
Psychiatrie: Bericht zeigt gedämpftes Kostenwachstum mit Tarifstruktur TARPSY
Begleitstudie kommt zu dem Schluss, dass die Einführung der Tarifierung das Ausgabentempo bremst – ohne spürbare Auswirkung auf die Qualität oder den Versorgungszugang.
Bern. Der Bundesrat wurde kürzlich über die Begleitstudie des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums (Obsan) zur Einführung der Tarifstruktur für die stationäre Psychiatrie (TARPSY) informiert. Der Bericht gibt einen Überblick über die Auswirkungen der neuen Tarifierung auf die Kostenentwicklung, den Versorgungszugang und die Qualität der stationären psychiatrischen Versorgung.
TARPSY ist eine 2018 eingeführte Pauschal-Tarifstruktur, welche die Vergütung aller stationären psychiatrischen Leistungen in der ganzen Schweiz mittels Pauschalen regelt und vereinheitlicht. Die Tagespauschalen richten sich nach der Diagnose, dem Patientenalter und der Schwere der Krankheit. Die Tarife werden zwischen den Spitälern und den Versicherern ausgehandelt.
Um zu ermitteln, wie sich die neue Tarifierung auf die Kosten, den Zugang zur psychiatrischen Versorgung und deren Qualität auswirkt, wurde das Obsan vom Bundesamt für Gesundheit mit der Durchführung einer Studie beauftragt. Diese kommt zum Schluss, dass mit TARPSY das Ziel des gedämpften Kostenwachstums in der stationären Psychiatrie erreicht werden konnte. So konnte das Ausgabentempo ohne spürbare Auswirkungen auf die Qualität und den Versorgungszugang verlangsamt werden. Seit der Einführung von TARPSY sind die Basistarife (Baserates) tendenziell gesunken. Auch die durchschnittliche Aufenthaltsdauer ist tendenziell rückläufig, aber der durchschnittliche Schweregrad der Fälle und die Anzahl der Hospitalisierungen haben zugenommen. Dieser Anstieg lässt sich insbesondere mit der Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen, der Alterung der Bevölkerung und dem allgemeinen Krisenkontext (Covid-19, geopolitische Spannungen, Klimaveränderung) erklären, heisst es.
Ebenfalls untersucht wurden die Versorgungsqualität und die Patientenbetreuung. Die analysierten Indikatoren deuten tendenziell darauf hin, dass sich die Qualität seit der Einführung von TARPSY weder verbessert noch verschlechtert hat. Zwar wurde ein vermehrter Einsatz von freiheitsbeschränkenden Massnahmen und Psychopharmaka festgestellt, doch die Gründe sind nicht klar. Es kam weder zu einem Abbau der personellen Ressourcen noch zu einer Verschlechterung der Patientenbetreuung.
Was den Zugang zur Versorgung angeht, stellten die Expertinnen und Experten fest, dass die Lage der Psychiatrie in mehreren Regionen stark angespannt ist. Der Mangel an Plätzen zur Deckung des steigenden Bedarfs setzt den stationären Sektor unter Druck. Die Einführung von TARPSY spielt bei dieser Entwicklung jedoch keine Rolle. Die neue Tarifstruktur habe hingegen eine verbesserte Transparenz der erbrachten Leistungen ermöglicht. (red)
Quelle: Medieninformation Bundesrat
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