
E-Zigaretten: Fluch und Segen für Raucher:innen
Aktuelle Untersuchungen zu E-Zigaretten zeigen, dass sie eine wirksame Hilfe beim Tabakausstieg sein können. Gleichzeitig wurden in einer kürzlich durchgeführten Analyse gefährliche Chemikalien in E-Zigaretten gefunden.
Bern - E-Zigaretten, die elektrisch betriebenen Geräte, die Nikotin in Form von Dampf abgeben, seien eine wirksame Hilfe, um mit dem Rauchen von Tabakzigaretten aufzuhören, gab die Universität Bern vor kurzem bekannt. Der Tabakausstieg gelinge demnach rund doppelt so gut wie ohne E-Zigarette. Die Forschenden, die ihre Ergebnisse im Fachmagazin «The New England Journal of Medicine» veröffentlicht haben, untersuchten die Wirksamkeit, Sicherheit und Toxikologie von E-Dampfern im Rahmen einer umfassenden Rauchstoppberatung - verglichen mit einer ebenso umfassenden Rauchstoppberatung ohne E-Dampfern.
Über einen Zeitraum von sechs Monaten wurden dazu in zwei Gruppen insgesamt 1246 Teilnehmende befragt und in den fünf Studienzentren in der Deutsch- und Westschweiz klinisch untersucht. Auch auftretende gesundheitliche unerwünschte Ereignisse wurden in dieser Zeit detailliert erfasst. Dabei zeigte sich: Die Zugabe von E-Dampfern zu den herkömmlichen Entwöhnungsmassnahmen erhöhte die Abstinenzrate vom Tabakrauchen deutlich. Konkret betrug die Abstinenzrate bei der Gruppe mit E-Dampfern 53 Prozent, in der Gruppe ohne Vapes 32 Prozent. Dies entspricht laut der Studie 67 Prozent mehr Abstinenz mit E-Zigaretten verglichen zu keinem E-Dampfer.
E-Dampfer nicht ohne Risiken
E-Zigaretten, die im Gegensatz zu Tabakprodukten deutlich weniger Schadstoffe erzeugen, tragen laut der Studie nicht dazu bei, auch die Nikotin-Abhängigkeit zu verringern. Um von der Nikotinsucht wegzukommen, plädieren die Forschenden für einen zweistufigen Ansatz: Durch die Verwendung von E-Dampfern könnten die Raucher:innen erst das Risiko für die mit dem Tabakkonsum verbundenen Krankheiten verringern, bis sie sich später entscheiden, auch die Verwendung von Nikotin ganz zu beenden. Betroffene sollten also erst versuchen, mit Tabak aufzuhören und danach die E-Dampfer absetzen, um so auch vom Nikotin wegzukommen.
E-Dampfer sind laut den Forscher:innen nicht ohne Risiken. Auch wenn sie viel weniger toxische Substanzen freisetzen würden, enthielten sie weiter krebserregende Substanzen. Zudem könne das Nikotin insbesondere auch bei Jugendlichen zu Suchtverhalten führen.
Ausserdem zeigten sich beim Einsatz von E-Zigaretten mehr milde Nebenwirkungen wie gereizte Atemwege als beim Verzicht auf solche Geräte. Das Nikotin in E-Dampfern reize den Hals stärker als in herkömmlichen Zigaretten, hiess es. Denn letztere würden Zusatzstoffe beinhalten, um genau diese Symptome zu mildern. Bezüglich schwerer Nebenwirkungen allerdings traten unerwünschte Ereignisse in der Gruppe mit E-Dampfern nicht häufiger auf als in der Gruppe ohne. Die gesundheitlichen Probleme wie Husten oder Auswurf waren in der Gruppe mit E-Dampfern geringer als in der Kontrollgruppe. Laut den Forschenden seien dies typische Symptome einer Raucherlunge. Eine Minderung könnte darauf hindeuten, dass Rauchende, die auf E-Dampfer konsequent umstellen und keinen Tabak mehr konsumieren, langfristig weniger an tabakbedingten Erkrankungen leiden könnten, auch wenn sie weiter E-Dampfer benutzten, teilte das Forschungsteam mit.
«Unsere Studie bestätigt bisherige Ergebnisse, dass E-Dampfer wirksam sind, um vom Tabakrauchen loszukommen», liess sich Studienleiter Reto Auer vom Berner Institut für Hausarztmedizin der Universität Bern und Unisanté, Universitätszentrum für Allgemeinmedizin und Gesundheitswesen in Lausanne, zitieren. «Sie zeigt zudem, welche Vorteile sie im Rahmen einer intensiven Rauchstoppberatung, wie wir sie in der Schweiz haben, bringen.» Den Angaben zufolge handelt es sich bei der aktuellen Arbeit um die weltweit grösste ihrer Art zu dem Thema. Sie bezog Forschende aus der Hausarztmedizin, der Lungenmedizin, der Toxikologie, der Suchtmedizin und der Epidemiologie mit ein. Beteiligt waren Studienzentren in Bern, Genf, Lausanne, Zürich und St. Gallen. Die Leitung hatte die Universität Bern.
Gefährliche Chemikalien in E-Zigaretten
Dass mit dem Konsum von E-Zigaretten freilich nicht alle Probleme gelöst sind, zeigt eine aktuelle Analyse der Inhaltsstoffe, bei der gefährliche Chemikalien entdeckt worden sind. So wurden in einer Laboranalyse in elektronischen Zigaretten der Marke Iqos mehrere krebserregende oder ätzende Stoffe nachgewiesen. Die Schweizer Analyse wurde vom Blauen Kreuz Bern-Solothurn-Freiburg in Auftrag gegeben. Untersucht wurden vier Iqos-Tabaksticks auf sogenannte Ewigkeitschemikalien (PFAS, per- und polyfluorierte Chemikalien), wie das Blaue Kreuz kürzlich mitteilte. Diese Chemikalien werden mit einer Reihe von Gesundheits- und Umweltproblemen in Zusammenhang gebracht. Sie werden «ewig» genannt, weil sie in der Umwelt nicht abgebaut werden. Nachweisen konnte das österreichische Labor vier verschiedene Ewigkeitschemikalen: Perfluordecansäure, Perfluorcapronsäure, Perfluorbutansäure und 4:2-Fluortelomersulfonsäure. Diese können schwere Verätzungen der Haut und schwere Augenschäden verursachen oder sind krebserregend, heisst es vom Blauen Kreuz. (ehs/ag)
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