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Neuer Antikörper erweitert das Therapiespektrum
Leading Opinions
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23.11.2017
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<p class="article-intro">Mit dem selektiven Interleukin-17A-Blocker Ixekizumab lassen sich die Beschwerden von Patienten mit aktiver Psoriasisarthritis, die nicht auf andere Biologika angesprochen haben, lindern. Das zeigen Daten der Phase-III-Studie SPIRIT-P2. Wir haben Prof. Dr. med. Oliver Distler gefragt, was er von Ixekizumab hält.</p>
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<p class="article-content"><p>Eine Psoriasisarthritis kann derart destruktiv voranschreiten, dass sie die Funktion der Gelenke deutlich einschränkt, die Lebensqualität enorm reduziert und die Mortalität erhöht.<sup>1, 2</sup> Für Patienten, die auf die konventionelle Therapie nicht ansprechen, werden Biologika empfohlen. Von den Biologika werden am häufigsten TNF-Hemmer eingesetzt. Doch bei einigen Patienten sind diese kontraindiziert; das ist dann der Fall, wenn die Patienten sie nicht vertragen oder nicht genügend darauf ansprechen.<sup>3</sup> Eine Alternative in diesen Fällen könnte in Zukunft der Interleukin(IL)- 17A-Antikörper Ixekizumab sein. Prof. Dr. med. Peter Nash und seine Kollegen von der Universität Queensland haben kürzlich die Ergebnisse der SPIRITP2- Studie veröffentlicht:<sup>4</sup> Bei Patienten mit aktiver Psoriasisarthritis, bei denen TNF-Hemmer nicht genügend gewirkt hatten, besserte Ixekizumab die Beschwerden deutlich.</p> <h2>Schlüsselrolle im Entzündungsprozess</h2> <p>IL-17A spielt eine entscheidende Rolle im Krankheitsprozess der Psoriasisarthritis. Es lockt Immunzellen zum Ort der Entzündung und erhöht die Produktion proinflammatorischer Zytokine.<sup>5</sup> Im peripheren Blut und in der Gelenkflüssigkeit lassen sich höhere Konzentrationen von Zellen nachweisen, die IL-17A produzieren, etwa T-Zellen oder «innate» Immunzellen.<sup>6–8</sup> Dieser Anstieg korreliert mit einer erhöhten Krankheitsaktivität.<sup>7</sup><br /> Dass der Einsatz der IL-17A-Blockade wirkt, hat die vorangegangene SPIRITP1- Studie gezeigt.<sup>9</sup> In dieser Phase-IIIStudie erhielten 417 Patienten mit aktiver Psoriasisarthritis randomisiert entweder Ixekizumab oder Placebo. Bei den Patienten in der Ixekizumab-Gruppe traten deutlichere klinische Verbesserungen ein als bei den Patienten in der Placebogruppe, etwa in Bezug auf die Krankheitsaktivität, auf radiologische Zeichen einer Krankheitsprogression, auf die Funktionalität und die Lebensqualität.<br /> In der SPIRIT-P2-Studie<sup>4</sup> wurden nun Patienten untersucht, die auf TNF-Hemmer nicht genügend angesprochen hatten, bei denen die Wirkung der TNF-Hemmer im Laufe der Therapie nachgelassen hatte oder die diese Medikamente nicht vertragen hatten. Die Studie läuft noch, rekrutiert aber keine Patienten mehr.<sup>10</sup> 363 Patienten erhielten randomisiert entweder 80mg Ixekizumab s.c. alle 4 Wochen oder alle 2 Wochen – jeweils nach einer Startdosis von 160mg – oder nach demselben Schema Placebo. Nach 24 Wochen hatten mehr Patienten in den Ixekizumab- Gruppen ein ACR20-Ansprechen erreicht als Patienten in der Placebogruppe (Abb. 1). Beim vierwöchentlichen Injektionsschema waren es 65 (53 % ) Patienten, beim zweiwöchentlichen Schema 59 (48 % ) und bei Placebo 23 (20 % ).<br /> Abgesehen davon verzeichneten die Autoren deutlichere Verbesserungen mit Ixekizumab auch in Scores zur Beurteilung psychischer Faktoren; ein ACR50- und ein ACR70-Ansprechen wurden mit Ixekizumab öfter erreicht als mit Placebo. Die klinischen Zeichen besserten sich meist innerhalb von ein bis zwei Wochen. Die mit mehr als 5 % häufigsten Nebenwirkungen waren Reaktionen an der Injektionsstelle, Infekte der oberen Atemwege, Nasopharyngitis, Sinusitis und oropharyngeale Schmerzen, aber die Beschwerden waren mild bis moderat ausgeprägt. Um Langzeitwirkungen und Sicherheit zu beurteilen, soll die Studie über bis zu drei Jahre fortgeführt werden.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Leading Opinions_Ortho_1704_Weblinks_lo_ortho_1704__s80_abb1.jpg" alt="" width="1417" height="910" /></p> <p><strong>Professor Distler, warum könnte Ixekizumab besser wirken als ein TNFHemmer?</strong><br /> <strong>O. Distler:</strong> Um eine Überlegenheit von Ixekizumab gegenüber TNF-α- Hemmern zu zeigen, bräuchte es einen Direktvergleich in einer Studie. Doch solche Daten gibt es nicht: Man kann also nicht sagen, dass Ixekizumab besser wirkt als ein TNF-α-Hemmer. IL-17A spielt aber bei der Pathogenese von Psoriasis, Psoriasisarthritis und auch bei Morbus Bechterew eine wichtige Rolle – das haben diverse Untersuchungen immer wieder bestätigt. Secukinumab, ein anderer IL-17A-Antikörper, zeigte denn auch eine gute Wirkung bei diesen Krankheiten.11, 12 Es liegt daher nahe, dass auch zukünftige Antikörper gegen IL-17A gut wirksam sind.</p> <p><strong>Welche Rolle spielt Ixekizumab im Vergleich zu den IL-17A-Antikörpern Secukinumab und Brodalumab oder im Vergleich zu Ustekinumab, das die Interleukine 12 und 23 blockiert?</strong><br /> <strong>O. Distler:</strong> Ob es Unterschiede in der Wirksamkeit zwischen Secukinumab und Brodalumab gibt, wissen wir nicht, denn es gibt keine Head-to-Head-Studien, die das untersucht haben. Auch gibt es keine direkten Vergleichsstudien zwischen den IL-17-A-Blockern und Ustekinumab. So ist nicht bekannt, bei welchen Krankheiten der eine Antikörper oder der andere «besser» ist.</p> <p><strong>Ist Secukinumab in der Schweiz schon zugelassen für diese Indikation?</strong><br /> <strong>O. Distler:</strong> Secukinumab ist zugelassen zur Behandlung erwachsener Patienten mit schwerer Plaque-Psoriasis, bei denen UVB und PUVA oder eine von drei systemischen Therapien – Ciclosporin, Methotrexat, Acitretin – keinen therapeutischen Erfolg gezeigt haben. Bei Psoriasisarthritis ist der Antikörper – alleine oder in Kombination mit Methotrexat – zur Behandlung erwachsener Patienten mit aktiver Psoriasisarthritis, die unzureichend auf eine vorangegangene Therapie mit krankheitsmodifizierenden Antirheumatika angesprochen haben, indiziert.</p> <p><strong>Wann setzen Sie Secukinumab bei Psoriasisarthritis ein?</strong><br /> <strong>O. Distler:</strong> Wir behandeln mit Secukinumab, wenn TNF-Hemmer nicht wirken oder wenn diese kontraindiziert sind, zum Beispiel bei Entwicklung eines «Lupus-like»-Syndroms unter TNF-α- Hemmern.</p> <p><strong>Wie beurteilen Sie das Nebenwirkungsprofil von Ixekizumab?</strong><br /> <strong>O. Distler:</strong> Die Studie hat nichts Überraschendes gezeigt: Es ist bekannt, dass Biologika das Infektionsrisiko erhöhen. Ixekizumab verhält sich hier wie andere Biologika. Ich bin froh, dass in Kürze noch ein weiteres Biologikum gegen Psoriasis auf den Markt kommen wird. Denn wir Rheumatologen sind dankbar für jedes weitere wirksame Medikament bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen.</p></p>
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<p><strong>1</strong> Ritchlin CT et al.: N Engl J Med 2017; 376: 957-70 <strong>2</strong> Gladman DD et al.: Ann Rheum Dis 2005; 64(Suppl 2): ii14-7 <strong>3</strong> Mease P et al.: Clin Exp Rheumatol 2015; 33(Suppl 93): S104-8 <strong>4</strong> Nash P et al.: Lancet 2017; 389: 2317-27 <strong>5</strong> Chiricozzi A et al.: Actas Dermosi liogr 2014; 105(Suppl 1): 9-20 <strong>6</strong> Jandus C et al.: Arthritis Rheum 2008; 58: 2307-17 <strong>7</strong> Menon B et al.: Arthritis Rheumatol 2014; 66: 1272-81 <strong>8</strong> Noordenbos T et al.: Arthritis Rheum 2012; 64: 99-109 <strong>9</strong> Mease PJ et al.: Ann Rheum Dis 2017; 76: 79-87 <strong>10</strong> www.clinicaltrials.gov, NCT02349295 <strong>11</strong> Mease PJ et al.: N Engl J Med 2015; 373: 1329-39 <strong>12</strong> Beaten D et al.: N Engl J Med 2015; 373: 2534-48</p>
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