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Chirurgie und Bildgebung

Synthetische 2D-Mammografie, Resektionsränder und Mastektomien

<p class="article-intro">Im Rahmen des 3. Post San Antonio Breast Cancer Symposium am 8. Jänner 2016 wurden neben den onkologischen Highlights zu medikamentösen Therapien und translationaler Forschung auch Themen wie Mammachirurgie und -bildgebung behandelt. So wurde z.B. in einer retrospektiven Untersuchung eines Krebsregisters herausgefunden, dass eine brusterhaltende Therapie interessanterweise in besseren Outcomes resultiert als die Durchführung einer Mastektomie.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Diagnostische Anwendung von synthetischer 2D-Mammografie</h2> <p>In einer &bdquo;Single experience&ldquo;-Studie aus Wales<sup>1</sup> wurde der Stellenwert der synthetischen 2D-Mammografie im Vergleich zur Tomosynthese an 2.500 Patientinnen untersucht. Mithilfe der Brusttomosynthese oder auch 3D-Mammografie kann die Detektionsrate invasiver Mammakarzinome um bis zu 40 % erh&ouml;ht und die Falsch-positiv-Rate um 15 % vermindert werden,<sup>2&ndash;4</sup> allerdings dauert die Untersuchung l&auml;nger, die Strahlenbelastung ist h&ouml;her und auch die Befundungszeit ist l&auml;nger (um das 2- bis 4-Fache). In der synthetischen 2D-Mammografie werden anhand von Algorithmen aus den 3D-Daten Herde, Verkalkungen und Parenchymunregelm&auml;&szlig;igkeiten identifiziert. Mithilfe dieser Software k&ouml;nnen die Befundungszeit verk&uuml;rzt und sowohl der Seitenvergleich als auch der Vergleich mit fr&uuml;heren 2D-Aufnahmen erleichtert werden. In dieser Studie befundete ein einzelner erfahrener Radiologe 4.598 Mammografien von 2.500 Patientinnen sowohl mittels 3D-Tomosynthese als auch mithilfe C-view<sup>&reg;</sup>-synthetic-Software-generierter Bilder. Insgesamt wurden 144 Karzinome detektiert, von denen 41 m&ouml;glicherweise in der 2D-Mammografie &uuml;bersehen worden w&auml;ren. Unter Verwendung der 2D-Software w&auml;ren 2 Karzinome &uuml;bersehen worden, die als BIRADS 2 befundet wurden, in der Tomosynthese allerdings als BIRADS 3 bzw. 4 bewertet wurden. Unter Verwendung der C-view<sup>&reg;</sup> synthetic Software wurden 16 Patientinnen weniger zur&uuml;ckgerufen und nur 280 3D-Mammografien mussten zus&auml;tzlich befundet werden. Limitierend ist hier die Tatsache, dass es sich um eine &bdquo;single experience&ldquo; eines sehr erfahrenen Radiologen in einer &bdquo;Single center&ldquo;-Studie handelt.</p> <h2>Resektionsrand und Nachresektionsrate bei brusterhaltender OP</h2> <p>In einer gro&szlig;en Studie der DBCG (Danish Breast Cancer Cooperative Group)<sup>5</sup> wurde bei 11.900 Patientinnen, die in den Jahren 2000 bis 2009 brusterhaltend operiert worden waren, der Stellenwert von Resektionsrand und Nachresektionsrate in Bezug auf das Rezidivrisiko und das Gesamt&uuml;berleben (OS) untersucht. Bei einem Gesamtlokalrezidivrisiko von 2,4 % nach 5 Jahren und 5,9 % nach 9 Jahren zeigte sich ein signifikant erh&ouml;htes Risiko f&uuml;r ein Lokalrezidiv bei positivem Resektionsrand (HR: 2,52), allerdings wurden bei Resektionsr&auml;ndern &gt;1mm keine unterschiedlichen Rezidivraten nachgewiesen (Abb. 1). Ein erh&ouml;htes Lokalrezidivrisiko fand sich bei j&uuml;ngeren Patientinnen, bei Vorliegen von schlecht differenzierten Karzinomen, au&szlig;erdem bei Patientinnen, die nachreseziert werden mussten, und bei Detektion von &gt;4 positiven Lymphknoten. Das Risiko f&uuml;r ein Lokalrezidiv wurde durch die Gabe einer Chemotherapie erniedrigt, ebenso war es geringer bei Patientinnen, die einen Boost erhalten hatten, und bei Vorliegen eines Hormonrezeptor-positiven Status. Eine Nachresektion f&uuml;hrte zur Erh&ouml;hung des Risikos f&uuml;r ein ipsilaterales Lokalrezidiv, sowohl wenn im Nachresektat ein invasiver Anteil diagnostiziert wurde (HR: 2,58) als auch bei Nachweis eines DCIS im Nachresektat (HR: 2,97). <br /> Eine Auswirkung der Nachresektion auf die &Uuml;berlebensrate konnte in dieser Studie nicht best&auml;tigt werden, allerdings waren in den Gruppen mit Resektionsrand im Ausma&szlig; von 1 und 2mm nur wenige Patientinnen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Onko_1601_Weblinks_Seite107.jpg" alt="" width="627" height="347" /></p> <h2>EBC: brusterhaltende Therapie vs. Mastektomie</h2> <p>M. C. van Maaren<sup>6</sup> aus Utrecht pr&auml;sentierte Daten von 37.207 Patientinnen aus dem niederl&auml;ndischen Krebsregister, die zwischen 2000 und 2004 aufgrund der Prim&auml;rdiagnose eines Mammakarzinoms im Stadium T1&ndash;2 N0&ndash;1 operiert wurden. Die Brust&shy;erhaltungsrate betrug 58,4 % , die mediane Nachbeobachtungszeit 11,3 Jahre und es wurden nur Patientinnen eingeschlossen, die keinen makroskopisch verbleibenden Tumor aufwiesen und keine neoadjuvante systemische Therapie erhalten hatten. In allen Gruppen (T1N0, T2N0, T1N1, T2N1) zeigte sich ein signifikanter Vorteil f&uuml;r die brusterhaltende Therapie hinsichtlich des 10-Jahres-OS (HR: 0,81; p&lt;0,001) gegen&uuml;ber der Mastektomie. Das Fernmetastasen-freie 10-Jahres-&Uuml;berleben wurde in einer Kohorte von 7.552 Patientinnen aus dem Jahr 2003 bestimmt: Hier fand sich bei Patientinnen im Stadium T1N0 ein deutlicher Vorteil f&uuml;r die brusterhaltende Strategie (p=0,014). Bias der Studie ist, dass j&uuml;ngere Patientinnen mit kleineren, unifokalen, duktalen, lokalisierten, gut differenzierten Tumoren und geringerem Lymphknotenbefall eher einer brusterhaltenden Therapie unterzogen wurden und bei biologisch aggressiveren Tumoren eher mastektomiert wurde. Auch bei ausgedehntem Befund wurde keine Post-Mastektomie-Bestrahlung durchgef&uuml;hrt.</p> <h2>Outcomes nach neoadjuvanter systemischer Therapie</h2> <p>Eine retrospektive Multicenterstudie wies die Genauigkeit der pr&auml;operativen MRT bez&uuml;glich der Erkennung einer kompletten pathologischen Remission (pCR) bei neoadjuvant behandelten Patientinnen von 74 % nach, eine verbesserte pCR-Rate f&uuml;hrte allerdings zu keiner Erh&ouml;hung der Brusterhaltungsrate.<sup>7</sup> In einer Sekund&auml;ranalyse dieser Studie<sup>8</sup> (TBCRC 017) wurde der Zusammenhang zwischen lokaler Behandlung und rezidivfreiem &Uuml;berleben und OS nach einer neoadjuvanten Therapie untersucht. Das rezidivfreie 5-Jahres-&Uuml;berleben war bei jenen Patientinnen am niedrigsten, die nach brusterhaltender Behandlung keine Bestrahlung erhalten hatten, sowie bei jenen, die mastektomiert und bestrahlt wurden (p=0,008), zudem bei tripelnegativen Patientinnen (p=0,018). Limitierend waren allerdings hier das retrospektive Studiendesign mit Selektionsbias, die kurze Nachbeobachtungszeit von 4,2 Jahren und die fehlende Anwendung von Herceptin vor 2005 bei 64 Patientinnen.</p> <h2>Komplikationen und Kosten der lokalen Therapie</h2> <p>Die im Laufe der vergangenen Jahre verzeichnete Zunahme der Raten an kontralateraler prophylaktischer Mastektomie und Rekonstruktion ist einerseits die Folge der Detektion erblicher genetischer Syndrome, andererseits aber auch von Patientenangst und Fehlwahrnehmung. B. Smith vom MD Anderson Cancer Center in Houston pr&auml;sentierte eine Studie<sup>9</sup> zu Komplikationen und Kosten der lokalen Therapie von &gt;105.211 Patientinnen mit fr&uuml;hem Mammakarzinom in den Stadien T1&ndash;2 N0&ndash;1, die 2000 bis 2012 behandelt wurden.<sup>10</sup> Eingeschlossen waren nur Patientinnen, die keine neoadjuvante Chemotherapie und keine Post-Mastektomie-Bestrahlung erhalten hatten. Im Vergleich zur brusterhaltenden Therapie und Ganzbrustbestrahlung resultierten Mastektomie und Rekonstruktion in einer Verdoppelung der Komplikationsrate. Dies f&uuml;hrte sowohl bei j&uuml;ngeren Patientinnen mit privater Versicherung als auch bei der &auml;lteren Kohorte ohne Zusatzversicherung zu einem exzessiven Kostenanstieg. Patientinnen, die einer Brachytherapie zugef&uuml;hrt worden waren, entwickelten mehr Komplikationen, die Kosten lagen aber hier &auml;hnlich wie bei Brusterhaltung mit Ganzbrustbestrahlung. Die wenigsten Komplikationen wurden bei j&uuml;ngeren Patientinnen mit alleiniger Mastektomie und bei &auml;lteren Patientinnen mit alleiniger Brusterhaltung verzeichnet. Zu diskutieren ist hier sicherlich &ndash; abgesehen von den damit verbundenen Komplikationen und Kosten &ndash; die Notwendigkeit der Mastektomie bei Patientinnen mit Tumoren in den Stadien T1&ndash;2 N0&ndash;1.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: Medizinische Universität Wien<br/> E-Mail: ruth.exner@meduniwien.ac.at<br/> Quelle: 3. Post-SABCS, 8. Jänner 2016, Wien </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Holt SD et al: SABCS 2015; Abstract #S1-09<br /><strong>2</strong> Skaane P et al: Radiology 2013; 267: 47-56 <br /><strong>3</strong> Ciatto S et al: Lancet Oncol 2013; 14: 583-589<br /><strong>4</strong> Friedewald SM et al: JAMA 2014; 311: 2499-2507<br /><strong>5</strong> Bodilsen ABK et al: SABCS 2015; Abstract #S2-01<br /><strong>6</strong> van Maaren MC et al: SABCS 2015; Abstract #S3-05<br /><strong>7</strong> De Los Santos JF et al: Cancer 2013; 119: 1776-1783<br /><strong>8</strong> De Los Santos JF et al: SABCS 2015; Abstract #S3-06<br /><strong>9</strong> Smith BDD et al: SABCS 2015; Abstract #S3-07<br /><strong>10</strong> Jagsi R et al: Ann Surg 2016; 263: 219-227</p> </div> </p>
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