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Palliative Strahlentherapie beim fortgeschrittenen NSCLC
Jatros
30
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02.03.2017
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<p class="article-intro">Die Strahlentherapie findet sowohl in der kurativen als auch in der palliativen Behandlung des nicht kleinzelligen Lungenkarzinoms ihren Einsatz. Zu diesem Thema hielt Univ.-Prof. Dr. Karin Dieckmann einen Vortrag bei der WCLC. Im folgenden Interview berichtet sie über die State-of-the-Art-Behandlung und den Einsatz neuer Therapiekombinationen.</p>
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<p class="article-content"><p><strong>Wie wichtig ist der Stellenwert der palliativen Strahlentherapie in der Behandlung des fortgeschrittenen NSCLC?<br /><br /> K. Dieckmann:</strong> Die Radiotherapie hat im palliativen Setting eine sehr große Bedeutung, da sie sehr symptomorientiert ist. Wir versuchen dabei, die Lebensqualität der Patienten zu erhalten oder zu verbessern. Deshalb wird die Strahlentherapie akut auch immer wieder eingesetzt. Zu den Indikationen zählen Kompressionen des Spinalraums (beginnender oder kompletter Querschnitt), Tumorblutungen und obere Einflussstauung. All diese Indikationen werden mit teletherapeutischen Bestrahlungen behandelt und sind für die Patienten mit nur wenig Aufwand verbunden. Bei Tumoren, die innerhalb des rechten oder linken Hauptbronchus eingewachsen sind, können mittels der lokalen Brachytherapie in Kombination zum Beispiel mit einem lokalen Stent die Bronchien wieder geöffnet werden. Weitere Indikationen der palliativen Bestrahlung sind Hirn- und Knochenmetastasen.<br /><br /><strong> Welchen Unterschied gibt es zwischen der Strahlentherapie in der Palliativmedizin und der Behandlung in der kurativen Therapie?<br /><br /> K. Dieckmann:</strong> In der Palliativmedizin ist die Dauer der Strahlentherapie viel kürzer, im Normalfall ist diese nach zwei bis drei Wochen abgeschlossen. Eine kurative Bestrahlung dauert durchschnittlich sechs Wochen. Die Einzeldosis pro Tag ist im palliativen Setting höher als im kurativen Setting. Abhängig von der Größe des Tumors und dessen Lokalisation gibt es verschiedene Standards in Dosis und Fraktionierung. Die Langzeitnebenwirkungen der Strahlentherapie werden in der palliativen Behandlung nicht in den Vordergrund gestellt, trotzdem versucht man, die Risikoorgane wie Speiseröhre, Rückenmark und gesunde Lungenanteile wie in der kurativen Bestrahlung weitestgehend zu schonen, um auch die akuten Nebenwirkungen so gering als möglich zu halten.<br /><br /><strong> Welche technischen Fortschritte gibt es generell im Bereich der Strahlentherapie?<br /><br /> K. Dieckmann:</strong> Heutzutage werden bei Patienten oft PET-CTs in die Bestrahlungsplanung mit einbezogen. Dadurch können die Bestrahlungsindikationen genauer gestellt werden und immer häufiger die Zielvolumina besser an den aktiven Tumor angepasst werden.<br /><br /><strong> Auf der WCLC wurden einige neue Studien zur zielgerichteten Therapie und der Immuntherapie beim fortgeschrittenen NSCLC präsentiert. Welche Auswirkungen haben diese Behandlungen auf den Einsatz der Strahlentherapie?<br /><br /> K. Dieckmann:</strong> Einige dieser neuen Behandlungsoptionen ändern auch den Einsatz der Strahlentherapie. Früher erhielten nahezu alle Patienten mit Hirnmetastasen eine lokale Bestrahlung oder eine Ganzhirnbestrahlung. Jetzt erhalten zum Beispiel asymptomatische Patienten, bei denen eine zielgerichtete Therapie durchgeführt werden kann, oftmals zuerst zielgerichtete Therapien oder Immuntherapien, die zu einem Rückgang der Metastasen führen können. Die Strahlentherapie wird bei diesen Patienten im Therapieablauf weiter nach hinten verschoben. Derzeit ist der optimale Zeitpunkt, zu dem Patienten mit sehr gutem Ansprechen auf die zielgerichtete Therapie strahlentherapeutisch behandelt werden sollten, noch nicht endgültig definiert. Aus diesem Grund werden zurzeit engmaschige Bildgebungen bei den Patienten durchgeführt, um den idealen Zeitpunkt zu finden, zu dem die Strahlentherapie zum Einsatz kommen sollte.<br /><br /><strong> Vielen Dank für das Gespräch!</strong></p></p>