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SABCS-Kongress 2015

Weitere klinisch bedeutsame Studiendaten

<p class="article-intro">Zu den interessanten Daten, die am SABCS-Kongress 2015 präsentiert worden sind, zählen neben spannenden Ergebnissen zur medikamentösen Therapie bei Mammakarzinom auch Studien zur Reduktion von Stomatitis und Auswirkungen des familiären Status auf das Mortalitätsrisiko. Außerdem wurde eine Untersuchung zur Frequenz der Durchführung von Tumormarkerbestimmungen bei Patientinnen mit hormonrezeptorpositivem Mammakarzinom präsentiert.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Bendamustin + Capecitabin: effektiv und wenig toxisch</h2> <p>Die Kombination von Bendamustin und Capecitabin hat sich bei vorbehandelten Patientinnen mit HER2-negativem metastasiertem Mammakarzinom als effektiv erwiesen: Rinnerthaler et al<sup>1</sup> haben die Phase-II-Studie AGMT MBC 6 an acht &ouml;sterreichischen Zentren durchgef&uuml;hrt. Das mediane Alter der Patientinnen betrug 59 Jahre. Ein ECOG(Eastern Cooperative Oncology Group)-Performance-Status von 0 lag bei 80 % vor. 35 % der Patientinnen wiesen ein tripelnegatives Mammakarzinom auf und bei 85 % wurde eine neoadjuvante Chemotherapie durchgef&uuml;hrt. 40 % der Patientinnen hatten zuvor bereits 3 Chemotherapielinien erhalten.<br /> Das mediane progressionsfreie Intervall betrug 8,4 Monate (95 % Cl: 4,37&ndash;10,40), die Nebenwirkungsrate war akzeptabel (Tab. 1).<br /> Klinische Interpretation und Konsequenzen: Die Kombination von Bendamustin und Capecitabin ist offensichtlich effektiv. Sie weist nur moderate Toxizit&auml;t auf.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Onko_1601_Weblinks_Seite84.jpg" alt="" width="297" height="396" /></p> <h2>Reduzierte Mortalit&auml;t bei verheirateten Brustkrebspatientinnen</h2> <p>Mehrere Studien haben gezeigt, dass der Umstand, verheiratet zu sein, beim Mammakarzinom eine g&uuml;nstige prognostische Bedeutung aufweist. Es fehlen jedoch Daten zu Rasse und Ethnizit&auml;t. Die Arbeitsgruppe um Martinez<sup>2</sup> hat das Risiko der Gesamtmortalit&auml;t von Patientinnen mit Brustkrebs in Abh&auml;ngigkeit vom famili&auml;ren Status, dem sozio&ouml;konomischen Status und der Rasse/Ethnizit&auml;t untersucht. Dazu wurden die Daten des kalifornischen Krebsregisters genutzt. 175.154 Patientinnen, deren Diagnose eines invasiven Brustkrebses zwischen den Jahren 2000 und 2009 erfolgt war, wurden eingeschlossen. 43 % der Patientinnen waren zum Diagnosezeitpunkt unverheiratet. Das Mortalit&auml;tsrisiko von unverheirateten im Vergleich zu verheirateten Patientinnen betrug 1,20. Der sozio&ouml;konomische Status spielte bei der Mortalit&auml;t keine Rolle, w&auml;hrend dies bei der Rasse jedoch der Fall war. Das Risiko der Brustkrebsmortalit&auml;t betrug 1,23 bei Wei&szlig;en, 1,20 bei Asiatinnen bzw. Bewohnern der pazifischen Inseln, 1,12 bei Schwarzen sowie 1,05 bei spanisch sprechenden Patientinnen. Unter den Asiatinnen bzw. Bewohnerinnen der pazifischen Inseln war die Mortalit&auml;t bei unverheirateten Patientinnen nur bei den chinesischen und philippinischen Frauen (HR: 1,35 bzw. 1,25) signifikant erh&ouml;ht.<br /> Klinische Interpretation und Konsequenzen: Zum Zeitpunkt der Diagnose von Brustkrebs nicht verheiratet zu sein, hat einen signifikanten negativen Prognosefaktor dargestellt. Hingegen wies der Sozialstatus keinen Einfluss auf die Mortalit&auml;t auf. Unterst&uuml;tzungsma&szlig;nahmen f&uuml;r unverheiratete Patientinnen mit Brustkrebs scheinen indiziert, um die Mortalit&auml;t dieses Kollektivs zu reduzieren.</p> <h2>&bdquo;Miracle&ldquo;-Mundsp&uuml;lung als Stomatitisprophylaxe unter Everolimus</h2> <p>Stomatitis stellt eine schwerwiegende Nebenwirkung einer Everolimus-Therapie dar. Sie kann sehr belastend und auch therapielimitierend sein. In der BOLERO-2-Studie wurden Patientinnen mit hormonrezeptorpositivem metastasiertem Mammakarzinom mit Everolimus und Exemestan therapiert. Die Stomatitisrate betrug 67 % , wobei Stomatitiden der Grade 2 bei 24 % und der Grade 3 bei 8 % der Patientinnen beobachtet worden sind. In der BOLERO-2-Studie wurde die Everolimus-Dosis bei 24 % der Frauen reduziert. Jones et al<sup>3</sup> haben in der am SABCS-Kongress pr&auml;sentierten Phase-II-Studie den Nutzen zweier Kortikoid-basierter Mundsp&uuml;lungsl&ouml;sungen in der Pr&auml;vention oder zur Milderung einer Everolimus-assoziierten Stomatitis bei Patientinnen mit metastasiertem Mammakarzinom untersucht. In Arm 1 erfolgte eine Mundsp&uuml;lung mit Benadryl, Tetrazyklinen, 80mg Hydrocortison, 40ml Nystatin und Wasser. In Arm 2 erhielten die Patientinnen 15mg/5ml Prednisolon als L&ouml;sung zur Mundsp&uuml;lung. Die Therapie erfolgte 4x t&auml;glich f&uuml;r 12 Wochen. Das prim&auml;re Therapieziel bestand darin, die Rate an Stomatitiden der Grade &gt;2 in diesen 12 Wochen festzustellen. Weiters sollten die Nebenwirkungen und vor allem der Prozentsatz jener Patientinnen, bei denen eine Dosisreduktion, Therapieunterbrechung oder ein toxizit&auml;tsbedingter Therapieabbruch durchgef&uuml;hrt wurde, dokumentiert werden.<br /> 48 Patientinnen wurden im Rahmen der Phase-II-Studie untersucht. Die mittlere Dauer der Mundsp&uuml;lungen betrug 68 Tage. Das mittlere Alter der Frauen lag bei 65 Jahren. 12 der 48 Patientinnen entwickelten eine Stomatitis (25 % ). Eine Grad-1-Stomatitis trat bei 17 % , eine Grad-2-Stomatitis bei 8 % der Teilnehmerinnen auf. Es wurde keine Grad-3-Stomatitis dokumentiert. Die Grad-2-Stomatitis-F&auml;lle traten innerhalb der ersten 30 Tage der Behandlung auf. Bei einer Patientin musste die Everolimus-Therapie unterbrochen werden. Eine Patientin entwickelte eine orale Kandidiasis. Keine Patientin hat die Therapie mit Kortikoid-haltigen Mundsp&uuml;lungen abgebrochen. Klinische Interpretation und Konsequenzen: Diese pr&auml;limin&auml;ren Daten geben Hinweise darauf, dass prophylaktische Korikosteroid-haltige Mundsp&uuml;lungen imstande sind, die Rate und Intensit&auml;t der Stomatitiden zu reduzieren.</p> <h2>Tumormarker-Monitoring bei metastasiertem Mammakarzinom</h2> <p>Accordino et al<sup>4</sup> haben eine populationsbasierte Analyse gemacht, um die Durchf&uuml;hrung von Tumormarkeruntersuchungen bei Patientinnen mit hormonabh&auml;ngigem metastasiertem Mammakarzinom zu evaluieren. Auf der Basis der SEER(Surveillance, Epidemiology, and End Results-Medicare)-Datenbank wurden Patientinnen, die zwischen 2002 und 2011 mit hormonrezeptorpositivem Mammakarzinom diagnostiziert worden sind, identifiziert. F&uuml;r jede Patientin wurde das Datum der Tumormarkerbestimmung mit mindestens einem der folgenden Parameter dokumentiert: CEA und/oder CA 15-3 und/oder CA 27.29. Von regul&auml;ren Tumormarkeranalysen wurde gesprochen, wenn die Bestimmungen &ouml;fter als alle 3 Monate stattfanden. Als &bdquo;sehr h&auml;ufig&ldquo; war definiert, wenn die Serumbestimmungen &gt;1x/Monat stattfanden. Eine multivariate Analyse wurde verwendet, um Patientinnencharakteristika zu untersuchen, die mit der h&auml;ufigen Verwendung von Tumormarkerbestimmungen assoziiert waren. Von 3.251 auswertbaren Patientinnen ist bei 63 % &gt;1 Tumormarkerbestimmung/Jahr erfolgt. Durchschnittlich wurde pro Patientin alle 3 Monate eine Tumormarkerbestimmung durchgef&uuml;hrt. Bei 1.065 Patientinnen (33 % ) erfolgten die Tumormarkerbestimmungen &ouml;fter als 3-monatlich, bei 498 (15 % ) h&auml;ufiger als alle 6 Wochen und bei 146 (4 % ) h&auml;ufiger als alle 4 Wochen. H&auml;ufige Tumormarker-Evaluierungen waren mit j&uuml;ngerem Alter der Patientinnen (Odds-Ratio [OR]: 1,51), sp&auml;terem Zeitpunkt der Diagnosestellung (OR: 1,3) und hohem sozio&ouml;konomischem Status (OR: 1,37) assoziiert. &Auml;hnliche Faktoren waren mit der Bestimmung von Tumormarkern &ouml;fter als 1x/Monat assoziiert. PET-CT-Untersuchungen wurden im Vergleich zu normalen CT-Untersuchungen 1,97-mal h&auml;ufiger eingesetzt, wenn regul&auml;re Tumormarkerbestimmungen alle 3 Monate erfolgten, und 3,77-mal h&auml;ufiger, wenn Tumormarkerbestimmungen &ouml;fter als alle 4 Wochen durchgef&uuml;hrt wurden.<br /> Klinische Interpretation und Konsequenzen: Tumormarkerbestimmungen alle 3 Monate sind bei hormonrezeptorpositivem metastasiertem Mammakarzinom h&auml;ufig. Bei Frauen, bei denen mindestens monatlich Tumormarkerbestimmungen erfolgt sind, war die Wahrscheinlichkeit von PET-CT-Untersuchungen fast 4x h&ouml;her als bei jenen, bei denen kein regul&auml;res Monitoring mit Tumormarkern erfolgte. Angesichts der steigenden Kosten in der Krebsversorgung und der gesteigerten Lebenserwartung bei metastasiertem Mammakarzinom sollten Anstrengungen unternommen werden, um die optimalen Zeitpunkte und Formen von Untersuchungen zu evaluieren, die das Ansprechen von Metastasen bei Patientinnen mit Mammakarzinom dokumentieren.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: Univ.-Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br/> Klinische Abteilung für Gynäkologie, Auenbruggerplatz 14, 8036 Graz<br/> E-Mail: edgar.petru@medunigraz.at<br/> Quelle: SABCS-Kongress, 8.–12. Dezember 2015, San Antonio, USA </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Rinnerthaler G et al: Capecitabine in combination with bendamustine in pretreated women with Her2-negative metastatic breast cancer: Stage 1 results of a phase II trial (AGMT MBC 6). SABCS 2015: P1-13-10<br /><strong>2</strong> Martinez ME et al: Marital status and overall mortality in breast cancer patients: Differences by socioeconomic status and race/ethnicity. SABCS 2015: P1-07-26<br /><strong>3</strong> Jones V et al: Evaluation of miracle mouthwash plus hydrocortisone versus prednisolone mouth rinses as prophylaxis for everolimus-associated stomatitis: Preliminary results of a randomized phase II study. SABCS 2015: P1-15-06<br /><strong>4</strong> Accordino MK et al: Use of serum tumor markers and high cost imaging in women with metastastic breast cancer. SABCS 2015: P1-07-21</p> </div> </p>
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