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ACR 2016

Spondyloarthropathien im Fokus

<p class="article-intro">Experten aus allen Erdteilen präsentierten am Treffen des American College of Rheumatology (ACR) 2016 neue Daten zu Spondyloarthropathien. Zu den behandelten Themen zählten medikamentöse Therapien und das erhöhte kardiovaskuläre Risiko, aber auch die Lebensqualität dieser Patienten.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Die Spondyloarthritis (SpA) umfasst eine gro&szlig;e Bandbreite &uuml;berlappender Krankheiten, bei denen derzeit eine nur geringe Anzahl zugelassener Medikamente nachweislich den Krankheitsverlauf &auml;ndert. TNF-Hemmer (TNFi) gelten derzeit als die effektivste Option, doch ist es ungekl&auml;rt, in welchem Ausma&szlig; diese Behandlung die Krankheitsaktivit&auml;t beeinflusst, berichten US-amerikanische Forscher (Bekele D et al, Abstr. 2725). Sie untersuchten die H&auml;ufigkeit erh&ouml;hter BASDAI-Scores (&bdquo;Bath Ankylosing Spondylitis Disease Activity Index&ldquo;) bei knapp 600 Patienten (91 % M&auml;nner, mittleres Alter zu Diagnose 55 Jahre). Ergebnis: Die Mehrheit dieser mit TNFi behandelten Patienten &ndash; rund 60 % &ndash; wies einen BASDAI von =4 auf. Dies ist als Hinweis auf den hohen Bedarf an effektiveren oder alternativen Therapien zu werten, so die Autoren.</p> <h2>Abatacept: erfolgreich bei PsA</h2> <p>Gute Nachrichten gibt es hingegen hinsichtlich der medikament&ouml;sen Therapie der Psoriasis-Arthritis (PsA): Abatacept, ein selektiver T-Zell-Co-Stimulationsmodulator, hat in einer Phase-II-Studie bereits vielversprechende Ergebnisse gezeigt, die nun in einer internationalen Phase-III-Studie best&auml;tigt werden konnten (Mease P et al, Abstr. 1041). Rund 430 Patienten erhielten randomisiert 24 Wochen lang 125mg Abatacept s.c. pro Woche (n=213) oder Placebo (n=211) und wurden dann bis zu 24 Monate lang offen mit Abatacept s.c. behandelt. Prim&auml;rer Endpunkt war das ACR20-Ansprechen nach 24 Wochen, zu den sekund&auml;ren Endpunkten z&auml;hlten die gesundheitsbezogene Lebensqualit&auml;t (HAQ), die radiologische Non-Progression sowie eine mehr als 50 % ige Verbesserung des PASI-Scores (&bdquo;Psoriasis Area and Severity Index&ldquo;). Unter Abatacept erreichten signifikant mehr Patienten ein ACR20-Ansprechen, auch in den Subgruppen mit/ohne TNFi-Vorbehandlung. Eine radiologische Non-Progression war ebenfalls h&auml;ufiger unter Abatacept zu beobachten, und es zeigte sich eine (bescheidene) Verbesserung des PASI50. Das Sicherheitsprofil war mit der Placebogruppe vergleichbar, neue Sicherheitshinweise wurden nicht beobachtet. Fazit: Abatacept verbesserte unabh&auml;ngig von einer TNFi-Behandlung das Ansprechen und war gut vertr&auml;glich.</p> <h2>PsA: h&ouml;heres koronares Risiko</h2> <p>Zu beachten ist bei Patienten mit PsA allerdings das erh&ouml;hte Risiko f&uuml;r Atherosklerose, das nicht nur die Carotis betrifft, wie Forscher aus Hongkong feststellten (Tam LHP et al, Abstr. 3099). Sie unterzogen 82 PsA-Patienten einer koronaren CTAngiografie (CTA) und verglichen die Ergebnisse mit Kontrollen ohne bekannte kardiovaskul&auml;re und rheumatische Erkrankung, bei denen aufgrund von Thoraxschmerzen und/oder multiplen kardiovaskul&auml;ren Risikofaktoren eine CTA durchgef&uuml;hrt wurde. Beide Gruppen waren &auml;hnlich bez&uuml;glich Alter, Geschlecht, Rauchstatus, Hypertonie/Dyslipid&auml;mie und N&uuml;chternglukose.<br /> Erstes Ergebnis: PsA-Patienten hatten eine h&ouml;here Pr&auml;valenz von Diabetes mellitus. Zweites Ergebnis: PsA-Patienten hatten signifikant h&ouml;here Pr&auml;valenzen f&uuml;r koronare Plaque (16 % vs. 7 % ), kalzifizierte Plaque (33 % vs. 13 % ), gemischte Plaque (23 % vs. 6 % ), nicht kalzifizierte Plaque (46 % vs. 22 % ) und kombinierte Plaque (gemischt/nicht kalzifiziert) (55 % vs. 25 % ). Zudem hatten PsA-Patienten einen h&ouml;heren Score an koronarem Kalzium. Nach Anpassung f&uuml;r traditionelle kardiovaskul&auml;re Risikofaktoren verblieb die Anwesenheit einer PsA der st&auml;rkste Pr&auml;diktor f&uuml;r alle Formen einer koronaren Plaque. Und: Die als vulnerabler eingestufte kombinierte Plaque korrelierte mit l&auml;ngerer Krankheitsdauer, aber nicht mit dem Alter der Patienten.</p> <h2>Lebensqualit&auml;t: Auf die Wahrnehmung kommt es an</h2> <p>Wie sieht es mit der Lebensqualit&auml;t der Patienten aus? In der SPACE-Studie untersuchten Forscher der Universit&auml;t Leiden, Niederlande, bei 450 Patienten mit axialer SpA und anderen Patienten mit chronischen R&uuml;ckenschmerzen die Assoziation zwischen der Wahrnehmung ihrer Krankheit und der gesundheitsbezogenen Lebensqualit&auml;t (HRQoL). Fazit: Die Wahrnehmung hat einen signifikanten Einfluss auf die HRQoL (Van Lunteren M et al, Abstr. 2731): M&auml;nner und Frauen, die davon ausgingen, dass ihre Krankheit schwere Konsequenzen h&auml;tte, zeigten demnach niedrigere Scores der k&ouml;rperlichen Gesundheit, w&auml;hrend ein besseres Verst&auml;ndnis der Krankheit bei beiden Geschlechtern mit besseren Scores der HRQoL assoziiert war.<br /> Dass sich Patientenangaben h&auml;ufig von der &auml;rztlichen Einstufung einer Krankheit unterscheiden, zeigte wiederum eine d&auml;nische Studie (Egsmose EM et al, Abstr. 2733). Die Autoren der Universit&auml;t Kopenhagen untersuchten bei 107 SpA-Patienten, deren Krankheit laut BASDAI als &bdquo;stabil&ldquo; charakterisiert worden war, Variationen hinsichtlich Fatigue, Schmerzen und globaler Patienteneinstufung (PaGI). Sie fanden bez&uuml;glich dieser drei Faktoren wesentliche Fluktuationen (unabh&auml;ngig von der Dauer der Erkrankung) bei den eigentlich als stabil eingestuften SpA-Patienten. Dies sollte beim Management in der t&auml;glichen Praxis ber&uuml;cksichtigt werden, fordern die Autoren.</p> <h2>Cave unbehandelte Fibromyalgie</h2> <p>Auf eine derzeit nicht ausreichend beachtete Patientengruppe verweist eine Gruppe der Universit&auml;t Aberdeen, Schottland, n&auml;mlich Patienten mit axialer SpA und komorbider Fibromyalgie (FM) (Macfarlane GJ et al, Abstr. 2723). Die vorliegende Untersuchung zeigte:</p> <ul> <li>Von 430 Patienten erhielten 3,0 % die Diagnose klinische FM, w&auml;hrend die Angaben von 20,4 % der Patienten die ACRKriterien f&uuml;r FM von 2010 erf&uuml;llten.</li> <li>Patienten mit Erf&uuml;llung der FM-Kriterien gaben h&ouml;here (schlechtere) Scores hinsichtlich Krankheitsaktivit&auml;t, Funktion und globaler Einsch&auml;tzung an und hatten zudem schlechtere Werte in Bezug auf die Lebensqualit&auml;t. Au&szlig;erdem waren sie st&auml;rker von &Auml;ngsten und Depression betroffen und litten h&auml;ufiger an Schlafproblemen und Fatigue.</li> <li>Patienten mit oder ohne FM zeigten keine Unterschiede in Bezug auf Alter, sozio&ouml;konomischen Status und Einleitung einer biologischen Therapie.</li> </ul> <p>Die Autoren warnen vor der anscheinend gro&szlig;en Diskrepanz zwischen der Diagnose einer klinischen FM und dem Erf&uuml;llen wissenschaftlicher FM-Kriterien bei Patienten mit axialer SpA. Es sei zwar derzeit nicht klar, ob die Anwendung solcher Kriterien in Anwesenheit von axialer SpA valide ist, dennoch sollte auf den m&ouml;glicherweise gro&szlig;en Bedarf an Behandlung von FM-Symptomen bei axSpAPatienten hingewiesen werden.</p> <h2>Weitere Studien kurz gefasst</h2> <ul> <li>Stichwort Tuberkulose: Obwohl das Tb- Risiko von Biologika-naiven Patienten mit Spondyloarthropathien mit dem der Allgemeinbev&ouml;lkerung vergleichbar ist, steigt das Risiko um den Faktor 7,5 nach TNFi-Behandlung (de Vries MK et al, Abstr. Nr. 2006).</li> <li>Unter Golimumab erreichten mehr Patienten mit aktiver, sehr fr&uuml;her peripherer SpA eine klinische Remission nach 12 und 24 Wochen als unter Placebo; bei vielen war die Remission anhaltend (6&ndash;52 Monate) (Carron P et al, Abstr. 2005).</li> <li>Thema Rauchen und PsA: Aktives Rauchen war bei der Allgemeinbev&ouml;lkerung mit einem h&ouml;heren Risiko f&uuml;r PsA und mit einem viel h&ouml;heren Risiko f&uuml;r Psoriasis assoziiert &ndash; ein klarer Gegensatz zu fr&uuml;heren Studien, die eine umgekehrte Beziehung gezeigt hatten. Au&szlig;erdem hatten fr&uuml;here Raucher ein signifikant niedrigeres Risiko als aktive Raucher, ein Rauchstopp k&ouml;nnte daher das Risiko f&uuml;r PsA bei Psoriasispatienten senken (Karmacharya P et al, Abstr. 3096).</li> </ul></p> <p class="article-quelle">Quelle: Annual Meeting of the American College of Rheumatology (ACR), 11.–16. November 2016, Washington </p>
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