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ASH-Meeting 2016: Stammzelltransplantation

Plerixafor steigert Qualität und Quantität mobilisierter Vorläuferzellen

<p class="article-intro">Viele Jahrzehnte wurden hämatopoetische Stammzellen für Transplantationen mittels Knochenmarksstanzen geerntet. Dieses Verfahren wurde, vor allem bei der autologen Transplantation, durch die Mobilisierung dieser Zellen in das periphere Blut abgelöst. Um die Auswanderung der Stammzellen vom Knochenmark in das periphere Blut anzuregen, werden verschiedene Strategien verwendet. Plerixafor (AMD3100, Mozobil<sup>®™</sup>) ist eine der erfolgreichsten Mobilisierungssubstanzen.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Beim ASH 2016 in San Diego wurden verschiedene Studien zur Verwendung von Plerixafor pr&auml;sentiert. Die Ergebnisse dieser Studien zeigen, dass durch den Einsatz von Plerixafor die Stammzellausbeute wesentlich verbessert werden kann.<br /> Maria Rosa Lidonnici, Mailand/Italien, und Kollegen stellten Ergebnisse einer Untersuchung zu biologischen und funktionellen Eigenschaften von humanen h&auml;matopoetischen Stammzellen vor.<sup>1</sup> Dazu verglichen die Wissenschaftler verschiedene Methoden der Stammzellgewinnung: aus dem Knochenmark sowie aus dem peripheren Blut mithilfe von Plerixafor, G-CSF oder einer Kombination beider Substanzen.<br /> Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass h&auml;matopoetische Stammzellen durch unterschiedliche Methoden der Ernte aus dem Knochenmark bzw. nach Mobilisierung durch G-CSF und/oder Plerixafor &uuml;ber verschiedene Eigenschaften verf&uuml;gen. Mithilfe von Plerixafor mobilisierte Stammzellen besitzen eine st&auml;rkere F&auml;higkeit, in immundefizienten M&auml;usen h&auml;matopoetische Nischen zu besiedeln und sich in diesen einzunisten. Die h&ouml;here Anzahl von Zellen mit Expression von CXCR4 und CD49f korrelierte mit dieser Eigenschaft. Au&szlig;erdem wurde die &uuml;berlegene In-vivo- Rekonstitutionsaktivit&auml;t von Plerixaformobilisierten Zellen mithilfe einer globalen Genexpressionsanalyse gezeigt. Diese &bdquo;Stemness&ldquo;-Signatur wird durch den kombinierten Gebrauch von G-CSF ged&auml;mpft, welches f&uuml;r eine h&ouml;here Zellernte bei der Apherese eingesetzt wird. Die Ergebnisse dieser Untersuchung weisen darauf hin, dass es m&ouml;glicherweise dieser qualitative Vorteil ist, der die &uuml;berlegene Leistung der mit Plerixafor mobilisierten Zellen bewirkt. Somit geben diese Ergebnisse die Rationale f&uuml;r die Verwendung einer suboptimalen Dosis von primitiveren h&auml;matopoetischen Stammzellen, wenn die geplante Zellzahl f&uuml;r die Transplantation nicht erreicht wurde oder wenn die Ernte durch G-CSF-Mobilisierung zu risikoreich ist, wie z.B. bei Patienten mit Sichelzellenan&auml;mie.</p> <h2>Optimierung der Stammzellernte</h2> <p>Omotayo O. Fasan, Danville/USA, und Kollegen untersuchten retrospektiv die Effektivit&auml;t der Stammzellmobilisierung mit zwei Dosierungen von Plerixafor.<sup>2</sup><br /> In dieser retrospektiven Auswertung wurden die prospektiv gesammelten Daten von 105 Patienten mit multiplem Myelom, die sich zwischen M&auml;rz 2014 und Juli 2016 einer Stammzellmobilisierung unterzogen hatten, untersucht. Sie erhielten &uuml;ber 4 Tage Filgrastim. Patienten, bei denen weniger als 50K/&micro;l Leukozyten gemessen wurden, erhielten am Abend zus&auml;tzlich eine weitere Dosis Filgrastim plus Plerixafor, entweder in der Standarddosierung (0,24mg/kg) oder als fixe Dosierung (12mg), wenn die CD34<sup>+</sup>-Zahl unter 50/&micro;l lag. Mit beiden Dosierungen wurde die Anzahl der CD34<sup>+</sup>- Zellen um ungef&auml;hr das 7-Fache erh&ouml;ht. Im Durchschnitt wurden in beiden Patientenkohorten 1,2 Tage f&uuml;r die Apherese ben&ouml;tigt. Bei ca. 94 % aller Patienten konnten =6 Millionen/kg und bei ungef&auml;hr 71 % =8 Millionen/kg Stammzellen an einem Tag geerntet werden. Die pr&auml;emptive Verwendung von Plerixafor am Tag 4 f&uuml;hrt zu einem h&ouml;heren Prozentsatz an optimalen Mobilisierungen (=6 Millionen Zellen/kg) an einem Tag. Die h&ouml;heren Produktkosten werden durch eine reduzierte Anzahl an Apheresetagen wettgemacht.<br /> Auch bei gesunden Spendern f&uuml;r eine allogene Stammzelltransplantation kann Plerixafor die Stammzellausbeute bei schlechten Mobilisierern steigern, wie Daten einer prospektiven einarmigen Phase- II-Studie zeigen.<sup>3</sup> Zwischen J&auml;nner 2014 und Dezember 2015 wurden 37 nicht verwandte Spender in die Studie eingeschlossen. Die mediane Anzahl an CD34<sup>+</sup>-Zellen im peripheren Blut betrug 15,4/&micro;l am ersten Apheresetag nach alleiniger G-CSFGabe und 44,0/&micro;l am zweiten Apheresetag nach G-CSF- plus Plerixafor-Gabe. Es konnten 1,05x10<sup>8+</sup>-Zellen am ersten und 2,80x10<sup>8</sup> CD34<sup>+</sup>-Zellen am zweiten Apheresetag geerntet werden. Nebenwirkungen waren in der Regel mild bis moderat. 21 der 37 Spender erreichten die geplante Zellzahl von &gt;4,5x10<sup>6</sup>/kg Empf&auml;ngergewicht. Nur bei einem Spender wurden innerhalb der zwei Apheresetage &lt;2,0x10<sup>6</sup> CD34<sup>+</sup>-Zellen/kg Empf&auml;ngergewicht geerntet. Die Autoren schlossen, dass durch Plerixafor auch bei gesunden, nicht verwandten Spendern die Mobilisierung von Vorl&auml;uferzellen f&uuml;r die allogene Stammzelltransplantation optimiert werden kann.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: 58. Jahrestagung der American Society of Hematology (ASH), 3.–6. Dezember 2016, San Diego </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Lidonnici MR et al: Human CD34+ cells from different sources disclose a specific stemness signature. ASH 2016, Abstr. #4709 <strong>2</strong> Fasan OO et al: Optimizing progenitor cell mobilization in patients with myeloma: effect of a preemptive day 4 plerixafor-based mobilization algorithm. ASH 2016, Abstr. #2184 <strong>3</strong> H&ouml;lig K et al: Plerixafor as a salvage regimen to mobilize allogeneic stem cells in healthy volunteers (NCT01954914). ASH 2016, Abstr. #3369</p> </div> </p>
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