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ÖGR-Jahrestagung 2019

Von Aortitis bis ZNS

<p class="article-intro">Mehr als 600 Teilnehmer besuchten die Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Rheumatologie & Rehabilitation 2019 und bekundeten reges Interesse an 43 wissenschaftlichen Sitzungen und 52 Posterpräsentationen. Wir stellen Ihnen hier einige ausgewählte Poster und interessante Fälle vor.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Lungensono bei axSpA</h2> <p>Die Medizinische Universit&auml;t Graz pr&auml;sentierte eine Studie zur Pr&auml;valenz von Lungenver&auml;nderungen bei axSpA im transthorakalen Ultraschall (Haidmayer A et al., &Ouml;GR 2019, Poster 20). Sie konnte zeigen, dass nur 5 von 21 Patienten einen normalen Lungensonografie-Befund hatten. Bei mehr als der H&auml;lfte fanden sich sonografische Hinweise auf interstitielle Lungenver&auml;nderungen. Die Mehrzahl dieser Ver&auml;nderungen lagen medial und basal, was im Widerspruch zur bisherigen Literatur steht, wo sie meist apikal gefunden wurden.</p> <h2>G-RZA-Diagnose mit Ultraschall</h2> <p>Eine Arbeit zur Ultraschalldiagnose der chronischen Gro&szlig;gef&auml;&szlig;-Riesenzellarteriitis (G-RZA) stellte Dr. Philipp Bosch von der Medizinischen Universit&auml;t Graz vor (&Ouml;GR 2019, Poster 22). Mithilfe des in dieser Analyse festgestellten Cut-off-Wertes f&uuml;r die Intima-Media- Dicke (IMD) der Axillararterie ist es m&ouml;glich, unter RZA-Patienten jene mit G-RZA zu identifizieren. Ein Ultraschall-IMD-Cut-off- Wert von 0,87 mm erwies sich als hochspezifisch zur Unterscheidung von G-RZA-Patienten und Patienten ohne Befall der gro&szlig;en Gef&auml;&szlig;e. Das Forschungsteam erhielt f&uuml;r diese Arbeit einen der 3 Posterpreise der &Ouml;GR.</p> <h2>CED bei JIA fr&uuml;h erkennen</h2> <p>Ebenfalls aus Graz, aber aus der Universit&auml;tsklinik f&uuml;r Kinder- und Jugendheilkunde kam ein Poster zum Thema &bdquo;F&auml;kales Calprotectin zur Detektion chronisch-entz&uuml;ndlicher Darmerkrankungen bei juveniler idiopathischer Arthritis&ldquo; (Skrabl-Baumgartner A et al., &Ouml;GR 2019, Poster 34). Ziel der Arbeit war es, den Wert der FCP-Untersuchung als Screeningtool zur Fr&uuml;hdiagnose von CED bei JIA-Patienten zu erheben. Das Ergebnis: Initiale FCP-Werte &uuml;ber 489 &mu;g/g, ansteigende konsekutive FCP-Werte und ein EAA-Subtyp waren mit einer CED assoziiert. Die Daten zeigen also, dass die Bestimmung des FCP-Werts bei JIA-Patienten als Screening zur Detektion einer CED geeignet w&auml;re.</p> <h2>Infekti&ouml;se Aortitis nach Katzenbiss</h2> <p>Einen interessanten Patientenfall pr&auml;sentierte das Team der Rheumatologischen Ambulanz im Krankenhaus Barmherzige Br&uuml;der Graz-Eggenberg (Wipfler-Frei&szlig;muth E et al., &Ouml;GR 2019, Poster 47). Eine 74-j&auml;hrige Frau wurde mit generalisierten schulterbetonten Gelenksschmerzen und rezidivierenden abendlichen Fiebersch&uuml;ben zugewiesen. Das Labor zeigte geringgradige An&auml;mie, eine BSG von 105 mm/h und ein CRP von 10 mg/dl &ndash; Tendenz steigend. Die Leukozytenzahl war normal, Procalcitonin negativ. Anamnestisch wurde ein &uuml;berstandener Pasteurella-multocida-Infekt nach Katzenbiss erhoben. Zum Ausschluss einer Riesenzellarteriitis wurde ein PET-CT gemacht, das &uuml;berraschenderweise einen l&auml;nglichen bis saumf&ouml;rmigen gesteigerten Uptake an der thorakalen Aorta zeigte. Daraufhin wurde eine CT-Angiografie veranlasst, in der ein penetrierendes, gedeckt perforiertes Aortenulkus mit begleitender Aortitis entdeckt wurde. Die Blutkultur best&auml;tigte eine infekti&ouml;se Aortitis mit Pasteurella multocida. Die Patientin erhielt auf der Gef&auml;&szlig;chirurgie einen Aortenstent und antibiotische Behandlung. Fazit: Nicht immer ist eine Aortitis autoimmun bedingt.</p> <h2>ZNS-Befall bei Morbus Behcet</h2> <p>Das SMZ S&uuml;d Wien stellte den schwierigen Fall eines Patienten mit langj&auml;hrigem Morbus Behcet, therapierefrakt&auml;rer Augenbeteiligung und neurologisch-psychiatrischen Symptomen vor (Polster B et al., &Ouml;GR 2019, Poster 45). Der junge Mann wurde nacheinander mit Adalimumab, Infliximab, Adalimumab + MTX und Cyclosporin + MTX behandelt. Die Panuveitis blieb dennoch aktiv und es kam zus&auml;tzlich zu einer zerebralen Mitbeteiligung in Form von Kopfschmerzen, Schwindel und Apathie. Erst eine Hochdosis-Kortisontherapie brachte kurzfristig Besserung. Sobald die Kortisondosis aber reduziert wurde, verschlechterten sich die Neuro-Behcet-Symptome wiederum dramatisch bis hin zu einem sopor&ouml;sen Delir. Aufgrund des schlechten klinischen Zustandes des Patienten und des hohen Kortisonbedarfs wurde nun eine Kombinationstherapie aus Rituximab und Cyclophosphamid begonnen. Auf diese Behandlung sprach der 21-J&auml;hrige sehr gut an: Die neurologischen Symptome sistierten und auch die Panuveitis besserte sich zunehmend. Mittlerweile konnte auch schon die Kortisondosis reduziert werden.</p> <h2>Myalgie muss nicht Myositis sein</h2> <p>Gleich 3 F&auml;lle umfasste ein weiteres Poster aus dem SMZ S&uuml;d Wien. Deren Gemeinsamkeit: Myopathie und erh&ouml;hte CK-Werte, weshalb die Betroffenen zur rheumatologischen Abkl&auml;rung kamen. Trotz Hinweisen auf Myositis im MRT und EMG stellten sich bei diesen Patienten letztendlich ein Plasmozytom, eine statininduzierte toxische Myopathie bzw. eine Dysferlinopathie als Ursache f&uuml;r die Beschwerden heraus. Diese F&auml;lle w&uuml;rden zeigen, so die Autoren, dass eine Muskelbiopsie zur endg&uuml;ltigen Diagnosesicherung bei Myopathie unumg&auml;nglich sei (Bresan K et al., &Ouml;GR 2019, Poster 52).</p> <h2>Der Fall des Jahres: PAN</h2> <p>Den &Ouml;GR-Preis &bdquo;Fall des Jahres&ldquo; erhielt Dr. Stefan Wiltschnigg vom LKH M&uuml;rzzuschlag f&uuml;r seine Pr&auml;sentation &bdquo;Polyarteriitis nodosa &ndash; ein Fallbericht&ldquo; (&Ouml;GR 2019, Poster 50). Eine 53-j&auml;hrige Patientin wurde mit seit 2 Wochen andauerndem Fieber, heftigen Bauchschmerzen und Diarrh&ouml; vorstellig. Es bestand eine Pankolitis mit multiplen Dickdarmperforationen und Peritonitis. Im histologischen Befund der Kolektomie fanden sich isch&auml;mische Schleimhautnekrosen und granulomat&ouml;s-vaskulitische Ver&auml;nderungen der Blutgef&auml;&szlig;e. Die Hepatitisserologie war negativ, ebenso Kryoglobuline, ANA, ANCA und Komplementfaktoren. In der digitalen Subtraktionsangiografie der Viszeralgef&auml;&szlig;e fanden sich multiple Aneurysmen. Es wurde eine Polyarteriitis nodosa (PAN) diagnostiziert und zun&auml;chst mit Azathioprin und Aprednislon behandelt. Aufgrund eines Leberfermentanstiegs wurde die immunmodulatorische Therapie auf Mycophenolatmofetil (MMF) umgestellt. Daraufhin kam es wieder zu abdominellen Beschwerden und Durchf&auml;llen. Eine postoperative Komplikation wurde mittels CT ausgeschlossen. Die Koloskopie zeigte apht&ouml;se Schleimhautl&auml;sionen, eine &ouml;demat&ouml;se Schwellung und Vulnerabilit&auml;t im Bereich des Rektumrests und der Anastomose. Es wurde eine Diversionskolitis suspiziert und di&auml;tologisch und medikament&ouml;s (Metronidazol und Mesalazin) behandelt. Nach initialer Besserung traten wieder abdominelle Beschwerden auf. Nun wurde eine koloskopische Biopsie durchgef&uuml;hrt; der histologische Befund entsprach einer MMF-Colitis. Diese Diagnose best&auml;tigte sich durch prompte Besserung der Beschwerden nach Absetzen von MMF. <br />Bei gastrointestinalen Beschwerden nach kompliziert verlaufender PAN m&uuml;sse an einen Relaps der Grunderkrankung, an postoperative Komplikationen, lokalinfekti&ouml;se Probleme und &ndash; so wie in diesem Fall &ndash; auch an Nebenwirkungen der Therapie gedacht werden, so das Fazit der Autoren.</p> <h2>Effiziente Nachwuchsf&ouml;rderung</h2> <p>Mit der Initiative &bdquo;Summer School&ldquo; m&ouml;chte die &Ouml;GR die &bdquo;rheumatologische L&uuml;cke&ldquo; im aktuellen Medizincurriculum schlie&szlig;en und gegen die bestehende Nachwuchsproblematik vorgehen. Seit 2017 k&ouml;nnen Jungmediziner im Sommer in Saalfelden theoretische und praktische Einblicke in die Rheumatologie und Rehabilitation gewinnen. Eine Evaluierung zeigte nun, dass die teilnehmenden Studenten die &bdquo;Summer School&ldquo; als sehr informativ bewerteten. 100 % gaben an, sie anderen Studenten empfehlen zu wollen. Das Interesse am Fachgebiet wurde bei vielen geweckt, und einige konnten sogar schon erfolgreich f&uuml;r die Ausbildung zum Rheumatologen gewonnen werden (Sautner J et al., &Ouml;GR 2019, Poster 41).</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: ÖGR-Jahrestagung 2019, 28.–30. November 2019, Wien </p>
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