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Österreichische Pilotstudie zu Ofatumumab beim MALT-Lymphom

<p class="article-intro">Unter dem Titel „A phase II study of ofatumumab monotherapy for extranodal marginal zone B-cell lymphoma of the mucosa-associated lymphoid tissue“ wurde auf der diesjährigen OeGHO-Frühjahrstagung in Bregenz eine Pilotstudie zur Effektivität und Sicherheit des „Second generation“-Anti-CD20-Antikörpers Ofatumumab als Monotherapie beim MALT-Lymphom vorgestellt. </p> <hr /> <p class="article-content"><h2>MALT-Lymphome jenseits von Helicobacter-pylori-Eradikation?</h2> <p>Das extranodale Mukosa-assoziierte Marginalzonenlymphom (MALT-Lymphom) stellt mit rund 8 % aller Non-Hodgkin-Lymphome einen der h&auml;ufigeren B-Zell-Subtypen dar und gliedert sich neben dem splenischen und dem nodalen Marginalzonenlymphom als bekanntester Vertreter dieser Entit&auml;t ein. Seine besondere Prominenz verdankt dieses Lymphom der Assoziation mit der chronischen Helicobacter-pylori(HP)-Gastritis, welche als Pathomechanismus des gastrischen MALT-Lymphoms bereits kurze Zeit nach der Erstbeschreibung 1983 durch die beiden britischen Pathologen Peter Isaacson und Dennis H. Wright nachgewiesen werden konnte und ein einzigartiges Beispiel f&uuml;r einen bakteriellen Erreger als indirekt ausl&ouml;sendes Agens bei einer malignen Erkrankung darstellt.<br />Auch heute noch ist die HP-Eradikationstherapie mittels (zumeist) zweifacher Antibiotikakombination und eines Protonenpumpeninhibitors der unumstrittene Goldstandard in der Behandlung des gastrischen MALT-Lymphoms und zudem beachtlich erfolgreich: Bei rund 80 % aller Patienten kann mit dieser nebenwirkungsarmen Therapie eine lang anhaltende komplette Remission erreicht werden. Weit weniger eindeutig ist die Datenlage bez&uuml;glich der Therapie von HP-refrakt&auml;ren, HP-negativen und extragastrischen MALT-Lymphomen. W&auml;hrend in den aktuellen europ&auml;ischen Guidelines (ESMO, EGILS)<sup>1,&nbsp;2</sup> die Lokaltherapie mittels Radiatio oder Resektion beim lokalisierten Lymphom als kurative Behandlungsoption gelistet wird, gab es bislang keinen Therapiestandard f&uuml;r eine systemisch-onkologische Therapie bei progredienter Erkrankung. Auf Basis aktueller Daten erscheint in diesem Setting eine Chemo-Antik&ouml;rper-Kombination aus Rituximab (R) und Chlorambucil oder R-Bendamustin vielversprechend, da hiermit bei akzeptabler Toxizit&auml;t Remissionsraten von &uuml;ber 90 % erreicht werden konnten.<sup>3, 4</sup><br />Dennoch gilt es trotz dieser positiven Ergebnisse zu beachten, dass das MALT-Lymphom in vielen F&auml;llen einen sehr indolenten Krankheitscharakter aufweist, sodass es von Interesse erscheint, auch Chemotherapie-freie Konzepte zu evaluieren. Bereits erprobte Substanzen in diesem Setting sind unter anderem der Proteasomeninhibitor Bortezomib, der Immunmodulator Lenalidomid +/&ndash; R sowie das Makrolidantibiotikum Clarithromycin, das neben seiner antimikrobiellen Aktivit&auml;t auch eine direkte proapoptotische Komponente aufweist. Auch Rituximab wurde in Analogie zu vielen weiteren B-Zell-Lymphom-Entit&auml;ten als Monosubstanz beim extranodalen MALT-Lymphom untersucht und zeigte in prospektiven Studien Ansprechraten von 65&ndash;75 % (Tab.&nbsp;1).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Onko_1706_Weblinks_s64.jpg" alt="" width="1419" height="760" /></p> <h2>Pilotstudie zu Ofatumumab als Monotherapie beim MALT-Lymphom</h2> <p>Ofatumumab (OFA) wurde als sogenannter &bdquo;Second generation&ldquo;-Anti-CD20-Antik&ouml;rper gegen R-refrakt&auml;re B-Zell-Malignome mit persistierender CD20-Positivit&auml;t entwickelt und scheint gem&auml;&szlig; den vorliegenden In-vitro- und In-vivo-Daten eine h&ouml;here Affinit&auml;t zu CD20 (durch Bindung an ein weiteres Epitop des CD20-Antigens) sowie eine verst&auml;rkte Komplement-abh&auml;ngige Zytotoxizit&auml;t als R aufzuweisen. OFA ist derzeit bei der chronischen lymphatischen Leuk&auml;mie zugelassen; weiters konnte in zahlreichen Studien die Aktivit&auml;t von OFA bei einer Vielzahl an aggressiven und indolenten B-Zell-Lymphomen nachgewiesen werden. <br />Auf Basis dieser Daten wurde die &bdquo;Ofatumumab for MALT Lymphoma&ldquo; (O-MA 1) Study an der klinischen Abteilung f&uuml;r Onkologie der Medizinischen Universit&auml;t Wien konzipiert. Es handelt sich hierbei um eine monozentrische Phase-II-Studie, welche erstmals die Effektivit&auml;t und Sicherheit von Ofatumumab als Monotherapie in einem reinen MALT-Lymphom-Kollektiv untersuchte. Die geplante Patientenzahl in dieser Pilotstudie war 16; einschlie&szlig;bar waren sowohl gastrische Patienten (jedoch nur HP-negativ oder HP-eradikationsrefrakt&auml;r, d.h. nach mindestens 12 Monaten Nachbeobachtungszeit nach erfolgreicher HP-Eradikation) sowie Patienten mit extragastrischem MALT-Lymphom jedes Stadiums. Das verabreichte Schema beinhaltete eine Induktionsphase mit Ofatumumab 1000mg absolut i.v. am Tag 1, 8, 22 und 29, gefolgt von einer Konsolidierungsphase bestehend aus vier weiteren Gaben OFA im Abstand von 8 Wochen (letzte Gabe in Woche 32). Ein Restaging &ndash; radiologisch oder histologisch je nach Primum &ndash; erfolgte nach 12, 24 und 40 Wochen.</p> <h2>Ofatumumab erscheint als effektiv und sicher beim MALT-Lymphom</h2> <p>Im Rahmen der O-MA 1 Study konnten plangem&auml;&szlig; 16 Patienten behandelt werden, wobei 31 % (5/16) ein gastrisches Primum hatten, w&auml;hrend die Mehrzahl der Patienten ein MALT-Lymphom extragastrischen Ursprungs aufwies (6 Patienten mit Lymphom der okularen Adnexe und je ein MALT-Lymphom der Lunge, Blase, Mamma, Leber und Parotis). Ein Viertel der Patienten (4/16) zeigte bei Therapiestart eine disseminierte Erkrankung (Stadium IIIE oder IV nach Ann Arbor). Rund ein Drittel der Patienten (5/16) hatte zuvor zumindest eine systemische Therapielinie erhalten, inklusive vier Patienten, die bereits mit einem R-haltigen Schema vorbehandelt waren.<br />Bez&uuml;glich der Effektivit&auml;t zeigt sich eine Gesamtansprechrate von 81 % (13/16) mit 50 % (8/16) kompletten Remissionen und 31 % (5/16) partiellen Remissionen, w&auml;hrend drei Patienten (19 % ) nur eine Stabilisierung ihrer Erkrankung zeigten. Die mediane Zeit bis zum besten Ansprechen betrug 5,5 Monate (2,5&ndash;9,9 Monate). Bei einem Patienten mit gastrischem Lymphombefall und kompletter Remission beim ersten und zweiten Restaging kam es zu einem fokalen R&uuml;ckfall am Studienende, wohingegen sich in s&auml;mtlichen weiteren Follow-ups erneut eine komplette Remission zeigte. Die wahrscheinlichste Ursache hierf&uuml;r ist ein Sampling-Fehler bei den vorangegangenen Gastroskopien &ndash; ein h&auml;ufiges Problem in der Diagnostik von Magenlymphomen. Erw&auml;hnenswert ist weiters, dass es bei drei Patienten mit partiellem Ansprechen im Nachbeobachtungszeitraum zu einer weiteren R&uuml;ckbildung der persistierenden Lymphommanifestationen kam, sodass auch ein Potenzial f&uuml;r versp&auml;tete Remissionen &ndash; wie es unter anderem auch bei Lenalidomid-behandelten MALT-Lymphom-Patienten beschrieben wurde &ndash; nicht auszuschlie&szlig;en ist. <br />Die Vertr&auml;glichkeit der Therapie war ausgezeichnet. Im Gesamtkollektiv wurde keine Grad-IV-Toxizit&auml;t dokumentiert. Die einzig relevanten beobachteten Nebenwirkungen waren Infusionsreaktionen, welche bei 86 % (14/16) der Patienten auftraten. Es zeigten sich jedoch durchwegs milde Reaktionen (Pruritus, Exanthem CTCAE I&ndash;II) und die Therapie konnte bei allen Patienten nach zus&auml;tzlicher Verabreichung von Glukokortikoiden/Antihistaminika fortgesetzt werden. Insgesamt konnte bei 15 von 16 Patienten die Therapie per Protokoll verabreicht werden, lediglich bei einer Patientin kam es wegen eines Erysipels auf Basis eines chronischen Lymph&ouml;dems (nicht OFA-assoziiert) zu einem prolongierten Spitalsaufenthalt, wodurch eine Fortsetzung der Therapie verhindert wurde. Dennoch kam es auch bei dieser Patientin nach zuvor abgeschlossener Induktionsphase mit vier Gaben OFA zu einer radiologisch verifizierten partiellen Remission. <br />In einem medianen Follow-up-Zeitraum von 25 Monaten kam es bisher zu einem Progress nach 21 Monaten, w&auml;hrend bei 15/16 Patienten eine anhaltende Remission bzw. stabile Erkrankung vorliegt.</p> <h2>Blick in die Zukunft</h2> <p>Geht man davon, dass die Daten dieser Pilotstudie auch in einem gr&ouml;&szlig;eren Kollektiv bestehen k&ouml;nnen, wurden mit dem O-MA1 Trial erstmals die Effektivit&auml;t und Sicherheit eines Non-Rituximab-Antik&ouml;rpers in einem reinen MALT-Lymphom-Kollektiv nachgewiesen. Neben der Beobachtung, dass sowohl Patienten mit gastrischer Erkrankung als auch solche mit extragastrischem Lymphom gleicherma&szlig;en von der Therapie profitierten, ist insbesondere erw&auml;hnenswert, dass auch drei von vier R-vorbehandelten Patienten ein objektives Ansprechen auf OFA zeigten. Auch wenn die bei anderen relapsierten B-Zell-Lymphomen gef&uuml;rchtete &bdquo;R-Refrakt&auml;rit&auml;t&ldquo; beim MALT-Lymphom nur eine untergeordnete Rolle spielt, gibt es mit Ofatumumab nun neben einer gut vertr&auml;glichen Monotherapie auch einen neuen potenziellen Kombinationspartner f&uuml;r Zytostatika und Immuntherapien. Au&szlig;erdem erschien in dem hier beschriebenen Kollektiv die Effektivit&auml;t von OFA zumindest gleichwertig, wenn nicht etwas potenter als eine R-Monotherapie. Dies spricht &ndash; wenn auch unter Vorbehalt bedingt durch die kleine Fallzahl &ndash; f&uuml;r die Attraktivit&auml;t dieser Substanz auch als Monotherapie in einem palliativen Setting oder bei fragilen Patienten.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Zucca E et al.: Gastric marginal zone lymphoma of MALT type: ESMO Clinical Practice Guidelines for diagnosis, treatment and follow-up. Ann Oncol 2010; 21(5): v175-6 <strong>2</strong>&nbsp;Ruskon&eacute;-Fourmestraux A et al.: EGILS consensus report. Gastric extranodal marginal zone B-cell lymphoma of MALT. Gut 2011; 60: 747-58 <strong>3</strong> Zucca E et al.: Addition of rituximab to chlorambucil produces superior event-free survival in the treatment of patients with extranodal marginal-zone B-cell lymphoma: 5-year analysis of the IELSG-19 randomized study. J Clin Oncol 2013; 31(5): 565-72 <strong>4</strong> Salar A et al.: First-line response-adapted treatment with the combination of benadmustine and rixtuimab in patients with mucosa-associated lymphoid tissue lymphoma (MALT2008-01): a multicentre, single-arm, phase 2 trial. Lancet Hematol 2014; 1(3): e104-11 <strong>5</strong> Lossos IS, Morgensztern D, Blaya M et al.: Rituximab for treatment of chemoimmunotherapy naive marginal zone lymphoma. Leuk Lymphoma 2007; 48(8): 1630-2 <strong>6</strong>&nbsp;Martinelli G et al.: Clinical activity of rituximab in gastric marginal zone non-Hodgkin&rsquo;s lymphoma resistant to or not eligible for anti-Helicobacter pylori therapy. J Clin Oncol 2005; 23(9): 1979-83 <strong>7</strong> Conconi A et al.: Clinical activity of rituximab in extranodal marginal zone B-cell lymphoma of MALT type. Blood 2003; 102(8): 2741-5 <strong>8</strong> Raderer M et al.: Rituximab for treatment of advanced extranodal marginal zone B cell lymphoma of the mucosa-associated lymphoid tissue lymphoma. Oncology 2003; 65(4): 306-10 <strong>9</strong> Ferreri AJ et al.: Rituximab in patients with mucosal-associated lymphoid tissue-type lymphoma of the ocular adnexa. Haematologica 2005; 90(11): 1578-9 <strong>10</strong> Valencak J et al.: Rituximab monotherapy for primary cutaneous B-cell lymphoma: response and follow-up in 16 patients. Ann Oncol 2009; 20(2): 326-30 <strong>11</strong> Morales AV et al.: Indolent primary cutaneous B-cell lymphoma: experience using systemic rituximab. J Am Acad Dermatol 2008; 59(6): 953-7<br /><span class="Proxima-Condensed-Bold">Der Abstract der OeGHO-Fr&uuml;hjahrstagung 2017 wurde mit dem Young Investigator Award ausgezeichnet.</span> Kiesewetter B, Neuper O, Mayerhoefer ME, Dolak W, Lukas J, Simonitsch-Klupp I, Raderer M: A phase II study of ofatumumab monotherapy for extranodal marginal zone B-cell lymphoma of the mucosa-associated lymphoid tissue.</p> </div> </p>
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