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ÖGP 2018

COPD: Elemente der pulmonalen Rehabilitation (PR) während akuter Exazerbation

<p class="article-intro">Verursacht durch inhalierte Noxen wie Zigarettenrauch oder verschmutzte Luft, wird die COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) zunehmend zu einer enormen Herausforderung für die Gesundheitssysteme und deren Beschäftigte. Bereits 2002 war die COPD die fünfthäufigste Todesursache weltweit. Damals ging die WHO davon aus, dass in den nächsten zehn Jahren die Todesrate um weitere 30 % steigen wird. Trotz diverser Maßnahmen, um diesen Trend einzudämmen, wird im Jahr 2030 die COPD die dritthäufigste Todesursache weltweit sein.<sup>1</sup></p> <p class="article-content"><p>Inhalierte Giftstoffe verursachen Entz&uuml;ndungsprozesse in der Lunge, diese wiederum f&uuml;hren zu einer irreversiblen Sch&auml;digung des Organs. Die Leitsymptome sind Atemnot, exzessive Schleimproduktion und chronischer Husten. Dabei geht der pathophysiologische Prozess der COPD mit einer Abnahme der Muskulatur, verminderter Aktivit&auml;t und h&auml;ufig auch mit Symptomen einer Depression einher.<sup>2&ndash;5</sup> So sind Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung ohnehin in der Lebensf&uuml;hrung bereits schwer beeintr&auml;chtigt. Kommt es zu einer weiteren, meist infektionsbedingten Verschlechterung (Exazerbation), so verschlimmern sich die Symptome und besonders heftige Hustenattacken sowie eine massiv erh&ouml;hte Schleimproduktion beeintr&auml;chtigen das Leben der Betroffenen zus&auml;tzlich.</p> <h2>Pulmonale Rehabilitation bessert Lebensqualit&auml;t</h2> <p>Das vorrangige Ziel der Therapie bei COPD wird in der Verbesserung der funktionellen Limitationen des respiratorischen Apparats gesehen. Neben dem Aufgeben des Tabakkonsums und den medikament&ouml;sen Ma&szlig;nahmen wird immer h&auml;ufiger auch eine pulmonale oder pneumologische Rehabilitation empfohlen. Hierbei werden die Patienten zielgerichtet und strukturiert begleitet. Die pulmonale Rehabilitation (PR) ist eine nichtmedikament&ouml;se Ma&szlig;nahme zur nachhaltigen Verbesserung der Krankheitssymptome (Zitat s. u.).<sup>6</sup> <br />Der multidisziplin&auml;re Ansatz einer Rehabilitation bietet die Gelegenheit, die Patienten in verschiedenen Lebensbereich zu betreuen. Beispielsweise k&ouml;nnen Gesundheitsverhalten, Aktivit&auml;tslevel oder die psychische Situation positiv beeinflusst werden. Allerdings sind die Adh&auml;renzraten bei Rehabilitationsprogrammen niedrig. Der Beginn mit einzelnen Elementen der PR bereits im Krankenhaus, w&auml;hrend einer akuten Exazerbation, erscheint sinnvoll. Hier besteht zus&auml;tzlich die M&ouml;glichkeit, Betroffene in einer besonders sensiblen Situation zu erreichen. Durch die rasche Verbesserung des Aktivit&auml;tslevels und der gesundheitsbezogenen Lebensqualit&auml;t bleibt zu hoffen, dass Erkrankte zumindest einige der im Krankenhaus erlernten Ma&szlig;nahmen beibehalten. Vor allem die Inaktivit&auml;t ist ein wesentlicher Risikofaktor f&uuml;r eine erneute Hospitalisierung.<sup>6</sup> <br />Einfache Elemente zum Mobilisieren des Sekrets helfen den Patienten Sputum abzuhusten und f&ouml;rdern gleichzeitig die Oxygenierung. M&ouml;gliche Strategien sind hierbei die Anwendung von Drainagelagerungen und das Erlernen der Atmung mit der Lippenbremse. So haben Liao et al. ihren Probanden Poster und Informationsmaterial zur Verf&uuml;gung gestellt. Diese Materialien, in direkter N&auml;he zum Bett angebracht, helfen bei der richtigen Durchf&uuml;hrung. Dadurch werden die Erkrankten optimal in der Selbstpflege unterst&uuml;tzt. Die von Liao et al. dokumentierte Intervention beinhaltet zus&auml;tzlich Kr&auml;ftigungs- und Ausdauertrainings und wird durch Schulungsinhalte komplettiert. Nach nur viert&auml;giger Intervention lie&szlig;en sich bereits deutlich positive Effekte f&uuml;r die Teilnehmer messen (Abb. 1).<sup>7</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Pneumo_1806_Weblinks_s13_abb1.jpg" alt="" width="1417" height="798" /></p> <h2>Grenzen der pulmonalen Rehabilitation</h2> <p>Zwar verbessert sich der Gesundheitszustand der mit akuter Exazerbation eingelieferten Patienten auch durch die richtige Behandlung und fortschreitende Genesung allein. Allerdings kommt es durch zus&auml;tzlich angebotene Ma&szlig;nahmen zu einer weiteren Steigerung des Aktivit&auml;tslevels. Die Betroffenen erleben dies als eine bedeutende Steigerung ihrer Lebensqualit&auml;t.<sup>8</sup> Leider zeigt sich aber auch, dass die Effekte nicht nachhaltig sind: W&auml;hrend kurz nach der Entlassung und bis zu drei Monate sp&auml;ter die Wiederaufnahmeraten niedriger sind, l&auml;sst sich dieser Effekt nach zwei Jahren nicht mehr nachweisen.<sup>9&ndash;13</sup> <br />Bei allem Nutzen bergen im Krankenhaus angebotene Reha-Elemente allerdings auch Gefahren. So &uuml;bersch&auml;tzen manche Patienten die hinzugewonnene Erfahrung und damit die eigene Gesundheitskompetenz. Dies kann dazu f&uuml;hren, dass bei erneuter Exazerbation zu sp&auml;t Hilfe gesucht oder nach einem station&auml;ren Aufenthalt die weiterf&uuml;hrende Rehabilitation an einem spezialisierten Institut nicht angetreten wird. <br />Wesentlich erscheint auch die Frage nach der korrekten Durchf&uuml;hrung der erlernten &Uuml;bungen und Atemtechniken und ob diese &uuml;berhaupt weiterhin angewandt werden. Um eine h&ouml;here Mitwirkung der Betroffenen zu erreichen, sind etwa Hausbesuche oder Anrufe von Gesundheitsdienstleistern m&ouml;glich. Aktionspl&auml;ne k&ouml;nnen zur Verbesserung der Selbstmedikation eingesetzt werden oder die akute Notwendigkeit professioneller Hilfe verdeutlichen. <br />Abschlie&szlig;end bleibt zu sagen, dass an COPD erkrankte Menschen in jedem Fall von fr&uuml;hzeitig begonnenen Ma&szlig;nahmen zur Unterst&uuml;tzung der Atmung profitieren. Zus&auml;tzlich ist die Unterst&uuml;tzung der Sekretmobilisation eine wesentliche pflegerische T&auml;tigkeit. Aus meiner pers&ouml;nlichen Erfahrung werden allerdings atemunterst&uuml;tzende Ma&szlig;nahmen viel zu selten eingesetzt. Vor allem &auml;ltere Menschen mit Erkrankungen der Atemwege, etwa einer Pneumonie oder einer akuten Exazerbation einer COPD, profitieren von sekretl&ouml;senden Ma&szlig;nahmen. Der korrekten Anwendung der Drainage und Atmung mit der Lippenbremse sowie die Schulung der Patienten in diesen Ma&szlig;nahmen kommt dabei gr&ouml;&szlig;te Bedeutung zu.</p> <div id="keypoints">&bdquo;Pulmonary rehabilitation is a comprehensive intervention based on a thorough patient assessment followed by patient-tailored therapies, which include, but are not limited to, exercise training, education, and behavior change, designed to improve the physical and psychological condition of people with chronic respiratory disease and to promote the long-term adherence of health-enhancing behaviors.&ldquo;</div> <p>Definition der pulmonalen Rehabilitation nach American Thoracic Society/ European Respiratory Society<sup>6</sup></p> <h2>Stellenwert der Gesundheitspflege</h2> <p>Die Bezeichnung &bdquo;Gesundheitspflegeperson&ldquo; beinhaltet die &Uuml;berlegung, wie das Leben von Betroffenen nach Krankenhausentlassung nachhaltig verbessert werden kann. Das Aufgeben gesundheitssch&auml;digender Verhaltensweisen nimmt hier einen besonderen Stellenwert ein. Doch ist gerade der Eingriff in die Lebensweise der Betroffenen kritisch zu sehen. Hierf&uuml;r sind spezielle Qualifikationen und ausgedehnte Zeitressourcen n&ouml;tig. Sridhar et al. stellen allerdings keine Zunahme der Kosten durch ausgedehnte Interventionen fest. Beispielsweise werden durch die Vermeidung von ungeplanten Arztbesuchen oder durch die kurzfristig gesenkten Rehospitalisierungsraten auch Kosten f&uuml;r die Gesundheitssysteme gesenkt.<sup>9</sup> Nicht zuletzt stellt die optimale Unterst&uuml;tzung auch eine moralische Verpflichtung dar. Dieser Verantwortung gerecht zu werden bedeutet gleichzeitig auch eine Weiterentwicklung der eigenen Profession.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> World Health Organization (2007): Global surveillance, prevention and control of chronic pulmonary diseases - a comprehensive approach. www.who.int/gard/publications/ GARD%20Book % 202007.pdf <strong>2</strong> Clini E, Amborsino N: Rehabilitation in COPD patients: evergreen in pneumology and beyond. Eur Respir J 2011; 38: 514-5 <strong>3</strong> Burtin C et al.: Rehabilitation and acute exacerbations. Eur Respir J 2011; 38: 702-12 <strong>4</strong> Reardon J et al.: Pulmonary rehabilitation for COPD. Respir Med 2005; 99 Suppl B: S19-27 <strong>5</strong> Man WD et al.: Pulmonary rehabilitation and severe exacerbations of COPD: solution or white elephant? ERJ Open Res 2015; 1: pii 00050-2015 <strong>6</strong> Spruit MA et al.: An official American Thoracic Society/European Respiratory Society Statement: key concepts and advances in pulmonary rehabilitation. Am J Respir Crit Care Med 2013; 188: e13-64 <strong>7</strong> Liao LY et al.: Efficacy of a respiratory rehabilitation exercise training package in hospitalized elderly patients with acute exacerbation of COPD: a randomized control trial. Int J Chron Obstruct Pulmon Dis 2015; 10: 1703-9 <strong>8</strong> Ali MS et al.: The effect of a short-term pulmonary rehabilitation on exercise capacity and quality of life in patients hospitalised with acute exacerbation of chronic obstructive pulmonary disease. Indian J Chest Dis Allied Sci 2014; 56: 13-9 <strong>9</strong> Sridhar M et al.: A nurse led intermediate care package in patients who have been hospitalised with an acute exacerbation of chronic obstructive pulmonary disease. Thorax 2008; 63: 194-200 <strong>10</strong> Greening NJ et al.: An early rehabilitation intervention to enhance recovery during hospital admission for an exacerbation of chronic respiratory disease: randomised controlled trial. BMJ 2014; 349: g4315 <strong>11</strong> Eaton T et al.: Does early pulmonary rehabilitation reduce acute health-care utilization in COPD patients admitted with an exacerbation? A randomized controlled study. Respirology 2009; 14: 230-8 <strong>12</strong> Hopkinson NS et al.: Designing and implementing a COPD discharge care bundle. Thorax 2012; 67: 90-2 <strong>13</strong> Matthews H et al.: Care bundles reduce readmissions for COPD. Nurs Times 2013; 109: 18-20</p> </div> </p>
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