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Studiendaten zu CHOP-Variationen bei B- und T-Zell-Lymphomen
Jatros
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28.02.2019
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<p class="article-intro">CHOP (Cyclophosphamid, Doxorubicin, Vincristin, Prednison) ist Therapiestandard bei verschiedenen Lymphomerkrankungen. In diversen Studien, die aktuell beim ASH präsentiert wurden, kam das CHOP-Regime in abgewandelter Form oder in Kombination mit neuen Partnern zum Einsatz.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p>In der Frontline des diffusen großzelligen B-Zell-Lymphoms (DLBCL) sind 6 Zyklen Rituximab plus Cyclophosphamid, Doxorubicin, Vincristin und Prednison (RCHOP) bei jungen Patienten mit guter Prognose der Therapiestandard. In der FLYER-Studie der Deutschen Studiengruppe Hochmaligne Lymphome (DSHNH)/ German Lymphoma Alliance (GLA) wurde nun geprüft, ob mit der Gabe von nur 4 Zyklen R-CHOP plus 2 Zyklen Rituximab die Wirksamkeit erhalten und die Toxizität reduziert werden kann.<sup>1</sup> 592 Patienten erhielten entweder 6 Zyklen R-CHOP-21 oder 4 Zyklen R-CHOP-21 plus 2 Zyklen Rituximab. Mit einer medianen Nachbeobachtungszeit von 66 Monaten war der primäre Endpunkt, eine Nichtunterlegenheit bezüglich des progressionsfreien Überlebens (PFS), erreicht. Nach 36 Monaten waren 95 % versus 96 % der Patienten ohne Progress (Abb. 1). Auch bezüglich des Gesamtüberlebens (OS) war das Ergebnis mit einer 3-Jahres-OS-Rate von 98 % versus 99 % ähnlich. Das Rezidivmuster war in beiden Studienarmen mit längerer Nachbeobachtungszeit vergleichbar.<br /> Hämatologische Nebenwirkungen traten im experimentellen Arm weniger häufig auf: Eine Leukozytopenie wurde in 237 versus 171 Fällen berichtet (Grad 3–4: 110 vs. 80 Fälle), eine Anämie in 172 versus 107 Fällen (Grad 3–4: 8 versus 2 Fälle). Nicht hämatologische Nebenwirkungen waren im Studienarm mit nur 4 CHOP-Zyklen über ein Drittel gegenüber dem Standard mit 6 Zyklen R-CHOP reduziert. Parästhesie wurde in 370 versus 227 Fällen (Grad 3–4: 14 vs. 12 Fälle) beobachtet, Übelkeit in 319 versus 195 Fällen (Grad 3–4: 12 vs. 6 Fälle), Infektionen in 156 versus 98 Fällen (Grad 3–4: 23 vs. 20 Fälle), Erbrechen in 117 versus 56 Fällen (Grad 3–4: 7 vs. 1 Fall) und Mukositis in 105 versus 68 Fällen (Grad 3–4: 3 vs. 1 Fall). Bei jüngeren Patienten mit aggressivem B-Zell-Lymphom und guter Prognose (aaIPI=0, kein „bulk“) ist die Effektivität von 4 Zyklen R-CHOP plus 2 Zyklen Rituximab dem einstigen Standard 6x R-CHOP somit nicht unterlegen und die Patienten profitieren von der besseren Verträglichkeit.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Onko_1901_Weblinks_jatros_onko_1901_s9_abb1.jpg" alt="" width="1458" height="815" /></p> <h2>Brentuximab Vedotin verlängert Gesamtüberleben bei PTCL</h2> <p>CHOP ist der Therapiestandard bei Patienten mit neu diagnostiziertem peripherem T-Zell-Lymphom (PTCL). Aufgrund vielversprechender Phase-I-Daten mit Brentuximab Vedotin als Frontline- Therapie wurde die doppelblinde Phase- III-Studie ECHELON-2 konzipiert, in der 452 Patienten mit CD30-positiver PTCL randomisiert und placebokontrolliert Brentuximab Vedotin, Cyclophosphamid, Doxorubicin und Prednison (A+CHP) oder CHOP erhielten.<sup>2</sup> Primärer Studienendpunkt war das progressionsfreie Überleben, definiert als Zeit bis Tumorprogress, Tod oder nachfolgende systemische Therapie ohne autologe Stammzelltransplantation (ASCT) oder Radiatio-Konsolidierung. Die Patienten waren im Median 58 Jahre alt. Etwa 70 % der Patienten wurden mit sALCL diagnostiziert, darunter 22 % mit ALK-positiver Erkrankung.<br /> 88 % (A+CHP) versus 81 % (CHOP) der Patienten vervollständigten die Therapie wie geplant. Die relative Dosisintensität betrug unter beiden Regimen 99 % . Eine nachfolgende systemische Therapie aufgrund von Resterkrankung oder Krankheitsprogress erhielten 26 % versus 42 % , eine palliative Radiatio 4 % der Patienten beider Studienarme. Mit einer medianen Nachbeobachtungszeit von 36,2 Monaten betrug das mediane PFS 48,2 Monate unter A+CHP versus 20,8 Monate im CHOPArm (HR: 0,71; 95 % CI: 0,54–0,93; p=0,011). Nach drei Jahren waren 57 % versus 44 % der Patienten ohne Progress. Mit weiteren 6 Monaten Nachbeobachtungszeit wurde eine Reduktion des Sterberisikos von 34 % zugunsten des Brentuximab- Vedotin-haltigen Regimes beobachtet (HR: 0,66; 95 % CI: 0,46–0,95; p=0,0244). Ein Ansprechen wurde bei 83 % versus 72 % der Patienten gesehen (p=0,0032), eine Komplettremission bei 68 % versus 56 % der Patienten (p=0,0066). Nebenwirkungen traten in vergleichbarer Häufigkeit auf.</p> <h2>Alemtuzumab möglicherweise für PTCL-Subgruppen vorteilhaft</h2> <p>In der Phase-III-Studie ACT-1 erhielten junge Patienten mit systemischem PTCL (sPTCL) in der Frontline CHOP mit oder ohne Alemtuzumab sowie eine konsolidierende ASCT.<sup>3</sup> Es wurden neu diagnostizierte PTCL-Patienten, mit Ausnahme von ALCL-Patienten gleich welchen ALK-Status, eingeschlossen. Die Studienteilnehmer wiesen in 87 % der Fälle eine PTCLNOS oder eine angioimmunoblastische Pathologie auf. Da bei den ersten 4 Patienten mit einer kumulativen Alemtuzumab- Dosis von 360mg zu hohe Toxizitäten beobachtet wurden, wurde die Dosis für die weiteren 61 Patienten auf 12mg Alemtuzumab reduziert. Mit der niedrigeren Dosierung von Alemtuzumab wurde die Kombination gut vertragen.<br /> Es sprachen 52 % der Patienten auf Alemtuzumab plus CHOP versus 42 % der Patienten auf CHOP mit einer Komplettremission an. Ein Krankheitsprogress wurde für 23 % versus 42 % der Patienten berichtet. In der gesamten Studienpopulation war der Therapieerfolg vergleichsweise niedrig. Bezüglich des primären Studienendpunkts, des ereignisfreien Überlebens (EFS), wurde kein Unterschied zwischen den beiden Studienarmen gesehen (p=0,448). Nach 5 Jahren waren 32 % versus 24 % der Patienten unter Alemtuzumab plus CHOP bzw. CHOP ereignisfrei, 33 % versus 24 % ohne Progress und 45 % versus 39 % der Patienten noch am Leben. Laut multivariater Analyse hatten weibliche Patienten einen besseren Therapieerfolg unter Alemtuzumab-haltiger Therapie, während ein schlechterer Allgemeinzustand (ECOG PS >1) und eine höhere Tumorlast mit einem schlechteren Therapieerfolg einherging. Eine prädiktiv vorteilhafte Gensignatur für die Alemtuzumab- Therapie beinhaltete mehr B-Zellen und eine höhere ERBB4-Expression, was auch insgesamt bei weiblichen Patienten häufiger identifiziert wurde. Im Kontrollarm war dieselbe Gensignatur nicht prädiktiv für ein Ansprechen.</p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: 60<sup>th</sup> ASH Annual Meeting and Exposition, 1.–4. Dezember
2018, San Diego
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<p class="article-footer">
<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
<div class="collapse" id="collapseLiteratur">
<p><strong>1</strong> Poeschel V et al.: Excellent outcome of young patients (18–60 years) with favourable-prognosis diffuse large B-cell lymphoma (DLBCL) treated with 4 cycles CHOP plus 6 applications of rituximab: results of the 592 patients of the FLYER trial of the DSHNHL/GLA. ASH 2018, Abstr. #781 <strong>2</strong> Horwitz SM et al.: The ECHELON-2 trial: results of a randomized, double-blind, active-controlled phase 3 study of brentuximab vedotin and CHP (A+CHP) versus CHOP in the frontline treatment of patients with CD30+ peripheral T-cell lymphomas. ASH 2018, Abstr. #997 <strong>3</strong> D’Amore F et al.: Final analysis of the front-line phase III randomized ACT-1 trial in younger patients with systemic peripheral T-cell lymphoma treated with CHOP chemotherapy with or without alemtuzumab and consolidated by autologous hematopoietic stem cell transplant. ASH 2018, Abstr. #998</p>
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