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Klinische Ergebnisse profilgesteuerter Tumortherapien

Zwischenauswertung im ONCO-T-Profil-Programm

<p class="article-intro">Bereits seit März 2014 läuft an der Universitätsklinik für Innere Medizin V (Hämatologie und Onkologie) der Medizinischen Universität Innsbruck das sogenannte ONCO-T-Profil-Programm. Ziel ist es, Krebspatienten, für die keine Standardtherapie mehr zur Verfügung steht, anhand eines molekularen Profils eine personalisierte Therapie anbieten zu können. Auf der diesjährigen Frühjahrstagung der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie in Bregenz sind die Zwischenergebnisse erstmalig präsentiert worden.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Einleitung</h2> <p>Obwohl es in den letzten Jahrzehnten zu enormen Fortschritten in der Behandlung der metastasierten Tumorerkrankung gekommen ist, wird fr&uuml;her oder sp&auml;ter dennoch der Punkt in der Behandlung erreicht, an dem keine Standardtherapie mehr zur Verf&uuml;gung steht. Bei fehlenden Studiendaten erfolgt, h&auml;ufig auch auf Wunsch des Patienten, eine empirische Therapie, obwohl daf&uuml;r sehr oft multizentrische randomisierte Studien fehlen.</p> <h2>Einsatz von Biomarkern</h2> <p>Durch die stetige Weiterentwicklung und Optimierung laborchemischer Methoden, wie z.B. des Next Generation Sequencing (NGS), werden sogenannte Biomarker etabliert, welche die Wahrscheinlichkeit f&uuml;r das Ansprechen auf eine Therapie respektive f&uuml;r deren Versagen vorhersagen k&ouml;nnen (= Pr&auml;diktivit&auml;t); so sagt beispielsweise HER2-&Uuml;berexpression ein Ansprechen auf Trastuzumab vorher. Diese Entwicklung f&uuml;hrte zur Zulassung etlicher gezielter Therapien f&uuml;r verschiedene Subgruppen von Tumorerkrankungen, wie z.B. Afatinib f&uuml;r das EGFR-mutierte Lungenkarzinom oder Trastuzumab f&uuml;r das HER2-positive Magenkarzinom. Es ist daher auch naheliegend, Patienten mit refrakt&auml;ren metastasierten Tumorerkrankungen auf der Basis von entsprechend exprimierten Biomarkern, einem sogenannten Tumorprofil, zu behandeln. In einem solchen Profil sollte Tumorgewebe auf potenziell positive oder negative pr&auml;diktive Biomarker getestet werden, um dadurch den betreffenden Patienten personalisiert behandeln zu k&ouml;nnen. Im Jahr 2010 zeigte beispielsweise eine Studie, welche von Daniel Von Hoff geleitet wurde, die Durchf&uuml;hrbarkeit und Effektivit&auml;t eines solchen Konzepts. Dabei wurden 66 Patienten mit metastasierten soliden Tumoren gem&auml;&szlig; ihrem Tumorprofil behandelt. Es konnte gezeigt werden, dass etwa 25 % in Form eines &Uuml;berlebenszugewinns von circa 5 Monaten profitierten.</p> <h2>ONCO-T-Profil-Programm</h2> <p>Aus diesem Grund haben wir im M&auml;rz 2014 an der Universit&auml;tsklinik f&uuml;r Innere Medizin V (H&auml;matologie und Onkologie) der Medizinischen Universit&auml;t Innsbruck ein Tumorprofilierungsprogramm, das sogenannte ONCO-T-Profil-Programm, gestartet. Insgesamt sollen 110 Patienten mit soliden refrakt&auml;ren Tumorerkrankungen, denen keine Standardtherapie mehr zur Verf&uuml;gung steht, rekrutiert und im Rahmen des klinischen Alltags &ndash; also nicht in einer Studie &ndash; therapiert werden. Bislang konnten bereits von 58 eingeschlossenen Patienten (Stand J&auml;nner 2017) Tumorprofile erstellt werden. Die Profilerstellung erfolgt dabei zentralisiert bei CARIS<sup>&copy;</sup> Life Sciences (Phoenix, AZ, USA). Mittels verschiedener analytischer Verfahren, wie z.B. NGS, Immunhistochemie oder auch In-situ-Hybridisierung, wird Tumorgewebe auf potenziell positive und negative pr&auml;diktive Biomarker getestet. In etwa 95 % der F&auml;lle (55 von 58 Proben) konnte mindestens ein Biomarker gefunden werden. Das Therapieansprechen haben wir &ndash; wie auch bereits bei einigen anderen Studien &ndash; wie folgt definiert: Das progressionsfreie &Uuml;berleben (PFS) unter der laufenden Therapie nach dem Tumorprofil soll 1,3-fach l&auml;nger sein als das PFS unter der unmittelbar vorangegangenen Therapie (die sog. PFS-Ratio). Wichtig zu erw&auml;hnen ist, dass bei allen Patienten noch vor Therapiestart ein Ausgangs-Staging mittels bildgebender Verfahren vorgenommen wurde. Bis Anfang J&auml;nner 2017 konnten anhand des molekularen Profils 40 Patienten personalisiert behandelt werden (Tab. 1). Erfreulicherweise zeigten 22 (55 % ) von diesen 40 therapierten Patienten ein 1,3-fach l&auml;ngeres PFS im Vergleich mit der letzten vorangegangenen Therapie. Es konnte beispielsweise ein m&auml;nnlicher Patient mit einem neuroendokrinen Karzinom und Androgenrezeptor-&Uuml;berexpression erfolgreich mit Goserelin und Enzalutamid behandelt werden. Eine Patientin mit Vulvakarzinom wurde hingegen bei &Ouml;strogenrezeptor-&Uuml;berexpression mit Tamoxifen therapiert.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Onko_1704_Weblinks_s32.jpg" alt="" width="1419" height="1144" /></p> <h2>Fazit</h2> <p>Zusammenfassend kann somit gesagt werden, dass die Erstellung eines molekularen Tumorprofils im klinischen Alltag bei Patienten, die keine Standardtherapie mehr zur Verf&uuml;gung haben, durchf&uuml;hrbar ist und dass das betreffende Patientenkollektiv von einer personalisierten Therapie profitiert. Die finale Auswertung des Programms wird f&uuml;r Anfang 2018 erwartet.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>beim Verfasser</p> </div> </p>
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