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Wie Lungenfunktion und Lebensqualität zusammenhängen
Jatros
30
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16.05.2019
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<p class="article-intro">COSYCONET steht für „German COPD and Systemic Consequences - Comorbidities Network“ und ist eine groß angelegte, multizentrische Kohortenstudie mit ca. 2800 Patienten mit allen Schweregraden der COPD. Erste Auswertungen der Dreijahresdaten zeigen klare Korrelationen von Lungenfunktion und Lebensqualität.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p>COSYCONET besitzt in Deutschland den Status einer „Nationalen COPD-Kohorte“ und soll als Ausgangsbasis für ein langfristiges Follow-up sowie vielfältige Spezialstudien dienen. Die Patienten wurden mit einem breit gefächerten Instrumentarium zunächst bei einer ersten Visite untersucht. Im Anschluss erfolgten weitere Untersuchungen zu den Monaten 6, 18, 36 und 54. Neben der Lungenfunktion sollen dabei individuelle Muster von Komorbiditäten wie zum Beispiel Erkrankungen des Herz- Kreislauf-Systems oder Osteoporose erfasst werden. Auch der metabolische und mentale Status sowie die körperliche Leistungsfähigkeit und Aktivität der Patienten werden erfasst. Im Rahmen des diesjährigen DGP-Kongresses wurden erste Dreijahresdaten aus COSYCONET – also die Ergebnisse der dritten Visite – vorgestellt. Sie geben unter anderem einen Überblick über die Lebensqualität der Patienten in den unterschiedlichen Stadien der Erkrankung.</p> <h2>Raucherstatus und Lebensqualität im Krankheitsverlauf</h2> <p>Erfasst wurden Daten von rund 900 Patienten in den GOLD-Stadien 1 und 2 sowie von etwa 800 Patienten in GOLD 3 und 4. Die Patienten unterschieden sich hinsichtlich zahlreicher Parameter. So waren unter den Patienten in den Stadien GOLD 1 und 2 signifikant mehr aktive Raucher, während in den höheren GOLD-Stadien die Exraucher häufiger vertreten waren. Die Messung der Lebensqualität erfolgte mittels SGRQ sowie mit der visuellen Analogskala. Dadurch wurde ein Vergleich zwischen krankheitsspezifischer und generischer Messung der Lebensqualität möglich. Hinsichtlich der Exazerbationsanamnese zeigten Patienten in den höheren GOLD-Stadien erwartungsgemäß mehr Exazerbationen, jedoch waren auch in GOLD 1 und 2 rund 10 % von schweren Exazerbationen betroffen.<br /> Die Auswertung nach dem SGRQ zeigte über 3 Jahre lediglich eine geringe Verschlechterung der Lebensqualität um 1,3 Punkte. In der generischen VAS-Messung blieb die Lebensqualität sogar über 3 Jahre unverändert. Die Auswertung nach den Subskalen des SGRQ zeigte, dass die Verschlechterung des Gesamtscores hauptsächlich auf eine Verschlechterung der Subskala „Aktivitäten“ um 4 Punkte zurückzuführen war, während sich die Subskalen „Gesamtsymptome“ und „Belastung“ über drei Jahre nicht veränderten. Johanna Lutter vom Institut für Gesundheitsökonomie am Helmholtz Zentrum München betont allerdings, dass es hier um Daten auf Kohortenlevel geht: „Wir haben viele Patienten, die sich klinisch relevant verschlechterten. Aber es gab auch Patienten, denen es drei Jahre nach Aufnahme in die Kohorte besser ging. Im Mittel ergibt sich dann die geringe Verschlechterung.“ Die Lebensqualität der Patienten in GOLD 1 und 2 war um rund 10 SGRQPunkte besser als jene der Patienten in den höheren GOLD-Stadien.</p> <h2><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Pneumo_1902_Weblinks_a3-abb1.png" alt="" width="680" height="479" /></h2> <h2>Korrelation von Lebensqualität und Lungenfunktion</h2> <p>In eigenen Analysen wurde versucht, Veränderungen der Lungenfunktion, gemessen als FEV<sub>1</sub>, mit Veränderungen der Lebensqualität zu korrelieren. Ein Change- Score-Modell über 1,3 Jahre zeigte, dass das FEV<sub>1</sub> in allen GOLD-Stadien nur bei rund 50 % der Patienten abnahm und bei den restlichen stabil blieb oder sich sogar verbesserte. Eine Besserung um mindestens 5 % des Ausgangswerts wurde in den GOLD-Stadien 1 und 2 bei 17 % und in GOLD 3 und 4 bei 26 % der Studienteilnehmer beobachtet. In der Gesamtpopulation korrelierte die Veränderung des FEV<sub>1</sub> mit der Veränderung der Lebensqualität, gemessen mit SGRQ. Eine Abnahme des FEV1 um mindestens 5 % korrelierte mit einer Verschlechterung der Lebensqualität um 2,69 SGRQ-Punkte. Mit einer Verbesserung des FEV<sub>1</sub> um mindestens 5 % besserte sich die Lebensqualität um 2,35 Punkte (Abb. 1). Dieses Bild blieb in allen GOLDStadien erhalten, wobei sich in den höheren GOLD-Schweregraden eine Verschlechterung der Lungenfunktion besonders deutlich auf die Lebensqualität auswirkte. Mit der generischen VAS wurde ein ähnlicher Trend, allerdings mit größerer Variation, beobachtet. Hier brachte vor allem eine Verbesserung des FEV<sub>1</sub> eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität.<br />Die Daten wurden auch in einem hierarchisch- linearen Modell untersucht, um den Zusammenhang zwischen Lungenfunktion und Lebensqualität im Quer- und Längsschnitt zu untersuchen. Hinsichtlich des Querschnitts zeigte sich eine in der Literatur bereits beschriebene Assoziation von schlechterer Lungenfunktion mit schlechterer Lebensqualität. Im Längsschnitt zeigte sich, dass eine Abnahme des FEV<sub>1</sub> um 100 ml zu einer Verschlechterung der Lebensqualität um 0,76 SGRQ-Punkte führt.</p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: „COSYCONET – erste Daten aus dem 3-Jahre-Follow-up“,
„Präzisionsmedizin bei allergischen Erkrankungen“, DGPJahrestagung
2019, 14. März, München
</p>
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