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Wo ist die Grenze zur rein palliativ-supportiven Therapie?
Jatros
Autor:
Univ.-Prof. Dr. Edgar Petru
Klinische Abteilung für Gynäkologie<br> Univ.-Klinik für Frauenheilkunde<br> Medizinische Universität Graz<br> E-Mail: edgar.petru@medunigraz.at
30
Min. Lesezeit
14.07.2016
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<p class="article-intro">In diesem Artikel werden Beispiele angeführt, in denen v.a. aufgrund der Tumorbiologie des gynäkologischen Malignoms eine erfolgreiche Beeinflussung von Rezidiven bzw. auch Fernmetastasen durchaus möglich ist. Dabei ist insbesondere die Anzahl der vorgeschalteten Therapielinien entscheidend. Zudem werden Situationen dargestellt, in denen zwar eine metastasierte Erkrankung vorliegt, aber u.U. über Jahre eine Remission erzielbar ist.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p>Bei Resistenzentwicklung gegenüber solchen Therapien kann sich rasch eine Situation ergeben, die dazu führt, dass von der (vormals effektiven) Systemtherapie bzw. Radiotherapie in Richtung „best supportive care“ umgeschwenkt wird.<br /> Ein wesentlicher Fortschritt ist heute, dass bei einem Teil der Karzinome durch detaillierte Kenntnisse des Tumors wie z.B. von Rezeptoren oder Gen­expressionsmustern zielgerichtete Therapien eingesetzt werden können, sozusagen als tumorspezifische Therapien.</p> <h2>Metastasiertes Mammakarzinom</h2> <p>Hier stellt sich die Frage: Handelt es sich (nur) um Knochenmetastasen? Diese können hocheffektiv mittels Strahlentherapie bekämpft werden. Bei meist gegebener Hormonempfindlichkeit dieser Karzinommetastasen werden Antihormone seit Jahrzehnten erfolgreich eingesetzt. Aromatasehemmer, Fulvestrant oder die Kombination von Everolimus mit Exemestan können die guten Behandlungsergebnisse von Tamoxifen weiter verbessern.<br /> Eine bestimmte Gruppe von Brustkrebspatientinnen (HER2+++) wies bislang die schlechteste Prognose unter den Mammakarzinomen auf. Gegen HER2-überexprimierende Tumoren werden heute standardisiert HER2-gerichtete Therapien gezielt eingesetzt. Trastuzumab und Pertuzumab sowie Trastuzumab-Emtansin (TDM-1) greifen an der extrazellulären Domäne des Tumors an, Lapatinib als Tyrosinkinaseinhibitor („small molecule“) intrazellulär. Somit kann bei dieser Untergruppe von Mammakarzinomen im Einzelfall auch ein Langzeitüberleben dokumentiert werden.<br /> Problematisch ist die Situation nach wie vor beim tripelnegativen metastasierten Mammakarzinom. Hier ist zwar die Kombination eines Taxans oder von Capecitabin mit dem Antikörper Bevacizumab, der gezielt die Gefäßneubildung von Metastasen inhibiert, wirksam, meist aber nur über wenige Monate. Häufig tritt danach rasch eine Tumorprogression mit der Installierung lediglich supportiv-symptomatischer Maßnahmen ein.</p> <h2>Metastasiertes Ovarialkarzinom</h2> <p>Solange sich Rezidive/Metastasen als platinsensitiv erweisen, kann mit einem verlängerten Überleben gerechnet werden. Platinsensitivität bedeutet, dass nach der letzten platinhaltigen Chemotherapie mindestens 6 Monate bis zur neuerlichen Progression vergangen sind. Erst bei Platinresistenz geht der Weg zunehmend in Richtung Palliation. Das Wissen, dass in dieser Situation eine (Mono-)Chemotherapie nur dann von Nutzen ist, wenn eine Remission erzielt werden kann, ist hier von herausragender Bedeutung. Bei disseminierter Erkrankung und ausgeprägtem Aszites kann in Einzelfällen auch in der platinresistenten Situation mit Bevacizumab und einem Taxan noch eine über einige Monate anhaltende gute Palliation erreicht werden.</p> <h2>Metastasiertes Endometriumkarzinom</h2> <p>Vaginalrezidive, die Blutungen auslösen, können, wenn sie isoliert sind, nicht selten durch eine Radiotherapie in Langzeitremission gebracht werden. Selten, aber doch sprechen metastasierte Endometriumkarzinome auf eine Antihormontherapie z.B. mit Gestagenen oder einem Aromatasehemmer auch über Jahre an. Die Chemotherapie ist beim Endometriumkarzinom, selbst bei jenem vom serösen Subtyp, jedoch nur moderat wirksam, sodass hier lang anhaltende Remissionen besonders selten sind.</p> <h2>Metastasierter Trophoblasttumor</h2> <p>Hier besteht (zumindest) am Anfang eine besonders hohe Chemosensitivität des Tumors bzw. der Metastasen. Auch ohne zielgerichtete Therapie lässt sich z.B. auch bei initialer massiver Lungenmetastasierung häufig eine definitive Heilung erzielen.</p></p>
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