chemotherapie beim tripelnegativen Mammakarzinom &ndash; systematische Literatursuche und Metaanalyse</h2> <p>Poggio und Lambertini<sup>1</sup> pr&auml;sentierten die Ergebnisse der Metaanalyse einer platinhaltigen im Vergleich mit einer nicht platinhaltigen neoadjuvanten Chemotherapie (NACT) bei Patienten mit fortgeschrittenem tripelnegativem Mammakarzinom (TNBC). Pathologisch komplette Remission (pCR) wurde als pT0/is pN0 klassifiziert. Neun randomisierte Studien wurden dabei ber&uuml;cksichtigt.<br /> Platin erh&ouml;hte die pCR-Rate von 36 % auf 52 % (OR: 1,99). Auch wenn nur Chemotherapieschemata mit Anthrazyklinen und Taxanen ber&uuml;cksichtigt wurden, war das Ergebnis vergleichbar: pCR von 55 % versus 39 % (OR 1,88). Dies galt auch beim Vergleich mit w&ouml;chentlichem Paclitaxel und Anthrazyklinen sowie Cyclophosphamid (55 % versus 33 % ; OR 2,53). Beim ereignisfreien &Uuml;berleben (EFS) und Gesamt&uuml;berleben (OS) ergaben sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Therapiegruppen. Dies galt spezifisch f&uuml;r Patientinnen mit BRCAMutation. Platinhaltige Chemotherapie verursachte signifikant mehr Grad-3- bzw. -4-Neutro- und Thrombopenien.<br /> Konsequenzen f&uuml;r den klinischen Alltag: Platinhaltige Chemotherapie erh&ouml;ht die Rate pathologisch kompletter Remissionen. Das EFS und OS werden dadurch nicht signifikant beeinflusst, wohl aber besteht mehr Myelotoxizit&auml;t.</p> <h2>Nationale Phase-II-Studie zur prophylaktischen Radiotherapie der kontralateralen Brust beim fr&uuml;hen BRCA-positiven Mammakarzinom</h2> <p>Evron et al.<sup>2</sup> haben die Ergebnisse der israelischen Phase-II-Studie vorgestellt, bei der Patientinnen mit einseitigem Mammakarzinom, die eine BRCA-Mutation aufwiesen, im Bereich der kontralateralen Brust prophylaktisch mit 50 Gray bestrahlt wurden. Bekannt ist, dass nach brusterhaltender Therapie und Strahlentherapie das Risiko f&uuml;r ipsilateralen Brustkrebs bei Mutationstr&auml;gerinnen gegen&uuml;ber Nicht-Mutationstr&auml;gerinnen nicht erh&ouml;ht ist. Wohl aber ist das Risiko f&uuml;r ein kontralaterales Mammakarzinom signifikant erh&ouml;ht.<br /> Die gleichzeitige prophylaktische Bestrahlung der kontralateralen Brust bei einseitigem Mammakarzinom wurde 162 Patientinnen angeboten, die eine prophylaktische Mastektomie abgelehnt hatten. Davon entschieden sich 81 Patientinnen f&uuml;r eine brusterhaltende Therapie plus Strahlentherapie der einen (befallenen) Seite (Standardtherapiegruppe) und die anderen (Interventionsgruppe) f&uuml;r die gleiche Therapie samt Strahlentherapie der kontralateralen Seite. Nach einer medianen Nachbeobachtung von 60 Monaten entwickelten 9 Patientinnen der Standardgruppe in der kontralateralen Brust ein Mammakarzinom, w&auml;hrend dies nach prophylaktischer Radiotherapie nur bei 2 Patientinnen der Fall war (p=0,027). Eine Patientin der Interventionsgruppe entwickelte nach 5 Jahren hinter der kontralateralen Brust ein Sarkom der Muskulatur. Fr&uuml;he oder sp&auml;te Strahlentoxizit&auml;ten traten in der Interventionsgruppe nicht auf.<br /> Konsequenzen f&uuml;r den klinischen Alltag: Bei Patientinnen mit BRCA-Mutation und einseitigem fr&uuml;hem Mammakarzinom ist nach prophylaktischer Bestrahlung der kontralateralen Brust das Risiko f&uuml;r die Entstehung eines zweiten Brustkrebses signifikant reduziert. Dieses Vorgehen stellt m&ouml;glicherweise eine relevante Therapieoption f&uuml;r Hochrisikopatientinnen dar, die eine Mastektomie ablehnen.</p> <h2>Randomisierte Studie zu parenteraler Ern&auml;hrung versus orale Ern&auml;hrung bei Patienten mit fortgeschrittenem Karzinom</h2> <p>Eine franz&ouml;sische Studie von Bouleuc et al.<sup>3</sup> hat die Wertigkeit einer parenteralen Infusionstherapie in einer randomisierten Studie gegen&uuml;ber oraler Ern&auml;hrung bei Patienten mit fortgeschrittenen Karzinomen und refrakt&auml;rer Kachexie untersucht. Der mediane Gewichtsverlust innerhalb des letzten halben Jahres betrug 8,2kg.<br /> Es zeigten sich ein Vorteil f&uuml;r die orale Ern&auml;hrung hinsichtlich physischer Funktionalit&auml;t (HR: 1,58; p=0,024) sowie ein Trend zu besserer Lebensqualit&auml;t (HR: 1,31; p=0,18) und reduzierter Fatigue (HR: 1,19; p=0,34). Das mediane &Uuml;berleben betrug in der Gruppe mit oraler Ern&auml;hrung 3,12 Monate versus 1,97 Monate im Infusionstherapiearm. Nebenwirkungen traten bei 41 % der Patienten mit oraler Ern&auml;hrung versus 52 % im parenteralen Therapiearm auf.<br /> Konsequenzen f&uuml;r den klinischen Alltag: Bei kachektischen Patienten mit fortgeschrittenem Karzinom f&uuml;hrte eine parenterale Therapie im Vergleich zu oraler Ern&auml;hrung zu numerisch schlechteren &Uuml;berlebensraten und mehr Toxizit&auml;t.</p> <h2>Ganzk&ouml;rper-MRT zur Krebsfr&uuml;herkennung bei Tr&auml;gern einer p53-Mutation</h2> <p>Das Li-Fraumeni-Syndrom stellt eine seltene genetische Pr&auml;disposition infolge von p53-Mutation mit geh&auml;uftem Auftreten eines breiten Tumorspektrums dar. Damit ist eine Vorsorge sehr komplex. Das Ganzk&ouml;rper-MRT stellt eine attraktive Form zur Krebsfr&uuml;herkennung dar. Es wird postuliert, dass dadurch das Gesamt&uuml;berleben verl&auml;ngert wird. 105 Personen zwischen 5 und 71 Jahren (medianes Alter: 33 Jahre) wurden randomisiert. In Gruppe A erfolgte das Standardvorsorgeprogramm (klinische Observanz, Blutbild, MRT des Gehirnsch&auml;dels, Ultraschall von Abdomen und Becken, MRT/Ultraschall der Br&uuml;ste bzw. bei Frauen &lt;20. Lebensjahr Brustultraschall). In Gruppe B erfolgten alle Untersuchungen der Gruppe A sowie zus&auml;tzlich 1x/Jahr ein Ganzk&ouml;rper-MRT. Bei 318 Screening-Untersuchungen wurden 24 Patienten mit Karzinomen identifiziert, 20 Karzinome im Arm A und 11 im Arm B. 12 neue Prim&auml;rtumoren wurden in der ersten Screening-Runde beobachtet. Die Rate des tumorfreien &Uuml;berlebens war nach 3 Jahren in beiden Studienarmen vergleichbar (p=0,23). 27 Biopsien erfolgten in Arm A und 20 im Arm B. Bei 157 Gesamtk&ouml;rper-MRT-Untersuchungen fanden sich eine Sensitivit&auml;t von 80 % und eine Spezifit&auml;t von 89 % mit einer Rate an falsch positiven Ergebnissen von 10 % . Ein zentraler Review zeigte diskordante Befunde bei 31 % der Untersuchungen. Die 3-Jahres-&Uuml;berlebens-Rate betrug 90 % , wobei kein Unterschied zwischen den Studiengruppen festzustellen war (p=0,58). Die 3-Jahres-&Uuml;berlebens- Rate bei neu aufgetretenen Karzinomen betrug 55 % . Die psychologischen Auswirkungen waren in beiden Studienarmen vergleichbar.<br /> Konsequenzen f&uuml;r den klinischen Alltag: Es handelt sich um die erste randomisierte Studie bei Patienten mit p53- Mutation, die f&uuml;r die Ganzk&ouml;rper-MRTUntersuchung keinen &Uuml;berlebensvorteil gegen&uuml;ber Standardvorsorgeuntersuchungen identifiziert hat.<sup>4</sup></p> <h2>Phase-II-Studie zur intraven&ouml;sen Eisentherapie ohne Erythropoetin bei der Behandlung der Tumoran&auml;mie</h2> <p>Eine prospektive Phase-II-Studie hat den Effekt von intraven&ouml;sem Eisen (Carboxymaltose- Eisen; 1000mg Ferinject i.v. am ersten Tag der Chemotherapie) ohne Erythropoetin bei 92 Patienten mit Tumoran&auml;mie untersucht.<sup>5</sup> Ein Hb-Ansprechen nach 1, 2 und 3 Monaten wurde bei 39 % , 58 % und 66 % beobachtet. Wenn 21 % der Patienten mit Eisenmangelan&auml;mie (Ferritin &lt;30 ng/ml oder Transferrins&auml;ttigung &lt;20 % ) exkludiert wurden, betrug das Hb-Ansprechen 84 % (63/73 Patienten). Patienten mit Hb-Ansprechen wiesen signifikant niedrigere Hepcidin-, CRP- und Ferritin-Spiegel auf.<br /> Konsequenzen f&uuml;r den klinischen Alltag: Die intraven&ouml;se Eisentherapie allein kann bei Tumoran&auml;mie und (normaler) Transferrin-S&auml;ttigung &gt;20 % ohne gleichzeitige Gabe von Erythropoetin die An&auml;mie erfolgreich korrigieren.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Poggio F et al.: Platinum-based neoadjuvant chemotherapy (NACT) in triple-negative breast cancer (TNBC): A systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials (RCTs). J Clin Oncol 2018; 36(15): 595 <strong>2</strong> Evron E et al.: Phase II national clinical trial of prophylactic irradiation to the contralateral breast for BRCA mutation carriers treated for early breast cancer (EBC). J Clin Oncol 2018; 36(15): 514 <strong>3</strong> Bouleuc C et al.: Multicenter randomized controlled trial for advanced cancer patients receiving parenteral nutrition (PN) versus oral feeding (OF): Results of AlimK study. J Clin Oncol 2018; 36(15): 10029 <strong>4</strong> Caron O et al.: Evaluation of whole body MRI for early detection of cancer in TP53 mutation carriers: Final results of the LIFSCREEN study. J Clin Oncol 2018; 36(15): 1527 <strong>5</strong> Kim Y et al.: Prospective phase II pilot study to evaluate the use of intravenous iron in the treatment of anemia in cancer patients. J Clin Oncol 2018; 36(15): 10113</p> </div> </p>
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