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Zwischenauswertung im ONCO-T-Profil-Programm
Jatros
Autor:
Dr. Andreas Seeber, PhD
Universitätsklinik für Innere Medizin V (Hämatologie und Onkologie)<br>Medizinische Universität Innsbruck<br>E-Mail: andreas.seeber@tirol-kliniken.at
30
Min. Lesezeit
13.07.2017
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<p class="article-intro">Bereits seit März 2014 läuft an der Universitätsklinik für Innere Medizin V (Hämatologie und Onkologie) der Medizinischen Universität Innsbruck das sogenannte ONCO-T-Profil-Programm. Ziel ist es, Krebspatienten, für die keine Standardtherapie mehr zur Verfügung steht, anhand eines molekularen Profils eine personalisierte Therapie anbieten zu können. Auf der diesjährigen Frühjahrstagung der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie in Bregenz sind die Zwischenergebnisse erstmalig präsentiert worden.</p>
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<p class="article-content"><h2>Einleitung</h2> <p>Obwohl es in den letzten Jahrzehnten zu enormen Fortschritten in der Behandlung der metastasierten Tumorerkrankung gekommen ist, wird früher oder später dennoch der Punkt in der Behandlung erreicht, an dem keine Standardtherapie mehr zur Verfügung steht. Bei fehlenden Studiendaten erfolgt, häufig auch auf Wunsch des Patienten, eine empirische Therapie, obwohl dafür sehr oft multizentrische randomisierte Studien fehlen.</p> <h2>Einsatz von Biomarkern</h2> <p>Durch die stetige Weiterentwicklung und Optimierung laborchemischer Methoden, wie z.B. des Next Generation Sequencing (NGS), werden sogenannte Biomarker etabliert, welche die Wahrscheinlichkeit für das Ansprechen auf eine Therapie respektive für deren Versagen vorhersagen können (= Prädiktivität); so sagt beispielsweise HER2-Überexpression ein Ansprechen auf Trastuzumab vorher. Diese Entwicklung führte zur Zulassung etlicher gezielter Therapien für verschiedene Subgruppen von Tumorerkrankungen, wie z.B. Afatinib für das EGFR-mutierte Lungenkarzinom oder Trastuzumab für das HER2-positive Magenkarzinom. Es ist daher auch naheliegend, Patienten mit refraktären metastasierten Tumorerkrankungen auf der Basis von entsprechend exprimierten Biomarkern, einem sogenannten Tumorprofil, zu behandeln. In einem solchen Profil sollte Tumorgewebe auf potenziell positive oder negative prädiktive Biomarker getestet werden, um dadurch den betreffenden Patienten personalisiert behandeln zu können. Im Jahr 2010 zeigte beispielsweise eine Studie, welche von Daniel Von Hoff geleitet wurde, die Durchführbarkeit und Effektivität eines solchen Konzepts. Dabei wurden 66 Patienten mit metastasierten soliden Tumoren gemäß ihrem Tumorprofil behandelt. Es konnte gezeigt werden, dass etwa 25 % in Form eines Überlebenszugewinns von circa 5 Monaten profitierten.</p> <h2>ONCO-T-Profil-Programm</h2> <p>Aus diesem Grund haben wir im März 2014 an der Universitätsklinik für Innere Medizin V (Hämatologie und Onkologie) der Medizinischen Universität Innsbruck ein Tumorprofilierungsprogramm, das sogenannte ONCO-T-Profil-Programm, gestartet. Insgesamt sollen 110 Patienten mit soliden refraktären Tumorerkrankungen, denen keine Standardtherapie mehr zur Verfügung steht, rekrutiert und im Rahmen des klinischen Alltags – also nicht in einer Studie – therapiert werden. Bislang konnten bereits von 58 eingeschlossenen Patienten (Stand Jänner 2017) Tumorprofile erstellt werden. Die Profilerstellung erfolgt dabei zentralisiert bei CARIS<sup>©</sup> Life Sciences (Phoenix, AZ, USA). Mittels verschiedener analytischer Verfahren, wie z.B. NGS, Immunhistochemie oder auch In-situ-Hybridisierung, wird Tumorgewebe auf potenziell positive und negative prädiktive Biomarker getestet. In etwa 95 % der Fälle (55 von 58 Proben) konnte mindestens ein Biomarker gefunden werden. Das Therapieansprechen haben wir – wie auch bereits bei einigen anderen Studien – wie folgt definiert: Das progressionsfreie Überleben (PFS) unter der laufenden Therapie nach dem Tumorprofil soll 1,3-fach länger sein als das PFS unter der unmittelbar vorangegangenen Therapie (die sog. PFS-Ratio). Wichtig zu erwähnen ist, dass bei allen Patienten noch vor Therapiestart ein Ausgangs-Staging mittels bildgebender Verfahren vorgenommen wurde. Bis Anfang Jänner 2017 konnten anhand des molekularen Profils 40 Patienten personalisiert behandelt werden (Tab. 1). Erfreulicherweise zeigten 22 (55 % ) von diesen 40 therapierten Patienten ein 1,3-fach längeres PFS im Vergleich mit der letzten vorangegangenen Therapie. Es konnte beispielsweise ein männlicher Patient mit einem neuroendokrinen Karzinom und Androgenrezeptor-Überexpression erfolgreich mit Goserelin und Enzalutamid behandelt werden. Eine Patientin mit Vulvakarzinom wurde hingegen bei Östrogenrezeptor-Überexpression mit Tamoxifen therapiert.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Onko_1704_Weblinks_s32.jpg" alt="" width="1419" height="1144" /></p> <h2>Fazit</h2> <p>Zusammenfassend kann somit gesagt werden, dass die Erstellung eines molekularen Tumorprofils im klinischen Alltag bei Patienten, die keine Standardtherapie mehr zur Verfügung haben, durchführbar ist und dass das betreffende Patientenkollektiv von einer personalisierten Therapie profitiert. Die finale Auswertung des Programms wird für Anfang 2018 erwartet.</p></p>
<p class="article-footer">
<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
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<p>beim Verfasser</p>
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